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Besuch beim Zahnarzt

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30.01.2005
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Besuch beim Zahnarzt

Ich hasse es grundsätzlich mich schutz- und hilflos auszuliefern. Deshalb hasse ich es erst recht zum Zahnarzt zu gehen.
Als ich gestern ein Loch in meinem rechten Backenzahn entdeckte blieb mir aufgrund dessen fast das Herz stehen.

Vierzehn Uhr – Zeit los zu gehen. Mein Termin wartet.

Am Enttrance werde ich äußerst freundlich von der viel zu käsig angezogenen Sprechstundenhilfe begrüßt und erst einmal im Wartezimmer geparkt.
Hier hüpfen sogleich ein paar schokoladenverschmierte und verzogene Gören um mich herum um mir mein Kleid voll zu sauen.

Fünfzehn Uhr – Die Gören hängen immer noch an meinem Rockzipfel, während ich in einem ebenfalls mit Schokolade verklebten Modemagazin blättere.

Sechzehn Uhr – Allmählich beginne ich unruhig zu werden. Schließlich war ich eigentlich schon für halb drei Uhr angemeldet.

Siebzehn Uhr – Die Gören sind an der Reihe. Mit einem diabolischen Grinsen verfolge ich, wie sie heulend an der Hand ihrer Mutter ins Behandlungszimmer geführt werden.

Viertel nach fünf – Lachend stürmen diese kleinen verzogenen Biester aus dem Arztzimmer zum Empfang. „Lutscher, Lutscher!“, grölen die zwei im Chor und selbstverständlich schenkt ihnen die Sprechstundenhilfe ihren Lutscher! „Da. Weil ihr den Onkel Doktor sooo brav nachschauen habt lassen!“

Na super! Vielleicht haben sie ihm auch nur dieses Mal keinen Finger abgebissen. Ärgerlich rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her. Termin um halb drei. Jetzt ist es aber schon halb sechs und ich sitze immer noch hier!

Fünf Minuten nach halb sechs – Endlich! Drei Stunden zu spät ruft die käsige Sprechstundenhilfe meinen Namen aus und bittet mich ins Zimmer zwei.

„Guten Tag, Doktor Kapfinger!“
„Hallo, Frau Pongratz! Na, um was geht es denn? Nachsehen oder haben wir etwa ein Loch im Zahn entdeckt?“

Wenn der nicht sofort damit aufhört mich so in freudiger Erwartung an zu grinsen, hau ich ihm gleich ein Loch in den Zahn!

„Ein Loch im Zahn... Leider!“
„Dann setzen Sie sich bitte hier auf die Liege.“

Während ich auf der Liege ausharre während diese langsam nach unten gefahren wird, bildet sich allmählich Angstschweiß auf meiner Stirn.
Neongrell scheint mir die grausame Zahnarztlampe in die Augen.

„So dann machen wir doch einmal den Mund gaaanz weit auf!“

Ich will schreien doch ich kann nicht mehr. Der Zahnarzt hat mir nach kurzem Untersuchen bereits Watte in den Mund gestopft um meine Stimmbänder außer Gefecht zu setzten.
Hilfe! Jetzt holt er auch noch seine ebenfalls käsige Assistentin!
Ohne große Vorwarnung werden mir die Wattebatzen wieder aus dem Mund gerissen und die Zahnarzthelferin schiebt mir anstatt dessen einen sogenannten „Absaugschlauch“ in den Mund.
Seltsam gurgelnde Geräusche kommen aus meinem Rachenraum. Hat sie etwa schon den Magen erreicht?

Wieder bereits der Mund mit zwei Instrumenten auseinander gespreizt. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen an dem ich heulen könnte. Aber große Mädchen weinen nicht!

„Bsssss-bssss...bsssss..sssss“

NEIIIN!! Der Bohrer!

„Wenn es weh tut, dann sagen sie es mir, ja?“

„Ager.. ich...sji hagen ichre chang in neineng Nung!“

(Übersetzt: Aber ich… Sie haben ihre Hand in meinem Mund!“
(Was wirklich damit gemeint war: Hilfe, lasst mich hier raus!)

„Oh, dass ist aber tief. Ich glaube, da werden wir eine Spritze brauchen.“

Mein gegurgeltes NEIN! NEIN! überhörte er dabei gänzlich.

Da war sie. Diese spitze, lange, metallisch glänzende Nadel schwebte direkt über meiner Nase.
Ich schloss die Augen. Am Liebsten hätte ich geweint, als dieses Monstrum sich in meinem Zahnfleisch versenkte.

