Was ist neu

Bist du glücklich?

Mitglied
Beitritt
23.01.2007
Beiträge
999
Zuletzt bearbeitet:

Bist du glücklich?

Eine kleine, verrauchte Kneipe, irgendwo am Stadtrand. Es ist später Abend, viele Gäste haben sich bereits auf den Heimweg gemacht, nur Beppo ist irgendwo zwischen dem dritten und vierten Bier hängen geblieben. Er sitzt an der Bar, hinten in der Ecke, und hat seinen grauen Mantel immer noch nicht abgelegt, obwohl es angenehm warm ist – anders als draußen, da schneit es. Die dunkelblaue Baskenmütze, die er so gerne trägt, liegt vor ihm auf dem Tresen, und Beppos Hand ruht darauf, als wolle er darauf Acht geben, dass kein Sturm die Mütze fortweht.
Plötzlich wird die schwere Eingangstüre aufgestoßen und mit einigen wild umherwirbelnden Schneeflocken betritt Heinz den Raum. Sein freundliches, fast schon übermütig wirkendes Gesicht will nicht so recht zu dem strengen Anzug passen, den er unter dem grünen Parka trägt. Suchend blickt er sich im Gastraum um, wohl aber eher, um den Menschen in der Kneipe Zeit zu lassen, ihn zu bemerken, als um selbst etwas zu finden. Dann fällt sein Blick wie zufällig auf Beppo, er hebt die Brauen und geht mit gemessenen Schritten auf ihn zu, um ihn herum und setzt sich neben den kleineren Beppo, der einige Augenblicke braucht, um von seinem Bier aufzuschauen.
„Beppo, so ein Zufall! Mensch, es muss Wochen her sein, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben! Wie geht es dir?“ Seine Stimme ist laut, einige blicken kurz herüber.
„Man lebt, man lebt“, antwortet Beppo leise. „Es geht eben immer weiter, irgendwie.“
„Das klingt ja nicht gerade begeistert“, sagt Heinz, „was ist denn los?“
Beppo verzieht den Mund und setzt zu einem müden Schulterzucken an.
„Ach ... eigentlich kann ich mich nicht beklagen. Wirklich. Ich meine, ich hab mal wieder einen Job, ich hab ein Dach über dem Kopf – eigentlich sollte ich glücklich sein.“
„Aber du bist es nicht?“
„Nein.“
„Aber warum nicht? Verdienst du denn nicht genug?“ Beppo mustert Heinz einige Augenblicke schweigend, ohne auf die Frage zu antworten, dann winkt er den Barkeeper heran.
„Zwei Bier bitte.“ Der Barkeeper nickt ihm zu und macht sich auf den Weg.
„Heinz, sag mal, hast du irgendwann schon einmal über den Sinn des Lebens nachgedacht?“ Heinz schaut verdutzt, als hätte er mit dieser Wendung nun überhaupt nicht gerechnet. Er hebt abwehrend die Hand.
„Der Sinn des Lebens? Ach Beppo, alter Junge. Fang doch nicht mit diesem Psycho-Kram an. Du weißt doch, es ist sinnlos, nach dem Sinn zu suchen. So viele haben es versucht, und bisher hat noch keiner eine Antwort gefunden.“ Er lehnt sich jovial auf den Tresen, sieht an Beppo vorbei und hat alles im Blick.
„Du verallgemeinerst.“
„Verallgemeinern? Weil ich sage, keiner hat eine Antwort gefunden?“
„Ja. Woher willst du das denn wissen?“
„Nun ja, ich nehme es eben an. Es ist doch wie mit dem Tod – auch von dort kam noch niemand wieder zurück, um zu berichten.“ Der Barkeeper kommt und stellt zwei Bier auf den Tresen. Beppo nimmt sofort einen Schluck, Heinz zieht scharf die Luft ein und atmet dann seufzend aus. Schweigend wartet er, bis Beppo getrunken hat.
„Heinz“, sagt Beppo nach einer Weile, „denkst du denn, mit dem Sinn des Lebens ist es genauso? Man spricht nicht darüber, selbst wenn man eine Antwort hat?“
„Vielleicht. Was weiß ich. Ist es denn so wichtig?“
„Wichtig. Vielleicht, ja. Vielleicht auch nicht. Also Heinz, mein Freund, falls ich jemals eine Antwort erhalte, werde ich sie dir auf jeden Fall mitteilen.“ Beide schmunzeln, nun trinkt auch Heinz einen Schluck. Schweigend stellt er das Glas wieder auf den Tresen zurück und dreht es so lange, bis er die Aufschrift lesen kann. Dann dreht er es ein wenig nach links, und wieder nach rechts, dann doch wieder nach links und blickt nachdenklich zu Beppo.
