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Berlin, Alexanderplatz

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19.03.2005
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Berlin, Alexanderplatz

„ ‚Das Land, von dem diese Geschichte erzählt, gibt es nicht.’
‚Was?!’
Ich sah verwirrt von meiner Lektüre auf und bemerkte, dass mir ein Mann gegenübersaß, der mich über meine Kaffeetasse hinweg ansah und auf mein Buch deutete. Ich hatte weder die Tür des Cafés quietschen gehört noch bemerkt, wie er sich an meinem Tisch niedergelassen hatte.
‚Dieses Land existiert nicht’, wiederholte er.‚Ich weiß es.’
Er hatte kurzes graubraunes Haar, trug unauffällige Kleidung – die Stadtuniform, wie man sie an vielen sieht. Jeans mit abgewetzten Knien, Schnürschuhe, ein Sweatshirt in irgendeiner undefinierbaren ausgewaschenen Farbe, ein Parka aus derbem grauen Stoff. Vielleicht fünfundvierzig Jahre alt, aber das war nicht gut zu erkennen. Stoppelbart; tiefe Falten im Gesicht wie gravierte Runen.
‚Der Roman spielt hier’, erwiderte ich verwundert. ‚Hier, in Berlin. Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass diese Stadt nicht existiert – wir sitzen mittendrin.’
Seine Augen waren dunkel; so dunkel, dass man die Pupillen kaum erkennen konnte, und irgendetwas stimmte mit ihnen nicht. Ich fragte mich, ob er verrückt war – in Berlin, und besonders an heruntergekommenen Orten wie diesem Café, traf man leicht auf Menschen, die irgendwie durch das Sieb der Gesellschaft hindurchgefallen waren – Träumer, Gebrochene, Bahnhofsberber, Ausreißer, Psychopathen, Junkies ... alle möglichen Außenseiter, die im Bauch der riesigen Stadt ein seltsames Leben führten, ihre bloße Existenz fast allen an der Oberfläche und vielen im Inneren unbekannt.

‚Es existiert nichts’, beharrte der Mann. ‚Nicht das Land. Nicht die Stadt. Nicht dieses Café.’
Er schien wirklich verrückt zu sein. Seine Stimme, kaum mehr als ein heiseres Wispern, kratzte mein Rückenmark entlang und ich fühlte mich, als würde das Innere meines Schädels mit grobem Sand ausgescheuert.
Er lehnte sich auf den Tisch, wodurch er mir unangenehm nah kam, und sah mich fest an. Irgendetwas an seinen Augen stimmte definitiv nicht. Sie wirkten wie die Fenster eines ausgebombten Hauses.
Wider Willen war ich fasziniert.‚Wie meinen Sie das?’
‚Nichts ist real.’ Er flüsterte es fast. ‚Nichts ist so, wie Sie es sehen. Diese Welt – und alle darin, auch Sie und ich – ist ein nicht existenter Film, ein Schleier über dem Nichts, der gar nicht da ist. Aber niemand von uns kann das wahrnehmen.’
Ein Schizophrener vielleicht; in der Wahnvorstellung gefangen, ein Auserwählter zu sein, der die Menschheit warnen muss ... Ich lächelte vor mich hin. Über Psychologiestudenten hieß es immer, sie fingen nach einer gewissen Zeit an, in allem Möglichen Symptome zu sehen. Keiner wusste, wie sehr das doch zutraf.

