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Brille? Fielmann

SAN

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03.06.2004
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246

Brille? Fielmann

Man sprach mich darauf an, ob ich nicht so gut sehen könnte. Immer häufiger in den Abendstunden neigte ich dazu, Laternenpfahlen nicht mehr aus dem Weg zu gehen und rote Ampeln zu übersehen. Mehrere schmerzhafte Erfahrungen hatten mich schnell überzeugt, den Optiker meines Vertrauens aufzusuchen, dessen Niederlassung die Fielmannfiliale in L. sein sollte.
Der äußere Eindruck schreckte mich nicht so sehr ab wie der innere. Schöne Menschen gab es hier nicht. Jeder trug eine Brille, sogar die Angestellten des Ladens.
,,Kann ich Ihnen helfen?’’ Eine junge Frau mit einer modernen Hornbrille blickte mir direkt in die Augen. Trotz einer Sehschwäche, die ich auch zum damaligen Zeitpunkt zugegeben hätte, konnte ich erkennen, dass die Verkäuferin nicht geschminkt war. Mein visueller Eindruck schockte mich zutiefst. Die Frau war abgrundtief hässlich. Und ich bin niemand, der vorschnell solche Äußerungen tätigt.
,,Ich hätte gerne einen Sehtest gemacht!’’, sagte ich und wurde sofort in ein kleines Nebenzimmerchen geführt und auf einen Stuhl ohne Rückenlehne gezwängt. Anschließend wurde ich dazu gezwungen, durch eine Brille zu blicken, deren Gläser austauschbar waren. Mithilfe der Gläser sollte ich eine Zahlenreihe erkennen, die via Diaprojektor an die Wand am Ende des Raumes projeziert wurde.
,,6, 11, 19...’’
,,Gröber oder feiner?’’
,,9, 11...’’
,,Gröber oder feiner?’’
,,Doch eine 6 als erstes?’’
Die Verkäuferin machte mich darauf aufmerksam, dass ich auch durchaus eine falsche Antwort geben konnte, wie wären hier schließlich nicht bei wer wird Millionär.
Das rechte Auge war nun auf sich alleine gestellt. Das linke Auge sollte ich zu machen.
,,Ach, dann war das die ganze Zeit ein „B“?’’
Die Frau schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
,,Gröber oder feiner?’’
,,X12, B8!’’
,,Spielen Sie mit mir Schiffe versenken?’’
Entgeistert blickte ich die junge Verkäuferin an.
,,Ich gebe Ihnen einen Tipp: es handelt sich lediglich um eine Zahlenreihe!’’
Nun war ich auf der Hut. Mit dem Tipp konnte ich ja fast durch Raten zum Erfolg kommen.
,,6, 11, 18, 25, 30!’’
,,Okay. Nun das andere Auge!’’
Die Verkäuferin notierte sich etwas auf einem kleinen gelben Zettel. Obwohl sich die Zahlen nicht geändert hatten, bemerkte ich sofort erste Probleme. Auswendig aufsagen konnte ich sie leider nicht mehr.
,,6, 11, 18, 23, 58?’’
,,Gröber oder feiner?’’
,,B-I-G-M-Ä-C?’’
Die Fantasie schien mit mir durchzugehen. Ich konnte sowieso nichts erkennen.
,,Ich glaube, da sind Sie hier falsch!’’, antwortete die abgebrühte Frau und steckte Gläser in die Brille, deren Breite mir äußerst bedenklich vorkamen.
,,6, 11, 18, 25, 30!’’
,,Jackpot!’’
Selten hatte ich mich so glücklich gefühlt. Nicht einmal beim korrekten Beantworten der Millionenfrage bei Günther Jauch hätte ich dieses Hohefühl gehabt, ich war mir sicher.
Die Frau kritzelte auf dem gelben Zettel herum und dann gingen wir zurück in den Laden.
,,Erstbrille?’’
,,Jawohl!’’
Die Frau blickte mich mißtrauisch an. Hätte ich die Frage verneinen sollen?
,,Sehen Sie sich im Laden um, welches Modell einer Brille Ihnen gefällt!’’, schlug sie vor und ich machte die Runde. Schon bald blieb ich an einer Robert-Downey-Jr. Brille hängen und winkte mit ihr der Verkäuferin zu.
Sie kam auf mich zu und lud mich ein, mich mit ihr an einen Tisch zu setzen.
,,Das würde insgesamt mit einer sechsfachen Entspiegelung exakt 350 Euro kosten!’’, sagte sie nach einer langen Rechnerei.
,,Bitte?’’ Ich dachte, mich verhört zu haben. Die Frau wiederholte die Zahl.
,,350 Euro für eine Brille? In wie weit ist dieser Preis denn berechtigt?’’
Die Frau schnappte nach Luft. Fieberhaft versuchte sie ein passendes Argument zu finden.
,,Die Gläser bestehen aus Kunststoff und werden sehr aufwendig hergestellt. Bedenken Sie, dass für Ihre Brille Ihre individuellen Stärken berücksichtigt werden müssen!’’
,,Ach, papperlapapp!’’, unterbrach ich die Verkäuferin grob, ,,Das wird doch heute alles in Masse produziert!’’
,,Aber die Herstellung ist so schwierig, dass nur jedes dritte Paar Gläser zum Verkauf angeboten werden kann!’’
,,Ach, dann bezahle ich für das Versagen der Herstellung? Wer bin ich denn? Krösus?’’
,,Wenn Sie sich die Brille nicht leisten können, besteht auch noch die Möglichkeit sich ein Kassengestell auszusuchen, dass zu 100% Ihre Krankenkasse bezahlt! Schließlich kann auch ich mir keinen teuren Mercedes leisten!’’
,,Jetzt vergleichen Sie aber Äpfel mit Birnen! Die Marke Ihres Autos ist für Sie nicht notwendig. Eine Brille hingegen ist sehr wohl notwendig. Oder kennen Sie jemanden, der freiwillig eine Brille trägt?’’
Sie sagte nichts. Im untersten Preisbereich lachte mich eine Brille geradezu an. Sie war zwar nicht so chick wie die teure, aber dennoch war ich mit ihr zufrieden.
,,Sechsfache Entspiegelung?’’
Ich war auf der Hut. ,,Was soll das kosten?’’
,,19.95 Euro!’’
,,Wann ist die Brille fertig?’’
,,In einer Woche. Wir melden uns bei Ihnen!’’
Ich gab ihr einen 20-Euro-Schein. ,,Behalten Sie den Rest!’’
Dann verlies ich den Laden und rannte gegen einen Laternenpfahl.