Gut, jetzt war wenigstens alles taub. Ich ließ alles mit mir, bzw. mit meinem Zahn geschehen.

„So Frau Pongratz, das hätten wir!“

Ich öffnete meine Augen. Ein helles Licht schwebte über meinem Gesicht. Ein wunderschönes blaues, warmes Licht.

Später stellte sich heraus, dass es nur die Aushärtungslampe für meine neue Zahnfüllung gewesen war.

Ich trat hinaus aus dem Behandlungszimmer, schritt hocherhobenen Hauptes an der käsigen Sprechstundenhilfe vorbei und würdigte sie keines Blickes.

Ich öffnete die Eingangstür, wandte mich kurz um, um mir noch einen Lutscher zu mopsen und ging dann nach Hause, um meinem Freund zu erzählen, dass alles nur halb so schlimm gewesen sei.

 

Hallo ante portas,

also zumindestens ist dies schon mal eine Geschichte und von daher freue ich mich, dass insoweit mein Gemeckere darum flach fallen kann.
Die Story selbst ist leider wenig innovativ, ich möchte nicht wissen, wieviele Geschichten es schon über Zahnarzttermine und die Ängste der Patienten gibt und auch ihre Umsetzung ist eher bieder und wirkt teils wie mit der heißen Nadel gestrickt.

Ich finde zwar, dass es kein Problem ist, einen bereits altbekannten Plot zu verwenden, jedoch ist dann besonderes Augenmerk auf eine innovative Umsetzung zu richten. Also nur mal als Beispiel, welches mir so grad einfällt, wäre ein Perspektivwechsel. Da die überwiegende Anzahl der Zahnarztgeschichten aus der schlichten Sicht des leidgeprüften Patienten geschildert werden, wäre es doch mal eine Idee aus der Sicht der Zahnarzthelferin zu schildern oder wie wäre es, wenn du den Behandlungsstuhl "vermenschlichst" und seine Eindrücke zu allem darstellst, etc.

Tja und nun zur Frage, obs eine Satire ist oder nicht. Ich halte deine Geschichte in dieser Hinsicht für höchst grenzwertig, denn du versuchst einerseits mit leicht ironischem Blick auf das Geschehen und ein bisschen Überspitzung zu arbeiten, aber Ironie allein macht noch nicht die Satire aus. In deiner Geschichte wird eher nur parodiert, also die Wirklichkeit ein wenig überspitzt dargestellt. Die Satire darf da aber wesentlich mehr. Du könntest also wesentlich skurriler werden, viel mehr verzerren, verfremden und dich, was für meine Begriffe immer noch die klassische Satire darstellt, völlig vom Plot lösen und einen vollkommen anderen Sachverhalt schreiben, indem dann aber deine Kritik an den Zahnarztpatienten und ihren üblichen Ängsten zu finden ist.

Mein Vorschlag wäre, dass du in einer deiner nächsten Geschichten hierauf noch intensiver achtest und es dann umsetzt. Viel Erfolg! :)

Lieben Gruß
lakita

 

Danke lakita!
Für den Anfang sollte der Besuch beim Zahnarzt lediglich ein Prototyp sein, der auf gar keinen Fall meine beste Idee oder Eingebung darstellen soll. Hab den Text ja auch noch am selben Tag innerhalb von 1 1/2 Stunden geschreibselt. Das Ganze war mehr oder weniger ein erster Gehversuch auf noch seeehr wackeligen Beinen... ;)
Irgendwie muss man ja schließlich anfangen... :D
Dankeschön auf für die vielen guten Rat- und Vorschläge!
Wo wir gerade bei Birnen sind: Ich hasse Apfelkompott! :teach:
Hoffe du erwischst meine nächstes Posting wieder mal als Erste :huldig: :D

Liebe Grüße

ante portas

 

Hallo ante portas,

Hab den Text ja auch noch am selben Tag innerhalb von 1 1/2 Stunden geschreibselt.

deine Ehrlichkeit ehrt dich, macht die Sache aber nicht besser.

Ich kenne nur wenige Autoren, denen es gelingt innerhalb 1 1/2 Stunden eine gute Geschichte zu schreiben und im Bereich der Satire kenne ich schon gar keinen, der es könnte.
Mit anderen Worten: bitte schick deine Geschichten VOR dem Posting für mindestens eine Woche in Quarantäne und dann lies sie dir nochmals durch. Ich könnte mir vorstellen, dass so manche Story dann hier gar nicht landet. :D
Viel Erfolg!

Lieben Gruß
lakita

 

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