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Berge und Täler - eine Landschaft

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04.01.2007
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Berge und Täler - eine Landschaft

Gina, sechs Jahre alt. Ein zierliches Mädchen, mit kurzen, glatten Haaren, die immer seitlich etwas abstanden, kam in die Schule. - Viele Kinder in einem einzigen Raum. Das Klassenzimmer war nicht geheizt. Gina fror jedoch nicht im geringsten, denn die Anstrengung der Arbeit trieb ihr den Schweiß aus allen Poren. Mindestens zwanzig Gleichgesinnte bevölkerten mit ihr das Zimmer. An der Tafel stand die Lehrerin, eine blonde, eine hübsche, jedoch dennoch sehr strenge Frau. Einen Taktstock hielt sie in der Hand, als wolle sie etwas dirigieren, was sie im Grunde genommen auch tat. Eine große Anzahl Lernwilliger saß hinter braunen, schon abgenutzten Bänken mit eingebautem, etwas schrägem Tisch. Ganz oben waren Vertiefungen angebracht, in die man seine Schreibutensilien legen konnte. Gina studierte eifrig die Gemälde auf dem Pult, an dem sie saß.

Eine Schiefertafel musste Gina gleich am ersten Tag mitbringen, dazu einen Griffel und einen Schwamm mit Dose. Ebenfalls einen Frotteelappen zum Trocknen. Sie gab sich viel Mühe, diese fremden Zeichen an der Tafel zu entziffern, die die Lehrerin schwungvoll vorzeichnete. - Eine Zeichenkunst, das wird es wohl sein, ging es ihr durch den Kopf. Ein A, ein B und dann noch ein C kunstvoll gestalten, erklärte die Lehrerin. Schön platziert, in Reih und Glied, vollendet bis zum letzten Millimeter der roten Linie auf der Tafel. Das erste A entsprach einem Hausdach, das jedoch sehr windschief in der Landschaft hing, das zweite gestaltete sich noch dramatischer - es wechselte die Richtung und stand kampfbereit dem ersten entgegen. Auch die quergestellte Linie konnte dem Gefecht kein Ende setzen - einem Krieg auf der Tafel!

Die Handflächen klebten vor Schweiß, die Finger rutschten auf dem glatten Stiel Zentimeter für Zentimeter, schneller und immer schneller - ähnlich einer Schlittenfahrt, rasant talwärts. Schrille Töne erklangen. Die Nase berührte die Schreibfläche, die Arme breiteten sich aus. Abheben würde sie gerne - weg aus diesem Martyrium, das sie durchzustehen hatte.

Neben ihr saß ein Mädchen. Sie hatte lange braune Zöpfe, die an den Enden mit braunen Klemmen zusammengehalten wurden. Wenn Gina einmal kurz zu ihr hinübersah, grinste sie jedes Mal und zeigte dabei lückenhafte Zähne in der oberen Reihe. „Wie heißt Du denn?“, fragte das Mädchen einmal unvermittelt, während sie die erste Zeile vollendet hatte. Gina sah sie ängstlich an, denn ihr gefiel das Mädchen nicht. Es war fremd. Instinktiv entwickelte sie eine Ablehnung gegen sie und wie zum Beweis dafür, rückte sie ein wenig mehr nach links. Das Mädchen schaute verwundert und rückte ihr nach. Gina fühlte sich bedrängt, sagte aber nichts, sondern vertiefte sich weiter in ihre Wellenlinien, die zu Bergen mutierten, in ihrem Auf und Ab keine Vorstellung von dem in ihr aufkeimen ließ, welches Resultat es zum Schluss bringen sollte. Zwar hörte sie die Lehrerin vorne an der Tafel sprechen - laut und deutlich. „Jetzt, Kinder, schreibt an A und noch ein A und noch eins. Wenn ihr die Zeile vollgeschrieben habt, dann sagt es mir und ich schaue mir an, wie es geworden ist.“

Man hörte schniefen, ein paar Jungen auf der anderen Seite fingen an zu husten. Die Mädchen waren still. Ginas Nachbarin rückte erneut ein Stück näher an sie heran. Sie schien es zu reizen, dass sie nichts sagte, derweil Gina diese eine Zeile bearbeitete. Die erste auf ihrer Tafel. Eine rote Linie prägte sich ihr ein, die sie mehr beachtete, als die Schwünge und Auf-und-Ab-Striche ihrer Zeichnungen, die wohl Buchstaben sein sollten, wie die Lehrerin behauptete. Nein, für sie, Gina, glichen sie eher Kampffiguren, die sich schwer bewaffnet nicht nur auf der Schreibfläche quer stellten; auch in ihrem Kopf standen sie Spalier, dicht an dicht, aufgereiht nebeneinander.