 
Zuletzt bearbeitet:

Mahlzeit!

Nun, der Text lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Zum einen ist er zwar sehr locker formuliert und ließ mich das eine oder andere Mal ziemlich schmunzeln - aber das leider nur so schlaglichtartig. Insgesamt wirkt der Tex sehr fahrig und episodenhaft und ohne rechten Sinn. Die banale Schilderung eines Fielmann-Besuchs, bei der ich mich ernsthaft frage, was Du hier satirisch bearbeiten wolltest:
Die Tatsache, dass Menschen Sehschwächen haben?
Dass Fielmann-Verkäuferinnen per se hässlich sind? :susp:
Dass es auch Kassenbrillen gibt?
Oder den Umstand, dass mit Optikerkunden Sehtests durchgeführt werden?

Öhm... also, ich finde da nicht viel kritisierenswertes dran.

Soll heißen: Kein Sehtest, ein hohlbirniges Fotomodel ohne Fachkenntnis als Verkäuferin und der mittels Schrotflinte ausgeübte Zwang, eine Porsche-Designer-Brille für 6000,- € zu kaufen - das wäre irgendwie Satire, wenngleich nicht unbedingt eine tolle, aber immerhin. So allerdings sehe ich den Sinn des Textes leider nicht so ganz... :confused:

Gruß,
Horni

PS: Bitte keine Kommata oder sonstige Satz- oder andere Zeichen als "Aushilfs"-Anführungszeichen - am besten einfach "diese" hier benutzen! Wäre nett, wenn Du das editieren könntest. Danke! ;)

 

Hi Horni!
Nun der Text ist als Satire gedacht, weil er das tut, wofür Satiren bekannt sind: er übertreibt! Dazu gehört auch die Verallgemeinerung über das Aussehen einer Fielmann- angestellten! Außerdem denke ich schon, dass die Satire beim Sehtest besonders gut herauskommt. Sonst hätte ich die Story nicht hier gepostet.
Mal sehen was andere sagen.
Wegen der Anführungszeichen weiß ich wirklich nicht, warum Du meine Schreibweise bemängelst. Als Herausgeber einer Schulzeitung muss ich mich sogar nach meiner Schreibweise richten!

In diesem Sinne
Gruß SAN

 
Zuletzt bearbeitet:

"Hey, gestern im Schwimmbad sah ich einen von diesen grundsätzlich total hässlichen OBI-Verkäufern mit einem 3,20 m langen Genital!"

