Briefwechsel
´Briefwechsel
Alltagsbriefwechsel
Liebste Hilde! Ahlbeck, 16.08.03
Du fragst mich, wie mein Tag war?
Wenn du das Essen hier im Hotel meinst: Es war grauenhaft. Aber du kennst mich ja: Ich denke, ich sollte viel öfters nein sagen und das ständige ja sagen lassen.
Dann wäre mir wenigstens die grüne Pampe von vorhin, die mir der gutaussehende Kellner gebrach hatte, erspart geblieben.
Aber um den eins oben drauf zu setzen: Statt die Suppe wie normal Menschen zurückzugeben, aß ich tapfer jeden Löffel in mich hinein. Das muss sich wirklich ändern!
Ich nehme mir ab sofort vor, in Zukunft viel öfter meinen Willen durchzusetzen.
Jetzt werde ich allerdings erst einmal hinaus gehen, diesen wunderbaren Strand genießen und mich von der Sonne bräunen lassen.
Viel Glück in der Liebe
In Vorfreude auf den nächsten Brief,
deine beste Freundin Anna!
Oh, beste Anna! Berlin, 20.08.03
Mit dir ist es doch immer wieder die selbe Leier. Wenn ich dich jetzt fragen würde, ob du mal schnell nach Berlin kommen könntest, weil ich ein kleines Problem hätte, dann würdest du doch schnurstracks in das nächste Flugzeug steigen, oder?
Ich weiß nicht, ob man nein sagen lernen kann. Ich werde bei Zeiten mal Uwe fragen. Du weißt ja, mein treuer Psychologe.
Was meinst du mit Glück in der Liebe?
Wer will denn mich alte Jungfer noch?
Ich wünsche dir aus dem verregnetem Berlin noch schöne Urlaubstage und besseres Essen!
Deine herzallerliebste Freundin Hilde
Ach Hilde, Ahlbeck, 25.08.03
Du hast mal wieder so Recht!
Dafür habe ich im Gegenteil zu dir jemanden kennen gelernt. Vielleicht liegt ja dein Liebespech allein an deiner schrecklichen Vernunft?
Meine Bekanntschaft hingegen ist spontan, witzig und hat sonst auch noch alle Eigenschaften, die ein Mann brauch. Da kannste mal sehen!
Ach und stell dir vor: Das ist nicht so ein Einwohner, den ich nie wieder sehen werde.
Nein, er kommt auch aus Berlin!!!
Oh, Hilde ich bin so glücklich!
Deine hocherfreute Anna
Ohh Anna, Anna, Anna.. Berlin, 30.08.03
Liebste Anna was machst du nur?
Fall doch nicht auf so einen Kerl rein. Der hat wahrscheinlich ne Frau und 5 Kinder. Anna, tu mir den Gefallen und sag doch endlich einmal NEIN!!!
Deine besorgte Busenfreundin Hilde
Liebste Hilde, Ahlbeck, 01.09.03
Mach dir doch keine Sorgen um mich!
Ja, er hat eine Frau. Aber sobald wir wieder in Berlin sind, wird er sie verlassen. Das hat er mir versprochen.
Zum nein sagen ist es sowieso zu spät.
Oh Hilde, hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass er der Kellner aus dem Hotelrestaurant ist?
Anna
ANNA! Berlin, 03. 09. 03
Komm sofort nach Berlin zurück!
Was machst du denn?
Du kannst ihm das doch nicht glauben. Ich bitte dich Anna, sei nicht so einfältig. Sag nein!
Deine noch besorgtere Hilde
Hilde, herzallerliebste Hilde, Im Zug, 05.09.03
er ist weg. Er hat mich belogen. Meine ersten Tränen rollen auf diesen Brief. Ich werde nie, nie wieder ja sagen wenn ich nein meine.
Oh Hilde, alles ist so schrecklich.
Wie konnte er mich nur so belügen!
Plötzlich war er einfach weg. Abgereist, wie die vom Hotel mir erzählt haben. Jetzt sitze ich hier selbst im Zug auf dem Weg nach Berlin.
Deine zu Tränen bestürzte Anna!
P.S.
Stell dir vor, da kam so ein ekliger Typ und wollte sich neben mich setzten. Ich habe ihm gesagt, der Platz sei besetzt. Er hat mich erst ganz komisch angeguckt und ist dann tatsächlich gegangen.
