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Bis sie ging
Während er sie nach Hause fuhr, dachte sie über alles nach. Sie wusste noch, als sie mit dem Training angefangen hat, war er schon zwei Jahre dabei und gehörte zu den „alten Hasen“ in diesem Sport. Am Anfang bemerkte sie ihn nicht einmal, bis sie sich nach dem Training für eine Zeit lang unterhielten. Es gefiel ihr und ihm anscheinend auch. Denn von diesem Tag an gingen sie immer nach dem Training spazieren und redeten über alle möglichen Dinge. Er fuhr sie danach meistens nach Hause. Den einen Tag redeten sie kaum miteinender. Er setzte sie vor der Haustür ab. Keiner sagte ein Wort. Sie stieg nicht aus. Beide guckten sich lange an, bis er schließlich mit leiser Stimme sagte: „Soll ich dich noch mit zu mir nehmen?“ Ihr war klar, was er damit meinte. Ihre Antwort war ja. Denn diese Aufforderung hatte sie sich schon lange erhofft. So fuhren sie zu ihm.
So hat alles begonnen. Ab diesem Tag nahm er sie immer mit zu sich. Oder sie fuhren zusammen an andere Orte.
Das ging jetzt schon einige Monate so und sie wurde langsam unzufrieden. Die Tatsache, dass sie außer ihm noch andere Männer haben durfte, die sie auch hatte, reichte ihr nicht. Denn diese Männer interessierten sie nicht. Die waren nur das Mittel zum Zweck, zum Zweck, zu sehen, wie er auf diese Nebebuler reagieren würde. Mehr wollte sie nicht, nicht mehr, als nur ihn. Wollte nicht mehr in Lügen leben. Sie wollte mit ihm eine offizielle Beziehung führen, bei der alle sehen konnten, dass sie zusammen waren. Und nicht nur eine Bettbeziehung, wie sie jetzt noch bestand.
Doch sie wusste ganz genau, dass er das nicht wollte. Sie war Minderjährig, zwölf Jahre jünger als er. Wenn das Jemand erfahren würde...
Der Wagen hielt. Sie guckte aus dem Fenster und bemerkte, dass sie am Straßenrand, irgendwo in der Nähe ihres Hauses standen. Er legte seine Hand auf ihre Schulter „Was ist mit dir los? Du bist doch sonst nicht so still!“. Sie wich zurück und meinte leise: „Es ist nichts.“ Er hakte nach: „Komm schon, ich weiß, dass etwas nicht mit dir stimmt. Ich kenne dich.“ Damit hatte sie nicht gerechnet. Doch sie blieb dabei „Es ist wirklich nichts!“ Nun sagte er nichts mehr. „Was ist los? Schalt den Motor wieder an und fahr endlich weiter! Ich will nach Hause.“ „Das werde ich nicht tun! Ich will wissen, was du hast.“ Wieder wurde es still im Auto. Draußen fing es an zu regnen. Nach langer Zeit überwund sie sich. Sie atmete tief ein und sagte: „Ich liebe dich!“ Dann riss sie die Wagentür auf, stieg aus und lief davon in die Dunkelheit.