Was ist neu

Broken

Mitglied
Beitritt
21.06.2001
Beiträge
8

Broken

In a dream, where everything is clear,
where everything fits perfecty...

Mit weit ausgebreiteten Armen stand Brandon auf dem hohen grasbedeckten
Hügel und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. Die Sonne stand hoch und
seine Haut brannte schon unter der immensen Stärke der Strahlen. Ein leichter
Windhauch ließ sein offenes Hemd flattern und verschaffte ihm eine kleine
Abkühlung an diesem heißen Mittag. Sein Blick fiel auf endlos schöne
Landschaften endlos grüner und bunt blühender Natur. Die graziös am Himmel
schwebenden Vögel zwitscherten in höchsten Tönen und einen Moment
wünschte Brandon er könnte jetzt auch einfach abheben und sich diese
wunderschöne Welt von oben betrachten.
Langsam jedoch, wurde der Wind stärker und der Himmel dunkler. Die Wärme
verwandelte sich in eine unangenehme Kälte und die trockene Luft wurde
sogleich von einigen Regentropfen verdrängt.

In a dream, where a simple raindrop, a simple dark cloud in the sky,
Can make the hole world broken...

Ein unangenehmes Gefühl der Angst überkam Brandon als die Regentropfen
und der Wind plötzlich stärker wurden. Einen Moment hatte er das Gefühl die
Welt würde unter seinen Füßen verschwinden, doch sie verschwand nicht. Sie
hatte sich nur verändert. Während am pechschwarzen Himmel ein gleißender
Blitz durch die kalte Luft zuckte, bemerkte Brandon, dass er an einem tiefen
Abgrund stand. Das grüne Gras war dunklem kalten Stein gewichen, der
abrupt direkt vor seinem Füßen abfiel und in einer steilen felsigen Kluft endete,
die nichts als ein schwarzes Loch freigab. Langsam wollte Brandon wieder
einen Schritt zurückgehen, doch er merkte wie er keine Kontrolle mehr über
seinen Körper hatte. Er starrte nur in den Abgrund. Wieder zuckte ein
gewaltiger Blitz durch die stümische und regnerische Nacht, gefolgt durch
einen schweren Donnerschlag, der den ganzen felsigen Boden erzittern ließ.
Brandon merkte unter Panik, wie seine Füße begannen, sich Millimeter für
Millimeter auf den Abgrund zuzubewegen. Mit aller Gewalt versuchte er sich
dagegen zu wehren, doch sein Körper lag nicht in seiner Gewalt. Er spürte nur
den Schmerz der Kälte und der harten Regentropfen auf seiner Haut.
Dann begann sich die Welt zu drehen. Vor seinen Augen begann alles immer
schneller zu rotieren. Die Bilder verschwammen, die Blitze zogen sich in hell
leuchtenden nie endenen Linien durch seine Wahrnehmung, der Donner kam
von überall und nirgendwo. Die Bilder begannen immer schneller zu rotieren,
immer schneller und schneller und schneller.

In some dreams, you lose track of things,
Everything disappears, becomes blurred,
Until it stops and everything is even clearer...

Stop.
Der Blick blieb stehen, alles war wieder klar und klarer als zuvor. Übelkeit stieg
in Brandon hervor, sein ganzer Körper zitterte vor Kälte und Angst. Erst jetzt
bemerkte er, dass seine Hände noch immer ausgebreitet waren, als wolle er
versuchen zu fliegen.
Dann fiel sein Blick wieder auf den Abgrund, und auf den tiefen schwarzen
Punkt, der ihn mit einer Begierde fixierte, die er noch nie vorher gekannt hatte.
Dann zog sich ein Grinsen in sein versteinertes und blasses Gesicht und er
ließ sich mit weit ausgebreiteten Armen nach vorne kippen. In Zeitlupe spürte
er, wie er den Boden unter den Füßen verlor, spürte er wie sich der Wind unter
seinem Körper aufbauschte und ihn zu tragen schien, wie die Felsen an ihm
vorbeirasten als wollten sie ihm hinterherwinken. Wie in Zeitlupe sah er den
kleinen schwarzen Punkt immer größer werden. Immer größer, und größer. Er
vergaß die Kälte zu spüren, den Regen, die Angst. Er spürte nur die magische
Anziehungskraft dieses schwarzen Punktes, der wuchs und wuchs, bis er sein
Sichtfeld völlig einnahm und Brandon in eine Unendlichkeit eintauchte, nach
der er sich immer gesehnt hatte.