Ein Nuscheln ging durch den Raum. Gina fühlte sich im Mittelpunkt des Geschehens. Alle starrten sie an. Als sie den Kopf hob, stand die Lehrerin vor ihr, den Taktstock in der Hand. Erschrocken, dass sie vielleicht etwas falsch gemacht haben könnte, ließ Gina den Griffel fallen, der klappernd auf den Boden fiel. Die Lehrerin schaute auf Ginas Schreibkunst - weiß prangten bizarre Figuren, wirr durcheinandergewirbelt - Berge und Täler landschaftlich gestaltet, jedoch verunstaltet - auf schwarzem Untergrund. Weiß auf schwarz, rot unterstrichen, durch die Linie. Für Gina wirkte es wie eine Unterstreichung ihrer Fehlleistung.

Die blonden Locken der Lehrerin, die Fräulein Summ hieß, wippten auf und ab, als sie den Taktstock mit einem lauten Knall direkt neben Gina auf ihr Pult niedersaußen ließ. Ihre Banknachbarin grinste hämisch, und zeigte dabei ihre lückenhaften Vorderzähne, was Gina frösteln ließ. Wie ein Ungeheuer wirkte es auf sie, das sie bestimmt trotz der fehlenden Beißeigenschaft in Abgründe hinabreißen würde, dachte sie. Der niedergesauste schmale Stock Fräulein Summ‘s zerbrach in viele Einzelteile. Die Splitter verteilten sich auf ihrem Pult, dem Boden und einige auf dem braunen Schopf des Mädchens, das vor ihr saß.

„Gina“, sagte die Lehrerin mit gerunzelter Stirn“, währenddessen sich ihre Augen zu Schlitzen zusammenzogen, „träume nicht, sondern schreibe diese drei Buchstaben ab. Du kannst das, ich weiß es!“

Gina schaute zu ihr hinauf, die Augen erschrocken aufgerissen; einige Tränen lösten sich und rannen unbeabsichtigt ihre Wangen abwärts. Hinab wie diese Täler, die sie versuchte, in Bildern darzustellen, ähnlich einer Landschaft, schön beschienen von der Sonne - warm und leuchtend. Idyllisch umrahmt von Blattwerk - Büschen und Bäumen. Lebendig gestaltet auf der Tafel. Die einzelnen Tropfen entwickelten sich zu einem rauschenden Bach. Alle Blicke richteten sich auf sie - sie, Gina, die nicht auszudrücken vermochte, wie diese Buchstaben in ihrem Kopf zu einem Krieg ohne Zeiten wurden. Ein Krieg, der für sie die Niederlage bedeutete.

Bänke fielen um, es klapperte und schepperte. Ihre Klassenkameraden umringten sie. Fräulein Summ, war derart aufgebracht, dass sie dies nicht registrierte. Gina verstand die Reaktion der Lehrerin nicht. Auch das seltsame Gebaren der anderen Schüler. Sie konnte sich nicht einfügen ins System, einordnen in eine Gesellschaft - nicht sein wie alle anderen. Umringt von gaffenden Kindern, einer taktstockschwingenden Lehrerin, die zu Beginn sehr freundlich wirkte, sich nun zu einem Monster entwickelte hatte, sie bedrohte und mit bösen Blicken traktierte, saß sie da.

Gina wollte doch nur ein wenig träumen. Warum durfte sie es nicht in der Schule? Das war ihr unverständlich. Sie träumte von Freiheit, von innerer Freiheit. Eine Freiheit, die keinen Zwängen unterworfen war. Sie war allein mit diesen Träumen, niemand verstand es. Zwar erzählte sie es einmal ihrem Vater - eine Mutter hatte sie nicht mehr, sie war schon gestorben; Gina konnte sich an sie nicht mehr erinnern; aber ihr Vater - ein großer, kräftiger Mann mit einem runden Gesicht und wenig dunklen Haaren auf dem Kopf - lachte nur darüber. Den einzigen Kommentar, den er zu ihren Träumen abgab, war der, dass sie raus solle zum Spielen. Spielen mit den anderen, die sich lärmend gebärdeten, was Gina nicht mochte. Viel lieber saß sie allein da, schaute vor sich hin und träumte von einer hellen bunten Welt, in der es nur Tiere gab. Katzen liefen darin herum, Hasen hoppelten vorbei. Gina lief ihnen nach, sprach mit ihnen und sie kamen auf sie zu. Dann spielten sie Fangen. - Diese Träume fand ihr Vater dumm; konnte sich damit nicht anfreunden. Sie solle nicht so viel träumen und herumspinnen, wie er es nannte.

