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Briefgeheimnis

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22.01.2006
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Briefgeheimnis

Meine Güte, was soll ich mir da überlegen! Er möchte von mir, dass ich meine Familie im Stich lasse! Meine Kinder, meinen Mann, nur weil er mich innigst liebt! Nur, weil er mich jedes mal zur Extase bringt, lasse ich mir meine Familie nicht von den Fingern gleiten, sie mir nichts, dir nichts sausen! Was bildet er sich ein, diese Schmalspur eines Abklatsches von einem Eingebildeten >> aah << ich könnte ihn!
Mein Gott, reiß dich zusammen, bin ja völlig außer mir! Sie schauen ja alle wie aufgescheuchte Hühner zu mir her!

Giftig schweift sie mit ihren Blick über ihre Köpfe hinweg, im Cafe, in dem ihre jetzige Situation vor vier Jahren begann. Nimmt das Glas, das vor ihr steht. Presst die Lippen zusammen, wippt mit dem Kopf auf und ab. Riskiert noch einen forschenden Blick und vertieft sich wieder in ihre Gedanken.

Wie soll ich es ihm erzählen! Ich glaube: Ich werde ihn anrufen, ja ich werde ihn anrufen. Am besten werde ich ihn zuhause anrufen, da kann er kein Sterbenswort vor seiner Familie sagen!
Die arme Frau, die fast jeden Sonntag nichtsahnend zum Kaffeeklatsch kommt: Und mir mit diesem barmherzigen Blick ihren selbstgebackenen Kuchen bringt. Nein, ich werde ihn nicht anrufen! Nichts um alles in der Welt werde ich ihn anrufen. Wippt energisch mit dem Kopf und trinkt einen Schluck vom Wein. Warum mache ich mir so einen Stress! Er hat sich durch eine Kontaktanzeige geoutet, da werde ich ihm einfach mit einem Brief die ganze Situation erklären. Da gibt es nichts zu erklären, ich werde es einfach beenden. So wie der Anfang war, so wird das Ende sein. Mit einem heißen Brief werde ich es ihm schriftlich mitteilen.