‚ ... mit den Spiegeln.’
‚Was?’ In meine Gedanken verstrickt hatte ich nicht wahrgenommen, dass der Mann weitergesprochen hatte.
‚Ich sagte, alles beginnt mit den Spiegeln’, wiederholte er leicht gereizt.
‚Was beginnt mit den Spiegeln?’ Mein Interesse war geweckt.
‚Alles, das hab ich doch gesagt. Aber eigentlich nicht mit den Spiegeln, sondern in ihnen.’
‚Wie meinen Sie das?’
‚Die Spiegel sind der Durchgang. In Spiegeln ist der Schleier, der wir sind, am dünnsten. Man kann auf die andere Seite sehen - wenn man weiß, wie. Und es gibt ein Hindernis.’
Jetzt wusste ich, was mit seinen Augen nicht stimmte. Sie reflektierten nicht den kleinsten Lichtstrahl; kein Glanz, kein Funkeln, Es lag nicht an einem körperlichen Defekt oder vielleicht an Schlafmangel oder Traurigkeit - es waren gewöhnliche Augen. Nur waren sie völlig matt. Nicht trocken – matt. Sie absorbierten das Licht einfach. Und ich konnte nicht aufhören, hineinzustarren.
Der von Bartstoppeln fast verdeckte Mund verkantete sich zu einem Grinsen. ‚Ich hatte recht damit, Sie anzusprechen. Sie haben es von selbst bemerkt.’
‚Was ist geschehen?’ Die Worte kratzten in meiner Kehle und versuchten verzweifelt, auf halbem Weg kehrtzumachen und zurückzukriechen.
‚Das ist das Hindernis, von dem ich gesprochen habe. Es ist, als hätte etwas nicht gewollt, dass wir das Nichts finden. Und das, junge Frau, ist wirklich sinnvoll. Denn wenn man erkennt, dass man nicht existiert, wenn man die völlige Abwesenheit von allem entdeckt, wissen Sie, was dann passiert?’ Ein bitteres Lachen schüttelte den mageren Körper. ‚Man wird verrückt, junge Frau. Das Nichts ... es jagt mich. Es lässt mich nicht mehr los, egal, was ich tue. Es frisst sich durch meinen Körper wie Säure, es frisst mich von innen auf, es höhlt mich aus ... ’
In seinen toten Augen flackerte etwas, und er schien für den Bruchteil einer Sekunde woanders zu sein.
‚Entschuldigung ...’ Ich tippte ihn zögerlich an.
Er sah mich an wie von unendlich weit her, sprach schleppend weiter. ‚Das Hindernis ... ’, er beugte sich vor und trank meinen Kaffee mit einem Schluck aus, ‚das Hindernis ... Haben Sie schon einmal einen weit entfernten Gegenstand in einem Spiegel betrachtet? In einem alten, trüben? Es verzerrt die Umrisse, manchmal werden die Farben anders, das Licht wird gebrochen, der Gegenstand erscheint verfremdet.
Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie würden dieses verzerrte Bild ebenfalls in einem alten angelaufenen Spiegel sehen. Es ist kaum noch das Original im Spiegelspiegelbild wiederzuerkennen, die Lichtbrechung ist so stark, dass alles noch einmal andere Farben und wirre, seltsame neue Linien bekommt, und wenn dieser Spiegel dazu noch gekrümmt ist ... ’ –er sah mich durchdringend an und riss ein Auge mit zwei Fingern auf – ‚gekrümmt wie eine menschliche Hornhaut – verstehen Sie?’
Das aufgerissene linke Auge, der verzerrte Mund, der starre Blick – ich schauderte und rutschte, so weit ich konnte, nach hinten.
Er sprach weiter, ließ die Hand wieder sinken, seine Stimme klang hohl, entfernt. ‚Dieser zweite Spiegel ... diese zweite Verzerrung ... das, das ist im menschlichen Auge. Sie haben es gesehen, Sie wissen, dass sich normalerweise Licht im Auge spiegelt, wenn Sie lange genug hinsehen, erkennen Sie bei anderen Leuten auch, dass man richtige Spiegelbilder erkennen kann ... das alles ist das Hindernis, der zweite Spiegel.’
Ich sah ihm wieder in die Augen; matt und, wie ich erst jetzt bemerkte, rot und entzündet. Tränendrüseninfektion wahrscheinlich.
‚Warum ... was ist mit Ihren Augen?’
Ich war gespannt auf seine Erklärung – so gut er seine Geschichte erzählt hatte und so real sie für ihn sein mochte – wie erklärte er diese Erkrankung?

‚Spiegel bestehen aus Glas und Metall. Aber sie sind mehr als das, sobald sie etwas reflektieren, sobald sich irgendetwas in irgendeiner Oberfläche spiegelt, wird es zum Portal, das sein eigenes Hindernis ist. Eine Tür, die ihren eigenen Riegel bildet sozusagen.’
‚Das habe ich verstanden, aber was hat das mit Ihrer Augeninfektion zu tun?!’ Ich war gereizt und zwang mich, ruhiger zu werden und tief zu atmen. Wenn man etwas aus einem Patienten herausbekommen wollte, musste man ruhig bleiben. Nicht werten, nicht urteilen, nicht drängen – sonst gingen sie in die Defensive und erzählten gar nichts mehr, sondern begannen einen Kampf mit ihrem Gegenüber. In diesem Fall mit mir. Und das war genau das, was ich nicht wollte.
‚Entschuldigen Sie bitte. Wie meinen Sie das genau?’
‚Erst mal ist das keine gewöhnliche Infektion, aber hören Sie zu. Wenn man in einen Spiegel schaut und weiß, wonach man sucht, dann muss man warten. Und versuchen, durch das Spiegelbild hindurchzusehen, egal, wie weh es tut. Dann wird man etwas finden, und dann – dann brennt dadurch auf irgendeine Weise die Schicht im Auge weg, die spiegelt. Und man sieht klarer, man sieht das Nichts. Immer noch nicht ganz, aber glauben Sie mir – dieses bisschen reicht ...’

