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Besuch
Zärtlich treibt der Wind den Schnee aus dem eisigen Norden vor sich her. Im Wald der Fichten hält er inne, um von der begonnen Reise des Weihnachtsmannes zu berichten. Fröhlich erzählt er wie dieser erst einmal auf seiner Startbahn ausrutschte, als er sie zum Start enteisen wollte. Die Alten hören schweigend zu. Sie wissen, dass er sich auf den Weg gemacht haben muss. Sonst wären nicht erst vor kurzem viele ihrer Kinder gefällt worden.
Eine junge Fichte scheint das nicht mitbekommen zu haben. Es ist bekannt warum sie noch hier ist. Sie ist nicht gerade gewachsen weshalb sie keiner haben will und das hat ihr das Leben gerettet. Gerade fragt sie den Wind wer der Weihnachtsmann ist. Geduldig erklärt der greise Wanderer es dem jungen Lebewesen.
Fasziniert von der Geschichte bittet es den Erzähler den Weihnachtsmann zu fragen, ob er sie nicht besuchen könne. “Mache ich,” bläst er durch ihre Zweige und zieht, überall kleine Wirbel hinterlassend davon. Gnadenlos schütten die Umstehenden Beleidigungen über ihr aus. “Was ihr einfällt den Freund ihrer Feinde einzuladen?”, “Wie sie auf die Idee kommt, dass er sie besuchen wird?” sind die höflicheren Kommentare.
Die kleine Fichte ist darüber traurig. Sie lässt ihre Zweige hängen, bis sie wie ein gefällter Baum aussieht. Es ist traurig zu sehen wie elend es ihr geht. Die umstehenden bemerken wie sehr sie ihr junges Mitglied getroffen haben. Aber entschuldigen können sie sich nicht.
Am nächsten Abend ertönt das Geläut der Rentiergeschirre aus der Ferne und scheint der Kleinen Recht zu geben. Die richtet sich sofort ein Stückchen auf als sie das Geräusch hört. Minuten später liegt sie wieder im Schnee. Der Schlitten ist über sie hinweg geflogen. Selbst die Alten lassen ihre Spitzen hängen. Keiner von ihnen hatte geglaubt, dass der Weihnachtsmann kommen würde. Und statt sie wie üblich zu ignorieren kommt er um sie zu quälen. Es ist herzzerreissend die kleine Fichte am Boden liegen zu sehen.
Die Ersten beugen sich zu ihr hinab um sie zu trösten, als ein helles Licht die Nacht durchbricht und in Silber taucht. Neugierig hebt das verbogene Bäumchen die Spitze um zu sehen, was da leuchtet. Die fallenden Flocken lassen die große Gestalt verschwommen erscheinen. Als sie vor der geknickten Fichte stehen bleibt sieht diese, dass es nicht der Weihnachtsmann ist, der strahlt, sondern ein Engel der hinter ihm geht.
Vor Schwäche zitternd stemmt sie sich vom Boden hoch. Sie hat den ganzen Tag nichts getrunken und von den wenigen Sonnenstrahlen die sie besuchen wollten abgewandt. Der Engel hilft ihr auf und stützt sie. Glücklich bedankt sie sich beim Weihnachtsmann für sein Kommen und für das schöne Geschenk, dass er ihr und ihren Freundinnen und Freunden mitgebracht hat.
[Bearbeitet am: Freitag, den 24. Dezember 15:17]