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Boxen-Luder

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04.02.2010
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Boxen-Luder

Mein Name ist Links. Ich bin eine Box. Eine schlanke, elegante Standbox in Buchenoptik und 92 Zentimeter groß. Ich bin fast ausgewachsen, mit meinem Hochtöner und meinen zwei Mitteltönern kann ich schon singen wie die Großen. Naja, an meinem »Wumms« muss ich noch ein wenig arbeiten, diese Geschichte mit dem Bass-Reflex bekomme ich noch nicht ganz hin.

 Außerdem habe ich einen Bruder, der ist ein echtes Luder. Er heißt Rechts. Wir müssen wohl einrindige Zwillinge sein oder so, denn er sieht genauso aus wie ich. Aber er macht zu viel Unfug, finde ich.

 Als wir das erste Mal in der Fabrik erwachten, war das für mich ein ganz schöner Schock. Erst haben wir geknurrt, dann mussten wir weinen – die ganze Skala von 15–18.500 Hz entlang! Zum Schluss hat uns jemand eine Maske aufgesetzt, so ein merkwürdiges graues Stoffding mit vier Schnappern. Klick! Man kann kaum atmen mit so einem Ding auf der Nase, geschweige denn viel sehen. Aber vorher konnte ich gerade noch erkennen, dass mein Bruder eine Tätowierung auf der Stirn hat. »Tangent Avantgarde« steht da. Angeber. Also, ich hätte mir ja etwas anderes auf die Stirn tätowieren lassen!

 Dann schwanden mir die Sinne. Zu mir kam ich erst wieder in einem geräumigen Zimmer. Da standen mein Bruder und ich inmitten eines Gewirrs von Kabeln, Kisten und Verpackungsteilen. Gut, dass ich die ganze Zeit bewusstlos war – eingepfercht mit diesen weißen Quietschedingern in solch einer engen Pappkiste hätte ich mich sicher nicht wohlgefühlt. Verboten müsste das werden! Aber wenigstens hatten sie mich nicht zusammen mit meinem Bruder in dieselbe Kiste gestopft.

 »Du bist Links«, sagte der Mensch, als er mich in die Ecke neben dem Bücherregal stellte und meine Kabel schön glattzog. Wie er das nur wissen konnte? Jedenfalls hatte er Recht damit. Und unhöflich war er auch. Eigentlich nennt man doch seinen eigenen Namen zuerst, oder?

 Dieser Mensch, dessen Namen ich immer noch nicht wusste, verpasste nun auch meinem Bruder ein Kabel und schleppte ihn dann auf die andere Seite, bestimmt drei Meter von mir weg, unter eine riesengroße, sonnenbeschienene Palme. So gut möchte ich's auch mal haben! Aber immerhin stehe ich am Bücherregal und kann lesen, wenn mir danach ist. Ätsch.

 »So, du bist Rechts!« sagte der Namenlose zu meinem Bruder. Das musste wohl irgendein Ritual sein. Ich war gespannt, wann er uns wohl seinen Namen sagen würde.

 Nun, wenigstens hatte er uns die lebensnotwendige Energie gegeben, allein für mich 300 Watt. Sinus! Ich erbebte bis zum letzten Winkel meines Inneren und lenkte meine Membranen bis zum Anschlag. Welch ein Gefühl! Dabei bin ich noch gar nicht so groß, dass ich das wirklich vertrage – die Hälfte wäre gut genug. Aber nicht weitersagen.

 Der Namenlose kam näher, immer näher. Tu mir bloß nicht weh, dachte ich, als er auch schon an mir herumzerrte und mich etwas schräg stellte. Sowas. Dann – endlich! – nahm er mir die Maske ab. Ein bisschen ruppig war er ja schon, aber wenigstens konnte ich jetzt endlich durchatmen – und vor allem wieder mehr sehen.

 Mein Bruder musste natürlich schon wieder Unfug machen. Er knackste und knarrte wie ein Verrückter. Die Aufmerksamkeit des Menschen hatte er nun jedenfalls – blöder Angeber! Aber die Strafe folgte auf dem Fuße: Der Mensch trennte sein Kabel und murrte etwas Unverständliches. Ein bisschen tat mir mein Bruder ja leid – ich weiß, wie es ist, bewusstlos zu sein –, aber nur ein bisschen.

 Ich nutzte die Chance, einen Blick auf unsere Kisten zu werfen: »Christian« stand da, und noch ein paar Namen und Nummern. Also hieß unser neuer Besitzer wohl Christian. Hätte er ja auch sagen können! Jedenfalls hatte er ein gemütliches Zimmer, viel schöner als unsere Fabrik. Auf Areca-Palmen, Birkenfeigen und Zierfarne schien die Sonne, auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers stand eine richtig gemütliche Couch. Mit runder Ecke. Jetzt müsste er nur noch die richtige Musik mögen, dann könnte man es hier wohl aushalten.

 »Krrrrrracks!« Unsanft riss mich dieses schauderhafte Geräusch aus meinen Träumen und ich schaute erschrocken zu meinem Bruder hinüber. Hoffentlich hatte dieser Christian ihm jetzt nicht weh getan! Selbst die kleinste Regalbox weiß doch schon, dass man mit eingeschaltetem Verstärker keine Kabel anklemmen soll. Die Membranen meines Bruders zuckten verzweifelt. Christian fluchte und nahm schnell Energie weg, mit diesen kleinen Drehknöpfen an unserem Versorger. So möchte ich nicht aufwachen! Zum Glück war Rechts wohl nichts passiert. Er klang schon wieder ganz okay. Puh.

 Manchmal kann er ja eine echte Last sein, mein Bruder Rechts, aber ich mag ihn trotzdem. An guten Tagen schaffen wir es sogar, zusammen ein recht passables Duett zu singen. Die Menschen sagen dann, wir sind »Hai-Fai Stereo«.