Er stöhnte und griff sich an den Kopf. ‚Ich hab es betrunken rausgefunden. Hatte eine Sonnenbrille auf der Straße gefunden, sie aufgesetzt und mich in einer Schaufensterscheibe betrachtet. Ich war völlig dicht – so dicht, dass ich beschloss, rauszufinden, ob der Mann in der Scheibe was anderes tun würde als ich, wenn ich ihn lange genug anstarrte. Ich wusste, wonach ich suchte. Nach dem Unterschied.’
‚Und dann?’
‚Dann auf einmal -’ Er brach ab, stand auf, rannte hinaus auf die Straße, immer weiter weg.
‚Hey, warten Sie! Was ist denn los?’ Ich lief ihm hinterher, hörte aus weiter Ferne die Cafébesitzerin etwas über verfluchte Zechpreller keifen und darüber, dass die Ordentlichen die Schlimmsten seien, weil man es ihnen nicht ansähe – der graue Parka verlor sich viel zu schnell in der Menge, mit einer Geschwindigkeit, die für einen Menschen fast unmöglich zu halten war. Und er lief mitten durch die Masse, doch niemand schien ihn zu bemerken. Die Menschen selbst schienen nicht vorhanden zu sein, denn keiner machte ihm Platz und trotzdem stand ihm niemand im Weg, und obwohl er durch dichtes Gedränge lief, hielten sie ihn nicht auf ...
Erschöpft und verwirrt steuerte ich eine Bushaltestelle an und ließ mich auf einen der Metallsitze fallen. Ich versuchte diese seltsame Begegnung zu verdauen. Schließlich hatte ich früher schon Verrückte verschiedenster Art auf den Straßen, in Discos, in Bars und Cafés getroffen, mir ein Hobby daraus gemacht, sie aufzuspüren, ihnen ihre Geschichte zu entlocken, sie zu analysieren, ohne dass sie es merkten, und schließlich im Kopf Diagnosen zu stellen ...
Schweiß lief mir übers Gesicht; mechanisch klappte ich meinen Taschenspiegel auf, um mein Make-up zu überprüfen.
Mein eigenes Gesicht starrte zurück, bleich und verschwitzt und verängstigt, mit zerlaufener Wimperntusche.
Ich betrachtete meine Augen, scannte sie, versuchte in ihnen irgendein Anzeichen einer beginnenden Geistesstörung zu finden, damit ich wenigstens wusste, was mit mir los war.
Zaghaft lächelte ich mir zu; versuchte, mich aufzumuntern.
Mein Spiegelbild lächelte nicht zurück.
Es sah mir ernst in die Augen.
Und dann verschwand es, so plötzlich, als hätte man es ausgeknipst.
Starr vor Angst zwang ich mich den Kopf zu heben und hoffte, die Kaufhausfassade auf der anderen Straßenseite zu sehen.
Sie war weg.
Die Straße war weg.
Die Menschen verschwunden.
Ich befand mich in einem in alle möglichen Richtungen unendlich ausgedehnten Raum von einer Farbe, die man nicht anders als abwesend nennen konnte. Meine Umgebung, die Straße, die Häuser, waren als dünnes durchsichtiges Bild vor dieser ungeheuren Nichtexistenz zu erkennen.
Ich sah hinunter auf meine Hand, die den Spiegel hielt.
Der Spiegel war noch an derselben Stelle.
Die Hand war verschwunden.
Ich begriff nicht.
Dann schrie ich auf.
Der Spiegel fiel.
Und das letzte, was ich sah, bevor dieses wahnsinnige Brennen begann, war sein Fall. Wie er aufschlug – auf dem nicht existenten Boden aufschlug – und das Spiegelglas beim Aufprall wie Wasser aus der Fassung spritzte.“

Die junge Frau unter der Weltuhr zerrte schwach an dem schmutzigen Verband, der ihre Augen bedeckte – eine zu oft vergeblich versuchte Geste; halb Wut, halb Resignation.
„Ich sehe immer noch dieses Nichts. Hinter der Binde, hinter meinen Lidern, durch meine verbrannten Augen hindurch; es ist immer da. Es treibt mich um, es macht mich verrückt. Meine Augen brennen, mein Geist brennt, das Nichts hat mich verstümmelt. Flüssiges Metall in meinem Blut. Und das alles - es hört nicht auf. Es hört nie auf. Es hört nie auf. Es hört nie auf. Es hört nie auf ...“
Sie flüsterte heiser vor sich hin, längst nicht mehr an mich gerichtet. Eine sinnlose Träne sickerte unter dem Verband hervor, bahnte sich langsam ihren Weg über das schmerzverzerrte Gesicht. Sie lehnte sich gegen den Pfeiler der Weltuhr und begann zu schluchzen; tiefe verzweifelte Seufzer, die sie wie einen Grashalm im Sturm durchschüttelten, aber keine Tränen mehr.
Ich drückte ihr eine Münze in die Hand und ging leise davon. Ihr war offensichtlich nicht zu helfen. Aus dem Augenwinkel nahm ich noch beiläufig wahr, wie ein älterer Penner langsam auf sie zuging, kurz mit ihr sprach, ihr dann eine Hand auf die Schulter legte und sie wegführte.