„Das würde doch eh niemand verstehen.“
Beppo hebt einen knorrigen Zeigefinger. „Jesus hat auch davon berichtet, und man hat ihn verstanden!“
„Jesus ist tot“, entgegnete Heinz trocken. Beppo scheint sich davon nicht beirren zu lassen.
„Ach?“ fragt er. „Denkst du denn, nur deshalb, weil jemand die Antwort auf solch eine Frage gefunden hat, lebt er ewig?“
„Ewiges Leben, tja. Wäre das nicht der eigentliche Traum, Beppo? Ewig zu leben? Vielleicht können wir die Antwort nur deshalb nicht finden, weil wir nicht lange genug leben.“ Beppo sinkt zurück und betrachtet sein Bierglas.
„Ja, das Leben holt uns irgendwann ein.“ Beide schweigen nachdenklich ihr Getränk an, bis Heinz nach einer Weile plötzlich aufblickt.
„Wenn ich einen Wunsch hätte, ich würde mir wünschen, ewig zu leben!“ Beppo lächelte verschmitzt.
„Ewig leben? Dieses Leben, Heinz? Bist du sicher?“
„Warum nicht?“
„Weil es dir langweilig wird. Irgendwann. Ich bin sicher.“
„Du verdirbst einem auch alles.“
„Entschuldige, Heinz.“
„Schon gut.“ Beppo tippt an sein halb volles Bierglas, ein leises, gläsernes Klicken ertönt. Ohne Heinz anzusehen spricht er nachdenklich weiter.
„Verstehst du denn jetzt, wie es mir geht?“
„Wie meinst du das?“
„Ich frage mich das ständig – jeden Tag. Immer wieder. Was ist der Sinn? Warum sind wir alle hier?“
„Nun ja, Beppo, wir unterhalten uns hier miteinander.“
„Ja, aber warum?“ Beppo blickt Heinz aufbrausend an. „Warum, Heinz, sag mir das, warum?“
„Du kommst mir langsam wie ein kleines Kind vor mit deiner Fragerei!“
„Denkst du denn nie nach?“
„Nein, und du solltest es auch bleiben lassen! Wenn ich dich so ansehe, bin ich froh, dass ich nicht solche Gedanken habe wie du.“ Beppo setzt zu einer Antwort an, zuckt dann aber resigniert mit den Schultern und setzt sich wieder zurück.
„Bist du denn glücklich, Heinz?“
„Ja, bin ich.“
„Vielleicht hast du den Sinn ja bereits gefunden.“ Beide blicken sich eine Weile schweigend an, dann beginnt Heinz zu lächeln.
„Das wüsste ich doch.“ Beppo blickt Heinz eine Weile fast ausdruckslos an, dann lacht er leise, humorlos auf und nimmt einen weiteren Schluck. Lange Zeit sagt niemand ein Wort. Schließlich fährt sich Beppo nachdenklich über das stoppelige Kinn und wendet sich Heinz zu.
„Vielleicht hast du Recht, Heinz. Du denkst nicht nach und bist glücklich. Viele sind wie du. Sie denken nicht nach, und das macht sie glücklich. Sie verändern sich nicht, führen ein einfaches, mehr oder weniger gottgefälliges Leben, aber sie sind glücklich. Manchmal bin ich mir sicher, denken bringt Unglück. Es belastet uns nur. Wir sehen Dinge, die wir besser nicht sehen sollten. Wir versuchen, Sachen zu verstehen, und scheitern. Wir versuchen, hinter den Vorhang zu sehen, und was wir sehen, enttäuscht uns. Ständig fühlen wir uns unverstanden und vielleicht, Heinz, vielleicht erwarten wir einfach zuviel. Wer viel erwartet, bekommt zuwenig, und wer keine Fragen stellt, beklagt sich nicht über fehlende Antworten.“ Heinz macht eine wegwerfende Geste mit der Hand.
„Jetzt wirst du pathetisch, Beppo. Das bringt doch auch niemanden weiter.“ Beppo lächelt resigniert. Müde fingert er nach seiner Geldbörse und legt Geld auf den Tresen.
„Ich werde mich wohl früher oder später bessern müssen. Wie du ja sagst, meine Art bringt keinen weiter. Es ist spät, gehen wir?“
„Ja, klar, es ist wirklich spät geworden.“ Beppo greift sich seine Baskenmütze, dann lächelt er Heinz an.
„Heinz, mein Freund. Es gibt Menschen, die gewinnen dadurch, dass sie sich verändern. Und solche, die dadurch nur verlieren. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du bleibst, wie du bist!“ Heinz scheint kurz verwirrt, dann erscheint ein Lächeln, wie automatisch, auf seinem Gesicht.
„Ich wünsche dir auch alles Gute!“