Seine Blicke machen mich sehr nervös, was will er denn von mir! Die ganze Zeit zieht er mich mit seinen Blicken förmlich aus! Grinst in einer Tour. Was für einen gierigen Blick er hat. Ich werde ihn einfach nicht beachten! Diesen gierigen Alten, was ist an mir dran, dass er in einer Tour zu mir hergafft...? Einfach nicht hin schauen. Unscheinbar sitzt der Fünfzigjährige an seinem Tisch, der sie neugierig beobachtet. Mit gemischten Gefühlen senkt sie ihren Blick, starrt die Kerze an, wie sie figürlich vor sich hin brennt. Eine Flut von Gedanken kreist um sie herum, bis der eine Funke sie überrollt, der ihre Träne zum Auge führt!
Wie werde ich es ihm schreiben: Das ist eine gute Frage, wie werde ich es schreiben?
Ich empfinde nichts für ihn. Nur weil er mich befriedigt, werde ich meine Familie nicht im Stich lassen! Er schaut ja immer noch gierig zu mir her, der Alte wischt sich mit der rechten Hand den Mund, und starrt mich dabei an! Es stört ihn überhaupt nicht, das ich ihn beobachte! Ganz im Gegenteil er amüsiert sich darüber! Ich werde ihn einfach Fragen was er von mir möchte.
>> Was!?, Was, was ist?<< Aufgeschreckt springt er aus seiner bequemen Haltung wie ein Flitzebogen senkrecht auf, der Mann vom Nachbarstisch. Alle im Cafe richten ihre verwunderten Blicke in meine Richtung, wo ich genervt sitze. Verständnislos schweifen die gaffenden Blicke zum Kellner, der ebenfalls es kopfschütteln nicht begreift. Die alte Dame, die genervt ihre Kaffeetasse, die sie bereits zum Trinken angesetzt hatte, erschreckt hinstellt, ohne zu Zögern greift sie nach dem Taschentuch, schnäuzt sich die Nase empört schüttelt den Kopf dabei. Der kleine Bub, vom Tisch an der Ecke, der sich bis vor kurzem in einer Tour die Kehle aus dem Hals schrie, entweicht abrupt kein Ton vom schokoladen-verschmierten Mund. Er schaut versteinert in meine Richtung, mit großen, glänzenden Augen fixiert er mich. Ein paar Sekunden lang bin ich der Mittelpunkt, nur ein paar Sekunden bin ich im Cafe die Hauptattraktion. Der noch blasse Teint, den ich bis vor ein paar Augenblicken hatte, schwappt in ein pulsierendes, kochendes Rot über. Der Betroffene schaut immer noch verständnislos zu mir her. Ich schließe die Augen, atme tief durch. Öffne sie mit einer Ungewissheit. Keinen anschauen, keinem bewusst in die Augen schauen. Konzentriert treffe ich meine Handtasche, auf dem Stuhl, mit diesem hilfesuchenden Blick. Ich trau nicht ihn zu heben, diesen verzweifelten, unverstandenen, genervten Blick. Ich möchte nur diesen verdammten Brief schreiben, der mein Leben in eine normale Richtung katapultiert. Und jetzt sitze ich in diesem verdammten Cafe und werde von allen neugierig gerichtet. Sogar die Kinder lassen ihre Blicke nicht von mir! Eilig schreitet der Kellner an meinen Tisch.
>> Ist alles in Ordnung? << Groß sind die Augen, als er diesen Satz von sich gibt.
>> Es ist alles bestens! Ich war außer mir! Es tut mir leid. << Schweife mit demselben, verunsicherten Blick vom Kellner ab und richte ihn wieder der Tasche zu.
Ein paar Augenblicke vergehen, als die gewohnte Atmosphäre mich wieder umschließt. Unsicher greife ich nach meinem Glas Rotwein, setz es überlegend an.
>> Was soll ich schreiben? Verdammt noch mal, was soll ich meinem Chef schreiben? Er wird mich bestimmt entlassen. Er wird mich sofort entlassen. Meine ganze Zukunft hängt an diesen Brief, meiner ganzen Familie werde ich diesen Brief widmen! <<
Er ist doch so einer, der das Ganze versteht! Ja, der kann doch mit Leuten gut umgehen. Den habe ich noch nie mit irgendeinem streiten sehen! Er hat das richtige Händchen dafür.
Oder werde ich es ihm einfach persönlich sagen! Unter vier Augen, seinen blauen unschuldigen Augen erzählen, dass ich einen Schlussstrich ziehen werde. Nur noch auf einer geschäftlichen Basis werden wir Kontakt haben. Er wird sich regelrecht sträuben, wird mich bestimmt nicht aussprechen lassen! Er versucht mich dann einzuschüchtern, mir zu erklären, dass es noch keine vor mir geschafft habe, dass er eine Frau innigst lieben kann, der er hilflos erlegen sei! Und was auch ein sehr wichtiger Punkt sei! Kopfnickend, er ist noch nie vier Mal hintereinander an einem Tag gekommen! Das hat bis jetzt noch keine von den zahlreichen Frauen geschafft, die er bis jetzt gehabt hätte.
Und ich solle doch nach der schönen Zeit, die wir bis dato verbracht haben, nicht so einfach aufgeben! Dann tritt er an mich ran. So wie er es immer tut, nach dem wilden Akt, den wir gerade eben vollzogen haben. Schnauft mir ins Gesicht, diese Zufriedenheit, dieser unvergleichliche Blick, der in mir nur weiche Knie hervorruft. Ich stehe da, mit meinem noch größeren Verlangen, am liebsten würde ich ihn an Ort und Stelle gleich wieder vernaschen. Faucht mir seinen Atem ins verschwitzte Gesicht. Tief blickt er mir in die Augen.
Vom tiefsten Inneren spricht er mit dieser tiefen Stimme. >> Der nüchterne Gedanke, welchen ich von deinen blauen Augen erhasche, ... - erliege völlig deinem Bann - ... , lässt jeden Zauber erblassen. << Nasespitze an Nasespitze steht er mir gegenüber. Faucht mir seinen heißen Atem, ins Gesicht. Sinnlich streift er über mein Gesicht. >> Das wilde Antlitz verzaubert meine Sinne zum Eroberer der Schlacht, in der ich ohne deine Hilfe elend erlegen bin. << Hält mich ganz eng zu sich, ich spüre seine pulsierende Manneskraft. Schwebt mit der rechten Hand über meine Haare, holt einen tiefen Atemzug. >> Deine goldenen Haare liegen sanft auf dem Kissen, wo die süßen Träume entstehen, wiegen dich betörend in den Schlaf. Und denk an die Tage, wo schweren Herzens es schmerzt, dass ich dich nicht früher traf. Verstrichen sind die Tage, die im Innersten mich zerreißen. Man hört sich die gleiche Musik an, um immer in der Nähe sich zu glauben. Die Musik der Vergangenheit lebt in der schweren Zeit der Sehnsucht! << Wie kann ich ihm da erklären, dass ich Schluss mache!
Diese vier Jahre einfach vergessen. Ich kann meine Familie nicht im Stich lassen! Meinen Mann, der so oder so keinen Hoffnungsschimmer mehr besitzt, nach dem schweren Unfall. Das wäre sein Tod, wenn ich ihn mit den zwei Kindern alleine lasse. Es ist schwer genug, ihm nach der Arbeit zuzusehen, wie er mich aus dem Rollstuhl verzweifelt anschaut.
Hoffnungslos sitzt sie im Cafe, den Kopf senkend greift sie nach dem Glas. Wirft einen verständnisvollen Blick zu dem Kind, das gerade von der Mutter den verschmierten Mund abgewischt bekommt. Lächelt den kleinen Burschen an. Mit dieser gespielten Freude, welche sie in diesem Moment beflügelt, schlagen ihre Gedanken Wellen. Vehement schüttelt sie den Kopf. Das hatte er letztes Mal auch gemacht, wo ich nur erwähnte, dass ich es nicht mehr aushalte, dieses Doppelleben. Packt mich und wirft mich aufs Bett, reißt mir das Höschen vom Leib und schaut mir tief in die Augen, als er in mich eindringt! Machtlos war ich erlegen bei diesem Akt der Lust. Der vom Schweiß überzogene, erschöpfte Körper, der vor Lust ächzte.