Das ist verallgemeinernd und sinnlos übertrieben. Ergo: Supersatire... oder? :dozey:

Mißverständnis 1: Satire hat nicht das Hauptziel, zu übertreiben, sondern zu kritisieren. (Zur Frage, was Du hier wohl kritisieren wolltest: s.o.) Die Übertreibung ist nur eins von vielen möglichen Stilmitteln in diesem Zusammenhang.

Mißverständnis 2: "Lustig" oder meinetwegen "lustig gemeint" ist ungleich "satirisch".

Mal sehen, was andere sagen...

PS: Ich denke nicht, dass Du in Deiner Schulzeitung ebenfalls zwei Kommata anstelle eines regulären Anführungszeichens verwendest... :rolleyes:

Zum Thema Anführungszeichen: http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?p=250639#post250639

 

Hallo SAN,

eine Satire kann ich hier auch nicht erkennen, sorry. Der Text wäre vielleicht besser in Humor aufgehoben? Wobei ich ihn sooo lustig auch nicht finde, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Die Fragen, die Horni gestellt hat, habe ich mir ebenfalls gestellt. Wolltest du nur den Umstand, dass der Prot so schlecht sieht und Probleme damit hat, sich das einzugestehen, auf die Schippe nehmen? Am schlechtesten kommt meiner Meinung nach jedenfalls nicht die Verkäuferin, sondern dein Prot bei der Geschichte weg. Dazu trägt auch dieses Zitat bei:

Die Marke Ihres Autos ist für Sie nicht notwendig. Eine Brille hingegen ist sehr wohl notwendig.
Denn hier vergleicht er selbst auch Äpfel mit Birnen. Der korrekte Vergleich müsste lauten: Auto ja oder nein und Brille ja oder nein. Oder teures/billiges Auto und teure/billige Brille. Nicht aber Automarke und Notwendigkeit einer Brille. Die meisten Kritikpunkte finden sich also tatsächlich bei deinem Prot.

Noch eine Kleinigkeit:
chick = chic (frz. Schreibweise, Original) oder schick (dt. Schreibweise)

Edit: Dieses Posting überschnitt sich mit Hornis letztem Posting; der Bezug sollte zu dem davor hergestellt werden. Nur zum Verständnis. ;)

 

Hallo SAN,

nicht überall wo Satire drauf steht, ist auch Satire drin! :D

Du bringst nun auch mich auf den Plan, weil mich deine Antwort auf Hornis Kritik höchst erstaunt hat. Er hat aus meiner Sicht vollkommen richtig kritisiert, dass in deiner Geschichte nicht rauskommt, was du nun eigentlich kritisieren willst.

Da reicht es einfach nicht zu behaupten, dass du es satirisch findest und gut ist.
Die Frage, ob etwas satirisch ist, ist nämlich in ihrem Kern durchaus keine Geschmacksfrage, sondern schlicht eine Frage des Plots.
Und genau da hat Hornis Anfrage ja angesetzt und meine übrigens auch.

So denn,versuch ichs nochmal: wenn du meinst, die Szene mit dem Sehtest sei satirisch, erklär mir bitte, welchen Missstand du mit dieser Szene aufs Korn nehmen wollest, denn das ist nunmal eine der Voraussetzungen einer Satire, dass der Autor auf etwas hinweisen möchte, was er persönlich für bemängelnswert hält.
Ok?

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo SAN,

ich muss sagen das ich den Sehtest schon lustig fand, allerdings kann ich in dem gesamten Text auch nicht wirklich eine Satire erkennen.
Weswegen ich Hornis Kritik eigentlich auch nur zustimmen kann.
Vielleicht wäre die Kg wirklich besser in Humor untergebracht. Aber ansonst, wie schon erwähnt, ich fand den Sehtest gut.

LG EndlessRain

 

Hallo SAN!

Mal abgesehen von der Satire-Diskussion, fand ich Deine Geschichte langweilig und ohne Substanz. Auch ein paar Unstimmigkeiten, wie z.B. Auto-Brille-Vergleich, waren für mich verwirrend. Der Dialog, beim Sehtest wirkt zwar rasant, ist aber nur ein kleiner Lichtblick, bevor der Leser den enttäuschenden Rest deiner Geschichte lesen muss. :thdown:

Ich fürchte, ich muss jetzt zum Augenarzt, mein Sehnerv hat doch einigen Schaden genommen. :cool:


Gruss

 

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