 

Hallo, yours truly,
Deine Geschichte fängt an wie eine szenische Anweisung für ein Theaterstück. Die beiden Männer kommen sehr plastisch rüber und ich finde auch, dass die Dialoge angemessen sind. Sie passen zu der Kneipenatmosphäre und der Beginn läßt auf mehr hoffen.
Doch letztlich wird das Thema nur sehr oberflächlich angekratzt und geht nicht über bekannte Floskeln hinaus. Am Ende verstehe ich auch nicht, was an Beppo hintergründig sein soll. Ich finde jedoch, dass Du viel mehr rausholen könntest, es wirkt auf mich, als habest Du vor der Komplexität des Themas dann doch kapituliert. So, wie Du angefangen hast, habe ich eine rasante Entwicklung erwartet, etwas, das mich überrascht, erstaunt oder nachdenklich werden läßt.
LG,
Jutta

 

Hallo yours,

Ja, auch ich fand den Einstieg der Geschichte noch am Interessantesten. Da hast du schön sachlich und mit Blick für's Detail eine Szene entworfen. Allein, was sich dann dort abspielt ist schlicht wenig erzählenswert, fürchte ich. Heinz und Beppo dabei zu lauschen, wie sie verschiedene Themen oberflächlich ankratzen ist einfach nicht besonders erhebend, das rechtfertigt keine Geschichte.
Also: Entweder muss da, statt des nackten Dialogs, eine richtige Handlung rein - oder du vertiefst den Dialog um ein Thema, so dass dem Leser Interessantes geboten wird - oder du entwickelst die Figuren weiter.
Da geht noch mehr.


Gruß,
Abdul

 

Danke euch für eure Beiträge. Ihr habt natürlich Recht, viel passiert nicht.

Zum Teil ist es gewollt, dass keine wirkliche Aussage drin steckt. Und wenn, dann die, dass auch Beppo zwar keine Ahnung hat, aber sich (noch) nicht unterkriegen lässt und eben nachdenkt.

Er sagt ja: "Ohne Fragen gibt es keine fehlenden Antworten". Das ist die naheligende Lösung für sein Problem. Er hat einen Zwang, nachdenken zu müssen, Fragen stellen zu müssen.