Als sie in die Schule gehen sollte, brach für Gina eine Welt zusammen. Diese vielen lärmenden Kinder waren für sie eine Bedrohung. Feindseligkeit ging von ihnen aus, so empfand es Gina, die oft versuchte, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Ein freundliches Lächeln ihrerseits wurde sofort mit einem hämischen Grinsen der anderen erwidert oder aber sie schlugen einfach in ihr Gesicht. Nach einem Warum brauchte Gina nicht zu fragen, denn dieses wurde, noch bevor sie es aussprach, abrupt beendet. Eine weitere Ohrfeige war die Antwort. Sie verstand diese Reaktionen nicht und zog sich daher immer mehr in diese Traumwelt der bunten Farben und fröhlich spielenden Hasen und Katzen zurück. Eine Welt, in die sie irgendwann versank für immer.

Auch Fräulein Summ konnte sich die Verinnerlichung von Gina nicht erklären. Ihr Vater grinste nur. Eine innere Traurigkeit sah niemand. Ihre Mitschüler wollten durch dieses Schlagen und aggressive Verhalten das Öffnen ihres Selbst auslösen, aber das Resulat war das genaue Gegenteil. Eine Welt, die sie nicht verstand. Eine Welt, die sie nicht verstehen wollte - beiderseits.

So zog sich dieses erste Schuljahr in die Länge. Im Sommer, als draußen die Sonne schien - ähnlich ihrer Traumwelt -, gab es ein weißes Blatt, darauf stand, so wurde ihr vorgelesen, dass diese Berge und Täler leider nicht zu Landschaften geformt werden konnten. Zumindest Gina wurde nicht von dieser Helligkeit erleuchtet. „Ein Neubeginn im zweiten Anlauf bringt vielleicht eine Besserung“, meinte noch die Lehrerin, während der Vater die Schultern hängen ließ und mit ihr nach Hause trottete, als er sie von der Schule abholte.

Gina - in ihrer Welt gefangen - schaffte auch den zweiten Versuch nicht. Einsam sitzt sie heute da. Hasen und Katzen sind ihre Freunde, mit ihnen erzählt sie leidenschaftlich. Von ihnen wird sie verstanden. Freudig malt sie ihnen Berge und Täler auf ein weißes Blatt Papier, nicht wissend, dass sie nun das Schreiben beherrscht. Ein Schreiben auf ihre eigene Art. Ein Schreiben, das nur sie versteht und die Tiere, denen sie es zeigt.

 

Hallo KaLima,

am Anfang dachte ich bei dieser Geschichte ja noch: Also, es geht doch. Du beschreibst atmosphärisch ein erstes Schuljahr zu einer Zeit, in der dem Mobiliar nach die lehrer noch das Recht auf körperliche Züchtigung hatten und dieses auch mit dem Rohrstock weidlich ausnutzten, auch wenn davon bei dir keine Rede ist. Es herrscht Harmonie, die Lehrerin ist hübsch und würde ihre Kinder nie schlagen oder auch nur in die Ecke stellen. Liest sich ein bisschen, als hättest du es geschrieben, während du "Unsere kleine Farm" gesehen hast. Aber die Klasse entsteht, auch wenn mich die Großschreibung der Personalpronomen und die Namenlosigkeit der Protagonistin nerven.
Die Berge und Täler sind dabei halt die noch abstrakten Bedeutungen in der Empfindung des Mädchens, auch wenn die Lehrerin sicher erklärt hat, dass es sich um Buchstaben handelt.
Aber dann lässt du das ganze wieder zu einer Schreibübung verkommen, von der du anscheinend selbst nicht weißt, warum du sie erzählst. So, als wäre dein einziges Vorhaben gewesen, diese Atmosphäre zu gestalten.
Das Mädchen kommt nicht mit, Eltern scheint es nicht zu haben, jedenfalls lösen die keine Ängste aus, wenn das Mädchen die Leistungen nicht erfüllt.
Die Wörter scheinen nicht erklärt zu werden, warum aber die anderen Schüler offenbar keine Mühe haben, das Mädchen aber schon, geht nicht aus der Geschichte hervor. Die anderen Schüler sind ohnehin nur da, Interaktion findet nicht statt, das Mädchen scheint sich aber auch nicht einsam zu fühlen.
Statt die Geschichte zu erzählen und in ihr zu bleiben, statt sie dir vorzustellen in ihren Möglichkeiten und diese auszuformulieren, flüchtest du dich in den gleichen dämlichen Motorroller/Motorola Witz, gibst die Geschichte für eine billige Pointe auf, deren heile Welt bestehen bleiben darf. Warum das Mädchen bei der Unterschrift der Lehrerin weint, obwohl es offensichtlich doch versetzt wird, bleibt unklar, zumal es in der Unterschrift und dem Text, der unterschrieben wird, doch nur Berge und Täler sieht.
Ein weiterer Nachteil der Pointe ist, außer dass sie die Gesichte abwürgt und zur Schreibübung degradiert, dass jeder leser schon beim ersten Mototoren weiß, was das Mädchen eigentlich hätte schreiben sollen.
Was die Lehrerin bei der Erklärung im nächsten Schuljahr anders gemacht hat, bleibt leider auch verborgen.
Vorschlag: Schreibe ab