 

Hallo Sumitha!
da bleibt mir die Luft weg, da krieg ich Schweißausbrüche! Eine aufrüttelnde Geschichte, und ich werde jetzt viele Teelichter, Spekulatius und Tannengrün brauchen, um mir selbst glaubhaft versichern zu können, dass mein Wohnzimmer real ist und mein Spiegel nur mich zeigt und sonst gar nix. Du bist stilsicher, entwirfst starke Szenarien, tolles Kopfkino mit philosophischem Tiefgang. Den letzten Abschnitt habe ich nicht ganz kapiert. Ist die Ich-Erzählerin gleichzeitig die Dame unter der Weltuhr?
LG,
Jutta

 

Hallo Sumitha,
kennst du dieses seltene Gefühl wenn es von Kopf bis Fuß zu kribbeln begingt??
Dieses Seltsame Gefühl wenn Gedanken körperlich werden, wirklich sehr gut dein Text !!!!
Tolle Geschichte würde sie vielleicht nachdem der Spiegel fiel enden lassen, aber ansonsten wirklich sehr gute Geschichte!!!

LG
Sonderbar

 

Erst mal hallo und vielen Dank fürs Lesen. Und ich bin sehr geschmeichelt.. so ein Grünschnabel wie ich kriegt ne Empfehlung angeheftet? Das ist fast schon zuviel der Ehre =)

rueganerin: Vielen vielen Dank, auch für die Wortschatzerweiterung - ich kannte bis eben das Wort "Eisotrophobie" nicht. Wieder was gelernt.

Jutta Ouwens: Ich glaub, ich schulde dir jede Menge Kekse ... hab ich dich wirklich so erschreckt? Ja, du hast recht - die Ich-Erzählerin (also die, der die ganze Sache mit den Spiegeln passiert) ist die Frau unter der Weltuhr; ich wollte, dass das erst am Ende deutlich wird, um dann doch alles im Unklaren zu lassen.

sonderbar: Danke dir erstmal - genau auf diesen Effekt hoffe ich immer und denke, ich erreiche ihn nie. Ursprünglich wollte ich es genauso machen, wie du gesagt hast, aber dann wäre klar gewesen, dass der Mann recht hatte. Und ich wollte wie gesagt, dass alles in der Schwebe bleibt.
Erscheint es so, als wäre die Erzählerin verrückt oder als wäre es wirklich geschehen und der Passant, der ihr Geld gibt, versteht es nur nicht? Der Eindruck, den du davon hast, würde mich noch interessieren.

Vielen Dank euch allen nochmal. Schöne Adventszeit wünsch ich euch, ich lass euch Kekse da.
Sumi

 

Salü Sumitha

Zuerst :klug:: Die Angst, sich in Spiegeln zu betrachten, heisst Eisoptrophobie. :D

Dein hinter die Kulissen des Wissens führender Albtraum hat mich gefesselt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich vom Perspektivenwechsel am Schluss überrascht wurde und nicht ganz mitbekommen habe, dass es sich um einen grossen Monolog der Ich-Erzählerin handelte, dem der folgende Ich-Erzähler die ganze Zeit zugehört hatte.

Die junge Frau unter der Weltuhr zerrte schwach an dem schmutzigen Verband, der ihre Augen bedeckte – eine zu oft vergeblich versuchte Geste; halb Wut, halb Resignation.
Das verstehe ich nicht, wieso vergeblich, was bezweckte sie mit ihrem Zerren aus Sicht des Ich-Erzählers?

Nur so als Idee, wie du diesen Satz als Überleitung für den Perspektivenwechsel verwenden könntest:

Fasziniert hatte ich der Geschichte der jungen Frau gelauscht, die nun am schmutzigen Verband herumfingerte, der ihre Augen bedeckte.​


Hier noch etwas Textgemäkel:

‚ich sagte, alles beginnt mit den Spiegeln’,
Ich

die andere Seite sehen... wenn man weiß, wie.
mMn:
die andere Seite sehen[ ]..., wenn man weiß, wie.
oder
die andere Seite sehen - wenn man weiß, wie.

gekrümmt ist ... ’ –[ ]er sah mich durchdringend

Gruss.dot

 

In gute Worte bzw. Sätze verpackte Verschmelzung und Weiterentwicklung von "Matrix" und "Fahrenheit".

...