Sometimes Blackness turns into clearness und clearness turns into Blackness,
Sometimes Pain is no physical thing, sometimes Pain is in your head...

Panikerfüllt riss Brandon die Augen auf. Die Dunkelheit war gewichen, die
Realität hatte ihn wieder. Er stand auf einer einsamen unbeleuchteten Straße.
Links und Rechts von ihm standen Häuser. Auch sie waren dunkel und
verlassen. Alles war dunkel und verlassen. Die Stille war fast schier
unerträglich, wie auch die Kälte des leichten Windes der an seinem Körper
zerrte. Langsam begann Brandon die Straße entlang zu gehen. Grau auf Grau,
einsam und verlassen. Er fühlte sich wie der einzige Mensch auf der Welt. Der
einsamste Mensch auf der Welt. Nur der Wind schien ihm leise ein Lied zu
flüstern, welches er aber schon längst kannte. Er liebte dieses Lied, und er
liebte diese Stille und Einsamkeit. Langsam ging er immer weiter die Staße
entlang. So kalt, so gefühllos, so steril. Aber auch so sicher und so geborgen.
Trotz der Kälte fiel das Zittern von seinem Körper ab, je länger er die Straße
entlangging.
Plötzlich knallte es links von Brandon und ein riesiger Scheinwerfer leuchtete
auf. Erschrocken zuckte er zur Seite und starrte in das blendende Licht,
dessen Scheinwerferkegel genau auf Brandon gerichtete war. Schnell lief er
ein paar Schritte weiter um dem Scheinwerferkegel zu entkommen, doch da
knallte es schon ein weiteres Mal und ein weiterer Scheinwerferkegel richtete
sich auf Brandon. Vom Licht geblendet und in Panik lief Brandon schnell
weiter, nur um dem Licht zu entkommen, doch immer wieder und immer öfter
knallte das Geräusch eines sich einschaltenden Scheinwerfers durch die Luft,
und immer mehr Lichtkegel versuchten ihn zu fixieren. Panik überkam
Brandon. Aufeinmal fühlte er sich beobachtet. Von allen Seiten blendete das
Licht, er konnte kaum etwas sehen. Von überall hörte er das Summen der
großen Geräte. Und flüsterte da nicht auch noch wer? Oder war das
Gelächter?
Panikerfüllt begann er immer schneller zu laufen, immer schneller und immer
schneller. Doch die Scheinwerferkegel hörten nicht auf. Die ganze Staße vor
von ihnen erfüllt, von links und rechts. Und dieses Getuschel. Immer lauter
wurden die Geräusche. Stimmen lachten, immer mehr Stimmen lachten.
Panik. Brandon spürte seine Beine fast gar nicht mehr, als er immer schneller
durch das Licht lief. Der graue Straßenbelag war einem roten Teppich
gewichen, und rote Kordeln waren von einem Mast zum nächsten gehängt.
Brandon lief weiter, als aufeinmal ein gleißendes Blitzlicht sein Augenlicht für
einen Moment betäubte. Brandon versuchte sich noch zu fangen, doch in
Panik stolperte er und stürzte auf den Boden. Der rote Teppich konnte den
Schmerz nur wenig dämpfen, als er mit dem Kopf aufschlug. Benommen blieb
er liegen, während immer mehr Scheinwerfer seinen Körper abtasteten, und
immer mehr Blitzlichter diese Situation für immer auf ein Lichtbild bannen
wollten. Und dieses Gelächter. Von überall, und immer lauter und lauter.
Brandon zitterte am ganzen Körper, während Tränen der Furcht und
Demütigung über seine Wangen liefen. Langsam richtete er sich auf und
blickte sich zu allen Seiten um. Nur Licht, überall. Links, Rechts, Vorne, Hinten.
Und es wurde immer heller, und heller, und heller...