Schreiben - was war das? - Schreiben - was ist das?
alles noch einmal neu, verzichte dabei auf die Pointe und baue die Eltern ein, verpasse dem Mädchen einen Namen, Schulfreunde (oder lass sie darunter leiden, dass sie keine findet). Vielleicht wird der Text dann länger, aber wenigstens eine Geschichte, von der man ahnt, warum sie erzählt wird.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,
find ich nett von Dir, dass Du meinen Text gleich gelesen und Deine Meinung dazu hingeschrieben hast, was mich schon gefreut hat.

Dass das Mädchen keinen Namen hat, ist ja nicht zwangsläufig so, dass es sie nicht gibt. Andere Geschichten erzählen auch in der Ich-Erzählweise. Ich = der Erzähler oder aber auch die Erzählerin, die sich mit dieser Geschichte identifiziert.

Dass das Mädchen diese Berge und Täler nicht begriffen hatte, zeige ich zum Schluss. Zwar nur in einem winzigen Satz formuliert. Hier steht, dass sie zwar versetzt wurde, aber wieder in derselben Klasse alles von vorne begann, was heißen soll, sie musste die erste Klasse wiederholen. Niemand hatte ihr geholfen, diese Berge und Täler zu Begriffen zusammenzufassen, in denen sie einen Sinn sehen konnte. Niemand - auch keine Eltern, deshalb wurden sie auch nicht erwähnt.

Das Mädchen ist in ihrer eigenen Welt gefangen, aus der sie nicht herauskommt. Sie kann sich nicht öffnen, daher auch nicht nachfragen, was es mit diesen Bögen, Linien und Strichen auf sich hat.

Sie sitzt da unter vielen und versteht nichts, aber auch gar nichts ...
Das hast Du sicher nicht so verstanden, wie ich es jetzt hingeschrieben habe, denke ich mir?

Dennoch wäre ein Ausbau interessant. Allerdings ist das Mädchen ruhig, es spricht nicht mit den anderen, daher auch keine sprachlichen Einfügungen. Kann man das so nicht stehen lassen?

Dieses Wort "Mototeren" soll weder ein Witz noch eine Pointe sein, da verwechselst Du sicherlich die Rubrik, in der meine Geschichte steht. Hat absolut nichts Motorrollern zu tun ... ich weiß schon, worauf Du hinaus willst.

Das Mädchen sah es so ...

*************
Jeder Mensch hat eine andere Sichtweise. Jedes Kind sieht seine Welt in einem anderen Licht. Dieses Mädchen war sehr in sich gekehrt, hatte keinen Anschluss an die anderen in der Klasse.

Warum diese Geschichte erzählt wird, kann ich Dir gerne hinschreiben: Diese Geschichte soll das Innenleben des Mädchen ausdrücken, wie es in ihr aussieht. Aus ihrer Sicht ge- und beschrieben ...

Viele Grüße
von KaLima:)

************

Ja, eine Schreibübung war es durchaus. Dieses ganze erste Schuljahr hindurch befand sie sich in dieser Tortur. Die Lehrerin war sehr freundlich, dennoch hatte sie nicht den Mut, ihr zu erklären, dass sie diese Begriffe nicht verstand ...