 

Hallo Sumitha,
ich finde deine Geschichte sehr gut. Schön erzählt. Guter Sprachstill - mir sind keine Schnitzer aufgefallen.
Denn Perspektivenwechsel finde ich nicht nötig, aber er stört mich auch nicht.
Nur mit der Weltuhr konnte ich nichts anfangen, ist aber auch nicht so wichtig.

So nun der Versuch einer Interpretation meinerseits.
Zu erst habe ich überlegt, ob ich deine Geschichte wörtlich nehmen kann, das hat aber nicht funktioniert, da mir dann ein, zwei Logikbrüche auffallen: wenn alles Nichts ist, dann macht der Schleier keinen Sinn und mit ihm der Mensch und seine Erkenntnis über das Nichts - er ist ja nicht existent. Auch ließ mich die Aussage des Mannes, der dem ersten Ich-Erzähler seine Erkenntnise schildert, stutzen: "Es ist, als hätte etwas nicht gewollt, dass wir das Nichts finden." Wenn es nichts gibt, kann auch nicht etwas etwas wollen.
Ich sehe daher die Geschichte als eine Parabel auf die Sinnlosigkeit des Lebens, wie Albert Camus sie vertreten hat. Der Mensch ist immer auf der Suche nach Sinn und die meisten Menschen finden ihren Scheinsinn; aber in Wirklichkeit gibt es keinen Sinn, es gibt nur das absurde Leben oder wie bei dir das "Nichts". Das Verlangen der Menschen nach Sinn ist das etwas, das die Erkenntnis des Nichts nicht will, denn vieleMensch braucht einen Sinn oder sie werden vom "Nichts" ausgehölt.
So, das war der Versuch meiner Interpretation

Gruß Eldrad

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sumitha,

ich weiß nicht ob es von dir bei dir Titelauswahl beabsichtigt war, dass man als Leser zunächst einmal zwangsläufig an Franz Biberkopf denkt, bevor man sich dann auf deinen Text einlässt. Das muss kein Hindernis sein, aber es birgt die Gefahr, zunächst mit einer falschen Grundstimmung/Erwartungshaltung in den Text zu starten. Ich nehme mal an, die Prota liest Döblins Roman, als sich der Fremde an ihren Tisch setzt?

Spiegeln wurde ja schon häufiger eine geheimnisvolle Magie nachgesagt. Manchmal kommunizieren sie mit bösen Königinnen oder dienen in Horrorfilmen zu eindrucksvollen Kontaktaufnahmen mit dunklen Welten auf der anderen Seite. Es wird ja auch behauptet, dass man sich beim Betrachten des eigenen Spiegelbilds ab einer gewissen Zeit plötzlich auf beunruhigende Weise fremd werden soll. Lag diese Grenze bei sieben Minuten? Ich weiß es nicht mehr.

Die Art und Weise, wie sich deine Geschichte mit diesem Thema beschäftigt, finde ich weitgehend interessant. Die Grundgeschichte in einen Monolog zu betten, ist mal was anderes. Wobei mir der Dialog innerhalb des Monologs zwischen der Frau im Café und dem seltsamen Mann zu unpräzise erscheint. Das hättest du meiner Ansicht nach etwas dichter und weniger wortreich gestalten können. Mir wird das stellenweise etwas zu ausführlich, fast geschwätzig.

Schon zu Beginn habe ich bei Folgendem gestutzt:

Zitat: Ich sah verwirrt von meiner Lektüre auf und bemerkte, dass mir ein Mann gegenübersaß, der mich über meine Kaffeetasse hinweg ansah und auf mein Buch deutete. Ich hatte weder die Tür des Cafés quietschen gehört noch bemerkt, wie er sich an meinem Tisch niedergelassen hatte.

Nach dieser Aussage lieferst du dann folgende Beschreibung:

Zitat:

Er hatte kurzes graubraunes Haar, trug unauffällige Kleidung – die Stadtuniform, wie man sie an vielen sieht. Jeans mit abgewetzten Knien, Schnürschuhe, ein Sweatshirt in irgendeiner undefinierbaren ausgewaschenen Farbe, ein Parka aus derbem grauem Stoff.

Nenn es ruhig pingelig, aber ich habe mich gefragt, wie sich zwei Personen an einem Tisch gegenüber sitzen müssten, damit man von dem anderen sogar die Schuhe betrachten kann. Möglich ist das vielleicht, aber es wäre ein komisches Bild (er wird ja wohl seine Füße nicht auf den Tisch gelegt haben). Ein Text muss in seinen Beschreibungen eigentlich so gestaltet sein, dass solche "technischen" Gedanken beim Leser gar nicht erst entstehen dürfen. Im Grunde genommen könntest du deshalb diese ganze Klamottenbeschreibung einfach weglassen. Sie ist völlig unerheblich. Stattdessen könntest du dich nur auf das konzentrieren, was für die Geschichte wirklich bedeutsam ist: Die seltsamen Augen des Mannes. Das wäre dann z. B. eine Stelle, die du kürzen und gleichsam verdichten könntest. In dieser Richtung gibt es einige Passagen, die sich so optimieren ließen.

