Was ist neu

Beruf: Clown

Mitglied
Beitritt
15.11.2001
Beiträge
4

Beruf: Clown

Ich weiß nicht, wie es begann. Ich weiß nicht, wie ich auf die Idee gekommen bin. Ich weiß nur, dass ich etwas machen wollte, was sonst niemand machte von meinen Freunden. Etwas Außergewöhnliches. Vielleicht war ich auf der Suche nach Anerkennung, vielleicht wollte ich aber auch einfach etwas Fröhlichkeit auf die Gesichter von Menschen zaubern. Heute weiß ich es besser. Heute kenne ich den eigentlichen Grund für meine Berufswahl. Meine Berufswahl, die in meinem Freundeskreis allgemein belächelt wurde. Doch ich hatte mir ein festes Ziel gesteckt: ich wollte Clown werden.

Und ich habe es geschafft. Ich wurde ein Clown. Wenn mich jemand fragte, wer ich sei, dann war dies auch meine Antwort: ich bin ein Clown. Einige Menschen belächelten mich noch immer, doch die meisten fanden die Vorstellung, einem Clown gegenüberzustehen, faszinierend. Sie wurden in ihre Kindheit zurückversetzt und konnten dem Alltag für eine Weile entkommen, wenn ich eine meiner Nummern darbot. Das Gelächter war groß, wenn ich zum x-ten Mal über ein und denselben Stuhl stolperte oder wenn ich es einfach nicht auf die Reihe bekam, meiner Trompete einen vernünftigen Ton zu entlocken.
Doch es war ein anstrengender Job und ich wünschte mir teilweise, dass die Menschen entdeckten, wie es hinter meiner Maske aussah. Die Maske, die immerzu lächelte, die Maske, die alle wahren Gefühle versteckte, die Maske, hinter der ein Mensch voller Melancholie, voller Gefühle steckte. Ich wollte, dass mir, während einer meiner Aufführungen, jemand diese Maske vom Gesicht riss, mir in die Augen schaute und erkannte, wie es mir wirklich ging. Doch die Menschen sahen nur die Maske und wollten gar nicht wissen, wie es dahinter aussah. Sie hatten Angst, sich selber zu erkennen.

Am Anfang war ich einfach nur glücklich über meinen Erfolg als Clown. Ich erkannte, dass ich anderen Menschen einen Teil meiner Fröhlichkeit schenken konnte. Doch nach und nach verlernte ich die Fähigkeit, wirklich fröhlich zu sein. Das Lächeln war zur Routine geworden und ich war froh, mein Gesicht hinter Bergen von Schminke verstecken zu können. Denn hinter der Maske sah es bei weitem weniger fröhlich aus. Ich spürte eine tiefe Trauer über mich kommen, wenn ich es schaffte, die Menschen zum Lachen zu bringen. Denn ich hatte meine Fröhlichkeit verschenkt. Ich war nicht mehr fähig, selbst wirklich fröhlich zu sein. Zwanghaft versuchte ich meine Fröhlichkeit zurückzugewinnen, indem ich ganz zum Clown wurde. Auch nach der Arbeit legte ich mein Kostüm und meine Maske immer seltener ab. Ich nahm eine neue Identität an. Die Identität eines ständig gut gelaunten Clowns. Doch je mehr ich den Menschen meine aufgesetzte Fröhlichkeit vermittelte, umso weniger besaß ich die Fähigkeit, zu fühlen, zu denken, Mensch zu sein. Ich hatte keine Freunde mehr und dachte auch, keine Freunde zu brauchen. Ich war eine Maschine und das wichtigste war, dass die Menschen über mich lachten. Es war eine neue Form von Fröhlichkeit, die ich selber nicht spüren konnte. Aber ich verspürte eine Genugtuung, wenn ich daran dachte, wie ahnungslos die Menschen doch waren, wie wenig sie von mir kannten.