Er gönnt sich diese einfache Lösung aber nicht, er widersteht der Versuchung des Einfachen und "denkt drüber nach". (Im letzten Satz.)

Nunja, zugegeben, ich habs wohl nicht richtig rübergebracht, bzw. es zu langweilig dargestellt. Oder es ist einfach zu banal.

Aber das war zumindest meine Intention, einen kleinen "Helden des Alltags" darzustellen, und wie er sich gegen das "einfache Denken" wehrt.

Ich werd mir eure Kommentare die nächsten Tage durch den Kopf gehen lassen. Und dann den Text ein wenig umstellen.

Noch eine Frage an euch: Wie sieht es denn von der Form her aus? Mach ich grobe Sachen falsch?


yours truly

 

Hallo!

Ich habe den Schluß noch einmal komplett überarbeitet. Ist es dadurch nun noch schlechter geworden?

LG

yours truly

 

Was immer noch fehlt, ist eine echte Diskussion, ein Gespräch über z.B. einen bestimmten Aspekt, so bleibt es beliebig, fast schon ein wenig zu platt, denn man könnte es auch als "Lob der Dummheit" begreifen, doch das wolltest Du sicher nicht, oder? Für mich wären folgende Fragen wichtig: Was beschäftigt Beppo konkret? Welche Erfahrungen hat er gemacht und was ist er überhaupt für ein Mensch? Das Gleiche gilt für Heinz. Wenn Du am Ende sagst: "...bleib so wie du bist..", denke ich immer noch: Wie ist er denn überhaupt??
LG,
Jutta

 

Hallo Jutta!

Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich werde mich dann nochmal dransetzen.

Schöne Grüße,

yours truly

 

Hallo yours truly,

dein Schreibstil gefällt mir sehr gut - du erzählst für mein Empfinden lebhaft, spannend und abwechslungsreich. Den Dialog zwischen Beppo und Heinz fand ich unterhaltsam und habe ihn gerne gelesen, allerdings war ich am Ende dann doch ein bisschen enttäuscht: man bleibt als Leser ohne neue Erkenntnis zurück, auch Denkanstöße bietet dein Text eigentlich nicht. Natürlich kann man den Sinn des Lebens nicht in einer Kurzgeschichte erklären und auch die Charaktere können das nicht, aber m.E. würde es den Text interessanter machen, wenn die Diskussion etwas tiefer gehen würde und vielleicht einer der beiden eine ungewöhnliche Meinung vertreten würde, etwas, das den Leser überrascht und zum Nachdenken anregt. Aber auch so hat mir deine Geschichte schon ganz gut gefallen.

Eine Kleinigkeit noch:

...ein leises, gläsernes Klicken ertönt.

"Gläsernes Klicken" klingt für mich etwas seltsam - vielleicht könntest du das Wort Klicken ersetzen?

Liebe Grüße :),
Julia

 

Hallo Yours

Ich wollte eigentlich wegen deiner Kritik an meiner Geschichte voll über eine deiner herziehen. War nur Spass.

Ich habe die Geschichte durchgelesen und sie hat mich, mit Betonung auf mich, gefesselt. Ich frage mich wer der Beppo ist. Bist du das?

Gruss Marcel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jutta,

ich habe, nach einer Weile, die Sache noch einmal überdacht. Und ich muss sagen, das Ende, so wie es jetzt dort steht, ist eigentlich so, wie ich es ausdrücken möchte. Die beiden Personen reden aneinander vorbei. Den ganzen Dialog über. Es gibt keine wirkliche Verständigung zwischen den Beiden.

Und so versteht auch Heinz Beppos Ironie nicht, wenn er sagt "bleib so, wie du bist". Er versteht es als Anerkennung.

Was mir mehr Sorgen macht, ist, dass ich diese Ironie offensichtlich nicht verständlich genug dargestellt habe.

