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Beziehungsschrott
Nachdem ich nun mal wieder alleine bin und auf der Suche nach einer neuen Exfreundin, habe ich mehr Zeit, um über alte Beziehungen nachzudenken. Ob es wohl einen Eintrag für zerschossene Beziehungen, im Guinness Buch der Rekorde, gibt? Um mich herum wird gerade mal wieder Geheiratet, das zweite oder dritte Kind bekommen und ich bin Single, schon wieder. Ich meine, das Problem ist, das Beziehungen wie so eine Art Wunderautos sind. Eine neue Beziehung fängt an wie ein Neuwagen. Keine Delle, kein Kratzer - alles glänzt. Der andere scheint keine Fehler zu haben. Gut, manchmal Muß man nach einigen Tagen oder Wochen eine Rückrufaktion durchführen. Da der neue Partner doch schwerwiegende Mängel aufweist, die man vorher, durch optische Betrachtung, nicht erkennen konnte. Oder weis irgend jemand wie man optisch an einer Frau erkennt, daß sie eine Kaputte Kupplung hat und im Bett nur im ersten Gang fahren kann. Dafür beim Shoppen hochtourig durch die Gänge knallt und unter drei bis vier Stunden nicht vom fünften Gang runter kommt? Also, ich kann da, in sämtlicher Fachliteratur, nichts finden.
Der Vorteil einer Beziehung, im Gegensatz zu einem Auto ist, daß wie durch ein Wunder kaputt geschrammte Außenspiegel oder anderes, einfach nachwachsen. Nach dem ersten Streit ist es, als wäre man an einem Pfeiler, beim einparken, langgeschrammt. Die ersten Kratzer sind da. Das verheilt zwar, aber man kann es sehen. Wenn man nur genau genug hinsieht. Größere Streitigkeiten rufen natürlich auch größere Schäden hervor. Richtig Streß, ist wie ein abgetretener Seitenspiegel. Zwar wächst, in einer Beziehung, so ein Außenspiegel nach, nur leider sieht er danach niemals so aus wie vorher. Meist kann man durch so einen Spiegel nichts mehr sehen. Schwarz oder grau-mattes Spiegelglas läßt einen erahnen, daß der Zweck verloren gegangen ist.
Bei meiner vorletzten Beziehung, war es nach ein paar Jahren so schlimm, das es schwierig wurde, so eine Beziehung noch weiter zu fahren. Man Muß sich das einmal vorstelle. Ich saß da in einem Auto, die Windschutzscheibe schon so zermürbt, daß ich während der Fahrt aus dem nicht mehr vorhandenen Seitenfenster mich strecken mußte, um die Straße überhaupt noch sehen zu können. Die schöne alte Gangschaltung ist einem Automatikgetriebe gewichen, das völlig selbständig zwischen dem dritten und zweiten Gang hin und her sprang. Egal bei welchem Tempo. Gas und Bremspedal sind zu einem verschmolzen und machten auch so ungefähr das, was sie wollten. Eine Rückbang gab es nicht mehr. Vom Kofferraum ganz zu schweigen. Sitz ich also da, versuche diese Kiste bei ungefähr Hundertzwanzig in der Stadt auf Kurs zu halten und möglichst wenige Mitmenschen, in meiner Umgebung, in Gefahr zu bringen.
Das man so ein Gefährt, früher oder später, gegen die Wand drückt ist klar. Aber man hat ja nur dieses eine Fortbewegungsmobil und wer geht schon gern zu Fuß. Eine Zeitlang geht es ja auch gut, bis es dann mit einem ordentlichen Rums auseinander bricht. Einige Hindernisse versucht man noch geschickt zu umlenken. Doch man wird auch immer nervöser, je mehr sich das Lenkrad auflöst und sich Streitigkeiten wie Kometeneinschläge in den Weg werfen. Und irgendwann ist Schluß. Dann sitzt man da. Den Arsch voll Beziehungsschrott und keine Ahnung wohin mit dem Rest. Mit ein wenig Glück bietet sich schnell mal der eine oder andere Kleinwagen an, mit dem man dann ins Kino oder zum Essen fahren kann. Aber bis zum nächsten Neuwagen wird es erst einmal wieder dauern. Ich muß mich von so einem Schock auch erst einmal gründlich erholen. Ich glaube, ich habe mir ein Schleudertrauma zugezogen.