 

Hallo KaLima!

Kann mich sim zum größten Teil nur anschließen.

Die ersten beiden Absätze sind im Grunde sehr schön (außer die kleine Wiederholung, dass die Lehrern streng ist), mehr Beschreibung wäre auch langweilig geworden. Obwohl du z.B. die Strenge der Lehrerin in einer Situation hättest darstellen können.

Den weiteren Verlauf konnte ich nicht mehr nachvollziehen. Erinnerte mich das erste noch ein wenig an die eigene Grundschulzeit (wenn sie auch noch nicht so gigantisch lang her ist ;) - immerhin gab's Tische anstatt Pulte), ist das Weitere so weit weg eigener Erfahrungen und Gehörtem und Vorstellung, dass ich damit nicht viel anfangen kann.
Auch wenn ich es nicht so tragische finde, dass Eltern und Mitschüler hier nicht auftreten oder das Gefühlsleben des Mädchens breiter dargebracht wird.

Sorry, in Begeisterung setzen konnte mich die Geschichte nicht.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo KaLima,

irgendwie habe ich Schwierigkeiten, deine Antwort mit meinem Kommentar in Verbindung zu bringen.
Ich habe ja nicht geschrieben, dass es das Mädchen nicht gibt, weil sie keinen Namen hat, sondern nur, dass es mich stört. Oft werden Namen weggelassen, weil die Autoren glauben, die Geschichte wird dadurch allgemeiner zugänglich. In den meisten Fällen ist das Gegenteil der Fall. Namen helfen Lesern dabei, sich mit einer Person zu identifizieren.

Dass das Mädchen diese Berge und Täler nicht begriffen hatte, zeige ich zum Schluss. Zwar nur in einem winzigen Satz formuliert.
Auch das habe ich verstanden. Meine Frage war eher, warum sie es nicht versteht, alle anderen Kinder es aber zu verstehen scheinen.
Hier steht, dass sie zwar versetzt wurde, aber wieder in derselben Klasse alles von vorne begann, was heißen soll, sie musste die erste Klasse wiederholen.
hm, sie wurde versetzt aber musste die Klasse wiederholen?
Niemand hatte ihr geholfen, diese Berge und Täler zu Begriffen zusammenzufassen, in denen sie einen Sinn sehen konnte. Niemand - auch keine Eltern, deshalb wurden sie auch nicht erwähnt.
Aber so hatte das Mädchen nicht mal die Hoffnung, die Eltern könnten ihr helfen. Sie ist in der ersten Klasse. Entweder sie hat Angst, weil die Eltern die Hausaufgaben kontrollieren oder sie hofft auf die Eltern. Selbst, wenn sie den Eltern egal ist, spielt es für das Mädchen eine Rolle. In der ersten Klasse sind Eltern einfach nicht so unwichtig, dass sie einfach wegbleiben können. Gerade, wenn niemand ihr helfen konnte, steckt darin Einsamkeit, die erzählt werden müsste, soll die Verzweiflung des Mädchens beim Leser ankommen.
Das Mädchen ist in ihrer eigenen Welt gefangen, aus der sie nicht herauskommt. Sie kann sich nicht öffnen, daher auch nicht nachfragen, was es mit diesen Bögen, Linien und Strichen auf sich hat
Ja, das mag sein, aber es kommt nicht an. Denn auch wenn sie sich nicht öffnen und niemanden fragen könnte, müsste thematisiert werden, dass sie sich wünschte, jemanden zu fragen. Wenn sie verstockt wäre, müsste ihr Hilfe angeboten werden, die sie ablehnt. Die eigene Welt des Mädchens wird für einen Leser auch erst in der Interaktion mit anderen deutlich, selbst, wenn diese scheitert oder mangels (Selbst)vertrauen gar nicht erst zustandekommt.
Sie sitzt da unter vielen und versteht nichts, aber auch gar nichts ...
Das hast Du sicher nicht so verstanden, wie ich es jetzt hingeschrieben habe, denke ich mir?
Doch, das habe ich verstanden. Aber ... siehe vorangehenden Punkt.
Dieses Wort "Mototeren" soll weder ein Witz noch eine Pointe sein, da verwechselst Du sicherlich die Rubrik, in der meine Geschichte steht.
Nein, mir war schon klar, dass es n icht in Humor steht. Und doch ist das Prinzip dasselbe. In einer Geschichte ein Missverständnis, in der anderen eine fast legasthenische Wahrnehmung des selbst Geschriebenen. Beides löst sich in einer Erkenntnis auf, die in einem Fall dadurch kommt, dass er Gatte seine Frau auslacht, in diesem Fall aus der Luft zu kommen scheint.
Warum diese Geschichte erzählt wird, kann ich Dir gerne hinschreiben: Diese Geschichte soll das Innenleben des Mädchen ausdrücken, wie es in ihr aussieht. Aus ihrer Sicht ge- und beschrieben ..
Das schafft sie mE nicht, weil sie sich zu sehr an den Buchstaben, den Wörtern und dem Unvermögen, diese zu entziffern aufhängt. die Innenansicht des Mädchens findet nicht statt, das In sich gekehrt sein lässt sich nicht erahnen.
Ja, eine Schreibübung war es durchaus.
Aber wir sind doch hier Kurzgeschichten.de nicht Schreibübung.de. Für Schreibübungen gibt es die Kreativwerkstatt, in der man die Möglichkeit hat, Aufgaben vorzuschlagen und sich diesen zu stellen, wenn sie übernommen werden.
dennoch hatte sie nicht den Mut, ihr zu erklären, dass sie diese Begriffe nicht verstand ...
Das lässt sich aber nicht daraus schließen, dass sie nicht fragt. Der fehlende Mut müsste erlebt werden.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke Euch @Nothlia und sim, fürs Lesen.
Im Grunde genommen kommt bei Euren Kommentaren heraus, dass es nicht ausführlich genug beschrieben wurde, wie das Mädchen leidet. Warum sie leidet, kann sie ja nicht wissen, da sie an einer psychologischen Ängstlichkeit leidet. Sie weiß sich nicht zu helfen, denkt, wenn sie jemanden darauf anspricht, dass sie gleich für dumm gehalten würde und alles lacht sie dann aus.