Zudem liest sich die weitere Beschreibung wie folgt:

Zitat: Er hatte kurzes graubraunes Haar, trug unauffällige Kleidung – die Stadtuniform, wie man sie an vielen sieht. Jeans mit abgewetzten Knien, Schnürschuhe, ein Sweatshirt in irgendeiner undefinierbaren ausgewaschenen Farbe, ein Parka aus derbem grauem Stoff. Vielleicht fünfundvierzig Jahre alt, aber das war nicht gut zu erkennen.

Für mich liest sich das so, als trüge der Mann einen vielleicht fünfundvierzig Jahre alten Parka.

Es gibt ein paar schöne Formulierungen in deinem Text, beispielsweise, dass die Augen wie die Fenster eines ausgebombten Hauses wirken. Tolle Formulierung! Sie würden meiner Meinung nach noch stärker zur Geltung kommen, würdest du dich in deinen Beschreibungen drumherum auf das Wesentliche konzentrieren.

Tja, mir gefällt die Geschichte an sich ganz gut, aber ich bin davon überzeugt, dass sie durch Verdichtung und Präzisierung noch viel besser sein könnte. Das wäre meine Form von "Empfehlung" für diesen Text.

Rick

 

Hallo Sumitha,

trotz der langen Liste an Textarbeit hat mir deine Geschichte durchaus gefallen. Sie spielt schon mit Realitätsebenen und der philosophischen Frage nach Existenz und nach dem Nichts.
Gerade deshalb lohnt sich mE die Mühe, sich sprachlich noch einmal an den Text zu setzen und ihn weiter zu verdichten und zu reduzieren.

Details:

wiederholte er. ‚Ich weiß es.
Leerzeichen zu viel.
ein Parka aus derbem grauem Stoff.
nur ein Dativ-M
Psychopathen, Junkies...
Leerzeichen vor Auslassungspunkten
Seine Stimme, kaum mehr als ein heiseres Wispern
unbestimmten Artikel kannst du hier zugunsten der Satzmelodie streichen.
ich fühlte mich, als würde man das Innere meines Schädels mit grobem Sand ausscheuern.
auf unpersönliches "man" kannst du verzichten, wenn du die Pespektive beibehältst und verdichtest: ich fühlte mich, als würde das Innere meines Schädels mit grobem Sand (aus)gescheuert.
Er lehnte sich jetzt auf den Tisch, wodurch er mir unangenehm nah kam, und sah mich fest an.
Kannst du auch noch verdichten und auf alle Fälle auf "jetzt" verzichten. Er lehnte sich unangenehm nah zu mir über den Tisch und sah mich fest an.
‚Wie meinen Sie das?' Wider Willen war ich fasziniert.
Würde ich umdrehen, da im zweiten Satz die Begründung steckt, warum sie den ersten überhaupt sagt.
Diese Welt - und alle darin, auch Sie und ich - sind ein nicht existenter Film, ein Schleier über dem Nichts, der gar nicht da ist.
Der Nebensatz nach den Bindestrichen ist die Fortsetzung von "Diese Welt" gehört also in den Singular. Diese Welt ist ein nicht existenter Film ... - Nicht stimmig ist es auch, weil "alle darin" eben nicht der Film sind, sondern darin leben. Der Satz ist also in Grammatik und Aussage ungenau.
der die Menschheit warnen muss...
fehlendes Leerzeichen
Über Psychologiestudenten hieß es immer, dass sie nach einer gewissen Zeit auf Station anfingen, in allem Möglichen Symptome zu sehen.
In literarischen Texten möglichst auf jedes überflüssige "dass" verzichten. In den meisten Fällen verdichtet sich der Satz so. Möglichkeit hier: Über Psychologiestundenten hieß es immer, sie fingen nach einer gewissen Zeit an, in allem Möglichen Symptome zu sehen. - "auf Station" würde ich verzichten, weil dieses Verhalten auch schon während der theoretischen Studien beginnt.
‚ ... mit den Spiegeln.'
fehlendes Leerzeichen
‚ich sagte, alles beginnt mit den Spiegeln', wiederholte er leicht gereizt
Ich groß oder Auslassungspunkte davor.
Man kann auf die andere Seite sehen...
fehlendes Leerzeichen
kein Funkeln, Es lag nicht an einem körperlichen Fehler
Punkt nach "Funkeln" oder "es" klein. - Statt "Fehler" würde ich hier "Defekt" wählen. Auch eher in die Aufzählung verdichten: Es lag nicht an einem körperlichen Defekt, Schlafmangel oder Traurigkeit. - Allerdings bleibt auch da die Frage, woher deine Erzählerin das so schnell beurteilen kann?
Schlafmangel oder Traurigkeit -
ein Leerzeichen vor Gedankenstrich reicht.
Nur, dass sie völlig matt waren
Verdichten und auf "dass" verzichten: nur waren sie völlig matt
Der Mund unter den Stoppeln
Unglücklich formuliert, da der Mann auch am Kinn Stoppeln haben wird.
Es ist, als hätte etwas nicht gewollt, dass wir das Nichts finden. Und das hat Sinn, junge Frau, das ist wirklich sinnvoll. Denn wenn man erkennt, dass man nicht existiert, und dass nichts da ist - und wenn man die völlige Abwesenheit von allem entdeckt, wissen Sie, wie das aussieht, das kann sich keiner vorstellen - wissen Sie, was dann passiert?
Ist zwar wörtliche Rede, wäre aber ohne die Wiederholungen trotzdem unheimlicher. Vorschlag:
Es ist, als hätte etwas nicht gewollt, dass wir das Nichts finden. Und das, junge Frau, ist wirklich sinnvoll. Denn wenn man erkennt, dass man nicht existiert, wenn man die völlige Abwesenheit von allem entdeckt, wissen Sie, was dann passiert?
Das Nichts ... es jagt einen
Ich würde schon hier zum "mich" wechseln.
und trank meinen Kaffee auf einen Schluck aus
mit einem Schluck
die Lichtbrechung ist so stark, dass alles andere Farben und seltsame neue Linien bekommt
die anderen Farben hattest du ein paar Zeilen weiter oben schon. Vorschlag, die Wiederholung betonen.
Warum ... was ist dann mit Ihren Augen?
"dann" streichen oder wenigstens durch "denn" ersetzen.
sobald sich etwas in ihnen reflektiert, sobald sich etwas in egal was reflektiert
"reflektiert" ist nur ohne Reflexivpronomen zu verwenden.
Dann wird man etwas finden, und dann - dadurch brennt sich auf irgendeine Weise die Schicht im Auge weg, die spiegelt
Hier würde ich zugunsten der Satzmelodie "dadurch" "brennt" und "sich" umstellen, auf "sich" als Reflexivpronomen sogar ganz verzichten, weil die "spiegelschicht" sich ja nicht selbst wegbrennt, sondern durch den Versuch, wartend hindurchzusehen.
Ich lief ihm hinterher, hörte aus weiter Ferne die Cafébesitzerin etwas über verfluchte Zechpreller keifen und dass die Ordentlichen die Schlimmsten seien
Satzverbindung so nicht möglich, da es einmal über, einmal darüber heißen muss. Also: ... keifen, und darüber, dass ...
die für einen Menschen fast schon unmöglich zu halten war
"fast schon" sind gleich zwei Relativierungen der Satzaussage, deshalb "schon" streichen
doch keiner schien zu bemerken, dass er da war.
doch niemand schien ihn zu bemerken (oder schien seine Existenz zu bemerken)
Die Menschen selbst schienen nicht vorhanden zu sein, denn keiner machte ihm Platz und trotzdem hielten sie ihn nicht auf ...
Hier würde ich schon noch betonen, dass er sie aber auch nicht umrennt, da das durch "nicht aufhalten" nicht abgedeckt ist.
Ich sah herunter auf meine Hand, die den Spiegel hielt
hinunter (oder ganz weg)
Das Letzte
Ihr war offensichtlich nicht mehr zu helfen
"mehr" würde ich streichen, weil die Feststellung dann härter, endgültiger wirkt.
Aus dem Augenwinkel nahm ich noch beiläufig wahr, wie ein älterer Penner auf sie zuging
"wie" als Einleitung eines Nebensatzes erfordert eine Beschreibung der Art und Weise, die nicht folgt, deshalb, wenn, dass. Ich würde aber wieder verdichten: Aus dem Augenwinkel nahm ich noch beiläufig einen älteren Penner wahr, der auf sie zuging, kurz ... oder im Infinitiv Aus dem Augenwinkel sah ich noch beiläufig einen älteren Penner auf sie zugehen, kurz mit ihr ...

Lieben Gruß
sim

 

Hallo sumitha,

Das Ende der Geschichte wirkt wie angeklebt auf mich. Erst durch genaues "Hinsehen" habe ich bemerkt, dass die bandagierte Frau ihre Geschichte der anderen Ich - Erzählerin erzählt hat.
Vielleich hilft es einen "Rahmen" mit Hilfe eines Einleitungssatzes zu konstruieren.

Jetzt frage ich mich ständig, ob nun auch die Münzgeberin, durch den nächsten Spiegel in die Nichtexistenz fallen wird ...


LG
GD

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sumitha!

Kurz und einfach: Super!

