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Blasphemie

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16.03.2003
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Blasphemie

"Oh, Mächte der Dunkelheit! Sendet mir ein Zeichen!", murmelte er, und stieß das Messer erneut in die tote Katze.
Einer der anderen popelte in der Nase, zwei flüsterten miteinander.
"Oh, Mächte der Dun - Hey, ihr müsst euch schon konzentrieren!"
"Vergiss es! Es hat nicht geklappt, okay? Lass uns das vergessen." Endlich hatte jemand ausgesprochen, dass eigentlich niemand diesem Zausel glauben wollte, der sich da als von Satan Berufener ausgab. Nur die Nacht, der Friedhof mit seinen vielen Verstecken und die Gewissheit, dass sich Menteith, wie er sich selbst nannte, als einziger auskannte, unterdrückten die Revolutionäre.
"Wir können jetzt nicht abbrechen. Wir haben gerade angefangen einen Dämonen zu beschwören, er wird uns bis in alle Ewigkeit nachstellen, wenn wir ihn nicht vollständig invokieren!"
"Und wie lange dauert das jetzt noch? Mir ist kalt!"
"Kommt drauf an, wie gut ihr mitarbeitet."
"Also gut. Es ist jetzt 23:54. In 'ner halben Stunde hau ich ab."
"Ich auch!" rief ein anderer aus der Runde. Mittlerweile waren ein paar von ihnen aufgestanden und vertraten sich die Beine, während Menteith mit seinem designierten Anhänger diskutierte.
"Na wie ihr meint. Nur vergesst nicht, dass ihr einen dunklen Pakt geschlossen habt, ihr tragt die Verantwortung. Setzt euch wieder an die fünf Zacken des Pentagramms.", kommandierte er in einem gespielt kühlen Ton, und ignorierte das Stöhnen der vier parierenden Rebellen. "Fangen wir von vorne an."
Menteith stand von seiner Spitze des Pentagramms auf, und diktierte: "Sprecht mir nach!"
Einer blubberte "Sprecht mir nach!", und steckte dafür einen äußerst bösen Blick ein.
"Ich beschwöre euch..."
.... "Ich beschwöre euch..." antworteten die anderen.
"oh Mächte der Dunkelheit!"
.... "oh Mächte der Dunkelheit!"
"Sendet mir ein Zeichen!"
.... "Sendet mir ein Zeichen!"
Menteith fuhr zu Boden und stach mit einem lauten Schrei das Messer in den durchlöcherten Katzenkörper. Nun schlichen seine Augen ein paar Runden umher... "Merkt ihr das?"
"Was?"
"Es regnet! ... Er ist hier! Es hat funktioniert! Glaubt ihr mir jetzt?"
Niemand traute sich etwas zu sagen, denn es fing tatsächlich an zu regnen, der Beweis, dass hier nur ganz besonders okkulter Humbug lief, war hinfällig.
"Nun wird er uns dienen! Er wird alles für uns tun. Was wollt ihr? Was soll er tun?"
Stille. Zögernd schlug einer vor: "Wenn er einen Ast von dem Baum dort hinten abbricht, glaube ich dir."
"Das geht nicht. Das ist Kleinkram!"
"Na klasse. Und was wäre in deinem Sinne?"
"Zum Beispiel, ihn die Zukunft vorher sagen zu lassen!"
"Okay. Ich will, dass er mir sagt, ob mein Chef sauer ist, dass ich am Freitag nicht in der Firma war."
Menteith holte tief Luft: "Oh Schattenwesen!" rief er in den Regen "Sprich zu deinem untergebenen Diener, und beantworte seine Frage: Wird der Chef meines Jüngers verärgert sein über sein Fehlen in der Firma?".
Stille.
Tropfen fielen.
"Hieß das jetzt 'Ja' oder 'Nein'?" kicherte der Junge an der linken Spitze des Pentagramms.
"Du Narr! Er wird dir mit Zeichen antworten, das war eine Ja-Nein-Frage! Stell eine, die er auch beantworten kann."