In some dreams, there seems to be no escape,
And pictures, that are not real,
Voices, Eyes are burning you,
And you do not find to yourself...

Schreiend riß Brandon die Augen auf. Nur langsam begann er wieder zu
sehen. Nur langsam mischten sich Bilder in das Weiß vor seinen Augen.
Er stand vor sich selbst. Ernüchternd starrte er in sein eigenes Spiegelbild. Er
war blass und nass. Sein Körper zitterte und er sah seine eigene Panik in
seinen Augen. Erschrocken von seinem eigenen Anblick drehte er sich um.
Doch auch dort sah er nur Spiegel. Überall waren Spiegel. Überall sah er sein
eigenes Sein, sein trauriges Sein. Seine Verletzlichkeit, seine Angst, seine
Nacktheit. Er war ganz alleine und doch nicht alleine. Was er sah war nicht
wirklich, oder doch? Hatte er Angst vor sich selber? Seine eigenen Blicke
schienen ihm wehzutun. Das erste Mal sah er seine eigene bedauernswerte
Person. Seine Schwächen, die er noch nicht einmal selber kannte und kennen
wollte. Panikerfüllt suchte er nach einem Ausgang, doch überall waren nur die
Spiegel. Er befand sich in einem Labyrinth. Heulend tastete er sich an den
Spiegelwänden entlang, an sich selbst entlang, auf der Suche nach einem
Ausweg. Doch je weiter er ging, desto hoffnungsloser wurde es. Die
Spiegelbilder schienen immer agessiver zu werden, als schienen sie zu
sagen: "Schau Dich an! Schau an was Du bist!"
Doch Brandon mied jeden Blick. Er suchte weiter. Er lief weiter. Er versuchte
die Spiegel zu zertrümmern. Doch das Glas wollte nicht nachgeben. Blutige
Stellen bildeten sich an seinen Händen, Schmerzen wurden unterträglich, doch
es war kein Ausweg in Sicht. Brandon begann immer tiefer nach Luft zu
schnappen, doch die wurde immer knapper. Das Labyrinth wurde immer
enger, der Ausweg immer schwerer zu finden. Irgendwann gab er es auf. Blut
lief von seinen Händen und seiner Stirn, mit der er aus Verzweiflung gegen
einen Spiegel geschlagen hatte. Hoffungslos sackte er in sich zusammen und
starrte auf einen der Spiegel. Sein Anblick tat ihm weh, doch er war zu
schwach ihn abzuwenden. So sah er sich genau in die Augen. Er sah seinen
Körper, seine Angst, seine Schwächen, seine Sehnsucht, seine Liebe und
seine Tränen. Er sah Dinge die er nicht sehen wollte. Er sah wie zerbrechlich
er war, in welch schrecklicher eigener Sklaverei er bis jetzt gelebt hatte.
Er sah sein pochendes fragiles Herz.
Und er sah wie das Herz brach. Wie die Risse sich immer weiter durch den
Spiegel zogen bis irgendwann alles in sich zusammenbrach und der Spiegel
ein schwarzes Loch freigab. Erschöpft kroch Brandon auf das Loch zu, um in
der Schwärze einen Ausweg zu suchen.

Sometimes you have fear for everything that needs you,
And sometimes there is nothing more left that needs you,