Ich werde also darüber nachdenken, wie ich die Personen besser charakterisieren kann und gleichzeitig die eigentliche Intention des Textes besser herausarbeiten. Mal sehen, ob mir das gelingt.

Hallo Marcel,

danke für dein Lob. Deine Frage, ob ich Beppo sei, könnte eine interessante Diskussion aufwerfen über das Thema, inwieweit wir fähig sind, in unseren Geschichten Personen zu entwerfen, die nicht ein Teil von unserem Denken sind.

Ich würde deine Frage mit "Ja" beantworten - aber so, wie ich Beppo bin, bin ich auch Heinz. Sind ja beides meine Charaktere.

Hallo Julia,

freut mich, dass es dir gefallen hat. Und, wie ich Jutta schon sagte, muss ich wohl etwas deutlicher werden. Danke für deinen Beitrag.

Euch schöne Grüße und nochmals danke fürs Lesen,

yours

 

Hey Yours!

Naja, der große Wurf ist die Geschichte nicht und in den Dialogen geht es tatsächlich manchmal nicht unbedingt platt, aber in eingefahrenen Denkbahnen dahin, aber der Witz ist ja, dass die Geschichte selbst die Antwort gibt auf die Frage nach dem Sinn des Lebens: Nämlich dass das Verständnis für andere und die Zuneigung zu anderen Menschen das Wichtigste im Leben ist. Dass uns erst andere Menschen unseren Sinn geben können vielleicht. Es ist da ja doch ein sehr feiner Ton zwischen den beiden spürbar, der von Herzenswärme und Hoffnung spricht, besonders auch am Ende, meinem Gefühl nach. :) Und ja, auch der Erzähler selbst scheint diesen liebevollen Blick auf andere zu haben, was in der behutsamen Vorstellung der beiden am Beginn der Geschichte deutlich wird.


viele Gäste haben sich bereits auf den Heimweg gemacht nur Beppo ist irgendwo
Komma: gemacht, nur ...
als wolle er darauf acht geben, dass nicht ein Sturm die Mütze fort wehte.
groß: Acht, besser: dass kein Sturm die Mütze fortweht oder fortwehe (zusammen)
umher wirbelnden Schneeflocken
zusammen: umherwirbelnd
wohl mehr aber, um den Menschen in der Kneipe
aber eher, um ...
Du kommst mir langsam vor, wie ein kleines Kind
Du kommst mir langsam wie ein kleines Kind vor - auf jeden Fall ohne Komma
dass ich nicht solche Gedanken habe, wie du
ohne Komma

Gruß
Andrea

 

Hey yours,

Die Geschichte ist so freundlich, daß ich sie nicht verreißen will, aber viel zu mager, um mir zu gefallen.
Details über ihre Schwächen hast Du schon haufenweise gelesen, viel neues hätt ich auch nicht. Und: Ist ja so lang her.

Lieben Gruß!
Makita.

 

Hallo yours,

im Gegensatz zu vielen der Vorredner finde ich deine Geschichte nicht zu oberflächlich. Beppo, der gerade mal wieder einen Job hat und ein Dach über dem Kopf, übt sich in leiser Kritik, die Heinz, der Anzugträger, geflissentlich überhört, weil er davon gar nichts wissen will. Auf Heinz Frage, ob Beppo denn nicht genug verdiene, weicht Beppo mit der Frage nach dem Sinn des Lebens aus. Eine Stelle, die mir gut gefallen hat. Ich finde, gerade diese feinen Anspielungen sind es, die die Geschichte lesenswert machen. Ein Mehr an Deutlichkeit hätte ihr mMn nur geschadet. Auch wenn Beppo Heinz „mein Freund“ nennt, scheinen die beiden höchstens gute Bekannte zu sein, und Heinz will auf diese oft gebrauchte Floskel „Wie geht es dir?“ eigentlich keine negative Antwort hören. Er denkt nicht nach, warum sollte er auch, ihm scheint es ja gut zu gehen. Da kommt so ein bisschen dieses „Scheuklappendenken“ durch: Was interessieren mich die anderen, Hauptsache, mir geht es gut.

