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Bounty Hunter
Da stand Rassal nun. Mitten im Nebel des Waldes, der an die Burg Ferangos grenzte. Langsam öffnete er seine geschlossenen Augen und warf einen letzten Blick auf den Brief des Unbekannten, der ihm für den Kopf des Herzogs mehr Goldstücke geben wollte als er je bekommen hatte in seiner gesamten Laufbahn. Als Kopfjäger musste er schon so einige Missionen bewältigen, doch in die Burg einzudringen bis zum adligen Turm war reiner Selbstmord. Der Instinkt von Rassal sah jedoch keine andere Möglichkeit, als einen Versuch zu starten, wie jämmerlich er auch war.
Herzog Vadegourd lief ungeduldig in seinem Zimmer auf und ab. Seit einiger Zeit wartete er schon auf seinen Boten, um Neuigkeiten über seine Außenposten zu bekommen. Seit Tagen schon hörte er nichts von den weit entfernten Lagern seiner Soldaten. Und gerade jetzt, im Krieg, musste alles perfekt sein oder sein Körper würde aufgespießt auf einem Speer im Nichts der Welt hängen.
Rassal benutzte kleine Messer, um die Mauer zu erklimmen. Hastig suchte er Ritze auf, um die Klingen dort hineinzustecken. Dabei versuchte er so ruhig wie nur möglich zu sein, was als Schattenelf(seine Rasse) nicht schwer sein dürfte, da sein Volk für die Ruhe und Dunkelheit bekannt war.
Als er an den Zinnen hing, sah er zwei Wachen vor sich stehen, welche sich unterhielten. Anscheinend schaffte er es beinahe lautlos den Wall zu erklettern. Rasch zückte er zwei Wurfsterne, hüpfte über die Zinnen und versank die Eisensterne in den Kehlen der Wachen, welche er auffing und zu Boden lag. In gebückter Haltung schaute er sich um. Feuer, die den Wall entlangführten, brannten und erzeugten für ihn ungünstiges Licht. Ruhig joggte er den Wall entlang und zog bereits eine Mini-Sichel, die er mit einem Tuch an seinen Rücken gebunden hatte. Nicht weit von ihm lag ein Soldaten- haus, extra für ein ganzes Pack Wachen. Genau dort war eine Treppe, die die Mauer herunterführte. Geschwind näherte sich Rassal dem Haus und checkte die Lage aus. Fünf Wachen saßen auf Bänken und aßen. Also mussten zwei von ihnen stets Ausschau nach Problemen halten. Rassal ergriff sofort seine Chance und folgte der Treppe nach unten Richtung Hof.
Der Mond schien hoch über den Wolken und warf einige Scheine auf Ferangos. Hauptmann Norrison saß wie jede Nacht auf einem Felsen nahe dem Adelsturm. Von dort konnte er das ganze Dorf überblicken. Tagsüber wimmelte es nur so von Menschen, doch nachts herrschte eine Totenstille die niemand von Ferangos kannte. Trotzdem blieb Norrison wachsam und nach all den langweiligen Monaten schien etwas zu passieren. Mitten auf dem Hof sah er drei Schwerter, durch den Monschein, erhellen. Eine Gänsehaut legte sich über ihn. Sofort blies er ins Horn, welches um seinen Hals hing, und machte Alarm.
Rassal gefiel das Geräusch gar nicht, das über die Burg hinwegzog. Rasend rannte er zum Adelsturm und hielt neben der Sichel ein Schwert bereit, welches er soeben gezogen hatte. Lichter gingen in den Häusern an und Soldaten kamen aus allen Ecken gerannt. Rassal musste höllisch aufpassen. Er bahnte sich einen Weg durch die Häuser und kam zu einer breiten, langen Treppe. Sie schien der einzige Weg zum Turm zu sein. Leider wurde er bereits von den Soldaten gesichtet. Eine Sekunde war er unachtsam und schon kam eine Bestrafung daher. Hurtig ließ er die Stufen hinter sich und entdeckte kleine Seitenwege, die er nutzte.
Norrison hatte den Hof endlich erreicht und fragte Soldaten was genau hier langgelaufen ist.
"Mein Herr, wir nehmen an, dass es ein Dieb ist, der zur Schatzkammer im Turm will."
"Verdammt, wie ist diese Person hier reingekommen. Überprüft die Mauer!"
"Jawohl, Hauptmann."
Wachen versperrten Rassal den Weg. Umzingelt suchte er einen Ausweg, doch der Tod schien ihn eingekesselt zu haben.
"Was tust du hier?", fragte ein Soldat.
Rassal gab keine Antwort.
"Gut, dann töten wir ihn!".
Die Männer griffen ihn erbarmungslos an, rechneten jedoch nicht mit der Konsequenz. Vier Lanzen verfehlten Rassal, welcher mit seiner Sichel die Köpfe der Lanzenträger abschnitt. Ein Waffenhagel versuchte ihn zu zerstückeln, doch wich er elegant aus und streckte seine Gegner zu Boden. Seine glühenden Augen nahmen die Angriffe im Vorraus war und ermöglichten es ihm, effektiv zu kontern. Seine verherenden Schläge streckten die Wachen nieder und schenkten ihm einen Weg zum Eingang des Turms. Mit dem Schwert zerschnitt er das Schloss der schweren Holztür und raste die Treppe zum Herzog hinauf. Eine Meute von Soldaten kam ihm entgegen, bereitete jedoch keine Probleme. Ein Mann versuchte mit einer Axt Rassal zu erlegen, bekam aber vorher einen aufgeschlitzten Bauch geschenkt. Der Nächste wollte mit einer Hellebarde den Kopfjäger aufspießen, verlor vorher aber seinen Kopf. Der Letzte schlug wie verrückt mit seinem Morgenstern auf Rassal ein. Im Lauf wurde er entzwei geteilt und näherte sich dem Zimmer des Herzogs. Fassungslos verfolgten die Wachen den Schattenelf, dieser schien jedoch schon oben angelangt.
Norrison bahnte sich einen Weg durch die Meute und betrat als einer der Letzten das Zimmer. Vor ihm lag der Körper des Herzogs, kalt und entstellt.