Und ich will es ihm persönlich sagen! Kopfschüttelnd sitze ich vor meinen Glas Rotwein. Das kommt nicht in Frage, das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich werde es ihm schriftlich mitteilen. Ihm erklären, dass es nicht so weiter gehen kann. Ihm schreiben, dass mich das total fertig macht, dieses Doppelleben. Aber wie wird er in der Arbeit sein? Wird er mich einfach entlassen oder wird er es einfach hinnehmen?! Meine Familie wird er bestimmt benachrichtigen, meinen Mann zu einem Männergespräch einladen und es ihm erzählen! Nein, er weiß, dass ich meinen Mann liebe. Jetzt noch viel mehr, jetzt noch viel, vielmehr als man einen Menschen lieben kann. Ich hätte ihn niemals betrogen, wenn dieser Unfall nicht gewesen wäre. Aber ich brauche meinen Sex, ich brauche meinen Sex, verdammt noch mal!
Den hole ich mir seit vier Jahren bei meinen Chef. Das ist auch so ein dummer Zufall gewesen. Gerade er musste sich bei meiner Anzeige melden, steht mit der Rose vor meinem Tisch, an diesem Tag. Verlegen blickte ich ihn an, ohne Worte setzt er sich zu mir her. Zehn Jahre arbeite ich schon bei ihm, zehn Jahre, da ist es nicht so einfach eine neue Arbeit zu finden, wenn er mich entlassen sollte. Oder wird er mir drohen, wird er mich erpressen? Aber er weiß, dass mein Mann labil ist. Er weiß, dass ich meinen Mann nicht verlassen werde, nach den fünfzehn Jahren Ehe. Aber jedes Mal versucht er mich zu verführen. Jedes Mal bringt er es nach dem wilden Sex zur Sprache. Eiskalt läuft es mir den Rücken runter, wenn ich daran denke, wie er mich vor zwei Tagen vernascht hat.
Regungslos lag ich auf diesem Bett, regungslos ist gut. Ich konnte mich ja nicht bewegen. Gefesselt war ich an meinen Händen sowie an beiden Füßen.
Streift mit der Zunge über den erregten Körper. Lässt diese Sehnsucht nur erahnen, die in ihm brodelt. Mein Gott, was für einen Tag ich da erlebt habe. Schmunzelnd trinkt sie vom Wein, der Mann vom Nachbarstisch zahlt in diesem Moment.
Ich denke, das wird er machen! Ich denke, er wird ihm das, ohne mit der Wimpern zu zucken, erzählen! Ohne mit der Wimper zu zucken es ihm erzählen.
Die Augen füllen sich mit der Flüssigkeit der Sehnsucht, welche sich am Rande des Verzweifelns, des Verlangens nach der ewigen Liebe, nach der ewigen Liebe zu dem angekündigten Sturz anbot: Einsam streift sie die Wange herunter, diese prallgefüllte Träne, plätschert mit den zahlreichen schönen Erinnerungen die sie umschließt, stillschweigend aufs leere Blatt Papier.

 

Hallo dreimasta,
und zunächst einmal willkommen auf kg.de :thumbsup:
Ich hab Deinen Text bisher nur überflogen. Ich möchte Dich zunächst um zwei Dinge bitten:
1. Ersetze die <> durch die richtigen Anführungszeichen: »diese zum Beispiel«
2. Du wechselst mindestens im ersten Absatz unvermittelt die Perspektive, bei "Giftig schweift sie mit ihren Blick über ihre Köpfe hinweg". Da solltest Du mindestens einen Absatz machen, besser noch jeden inneren Monolog kursiv setzen. Sonst irritiert das die Leser.

 

Hallo,
danke für deine Vorschläge!:D


PS.: (Ich finde es schade das hier noch kein Feedback von anderen Personen steht?)

Mit besten Grüßen
Dreimasta

 

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