"Na gut, wie sauer wird mein Chef sein, dass ich am Freitag nicht in der Firma war?"
Menteith brüllte: "Finsterer Vasall! Erhöre mich! Gib diesem Kleingläubigen ein Zeichen. Was wird ihm geschehen, wenn er am Montag wieder in die Firma zurückkommt!"
Stille.
Tropfen fielen.
"Wie Du siehst, wird dir nichts passieren!"
"Das freut mich zu hören!" er stand auf und rief "Danke du regenmachender finsterer Vasall!"
"Verärgere ihn nicht! Setz dich wieder!". Diese Ungläubigen konnte Menteith nur mit autoritären Mitteln beeindrucken. Die schwarze Kunst ist eben nichts für dumme Hobbysatanisten, den Dämon hatte er nun endlich in seiner Gewalt, der Regen war sein untrüglicher Zeuge, und er war auch schon stärker geworden. Aber irgendwie spürte er durch seine Aura, dass Ungläubige unter diesen seinen Lehrlingen waren. Sie brauchten ein Zeichen. Irgendetwas Handfestes, was sie zwänge, ihm uneingeschränkten Glauben zu schenken.
"Dein Chef wird bald Probleme kriegen."
"Was für Probleme denn?"
"Das wirst du sehen. Ich werde ihn verfluchen! Wie heißt dein Chef?"
"Weich, Helmut Weich"
Menteith griff nach dem durchlöcherten Katzenkadaver. "Verfechter des Bösen!" rief er den Regen an. "Gib mir die Kraft, durch deinen Fürsten, Satanas Luzifer, Kronprinz der Hölle." Er stach in den kleinen toten Körper. "Lasst die Ströme Helmut Weichs in dieses Opfer fließen." Ein weiterer Stich folgte. "Dieser Körper sei der Seele von Helmut Weich geweiht." Noch ein Stich. "Ich verfluche dich, Helmut Weich! Ich verfluche dich, bei den vier Namen Satans: Satanas, Beelzebub, Luzifer, Baal!" Mit jedem Namen stach er energischer in den Körper der Katze ein, und zerriss sie schließlich aus Versehen in zwei Teile.
Einer stand auf: "Das reicht. Wie ekelhaft, ich gehe."
"Du wirst schön hier bleiben! Sonst bist Du der nächste."
"Jaja, du mich auch!"
Er hielt den halben Katzenkörper am Ohr, der Rest war auf eine Kerze gefallen, und hatte diese gelöscht. "Du willst mich herausfordern?"
"Nein, ich will ins Bett. Das ist doch ausgemachter Schwachsinn hier, du Zauberkastenlehrling."
"Unglücklicher..." brummte Menteith, "Dunkler Geist! Dieses Opfer weihe ich diesem ungläubigen Saftsack dort. Er soll -" er holte aus, stach das Messer immer wieder in den Kopf der halben Katze und kreischte dabei "sterben! sterben! sterben!", bis es sein linker Pentagrammspitzennachbar endlich schaffte, ihn zu beruhigen. "Ich schlage vor, wir brechen das ganze hier ab. Vielleicht ist heute kein guter Tag zur Dämonenbeschwörung" stellte er fest.
"Ganz offensichtlich, hier passiert nichts, großer Meister. Der Regen ist auch schon wieder vorbei."
Menteith war noch immer außer Atem, wischte sich den Speichel vom Kinn. Er bemerkte nicht, wie jener, der ihn beruhigt hatte, den anderen zuflüsterte, sie sollen noch eine Weile mitspielen, bevor er völlig durchdreht, wenn sie ihm nur Glauben schenken, würde er schon bald von alleine aufhören, sie sollen ihm nur das Reden überlassen, er hole sie schon da raus. Zur Freude des Zeremonienmeisters setzte sich jeder wieder an die für ihn vorgesehene Spitze des Pentagramms auf dem Boden.
"Nun, meine Jünger."
Stille.
"Wir müssen den Dämon neu beschwören - "
"Oh nein", wollte einer stöhnen, wurde aber noch rechtzeitig von dem diplomatischen Herrn zur Linken Menteiths angeknufft.
"dazu brauchen wir ein neues Opfer!"
"Menteith, lass uns das doch auf ein andermal verschieben, wenn wir es jetzt erzwingen, dann wird es nie w-."
"Errege nicht meinen Zorn!" stieß er aus.
"Langsam wird es aber spät, wir können uns nicht mehr konzentri-"
"RUHE! Dieses Ritual wird zu Ende geführt! Du verärgerst mich!"
"Aber wir finden jetzt keine Katze, es ist zu dunkel!"
" ... Wer redet denn von einer Katze?"
"Was meinst Du?"
"Diese Situation erfordert ein Menschenopfer! Am besten eine widerliche Nervensäge, die alles kaputt machen will!" Mit diesen Worten griff er nach dem, der sich zum Sprecher der Gruppe gemacht hatte und drückte ihn auf den Boden in die Mitte des Pentagramms und begann ihn zu würgen. Nun war die ganze Gruppe gewillt, diesen faulen Zauber mit Gewalt zu beenden, und alle stürzten sich auf Menteith und sein neues Opfer, um die beiden zu trennen, aber der Priester griff nach dem Messer, mit dem er die Katze getötet hatte und stach wild in das Gemenge, bis er mit dem dritten Hieb einen an der Wange traf, und sie aufschnitt. Sein Schrei ließ auch die anderen zurückschrecken, er hielt sich die blutende Wunde, und vergaßen den röchelnden, blau anlaufenden Menschen in der Mitte des Pentagramms, der um sich schlug und um Atem rang, und bald reglos liegen blieb, mittlerweile war ihm das Geschrei, "Du hast ihn umgebracht!" "Du bist verrückt!" "Scheiße!", das sich beim Anblick des bewusstlosen Körpers erhoben hatte, egal.
"Mächte der Dunkelheit!" kreischte er euphorisch, "gebt mir ein Zeichen!". Um das Pentagramm saßen und lagen drei entgeisterte Gestalten, einer mit blutigem Gesicht, einer lag. "Zeigt euch! Lasst es regnen!" er fing an, sich lallend im Kreis zu drehen. "Wo seid Ihr? Mächte der Dunkelheit! ... Was glotzt ihr so, Hirnamputierte? Der Wichser bewegt sich ja noch..." er griff nach dem Messer, ließ sich in das Pentagramm fallen und zielte auf das langsam wieder zu sich kommende Opfer, wurde aber von einem auffällig unauffälligen Knacken im Gebüsch jäh in seinem Ritus unterbrochen. "Was war das? Das kam aus dem Gebüsch da." Er torkelte hin. "Mächte der Finsternis! Ich hab euch gehört! Seid ihr die finsteren Schergen, die ich rief? Antwortet, ich befehle-", aus dem Busch sprangen jedoch fünf grün-weiß uniformierte, bewaffnete Männer. "Stehen bleiben!" Schnell hatten sie die sich die nach allen Seiten flüchtenden Gestalten eingesammelt, fünfmal klickten die Handschellen, viermal rief jemand "Ich bin Unschuldig", einmal "Satan, hilf mir!", dann wurde es still, und rings umher gingen Schlafzimmerlichter aus.

 

Wegen der Probleme die der Meister mit den Ungläubigen hat, dachte ich zuerst die Geschichte gehört ins Humorforum. Aber dann wurde es ja doch noch ernst.
Tja, so richtig viel macht die Geschichte meiner Meinung nach nicht her.
Aber immerhin ist sie recht flüssig geschrieben und mir sind keine Rechtschreibfehler aufgefallen. Das heißt zwar nicht viel, ist aber schon mal was.

Ach ja und noch viel Spaß hier!

Wuff

 

Abgesehen von dem Ende hätte der Text perfekt unter Humor gepasst. Ich für meinen Teil fand ihn jedenfalls witzig, nur die Polizeieinheit am Ende hätte nicht sein müssen, das kommt mir einfach zu sehr nach einer Notlösung vor. Die Situationskomik (Dialoge) zwischendurch hat mir gut gefallen.

Hoffe, die zwei Jahre haben gelangt, um noch weiter aktiv zu werden...


Gruß, baddax

 

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