Als Brandon die Augen öffnete war er als erstes von der Gewaltigkeit und
Schönheit des riesigen Gebäudes überwältigt. Riesige weiße verschnörkelte
Wände rangten weit über seinem Kopf in die Höhe. Die gewaltige Steindecke
war mit vielen Rundbögen verziehrt und eine Unmenge an Statuen und
anderen Bildhauerarbeiten hingen an den Wänden und waren in dem riesigen
Raum ausgestellt. Brandon selber stand auf einem viele Meter hohen
steinernen Podest. Doch Brandons größter Augenmerk galt den hunderten von
Leuten, die erfürchtig vor ihm auf dem Boden knieten. Mit bewundernden
Augen blickten sie ihn an und vergötterten ihn. Brandon spürte die Wärme die
von ihnen ausging, spürte die Liebe die sie für ihn empfanden. Sein zitternder
Körper beruhigte sich, sein Atem hörte auf zu keuchen, die Panik schien zu
verschwinden. Doch plötzlich spürte er auch die Verantwortung die auf seinen
Schultern lastete. Er spürte wie die Leute ihn reden hören wollten, spürte
seinen Macht ihnen gegenüber. Doch er konnte nicht reden. Seine Lippen
bewegten sich, doch kein Ton kam über seine Lippen. Er war stumm!
Sein Bick fiel auf die steinernde Decke, die über ihren Köpfen hing. Aufeinmal
wirkte sie bedrohlich. Sie begann zu zittern. Brandon sah wie sich einige
kleine Steine lösten. Panik kam wieder in seinem Körper auf. Die Leute
mussten hier raus!
Brandon versuchte zu schreien, er versuchte die Leute zu warnen. Doch es
kam kein Ton über seine Lippen. Er versuchte sich zu bewegen, die Leute
irgendwie zu warnen. Doch er konnte sich nicht bewegen.
Ein erster großer Steinbrocken löste sich aus der Decke und zerschmetterte
einen Teil der Leute, die immer noch auf dem Boden knieten und auf eine
Anweisung ihres Gottes warteten. Die Leute schrieen noch nichteinmal als sie
starben. Und auch die Überlebenden gerieten nicht in Panik als die das
Unglück sahen. Sie knieten nur weiter und warteten auf die Worte ihres Gottes.
Doch Brandon konnte nicht sprechen, er konnte nur zuschauen, wie sich immer
mehr Teile der Decke lösten und einstürzten, und alle Menschen in dem
Gebäude unter sich gegruben. Alles war zerstört, alles war tot, nur Brandon
stand noch alleine auf seinem Podest und starrte weinend in die Menge. Die
Starre war von ihm abgefallen und auch seine Stimme war wieder da, doch es
war zu spät. Er stand nur auf einer Platte inmitten von Steintrümmer.
Langsam blickte Brandon nach oben. Über ihm war alles schwarz, nur ein
großer Felsbrocken schwebte noch direkt über seinem Podest und schien
jeden Moment herunterzustürzen. Doch Brandon wußte nicht, ob er einen
Schritt nach vorne gehen sollte, um zu überleben, dem Traum zu entkommen
und wieder in seine eigene Welt zu flüchten, oder ob er aufgeben sollte! Was
er gesehen hatte war nicht mehr lebenswert. Dafür fehlte ihm die Stärke.
Sein Blick war fixiert auf diesen großen Stein, der über ihm hing wie ein
steinerndes Schwert. Doch er wollte jetzt Stärke beweisen! Aber was war
Stärke? War es stärker zu sterben, oder seine Lebenslüge weiterzuleben?
Seine Reise hatte sein Ende genommen, doch wußte er nicht wohin sie führt.
Er starrte nur nach oben und dachte nach...

In some dreams, everything gets clear,
In some dreams, problems disappear,
In some dreams, everything is broken,
In some dreams, painful words are spoken,
But in some dreams you will feel,
That everything you 've seen is real...

give it to me
i throw it away
after everything i've done i hate myself
for what i've become
i tried
i gave up
throw it away

Trent Reznor
"gave up"
taken from NIN Broken
thank you for inspiration

 

Eine Welt bricht in Dir / vor Dir / über Dir zusammen?

Ein Gefühl der Auswegslosigkeit?

Daseinskrise?

:confused: :( :confused: ?


Gruß, Hendek

 

wow...hat mich glatt aus meiner schläfrigen Katerstimmung gerissen...anfangs waren mir die Szenenwechsel zu schnell und abgehackt...aber dann hab ich gemerkt, wie gut der Text rennt...bin hinterhergespurtet und hinterhergekeucht...hab zwischendurch schon selber fast Panik gekriegt und gehofft, der Typ wacht bald auf...der beste Absatz ist meiner Meinung nach der mit den Scheinwerfern, Bewegungsabläufe und Ton (und Ton im Text ist ganz schön schwer!) sind perfekt...

Good job, thanx for sharing :-)

San

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom