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Benno beim Bund (Achtung: Klamauk!)
Auch heute kann jeder Ex-Wehrpflichtige stolz auf sich sein. Diesen Eindruck bekommt man zumindest, wenn man von den "Bundgeschichten" der heutigen Generation um die 50 hört:
Benno kann auch stolz auf sich sein. Das glaubt zumindest er. Denn er ist einer der seinem Land gedient hat. Zwar nicht freiwillig, aber diese Tatsache wird von Vorzeigewürstchen Benno gern mal ignoriert.
Wir erinnern uns: Zu Bennos Zeiten hatte man genau zwei Möglichkeiten: Dienen oder flüchten. Sofern man tauglich war. Benno wurde trotz seines schon damals unproportionierten, schwächlichen und ungesund blass-strahlenden Körpers für tauglich befunden und somit stand er vor dieser Auswahl. Und da Benno einerseits niemals den Mut für Republikflucht aufgebracht hätte und andererseits sein dominanter Herr Papa schon drei Jahrzehnte zuvor in den russischen Bergen bei der Wehrmacht gewütet hatte und nichts anderes von seinem wenn auch missratenen Sohn erwartete, fiel die Entscheidung natürlich nicht allzu schwer.
So erhielt Benno im Spätsommer 1970 seinen Einberufungsbescheid. 15 Monate Heide für Rotfuchs. Und kaum einen Monat später betrat der Jungrekrut Benno dann die Kaserne. Er wurde der Stube "D" zugeteilt. "D" für "Dumm wie Brot". In dieser Stube warteten schon 5 andere Komplettidioten, mit denen Benno sich auf Anhieb gut verstand. Er fragte sich aber immer noch, was er hier eigentlich tun sollte und da ihm nichts anderes einfiel, hockte er sich erstmal auf die Schüssel, um sich ein wenig einzuleben.
Kaum war Benno im stillen Kämmerlein verschwunden, betrat der Unteroffizier die Stube. "Still-ge-standen!" Benno fragte sich noch wer da so herumplärrt, als ihm auffiel, dass der Bund offenbar vergessen hatte, diese Toilette mit einer Klopapierrolle nachzurüsten. Benno erinnerte sich wieder an die Brüllstimme. "Hallo? Können sie mir mal helfen?" Der Unteroffizier stutzte: "Wer hat da gequatscht?" brüllte er. "Hier ist kein Scheißhauspapier!" krächzte Benno zurück, dass der Offizier einen Blick aufsetzte, als hätte er unaufgefordert ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert.
So und so ähnlich machte sich Benno innerhalb der ersten Woche ungewollt bei seinen Vorgesetzten unbeliebt. Am schlimmsten war es am Freitag: Bennos Zug war für die Schießübungen eingeteilt. Immer vier Mann und dann mit dem G3 Feuer geben. Zuvor jedoch hatte die ganze Kompanie zu Übungszwecken ihr Gewehr auseinander- und dann möglichst schnell wieder zusammenzusetzen. Benno achtete hierbei natürlich wie immer nicht auf Präzision und wollte nur nicht wieder als letzter fertig sein und so hatte dieser Knallkopf den Zündbügel einfach unbemerkt verkehrtherum eingebaut.
Aber zurück zur Szenerie: Stube C hatte gerade die letzten Plastikscheiben von dem Schussfang gepustet, als Benno und seine dulligen Stubenkollegen in Schußposition gingen. Benno fühlte sich wie John Wayne und war sich sicher, dass er diesmal nicht wieder negativ auffallen würde. Schließlich hatte er genügend Schußtraining durch die jahrelange Dezimierung seines Taubenbestandes per Luftgewehr.
Und schon wurde das Kommando Feuer gegeben und alle ballerten los wie die Bekloppten. Das heißt, alle bis auf Benno. Dieser drückte wie ein Wilder am Abzug herum, aber da rührte sich gar nichts. "Verdammtes Gewehr!" raunte er.
