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Bindung

DP

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25.05.2001
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Nichts! Nichts ist das Richtige. Ich kann machen was ich will, nie mache ich es ihr recht. Ständig ärgert sie mich, stachelt mit Gemeinheiten. Kritisiert mich hier und dort. Mal habe ich falsch reagiert, mal hat sie etwas anderes hören wollen.
Ich möchte doch nur genau das tun, was sie glücklich macht. Ich möchte genau der sein, den sie sich in ihren Träumen vorstellt und doch bin ich es anscheinend nicht. Doch wie kann ich dies ändern? Warum hilft mir denn keiner?
Ich kann doch nicht wissen, wie es in ihrem Herz aussieht, dafür ist es doch viel zu verworren.
Oder ist genau das, was ich erreichen muss, ich muss ihr Innerstes erkunden und verstehen. Erkennen was sie denkt, fühlt und will. Ja genau das ist die Liebe. Ich muss ihre eigene Seele ersetzten. Ich möchte ihr alles von den Augen ablesen, ihre Ängste mindern, ihre Freuden verstärken, ihre Sehnsüchte stillen. Einfach alles was ihr das Leben befriedigender scheinen läßt, möchte ich sein. Ihre Rose in einem Meer aus Zärtlichkeit, die Blume auf dem weitem Ozean der Begierde, ein Sonnenstrahl in einem Gewitter aus Frust und Trauer sein.
Das muss ich sein, die Erfüllung aller Wünsche, einfach das, was man von einem Liebenden hofft und vielleicht sogar erwartet.
Nehme ich mir zu viel vor? Kann ich dies alles erfüllen? Kann ich es? Ich darf nichts versprechen bevor ich nicht sicher weiß, dass ich es schaffe. Es ist vielleicht doch zuviel?
NEIN! Nein, für die Liebe ist keine Arbeit zuviel. Selbst Erdbeeren auf dem Mount Everest zu finden ist keine zu schwierige Aufgabe, wenn es darum geht, dem Menschen seines Herzen zu zeigen, dass man ihn liebt und keine Hindernisse scheut, es zu beweisen.
Zu wissen, was der Mensch gegenüber, in diesem Moment möchte, ist keine Weltaufgabe. Es benötigt nur zwei Dinge: Zum ersten muss man den Mensch achten, schätzen und lieben. Etwas anderes hat auch kein Mensch auf dieser Welt verdient. Es ist die Grundlage für das Menschsein und entspricht somit allen positiven Eigenschaften, die man aufweisen kann.
Als zweites muss der Mensch gegenüber sich einem völlig öffnen, er darf keine Hemmung haben, Gefühle zu zeigen. Tut er dies doch, ist es ein wirkliches Kunststück das Richtige zu entdecken.
Arbeiten somit beide zusammen, kann man sagen, dass sowohl der Eine als auch der Andere Seele im Gegenüber geworden ist. Man hat sich nun völlig ergeben. Ergeben seiner Liebe, seiner wahren Welt und gibt doch gleichzeitig Liebe weiter. Man ruht sich nicht einfach aus, sondern man beschützt den Menschen dessen Obhut man selbst übernommen hat. Nichts geschieht alleine, denn es ist einfach die stärkste Bindung die es gibt.
Es sind aber keine wahren Fesseln, statt dessen ist ein weiches Seidenband, das sanft um die Hand gelegt ist. Genauer gesagt, ist es um zwei Hände gelegt, die ineinander verschmolzen sind und diese Bindung niemals aufgeben werden, denn sie werden durch die mächtigste Kraft des Universums verbunden. Jeder Mensch verspürt diese Bindung und jeder kann diese weitergeben. Jeden Tag kann man mehr Freude in das Leben eines anderen Menschen bringen. Jeden Tag kann man mehr die Seele eines anderen übernehmen und mehr Wärme und Geborgenheit schenken, denn wir verspüren alle diese eine Sache tief in unseren Herzen und wollen, wenn wir ehrlich sind, auch nichts anderes fühlen:
Es ist einfach nur das, was wir alle unter einem Namen kennen:

LIEBE - LOVE - AMOUR - ARMOUR - AMOR - AMORE - L` AMOUR - AMIS

Die Liebe ist ein Nehmen und Geben. Hat man den richtigen Weg gefunden, ist es eine innere Befriedung, die wahre Seele eines anderen Menschen zu bilden, aber genau das ist echte und wahre Liebe.
Direkt aus dem Herzen ablesen, was zu tun ist, was man sagen soll oder ob man für ein paar Sekunden schweigen soll,
das ist einfach nur LIEBE!

 

Lieber DP

Dein Text hat mich schon berührt, weil aus ihm eine gewisse Ernsthaftigkeit spricht. Man spürt, dass der Schreiber von seinem Gefühl sehr ergriffen ist und aus ihm heraus auch diesen Text verfasst hat.

Wenn wir nun aber versuchen, die Aussage des Textes zu ergründen, merken wir schnell, dass er aus zwei Teilen besteht, die ein wenig auseinander fallen. Zum ersten erscheint er dem Leser wie ein verzweifelter Aufschrei einer nicht bewältigten Gefühlssituation. "Ich kann machen, was ich will, nichts mache ich ihr recht." Die Perspektive ist eine sehr persönliche, an individuelles Erlebnis gebundene. Im zweiten Teil veränderst Du die Perspektive des Schreibens grundlegend. Mit dem Wort "Weltaufgabe", das übrigens in der Wortwohl von Anna zu Recht kritisiert worden ist, wechselst du zu einem, sagen wir einmal, professoralen Stil. Nun werden Forderungen aufgestellt, die bei einer vorbildlichen Liebe erfüllt sein müssen. "Zum einen muss man den Menschen achten...", "zum andern ..." Entsprechend wirkt der Schlussabschnitt wie die absolute Lösung einer psychologischen Aufgabe, der dann nicht mehr widersprochen werden kann.

Vielleicht merkst Du, was ich sagen möchte. Das Thema hat einen hohen Anspruch und weckt auch Erwartungen beim Leser. Wenn man die persönliche Perspektive des hilflos unglücklich Verliebten beibehalten möchte, dann sollte man zeigen, an Erlebnissen, Beispielen, an einer typischen Handlung, wie sich dieses Verliebtsein kundtut. Es gibt ein altes Wort von Schiller (oder Goethe, im Moment bin ich mir nicht mehr sicher), das heißt "Bilde Künstler, lehre nicht." Darstellen, zeigen, nicht theoretisieren!

Aber vielleicht merkst Du aus der Art, wie ich Dir antworte, dass ich Deinen Text sehr ernst nehme, auch die Art, wie Du schreibst. Gerne würde ich wieder etwas von Dir lesen.

Hans Werner

 

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