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Bist du das?!

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30.11.2003
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Bist du das?!

Der Raum war hübsch geschmückt, keine Frage. Ein riesiges Spruchband verziehrtedie Wand. Abitur 1995. Ich war nicht die Erste. Zwei Frauen und ein Mann hatten es sich bereits im Raum gemütlich gemacht. Sie tranken Kaffee und plauderten. Plötzliche, kindliche Schüchternheit überwältigte mich und mit Trippelschritten kämpfte ich mich zu meinen ehemaligen Mitschülern vor.
„ Hallo Leute“, krächzte ich und ärgerte mich über das „ Leute“, das pseudo jungendlich klang.
„ Emilia! Bist du das?“, stellte eine dunkelhaarige Frau, die ich als Anne erkannte,
die rhetorischste Frage, die man überhaupt auf einem Klassentreffen fragen kann, wenn man sich eh schon sicher ist, wen man vor sich hat.
„ Anne! Klaus! Susi!“, rief ich begeistert und stellte mein eingefrorenes Lächeln ein. Gleichzeitig zog sich mein Magen vor Unwohlsein zusammen.
„ Setz dich und erzähl von deinem Leben“, rief Susi, wie ich fand, reichlich affektiert.
Was soll ich schon erzählen? Soll ich dir die letzten zehn Jahre wiedergeben?, dachte ich genervt. Stattdessen antwortete ich lahm:
„ Na ja ich habe studiert und arbeite nun als angehende Anwältin.“
Drei nickende Fratzen blickten mir entgegen. Nervös pulte ich Holz aus dem Tisch und nickte ebenfalls. Schweigen entstand, peinliches Schweigen.
„ Schön, dass du meine Einladung angenommen hast!“, rief Anne so plötzlich, dass ich zusammen fuhr.
„ Ja, ich freue mich auch“, antwortete ich brav. Ich dachte:
Was hätte ich auch sonst tun sollen um deiner aufdringlichen Art zu entfliehen?
„ Und was machst du so?“, wendete ich mich an Klaus und besann mich selbst auf das oberflächliche Geplänkel.
„ Ich bin Kinderarzt. Ich arbeite am Klinikum in Münster.“
Ich nickte wieder. In dem Moment betrat ein hoch gewachsener Mann den Raum. Wieder wurde ich in die Jugendtage zurück geworfen, als ich mein Herz heftig schlagen fühlte. Mein Jugendschwarm, mit dem ich nie zusammen gekommen war.
„ Hallo, Max!“, riefen alle und standen auf um ihn zu begrüßen. Nur ich blieb wie angenagelt sitzen. Max – ich erkannte die schönen dunkel blauen Augen und das struppige, braune Haar.
„ Hallo Emilia“, begrüßte er mich und nun erkannte ich auch die männlich tiefe Stimme.
„ Hallo Max“, erwiederte ich und zwang mich zu einem Lächeln. Ich musste annehmen, dass es sehr schief ausfiel. Am Liebsten hätte ich mich selber einmal kräftig gekniffen. Ich ärgerte mich über meine Nervosität, es war zehn Jahre her seit ich Max das letzte Mal gesehen hatte. Ich war eine Frau und kein Teenie mehr. Für einen Moment schloss ich die Augen und beruhigte mich wieder etwas. Als ich sie wieder aufschlug fing ich ein Augenzwinkern von Max auf und schon schlug mein Puls wieder Purzelbäume. Er hatte noch genau die unwiderstehliche Austrahlung wie vor zehn Jahren.
Anne hatte dieses Klassentreffen organisiert und nun strömten die Leute in Scharen herein. Die Meisten erkannte ich, andere nicht. Hätte ich doch mal alle erkannt.
„ Emilia!“, kreischte eine und schlang die Arme um mich.
„ Toll siehst du aus“, lobte sie und lachte mich an.
„ Ähm ja du auch...“, stammelte ich und versuchte krampfhaft dem stark geschminkten Geischt vor mir einen Namen zu zuordnen.
„ Wie geht’s dir? Was macht das Studium? Hast du wirklich Jura studiert?“, fuhr mein Gegenüber unbeirrt fort.
„ Jaaa, ja das habe ich. Und du....“ Ich hoffte darauf, dass sie meinen Satz beenden würde. Sie tat mir nicht den Gefallen.
„ Also, Emilia! Du wirst doch noch wissen was ich studieren wollte!“
Panisch schüttelte ich den Kopf. Die Frau lachte laut.
„ Unfassbar! Ich habe doch nun wirklich kein Geheimnis draus gemacht!“
„ Medizin?“, versuchte ich es auf gut Glück. Die Frau klatschte in die Hände.
„ Genau! Du hättest mich auch enttäuscht, wenn du es nicht mehr gewusst hättest!“, rief sie und mir fiel ein Stern vom Herzen.
„ Ich geh jetzt mal zu Max“, sagte sie und zwinkerte mir verschwörerisch zu. Schlagartig wurde mir bewusst wer vor mir stand.
„ Cora!“
Cora sah mich verwundert an.
„ Ja, Emilia, was ist noch?“, fragte sie irritiert. Ich wurde rot wegen meines plötzlichen Ausbruches. Als ich nicht antwortete ging sie zu Max. Benommen setzte ich mich auf einen Stuhl. Cora, die berühmteste Schönheit der ganzen Schule hatte mit mir gesprochen. Ein Mädchen für das selbst der Schulwarm Max kein Problem war. Cora, die die Trends setzte hatte mit mir gesprochen.
Wir sind nicht mehr im Jahr 1995!, erinnerte mich eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf an die Realität. Ärgerlich nahm ich meine Tasche und verließ den Raum. Ich hatte genug von Klassentreffen. Hatte es mich doch zehn Jahre danach, wieder zurück in die Pubertät geworfen.

 

Hallo Bluna,
Klassentreffen haben immer einen nostalgischen Touch. Den hast du auch getroffen. Ein paar Zeichensetzungs-und Rechtschreibefehler sind mir aufgefallen. Du soltest den Text dahingehend noch einmal überprüfen.
LG
Goldene Dame

 

Hallo bluna!
Nach nem Jahr Abwesenheit (so ungefähr jedenfalls) melde ich mich hier mal zurück. Gestern bekam ich eine Einladung zum Klassentreffen und da muss ich dir hier natürlich auch gleich mal antworten.

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, vor allem weil es endlich mal kein Happy-End gibt. Man kann noch so lange aus der Schule entlassen sein, wenn man sich dann mal wieder trifft, fällt man doch schnell in seine alte Rolle zurück, vor allem wenn da noch zwischenmenschliche Gefühle mit im Spiel sind.

Liebe Grüße
kleine Nacht

 

Hi Leute,
danke für eure Kritik und @ kleine Nacht: Mich würde ja doch mal sehr interessieren wie dein Klassentreffen denn dann gelaufen ist ;)
Bis bald und schreibt weiter Kritik, eure bluna

 

Das kann ich dir jetzt schon sagen, ich werd nämlich nicht hingehen. Aber nicht weil ich nicht will, sondern weil ich da arbeiten muss. Nuja, nächstes mal dann. ;)

kleine Nacht

 

Hallo Bluna,

eine nette kleine Geschichte über ein Klassentreffen.
Ich bin auch 1995 aus der Schule gekommen - leider hatten wir bis heute noch kein Klassentreffen. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass man selbst in so langer Zeit nicht einfach seine alten "Gewohnheiten" ablegen kann. Vermutlich würde jeder beim Anblick seines alten Schwarms Herzklopfen bekommen. Wahrscheinlich bleiben auch alte Feindschaften und ähnliches erhalten.
Das alles hast du sehr schön eingefangen.

Leider gefällt mir das Ende nicht so gut. Es ist ein wenig unspektatkulär. Natürlich kannst du sagen, dass so das Leben eben ist. Das es nicht immer ein Highlight zum erzählen gibt... Trotzdem gefiele mir ein "aufregenderes" Ende besser. So vergisst man deine Geschichte nach dem Lesen auch sehr schnell wieder.

Hier noch ein paar Textanmerkungen:

Ein riesiges Spruchband verziehrtedie Wand. Abitur 1995.

Siehst du selbst, oder?


„ Na ja ich habe studiert und arbeite nun als angehende Anwältin.“

Na ja, (komma)


„ Hallo Max“, erwiederte ich und zwang mich zu einem Lächeln.

erwiderte (ohne ie)

LG
Bella :)

 

Hallo Bluna,
die Erlebnisse deines Klassentreffens, die Du so treffend beschreibst, spiegeln genau die Befürchtungen wieder, die mich bisher am Besuch solcher Veranstaltungenm gehindert haben.
Nur die Erinnerung an frühere Zeiten erlaubt es den anderen, sich ein Bild von einem zu machen, und so muss man sich entscheiden, ob man auf das Foto will, oder nicht.
In der kurzen Zeit des Wiedersehens ist ja auch kaum Zeit, seinen Fortschritt unter die Leute zu bringen und so ist die Gefahr groß, in alte Rollen zu schlüpfen und den einfachen Weg zu wählen.
Gut, dass Du da warst, und vor allem, dass du gegangen bist !

Deine Dialoge finde ich sehr lebendig, ich konnte lachen und leiden.
Gruß
MrClean

 

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