Der Feldwebel brüllte Benno an: "Rekrut! Was ist? Worauf warten sie?" Benno dieser unbeschreibliche Vollidiot richtete den Lauf natürlich voll auf den Feldwebel und raunte zurück: "Das klemmt!" Dann klemmte es nicht mehr, denn der Feldwebel hatte Benno das Gewehr aus der blutleeren Hand gelatscht, als dieser es auf ihn gerichtet hatte und nun wurde Benno erst einmal richtig zusammengeschissen.
Benno hatte über das Wochenende viel Zeit nachzudenken, speziell als er die Stube zur Strafe auf Hochglanz putzen musste. Am Sonntagabend wollte Benno dann noch schnell vor Dienstschluss eine rauchen. Er setzte sich aufs Fensterbrett und qualmte vor sich hin, obwohl er genau wusste, dass der Offiziersraum direkt unter seiner Stube lag.
Dann passierte das Missgeschick: Die Kippe flutschte Benno aus der Hand und dann direkt durch den geöffneten Fensterspalt in die Offiziersstube. "Ach du Scheiße!".
Im Laufschritt hechtete er ins Untergeschoss, wo er schon die ersten Qualmschwaden aus dem Türspalt ziehen sah. "Oh nein!" brüllte er und sprang dann im verzweifelten Versuch diese zu öffnen gegen die massive Eichentür.
Damit konnte der nun beinahe bewusstlos am Boden liegende Benno nichts ausrichten, aber wenigstens hatte der Einschlag seiner hohlen Rübe an der massiven Holztür den diensthabenden Stabsoffizier geweckt, der nun in Pyjama vor Benno stand und begann ihn zusammenzuschreien. Benno, der immer noch Sternchen sah deutete nur auf die Rauchschwaden und dann ging alles ganz schnell: Die Tür wurde geöffnet, der Brand gelöscht und Benno bekam für seine Kokelei die berüchtigte "21".
Wenigstens konnte er hier nichts kaputtmachen. Das dachten sich zumindest die Verantwortlichen. Doch weit gefehlt!
Da Bennos Zelle recht trist war, faszinierte ihn die Lampe umso mehr. Irgendwann fragte der passionierte Elektriker Benno sich daher, womit diese Funzel wohl isoliert wäre. Also schraubte er die Birne aus der Fassung und fingerte in dieser herum. Natürlich konnte das bei einem Vollhorst wie Benno nicht gutgehen und so dauerte es keine zwei Sekunden ehe man ein "Aua!" hörte und die ganze Kaserne in Dunkelheit gehüllt war.
Benno hatte es mit seiner unglaublichen Dummheit tatsächlich geschafft, von einer Gefängniszelle aus die ganze Kaserne lahmzulegen. Davon bekam er allerdings nicht viel mit, da er jaulte und an seinem verkohlten Finger rumlutschte.
Somit wurde ihm der Rest der Strafe erlassen, da man fürchtete, dass ein Chaot wie Benno es noch fertigbringen könnte und den ganzen Block niederbrennt und er wurde gleich für den nächsten Tag zum Marschieren eingeteilt.
20 Kilometer mit 40 Kilo Gepäck oder umgekehrt. Das variiert je nach vorangegangenem Alkoholkonsum. Auf jeden Fall fiel unser Rotfuchs hier das erste Mal positiv auf, da er die volle Strecke ohne mit der Wimper zu zucken durchzog, obgleich man anhand des aus den Stiefeln siffenden Blut-Schweiß-Gemisches nahezu Bennos kompletten Weg durch die Lüneburger Heide hätte verfolgen können. Wenn man ihm das glaubt.
Zumindest fügte sich Benno allmählich in das Kollektiv und seine haarsträubenden Aktionen wurden weniger. So konnte er tatsächlich nach drei Monaten erstmals das Wochenende zu Hause verbringen, da er ausnahmsweise mal nichts zerstört oder abgefackelt hatte. Sein Papa war hocherfreut, den Junior in Uniform zu sehen, auch wenn sie ohne die obligatorische rote Binde am Arm seiner Meinung nach ein wenig trist wirkte. Stolz berichtete Benno von seinen Heldentaten, genauso wie er es heute noch tut.
Drum merkt euch Kinder: Der Bund tut euch gut! Dann werdet ihr so wie Benno! Und wer will das nicht?