Gut. Egal wie. Zumindest gibt es an den Satzstellungen nichts zu bemängeln. Die "Dame" bekommt einen Namen, und ich beschreibe die Ängste besser. So soll es doch herauskommen oder hab ich da was nicht richtig verstanden.

@sim: Der Motorroller stört Dich gewaltig, nicht? :) Ja, stimmt, ist schon eine sehr große Ähnlichkeit vorhanden. Vllt ist SIE ja überhaupt nicht technisch begabt??? :D

Danke.

KaLima

**************

Heute umgeändert.

 

Hallo KaLima,

der Anfang riss mich nicht vom Hocker, die Beschreibung des Klassenzimmers und der Utensilien, aus längst vergangener Zeit, fand ich interessant und weckte meine Aufmerksamkeit.
Dann kam Deine Geschichte auf den Kern. Ich gehe davon aus, dass es sich bei Gina um ein autischtisches Kind handelt. Da hast Du Dich auf ein ganz schwieriges Gebiet begeben und hast das Verhaltens dieses Mädchens und ihre Träume, sehr gut beschrieben.:thumbsup:
Vielleicht hätte es noch ein wenig ausführlicher sein können.
Leider ist Autismus auch heute noch zu wenig bekannt!
Mir hat Deine Geschichte gefallen; auch, dass der Autor am Schluss Gina in Zufriedenheit wähnt. Eine Zufriedenheit, um die man dieses Mädchen doch auf eine gewisse Art beneiden kann.;)

LG, Tamiko

 

Hallo Tamiko,
freue mich, dass Du die Geschichte der kleinen Gina gut fandest. Zwar hatte ich damit im Grunde kein autistisches Kind angesprochen, dennoch kann man es beim Lesen durchaus als solches interpretieren. War also keine Absicht in dem Sinne. Die Menschen - und natürlich sowieso die Kinder - sind alle verschieden und Gina war eben so. In ihrer Welt gefangen und nicht verstehend, dass man eben auch mal Dinge ansprechen müsse, die man nicht versteht. Aber es könnte auch daran gelegen haben, dass sie sich vor den anderen keine Blöße geben wollte und daher alles in sich hineingefressen hatte.

Schön für Gina, dass es ein Happyend gegeben hat - auf ihre Weise zumindest, das finde ich schon auch :)

Zu Deinem angesprochenen Anfang, der Dir nicht gefiel, kann ich durchaus zustimmen, denn ich wusste nicht so recht wie ich in das Geschehen einsteigen sollte, daher wirkt es vllt etwas abgehackt. - Etwas anderes ist mir eben nicht eingefallen ... naja ...

Tschüssi
KaLima

 

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