 Mal sehen, wie gut wir in dieser neuen Umgebung harmonieren werden. Und ob wir mit unserem Versorger klarkommen, diesem silberschwarzen 2×300 W Sinus-Genie. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Dies ist mein zweiter Versuch hier – ich freue mich auf eure Kritik!

Entschuldigt bitte die teilweise schlechten Zeilenumbrüche, das Forum hier unterstützt keine geschützten Leerzeichen. Die doppelten Zeilenschaltungen an Absatzenden sind Absicht – es macht das Lesen längerer Texte am Bildschirm sehr viel angenehmer. Finde ich.

 
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Hallo Moonbase,

eine Soundbox erzählen zu lassen, ist eine doch mal etwas eine andere Idee. Die Erzählstimme erinnert mich aber sehr an eine Kindergeschichte, das wirkt auf mich zu betulich, die Box kommt so naiv daher.

Beschrieben wird ja auch nichts Besonderes im "Leben" dieser Box, sie wird hergestellt und bei Christian aufgestellt. Das wirkt, sorry, wie ein Aufsatz in der Grundschule. Ich hatte in der vierten Klasse mal die Aufgabe gestellt bekommen, einen Aufsatz mit dem Titel: Ein alter Turnschuh erzählt zu schreiben. Das hat mich stark daran erinnert ;). Also wenn du dich so einem Thema näherst, muss das skuriller werden.

Entweder muss der Aufbau so elegant sein, dass du von den Boxen erzählst, ohne dass man das erst einmal weiß und als Pointe daherkommt - aber Achtung, das ist nicht einfach!

Oder die Boxen müssen richtige Persönlichkeiten werden, bei denen ich als Leser erstmal ein Stück Identifikation spüre. Im Moment lächelt man im besten Falle über Links, findet aber nichts besonderes an ihm.

Die dritte Möglichkeit ist, diese Geschichte vollends als Kindergeschichte umzuschreiben und diesen dadurch etwas Technikwelt wie Schall, physikalische Bezeichnungen wie Watt etc. beizubringen. Dazu würde dann als Moralkeule noch eine Party gehören, an der Christian bei Heavy Metal den Verstärker bis zum Anschlag aufdreht und dadurch einen Hörsturz bekommt :D.

Der Titel paßt überhaupt nicht - ich dachte an eine Prostituierte, die in einem Käfig sitzt. Zudem wird mir auch die 1 in Klammern nicht klar. Das läßt erst einmal auf eine Serie schließen.

Liebe Grüße
bernadette

 

Interessante Ansicht, Bernadette. Danke für dein Feedback! Wenn man bisher nur mit Anwenderhandbüchern und Ähnlichem zu tun hatte, sind die ersten Ausflüge in die Belletristik wirklich nicht einfach. Nun muss ich mich wohl noch einmal von der vierten Klasse bis zum Abi voranarbeiten … :D Aber dazu bin ich ja hier.

Die (1) ist tatsächlich das Überbleibsel aus der Idee, die Geschichte vielleicht einmal fortzusetzen. Aber auch ich hatte schon die Befürchtung, auf ein Zimmer begrenzte Alltagsbegebenheiten aus Sicht einer Box könnten möglicherweise in Folge langweilen.

Der Titel sollte natürlich Interesse wecken, aber ich vermute, dass er bei vielen – wie dir – eher enttäuscht, da Geschichten über »Boxenluder« in der Formel 1 sicher besser ankommen. Die Idee war, dass man am Ende trotzdem nicht enttäuscht sein sollte, das scheine ich zu verfehlen. Man soll ja »über-erfüllen«, nicht enttäuschen. Hm. Als »zu reißerisch« verbucht.

Auf weitere Meinungen bin ich gespannt.

 

Hallo Moonbase,

und herzlich Willkommen auf KG.de.

Ich hab den Titel mal editiert, Fortsetzungsgeschichten sind hier nicht erlaubt, drum braucht es ja auch keinen Versionsindex.
Die Geschichte finde ich in Seltsam deplatziert, im Moment würde ich die am ehesten in Kinder sehen, auch wenn es so keine Kindergeschichte ist, obwohl der Tonfall am stärksten in diese Richtung zielt.
Du hast ja von bernadette schon einige gute Hinweise gekriegt, warum Dein Text nicht zündet, er ist schlicht langweilig in der Entwicklung der Handlung, der Bonus, den die guten Ideen haben (halt die Perspektive einer Box und für mich auch die konsequente Benamung der beiden Brüder), der reicht nicht weiter als eben für zwei Sätze, um eine interessante Geschichte zu schreiben, braucht es aber etwas mehr, Rahmen, Charaktere, Spannung usw.

Mein Tip ist, wie oft in solchen Fällen, lies Dich hier fest, lies Dich durch die Rubriken, entdecke Geschichten, die Dich als Leser von Geschichten ansprechen, begeistern, analysiere, was genau Dich begeistert und fesselt. Das hilft enorm, sich über die vergleichsweise andere Erwartungshaltung eines Lesers von Geschichten klarer zu werden.
Und dann lies Deinen Text mit Abstand und dem Hintergrund in ein paar Tagen oder Wochen nochmal, wahrscheinlich fällt Dir dann schon einiges auf...

Viel Spaß beim lesen, schreiben und lernen hier :)

Grüße
C. Seltsem

 

Danke euch für Titelkorrektur und Hinweise.

Ja, zum Lernen und Bessermachen bin ich hier. Schau'n wir mal, was draus wird!

An dem Tag, an dem man nichts Neues mehr lernen kann, ist man tot.

In diesem Sinne … :)

 

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