Bis eines Tages nach einer Aufführung ein kleines Mädchen zu mir kam. Sie hatte sich im Zirkuszelt auf der Suche nach einer Toilette verlaufen und da stand sie nun, mitten in meiner Garderobe und bekam ihren kleinen Mund vor Staunen nicht mehr zu. Ich war gerade dabei, mich abzuschminken. Da hörte ich ihre zarte Stimme fast flüsternd: „Du bist ja gar kein Clown!“ Ich zuckte zusammen. Als ich mich wieder gefasst hatte, drehte ich mich langsam um und blickte in große Kinderaugen. Und da sah ich eine Träne über die Wange des kleinen Mädchens kullern. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ sie die Garderobe. Ich hatte sie enttäuscht. Noch nie in meinem Leben hatte ich einen Menschen so enttäuscht, wie dieses kleine Mädchen. Alle ihre Illusionen waren zerstört und vielleicht würde sie nie in ihrem Leben wieder einen Zirkus besuchen. Und da merkte ich es, ich war gar kein Clown. Ich wollte auch gar kein Clown sein. Ich wollte leben, meine Gefühle zeigen und auch den Mut haben, traurig zu sein. Ich wollte meine Maske absetzen und ich wollte einfach nur dasitzen und weinen, um dann später wieder wahre Fröhlichkeit verspüren zu können. Ich beschloss, mich nie wieder hinter einer Maske zu verstecken. Ich wollte anfangen, wieder ein Mensch zu sein.

Und ich habe es geschafft. Heute bin ich wieder ein richtiger Mensch. Ich habe Freunde, wie jeder andere Mensch auch, ich habe Gefühle, wie jeder andere Mensch und ich bin bereit, diese offen zu zeigen. Ich kann traurig sein und manchmal gelingt es mir, wirkliche Freude zu spüren. Aber einmal im Jahr besuche ich noch den Zirkus. Zwar nur als Zuschauer, aber ich ertappe mich jedes Mal dabei, dass ich Ausschau nach einem kleinen Mädchen halte, welches die Manege betritt und dem Clown die Maske liebevoll vom Gesicht entfernt.

 

Hallo jana18,

Der Clown als Paradebeispiel für die maskierte Gesellschaft ist ein interessantes Bild, altbekannt zwar, aber von dir hier ganz interessant - auch das nette Ende - neu skizziert.

Stilistisch habe ich nichts einzuwenden. Du hast immer die passenden Worte gefunden, ohne aus- oder abzuschweifen, ganz wie ich's mag.

Etwas rein subjektives: Ich bin ein Freund des Subtilen und "Hereingeschlichenen". Was mich etwas stört, ist, wenn der Sprecher in einer Geschichte sich selbst analysiert und blanke Ergebnisse direkt abliefert. Mir persönlich geht das dann immer etwas zu schnell. Ich halte es für besser, den Gedankengang des Charakters dem Leser vor Augen zu halten, sodass er mitfühlen kann und Verständnis für den Sprecher entwickeln kann.
Du tust das, wie ich finde, im 3. Textblock. Aber dies nur am Rande. Ich weiß nicht, vielleicht bin ja wirklich nur ich der Meinung... :shy:

Sternenfluter

 

@Jana Bajazzo

Du solltest mal Deinen Satzbau variieren! Immer wieder Subjekt-Prädikat-Objekt ist langweilig. Tödlich sind die unzähligen Wortwiederholungen, dieselben Subjekte und Objekten in jedem zweiten Satz. Such nach Synonymen! Auch der Erwerb eines Thesaurus ist zu empfehlen. Jeder Autor sollte einen haben.
Lies gute Bücher und guck Dir was von den Meistern ab! Vergleiche ihren Satzbau mit Deinem. Du bist jung und relativ schreibunerfahren. Meine Kritik ist konstruktiv gemeint und sagt nichts über Dein Talent aus.

Dafür ist es zu früh.

 

@Alpha:

Zitat:
--------------------------------------------------------------------------------
Stilistisch habe ich nichts einzuwenden.
--------------------------------------------------------------------------------

Dann bist Du aber sehr anspruchslos.