Sim hat die kleinen spachlichen Schwächen schon kommentiert. Als kleine Ergänzung möchte ich nur hinzufügen:


Warum ... was ist dann mit Ihren Augen?

sobald sich etwas in ihnen reflektiert, sobald sich etwas in egal was reflektiert

Beides ist wörtliche Rede. Nur wenige Menschen sprechen grammatikalisch/semantisch genau, deshalb machen kleine Fehler IMO die wörtliche Rede authentischer. Würde ich, anders als sim, so lassen. Das ist aber wahrscheinlich keine Lehrbuchmeinung :-) und ich bin auch kein Germanist.


Nutzt du (besonders in der wörtlichen Rede) die Satzzeichen auch als unterschiedlich lange Zäsuren oder nur um den Sätzen Struktur zu geben? Deine Interpunktion wirkt manchmal etwas willkürlich oder gar wirr. Vielleicht sticht das aber nur mir negativ ins Auge, weil ich gerade selbst damit kämpfe ;-)

Ansonsten: 4 1/2 von 5 Sternen :-)

Mehr davon!

C-ya

 

So,
nachdem mein PC unfreiwilligerweise von mir zu Klump gefahren wurde und er nach langer Reparaturzeit endlichendlichendlich wieder tut, was ich will, kann ich auch antworten.
Zuerst mal vielen Dank an alle, die sich die Zeit genommen und die Mühe gemacht haben, meine Geschichte zu lesen und zu verbessern. Vor allem dir, sim - deine Geschichte "Ein tiefer See" habe ich mit großer Begeisterung und Bewunderung gelesen, und deswegen freue ich mich besonders, dass du tatsächlich den ganzen Kleinkram herausgeklaubt und aufgeschrieben hast. Im Moment bin ich dabei, mich durch deine bisherigen Werke zu fressen, und mit jeder Geschichte wächst mein Respekt.

Solidarność - "Fahrenheit" sagt mir gar nichts, und das letzte Mal habe ich "Matrix" vor *nachdenk* drei Jahren gesehen, kann mich also nicht wirklich daran erinnern. Danke trotzdem.

dotslash und Goldene Dame - der sehr abrupte Übergang ist durchaus beabsichtigt. Ich habe ziemlich lange herumprobiert, aber ich konnte keine nicht irgendwie gekünstelt wirkende Überleitung finden. Im Moment kann man es -aus meiner Sicht- nur entwerder so lassen, wie es ist, oder den "Rahmen" der erzählenden Frau mit der Augenbinde ganz abhacken. Wozu würdet ihr raten?

schroeder, deine Frage:

Nutzt du (besonders in der wörtlichen Rede) die Satzzeichen auch als unterschiedlich lange Zäsuren oder nur um den Sätzen Struktur zu geben?
verstehe ich nicht ganz. Kannst du mir das vielleicht genauer erklären?

Vielen Dank für eure Hilfe und eine schöne Woche,
Sumi

PS: Ich hab mir überlegt, diese Geschichte hier ->http://www.scheffel.og.bw.schule.de/lawedeutsch/
einzuschicken.

 

Liebe Sumitha,

tolle Geschichte! Nur: mich hat auch der letzte Absatz irritiert.

Beste Grüße

sak

 

So,
schroeder, deine Frage:

Nutzt du (besonders in der wörtlichen Rede) die Satzzeichen auch als unterschiedlich lange Zäsuren oder nur um den Sätzen Struktur zu geben?

verstehe ich nicht ganz. Kannst du mir das vielleicht genauer erklären?


Hallo Sumitha!

Die Regeln für die deutsche Interpunktion lassen den Schreibern einigen Freiraum, manchmal kann man sogar die Regeln komplett ignorieren, um den Ausdruck, die Stimmung, zu verstärken.

Ich wollte wissen, ob du diese Möglichkeiten nutzt. Kam mir nicht so vor, vielleicht haben wir aber nur unterschiedliche Sichtweisen darauf. Falls es so wäre, hätten mich deine Methoden und die Gedanken dahinter interessiert. Sicher nicht das wichtigste Thema, wenn es um Erzählstil geht, aber trotzdem...

C-ya

 

Ach, das meinst du.
Nein, das mache ich nicht, zumindest nicht bewusst. ich schreibe eigentlich generell sehr unbewusst/in einem Zustand des flow. Ich setze das Wort oder das Zeichen, das meiner Meinung nach passt, weil es die Stimmung transportiert, die der Satz in dem Moment in meinem Kof hat. Die ganze Geschichte rast sozusagen zwei Sätze schneller durch meinen Kopf, als ich schreiben kann, und ich - ich renne hinterher.
Deswegen werd ich Fragen zu Methoden meist nur sehr schwammig beantworten können, weil ich mir eben selber nicht bewusst bin, was genau ich wann tue und warum.

 

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