An einer Stelle bin ich gestolpert:

„Das würde doch eh niemand verstehen, Beppo.“ Er hebt einen knorrigen Zeigefinger. „Jesus hat auch davon berichtet, und man hat ihn verstanden!“
„Jesus ist tot“, entgegnete Heinz trocken. Beppo scheint sich davon nicht beirren zu lassen.
Fehlender Zeilenumbruch vor der wörtlichen Rede. Hier wird erst im Nachhinein klar, dass Beppo gesprochen hat.

Hat mir insgesamt gut gefallen.

Gruß, Stefan

 

Hallo Yours,

ich würde das Thema "Sinn des Lebens" nicht direkt benennen; es kommt mir etwas gestelzt vor. Man kann dieselben Inhalte ja auch anders ansprechen, z.B. Macht Dir das Leben (noch) Spaß?, Wofür lebst denn Du?, Was ist Dir das wichtigste?
Ich fände es reizvoll, wenn hier wirkliche Inhalte am Horizont erschienen und der Dialog durch die kneipenbedingte Oberflächlichkeit immer dann eine Wendung machte, wenn eine wesentliche Aussage greifbar wird.
Daß zu wenig rüberkommt, liegt auch an der Abstraktion des Themas; es klingt gleich nach Laberei.

Gruß Set

 

Hallo yours,

da treffen zwei Seelen aufeinander:
Einer, der selbstversunken dabei ist, sich und das Leben zu hinterfragen und ein anderer, der sich in Selbstgefälligkeit suhlt und dessen Glas stets halbvoll zu sein scheint - und gerade deshalb hat mir deine Geschichte gefallen!

Aus diesem Grund vermisse ich keine tiefschürfenden, inhaltlichen Botschaften; sie können gar nicht entstehen, da beide nicht diesselbe Sprache sprechen. Die Chemie stimmt einfach nicht und das ist für mich die eigentliche Botschaft deiner KG.

Wenn ich an Beppos Stelle gewesen wäre, hätte ich ebenso wie er nach wenigen Sätzen aufgegeben, mit Heinz über den Sinn des Lebens zu diskutieren. Das wird für mich immer deutlicher zum Ende, es spitzt sich zu ... sogar Beppos Ironie wird von Heinz fehlinterpretiert.

So spielt es sich oft ab, wenn die Antwort auf die Frage nach dem Befinden nicht die ist, die der Fragende zu hören wünscht. Meist handelt es sich um eine Floskel und die wahrhaftige Beantwortung will der Fragende überhaupt nicht hören.
Beppo hätte das wissen müssen ... zumindest kommt es so rüber, als ob er Heinz schon länger kennen würde.

Bei der Auswahl des Gesprächspartners wünsche ich für die Zukunft "dem Beppo in dir" ein glücklicheres Händchen! ;)

Lieben Gruß
Sua Sponte

 

Salve yours,

als ich Deine Geschichte das erste Mal gelesen habe, mochte ich sie gar nicht. Wie vielen anderen fehlte mir die Substanz, das Knackige, der lautstarke Bruch der Atmosphäre.

Heute habe ich sie mir nochmals zu Gemüte geführt, und einfach auf mich wirken lassen. Und siehe da: sie funktionierte. Die Stimmung der Prots kam rüber, die leise Verzweiflung Beppos, nicht verstanden zu werden, seine latente Depressivität, und auch Heinz´ Versuch, sich genau dies mit penetrant guter Laune vom Hals zu halten, weil letzterer nicht damit umzugehen weiß.

Fazit: eine eher leise Geschichte, die Platz braucht, um wirken zu können. Insofern hat rueganerin mit ihrer copy einen netten Konterpunkt gesetzt, gegensätzlicher könnte man nicht an das Thema herangehen.