Wie man es nimmt. Was ich sagen wollte: Nüchterner, einfacher - notfalls repetierender - Stil gefällt mir besser als "dick aufgetragen" und ist manchmal eindringlicher. War vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Es ist nicht so, dass mir die von dir genannten Kritikpunkte nicht aufgefallen sind ;)

Sternenfluter

 

Die Rolle die dir gegeben
repräsentiert dein sekundäres leben.
Der Belustigung soll sie dienen
doch kennt sie auch andere Mimen
und wenn die Masken fallen
werden die Lacher verhallen
denn fernab vom Scheinwerferlicht
beginnt ein Leben aus anderer Sicht.
Auf dem Papier versuch ich’s zu erklären
das kann mir wenigstens keiner verwehren
denn wenn die Show vorbei
ist es euch allen einerlei
was hinter der Maske steckt
die nun nichts mehr verdeckt.
Das wahre Gesicht zu sehen ist
und zum Vorschein kommt das was du wirklich bist.
Traurig, einsam und klein
weg mit dem trügerischen Schein
zu sein was du immer schon bist
auch wenn man oft ein anderer ist.
BIST? SOLLST!!!
sonst grollt’s
im Publikum auf den Rängen
die schnell nicht mehr an dir hängen.
Doch du kannst nicht einfach entfliehen
auch wenn du bettelst auf Knien
aus diesem Gefängnis ohne Türen und Gitter
und du merkst „verdammt das ist bitter“.
Also hoffst du auf deine Entlassung
und somit auf Änderung der Verfassung
die dir vorschreibt was du zu tuen hast
zu schwer wird dir die aufgebürdete Last.
Hast keine Lust mehr dich ewig hinter der Maske zu verstecken
würdest lieber verrecken als dein Gesicht ständig mit „high life“ zu bedecken.
Beginne deshalb deine eigene Revolution
und hör’ auf mit der grausamen Imitation.

Ich vermag dir leider keine Starthilfe zu geben
denn auch ich befinde mich noch auf den 2 parallel verlaufenden Wegen
deren Asphalt jedoch langsam anfängt zu bröckeln um schließlich zu verwesen
und was da noch ist ist bald schon gewesen.

AMEN


hi jana, nimm dir die Kritik der 'Flaschengeister' nicht so zu Herzen, die kritisieren eh immer nur negativ

 

@Spargelkopf

hi jana, nimm dir die Kritik der 'Flaschengeister' nicht so zu Herzen, die kritisieren eh immer nur negativ

Das kannst Du mit Deinen 8 postings ja auch besonders gut beurteilen. Habe schon viele extrem positive Kritiken verfasst. Und bei den negativen achte ich darauf, Anstöße zu geben, auf das hinzuweisen, was verbessert werden sollte. Sich eine solche Kritik nicht zu Herzen zu nehmen, zeugte schlichtweg von Ignoranz. Lass die Autorin das selbst entscheiden!

 

@ andromeda-nebel
Vielleicht hast du ja schon mitbekommen,
dass für mich publizierende Kritiker sowieso alle 'Nasenbohrer' sind (solltest du mal lesen), ich nehme mich da selbst nicht aus. Ich will auch niemandem vorschreiben wie, worüber und was er zu kritisieren hat, aber beim durchlesen der meißten Kritiken ist mir aufgefallen das gerade die Alteingesessenen
den Frischlingen (wenn sie überhaupt kritisiert weden) überwiegend negative Kritiken ausstellen und sie nur sehr selten gelobt werden. Es kommt mir zumindest so vor. Die Zukunft wird mich vielleicht eines Bessseren belehren.

 

Vielleicht hast du ja schon mitbekommen,
dass für mich publizierende Kritiker sowieso alle 'Nasenbohrer' sind

Wenn Du diese page ergo für sinnlos hältst, warum postest Du dann hier? Sollte Kg.de Deiner Meinung nach eine Pinwand mit angeschlossenem chatroom sein, in dem über alles diskutiert wird außer das zentrale Thema?

Dass jüngere, neuere, also auch unerfahrene Autoren statistisch schlechtere Kritiken als "alteingesessene" bekommen, ist sogar ein Verdienst der Kritiken auf dieser page!

Denk mal drüber nach, warum!

 

Original erstellt von asparagus:

Ich will auch niemandem vorschreiben wie, worüber und was er zu kritisieren hat, aber beim durchlesen der meißten Kritiken ist mir aufgefallen das gerade die Alteingesessenen
den Frischlingen (wenn sie überhaupt kritisiert weden) überwiegend negative Kritiken ausstellen und sie nur sehr selten gelobt werden.


Du widersprichst dir: Wenn du kritisierst, dass z viele Kritiken negativ sind, schreibst du eben DOCH was vor, nämlich, dass sie gefälligst positiver sein sollten.

Eine Frechheit finde ich den Satz "wenn sie überhaupt kritisiert weden" in Bezug auf die "Neuen": Zeig mir bitte EINE Seite im Internet, wo fast jede Geschichte noch am selben Tag mindestens eine Kritik erhält?

Und was mich auch verwundert: Lies mal ein paar der Kritiken zu meinen Geschichten. Dann wirst du feststellen, dass ich als alteingesessener "Nasenbohrer" bestenfalls durchwachsene Kritiken bekomme und keine Hymnen auf die großartige Qualität meiner Geschichten! Und? Regt mich das auf? Höchstens regt es mich AN, besser zu schreiben!

Bei aller Toleranz: Aber solche Aussagen wie deine fördern hier nicht gerade das Klima...

 

Ihr habt ja recht, ich senke mein Haupt in
Scham, wollte auf keinen Fall zur Reizfigur werden sondern nur eine kleine kritische Bemerkung machen und ein schlechtes Klima wollte ich auf dieser Seite schon überhaupt nicht verbreiten bzw. zu selbigem beitragen.
Entschuldigung!
Untertänigst Euer Kid

 

an die werten kritiker: ähhmm, ähh, also... ich will ja nicht meckern oder so, aber solltet ihr euch nicht mehr um die geschichte kümmern? was muss sich den jemand denken, der zum ersten mal eine story hier reinstellt und dann gleich so was lesen muss?
und um nicht den selben fehler zu machen:
1. die sprache ist vielleicht nicht 100 %ig ausgefeilt, stimmt schon, da könnte ein wenig mehr clowneske lebenserfahrung durchschimmern und solche unschönheiten wie

[...] den eigentlichen Grund für meine Berufswahl. Meine Berufswahl, die [...]
müssen nich sein, aber sie ist auch nicht massiv störend.
2. was mich aber doch ein wenig gestört hat ist der symbolismus der meiner meinung nicht ganz mit dem realismus der geschichte harmoniert.
da ist ein clown, ein "dummer august", der immer fröhlich sein muss. mir ist spontan der "pierot", also der traurige clown eingefallen, der aber in der geschichte nicht auftaucht. warum nicht? würde er doch wie die faust aufs auge passen...?
3. die idee mit dem kleinen mädchen gefällt mir, auch wenn ich doch gern die eltern des kindes sehen würde, die ihre kleine tochter mutterseelenallein nach einem klo suchen lassen und ich mich eigentlich wundern sollte, woher der clown das mit dem klo weiß.
4. mir gefällt auch das ende. der clown ist nun wieder ein normaler mensch, einer von denen, die freunde haben und sich nicht trauen, die maske des clowns herunterzureißen, weil sie sich selber darunter entdecken könnten. also wünscht er sich das unschuldige, maskenlose mädchen herbei, damit sie das für ihn tut.
mich würde zu gerne interessieren wie die geschichte weiter geht, ob der ex-clown irgendwann merkt, dass auch dieses "richtige menschsein" nicht das ist was er gesucht hat.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom