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Bratkartoffeln zu Weihnachten

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01.01.2002
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Bratkartoffeln zu Weihnachten

Sophie saß am Küchentisch und schälte Kartoffeln. Eine Träne rollte ihre Wange hinab, die letzte wie sie hoffte. Sie weinte schon seit einer Stunde. Kartoffeln schälen beruhigte sie. Andere Frauen bügelten, oder warfen mit Geschirr um sich, Sophie schälte Kartoffeln. Auch die Weihnachtsmusik, die leise aus dem kleinen Radio drang, konnte sie nicht trösten.
Joachim ist gegangen, vor einer Stunde.
Es sollte Sophies schönstes Weihnachtsfest werden, und nun schälte sie Kartoffeln, wieder einmal. Ihr Vater würde sich freuen. Er liebte Bratkartoffeln. Und heute war der Rohstoff für Bratkartoffel um einige Kilo angewachsen. Nach dem Tod ihre Mutter vor zwei Jahren, zog sie wieder nach Celle zurück. Zurück in die Stadt, in der sie groß geworden ist. Im selben Jahr hatte man bei ihrem Vater Alzheimer festgestellt. Er wohnte alleine in dem großen Haus. Es war für Sophie keine Frage zu ihm zu ziehen. Die Einliegerwohnung gewährte genug Privatsphäre, und doch war sie ihrem Vater nah genug, um auf ihn aufzupassen, auch wenn man als Aussenstehender noch nichts von der Krankheit bemerkte. Doch Sophie sah die kleinen Unregelmäßigkeiten. Die vergessene Armbanduhr auf dem Waschtisch, das Verwechseln der Fernbdienungen, sie schlägt ihn, den ehemaligen Schachclubmeister im Schach, weil er die einfachsten Fallen übersieht.
Seit vier Jahren hatte sie sich auf keine Beziehung mehr eingelassen. Zu viel Schmerz, zu viel Gram. Die berühmte Herdplatte ist zu heiß gewesen, hatte sich zu sehr in ihrer Erinnerung eingebrannt.
Aber Joachim war anders. Er ließ ihr Zeit, verstand ihre Wunden, pflegte sie, küsste sie, akzeptierte sie. Er akzeptierte die verletzte Sophie mehr, als sie sich selbst. Dabei war sie doch die Psychologin und er der Tischler. Sie wollte es alleine schaffen, und diesen Schmerz endlich hinter sich lassen.
Sie war die Expertin in Seelenfragen, er behandelte nur totes Holz. Sie hasste ihn dafür, dass er sie so lieben konnte wie sie eben war, und sie hasste sich dafür, dass sie ihn dafür hasste, obwohl sie ihn doch liebte.
Es klopfte, das Vaterklopfen. Drei kräftige Schläge gegen die Tür. Dann wurde der Schlüssel, der immer von außen steckte, umgedreht.
„Frohe Weihnachten, Kleines“.
Überrascht schaute Sophie auf die Küchenuhr. 00 Uhr durch. Der 24. Dezember ist angebrochen. Das Fest der Liebe hatte begonnen.
„Ich habe gesehen, dass Joachim unerwartet gegangen ist, und dachte mir, dass du eine kleine Aufmunterung vertragen kannst“, sagte er, und hielt ihr ein ungeschickt verpacktes Geschenk entgegen. Sie stand auf, umarmte ihren Vater, und drückte ihm, auf den Zehenspitzen stehend, einen Kuss auf die Stirn.
„Schau, es schneit“. Er zeigte aus dem Fenster. Die alte Straßenlaterne warf ihr wolkenweiches Licht auf tanzende Flocken. Sie lehnte sich an ihren Vater, und genoss das Schauspiel. Er roch leicht nach seinem After Shave. Diesen Geruch kannte sie nun schon seit über vierzig Jahren. Er erinnerte sie an Sonntagsausflüge, gemeinsame Nachmittage auf der Couch, an denen sie Lassy sahen, und an gute Nacht Küsse.
„Hast du auch so Appetit auf Bratkartoffeln wie ich?“
Sophie lachte. „Wann hast du keine Lust auf Bratkartoffeln?“ Sie holte zwei Schneidebretter und Messer, und sie fingen an, die Kartoffeln in feine Scheiben zu zerteilen. Ihr Vater nannte es die „spanische Variante“, wenn man rohe statt gekochter Kartoffeln benutzte. Sophie hatte die Namensgebung nie angezweifelt. Er war als ehemaliger Richter des Oberlandesgerichtes von Celle sehr belesen, auch was Kochrezepte anbelangte. Die Bücher im Haus zählen zu wollen, hatte sie nach dem 2000. aufgegeben, und dabei hatte sie noch nicht einmal den 2. Stock und den Speicher erreicht.
Langsam, bedächtig führte ihr Vater das Messer. Die Krankheit schadete seiner Feinmotorik. Kleine, schnelle Bewegungen waren nicht mehr möglich. Eine Bewegung nach der anderen, nichts übereilend. Kein Handgriff war vor dem anderen möglich, alles geschah in seinem Rhythmus, gemächlich, aber zielgerichtet. Hinter dem breiten Rücken ihres Vaters fiel der Schnee zu Boden. Sanft, keine Eile kennend, und doch, die Wirkung war verblüffend. Lies man den Flocken ihre Zeit, können sie ganze Landschaften verzaubern. Sie tanzten ein Pas de Deux mit den ruhigen Bewegungen ihres Vaters. Beschaulich, gelassen, als existiere Zeit gar nicht.
Sophie atmete tief durch. Es wurde still, friedlich in ihr. Verdörrtes Land braucht Zeit, bis es zugedeckt ist, neues Leben entstehen kann. Und während der Zeit der Heilung darf man sich auch mal zurücklehnen, dem Spiel der Schneeflocken zuschauen, und streichelnde Hände geniessen. Kein Schritt passiert vor dem nächsten. Morgen würde sie Joachim anrufen, sich selbst mehr Zeit gebend, und ihm die Möglichkeit, ihre Herzenslandschaft weihnachtsweiss zu liebkosen.
Aber jetzt, gab es erst mal Bratkartoffeln… .

 

Hallo Zauberer,

was sicher eine schöne Geschichte hätte sein können, wird leider in schlimmer Umgangssprache erstickt, die noch nicht einmal zum Sujet passt. Der erste Satz ist bestimmt schon zehntausendmal geschrieben worden, wenn ich nur "Musik tröpfelte" nehme, sogar noch wesentlich häufiger. Die Tempi sind völlig durcheinander geraten. Ganz sicher ist die Geschichte auch inhaltlich nicht innovativ, aber ordentlich erzählt hätte sie anrühren können.
Aus "Joachim ist gegangen" sollte man doch eine Trennung vermuten (auch wenn viele Menschen jeden Morgen gehen, nämlich zur Arbeit oder zur Schule, und das für niemanden ein Grund ist, Kartoffeln zu schälen), doch woher nimmt der kranke Vater aus der Beobachtung gleich das Gefühl für die Endgültigkeit? Und warum kann Sophie am Ende dann bei dem Gegangenen anrufen?
Details:

Kartoffeln schälen beruhigt sie. Andere Frauen bügeln, oder werfen mit Geschirr um sich, Sophie schält Kartoffeln.
Im Erzähltempus bleiben - der ist Vergangenheit.
Es sollte Sophies schönstes Weihnachten werden
Umgangssprache. Entweder schönstes Weihnachtsfest oder Plural sollten ... schönste Weihnachten
und nun schält sie Kartoffeln
Tempus: schälte
Und heute ist der Rohstoff für Bratkartoffel um einige Kilo angewachsen
Tempus: war
Als ihre Mutter vor zwei Jahren gestorben ist, zog sie wieder nach Celle zurück.
Tempus - In Literatur "Als" als Satzeinstieg mögllichst vermeiden. Vorschlag: Nach dem Tod ihrer Mutter vor zwei Jahren war Sophie wieder nach Celle gezogen.
Um das ganze abzukürzen: Schaue dir die Tempi der kompletten Geschichte dringend noch mal an. Die sind völlig durcheinander.
Ich habe gesehen, wie Joachim unerwartet gegangen ist, und dachte mir, dass du eine kleine Aufmunterung vertragen kannst
gesehen, dass (Noch besser: Ich habe Joachim gehen sehen) - "wie" ist keine Alternative zu "dass" und würde eine Beschreibung der Art und Weise notwendig machen, die du schuldig bleibst.
Er erinnerte sie an Sonntagsausflüge, zusammen auf der Couch sitzen und Lassy gucken, und an gute Nacht Küsse.
Also ehrlich, bei solchen Sätzen frage ich mich, ob du jemals ein Buch gelesen hast. Er erinnerte sie an Sonntagsausflüge, gemeinsame Nachmittage auf der Couch, an denen sie Lassy sahen, und an Gute-Nacht-Küsse.

Hat mir leider so nicht gefallen. Trotzdem liebe Grüße und ein schönes Weihnachtsfest
sim

 

Hallo sim,
vielen Dank für Deine Mühe.
Ich hoffe, nach den Änderungen ist die Geschichte flüssiger zu lesen.
Zauberer

 

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