Zum Beppo in Dir: nur gut, dass Du nicht in Wien lebst ;).

Gruß, Pardus

 

Hallo regi!

Als Würstchen war Beppo eigentlich nicht gedacht, und er ist zumindest motiviert genug, auf Heinz einzureden. Das hängt wohl aber wirklich vom Leser ab, ob man damit etwas anfangen kann oder nicht. Danke dir jedenfalls für den Kommentar!


Hallo Andrea!

Deine Verbesserungen habe ich eingebaut. Ansonsten freue ich mich sehr, dass meine Geschichte bei dir offensichtlich so angekommen ist, wie ich sie gedacht hatte. Denn ja, es geht um das Verständnis und vor allem auch auf das aufeinander eingehen können und mögen. Das mit dem liebevollen Blick freut mich besonders. :) Danke für den Kommentar!


Hallo Makita!

Ja, mager. Mager ist sie in dem Sinn, dass man sie kürzen könnte und noch weiter reduzieren auf die eigentliche Aussage. Aber danke dir fürs lieb sein und nicht verreißen, ich hätte es jedoch vertragen. :)


Hallo Stefan!

Danke für das Aufzeigen des Fehlers in der Rede, das habe ich korrigiert. Ansonsten freut mich sehr, dass die Geschichte bei dir angekommen ist. Sie reden aneinander vorbei, diese beiden Gestalten, sie können sich nicht verstehen, weil sie auf anderen Ebenen reden. Und doch geben es beide nicht auf. Besonders freut mich, dass sogar der Schlusssatz bei dir angekommen ist. Danke dir für deinen Kommentar!


Hallo Setnemides!

Der Titel sollte eigentlich etwas ironisch klingen, vor allem nach dem Lesen des Textes. Es erscheinen deshalb keine wirklichen Inhalte, weil es in der Unterhaltung zwischen Beppo und Heiz keine geben kann. Somit ging es mir um die Darstellung einer Nichtunterhaltung. Danke dir fürs Lesen und für den Kommentar!


Hallo Sua!

Das mit den zwei Seelen trifft es schon sehr genau, wobei es mir nicht um die Darstellung von Lebensqualität ging, ich wollte also nicht sagen, Heinz hätte ein besseres Leben, sondern nur um die Missverständlichkeit von Sprache, wenn man unterschiedliche Lebenseinstellungen hat. Ja, eben - sie sprechen zwei Sprachen, obwohl die Worte gleich klingen, richtig. :)
Und der Beppo in mir - ja, dem gehts gut. Aber es ist ja nicht nur Beppo in mir, sondern auch manchmal ein klein wenig Heinz. Danke dir fürs Lesen und für deinen Kommentar!


Hallo Pardus!

Ich habe an der Geschichte in der Zwischenzeit überarbeitet und ich denke, es hat wohl was gebracht, wenn sie jetzt auf dich wirkt. Das freut mich sehr, denn es zeigt, dass es Sinn macht, seine Geschichten zu überarbeiten und natürlich auch sie zu schreiben. Danke dir für deinen Kommentar und fürs Lesen!
Aber wie ist das mit Wien gemeint? :)

Euch allen schöne Grüße!

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo yours,

Aber wie ist das mit Wien gemeint?
Na, wenn Beppo latent depressiv ist, und lebt in der Stadt mit dem ultimativ morbiden Charme, die ständig mit Verfall und Tod kokettiert, da kultiviert er doch seinen Seelenknacks bis zum Suizid! Und das wäre wirklich schade.

Aber Du als gebürtigerweise gschtandner Bajuware wirst wohl angeborenerweise genug Resilienz mitbringen, um dem zu widerstehen, außerdem lebst Du ja in Tirol :lol: (Innsbruck wars glaub ich, oder?).

Gruß, Pardus Suevicus

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom