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Céline

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15.12.2004
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Céline

Das Wochenende hatte ich auf der Messe verbracht. Drei Tage, zwei nach eigenem Empfinden dabei nur sinnlos herumstehend. Es war immer dasselbe, langweilige Prozedere: Mit zukünftigen Kunden quatschen, diese am besten schon passende Verträge mit vielen, kleingedruckten Sätzen unterschreiben lassen, Prospekte verteilen, Kaffee holen (und das verschlingt einen GROßEN Teil der Zeit), Meetings abhalten, durch die Gänge laufen, die Konkurrenzstände auslachen und Gerüchte über diese verbreiten (das verschlingt einen NOCH GRÖßEREN Teil der Zeit). Um es kurz zu machen:
Als ich aus dem Taxi stiegt, dem Fahrer viel zu viel Trinkgeld in die Hand drückte, meine Tasche aus dem Kofferraum hievte, die schwere Treppenhaustür mit Mühe öffnete, mich todmüde die feucht-gewischten Treppen hoch schleppte, eine neugierige Nachbarin abwimmelte und schließlich versuchte die Haustür zu öffnen, ging selbige nicht auf.
Das heißt, um etwas genauer zu sein: Sie ging auf, aber nur ein Viertel. Dann stieß der Holzrahmen auf irgendetwas Weiches. In dem Moment, als die Tür gegen diese weiche Masse stieß, ich drückte und drückte, sich die Tür und sich die weiche Masse kein Stück bewegte, genau in diesem Moment bereute ich es zum zwölften Mal in meinem Leben, in einer WG zu wohnen.
Was blieb mir anders übrig, als solange zu klingeln, bis sich endlich jemand dazu bequemte die Masse vor der Tür wegzuschaffen. Weil ich es witzig fand, klingelte ich also genau zwölf Mal, dann hörte ich eine vertraute Stimme: "Hey. Steh mal auf. Da will jemand rein. Los! Steh mal auf jetzt!" Als Antwort war zunächst nur ein Gähnen und dann ein unzufriedenes Grummeln zu hören.
Eine Frau in Dessous öffnete mir: Céline. Céline gehörte zum Inventar der WG, sie musste schon Jahre bevor ich überhaupt einzog hier gewohnt haben. Andere Frauen wären mit Micky Maus- oder irgendeinem bescheuerten Werbe-T-Shirt zur Tür gegangen, aber nicht Céline. Céline war morgens immer nur in Dessous anzutreffen und sie wusste, dass sie darin scharf aussah. Es war ihr kein bißchen peinlich, ich glaube, sie war sogar so exhibitionistisch, es einfach zu genießen, dass manche Männer, mich inklusive, bei ihrem Anblick am liebsten sofort auf sie losgehen wollten. Um es kurz zu machen: Céline war eine sexsüchtige, leider auch noch gutaussehende Schlampe die alles vögelte was mindestens so gut wie sie aussah und es aushielt, ihr länger als drei Sekunden in die Augen zu starren. Ich stand auf sie. "Ahh, du bist es!" Sie sah mich kurz an, so als ob sie kontrollieren wollte, ob sich irgendein Detail an mir in den drei Tagen verändert hätte, dann zeigte sie ihr schönstes Lächeln und umarmte sie mich stürmisch. "Komm schnell rein, ich hab schon Kaffee gemacht. Tut mir echt Leid, dass es hier überall so schrecklich aussieht, aber wir haben Samstag 'ne kleine Party gefeiert." Ich versuchte irgendwie böse zu schauen, denn erstens hatte sie mir bei meiner Abfahrt nichts davon erzählt, zweitens sah es hier wirklich so aus, als hätte man die Loveparade von den Straßen Berlins in unsere Wohnung verlegt, inklusive leeren Flaschen, Essens- und Drogenresten sowie irgendwelchen weißen Zombies, zumeist Männer mit schwarzen, fettigen Haaren, die überall dort lagen, wo der Müll sich noch nicht zu hoch aufgetürmt hatte. Einer hatte es sogar geschafft und war in Sitzposition vor der Toilettentür eingeschlafen. Ich hoffe insgeheim sehr, dass sein Ziel nicht vor dem einschlafen NICHT das WC gewesen war.
"Céline?" Ich sagte es eher, als ich es fragte. "Ja?" "Heute ist schon Montag." Sie lächelte wieder. "Oh, bist du etwas böse auf mich?" Ich konnte nicht mal mehr verärgert schauen. Ich konnte sie einfach nur anstarren, in diesem Moment war ich süchtig nach ihr. Irgendwie fühlte ich mich kalt und heuchlerisch. Das machten also drei Tage ohne Sex aus einem Mann.
"Ach ja, der Grund warum die eben nicht rein gekommen bist..." Céline kicherte leise und fasste mit ihrer Hand auf die Schulter eines weißgesichtigen, teilnahmslos wirkenden Mann mit schwarzen Locken und Zombieblick, der sich hinter der Eingangstür an die Wand gelehnt hatte (vermutlich um nicht umzufallen). "Das ist Mario. Er sagte gestern um vier, er wolle gehen, anscheinend hat er es wohl nicht ganz bis nach draußen geschafft." Dann ließ sie ihn wieder los, fasste stattdessen mir auf die Schulter und flüsterte, ihren Mund ungefähr 2 cm von meinem rechten Ohr entfernt haltend: "Ist er nicht süß?" Dann fing die weiße Gestalt in der Ecke plötzlich an zu sprechen: "Hi" lallte er und klang dabei so wie die deutsche Synchronstimme von Benicio del Toro in "Sin City". Die weiche Masse Mario war überhaupt nicht süß. Er war nicht mal süß wenn man auf kaputte, heroinsüchtige Fixer stand. Mario war so wie sein Name: Klischeebeladen, unwitzig und ganz schön am Ende. Ich schwieg auf Célines Frage hin, sie schien es mir nicht übel zu nehmen.
"Stell deine Sachen doch ab und komm in die Küche. Es sind noch ein paar Andere da, dann können wir alle zusammen frühstücken!" "Ja, ich komme gleich" sagte ich, Céline war schon in der Küche verschwunden. Ich dachte daran, meine Tasche endlich in mein Zimmer zu bringen, aber dann fiel mir etwas Besseres ein:
Ich ging ein paar Schritte auf Mario zu bis ich direkt neben ihm stand. Er lächelte mich an, kniff immer wieder die Augen zusammen und versuchte erfolglos, mich anzuschauen. Er zwinkerte wie eine Nachteule, die man direkt der prallen Sonne ausgesetzt hatte. Ich legte meinen Arm um seine Schulter und zeigte ihm mein süffisantestes Lächeln: "Mario, ich möchte jetzt mal ganz ruhig mit dir reden und du musst genau zuhören, weil ich wirklich will, dass du das verstehst. Also kannst du mir folgen?" Jetzt war ich Benicio del Torro und er nur die verdammte Synchronstimme. "Ich will, dass du Céline nicht mehr anrührst und dich von ihr fernhälst, ist das klar? Ansonsten komme schau ich mal bei dir vorbei, nimm dir deine scheiß Spritzen weg und breche dir jeden einzelnen deiner unschuldigen, kleinen, weißen Finger!" Die Worte flossen nur so aus meinem Mund. Ich hatte das Alles mal in irgendeinem Film gesehen, doch ich wusste nicht mehr in welchem. "Der Pate" vielleicht? "Ist das klar, Mario?" Das nachgeschobene "Mario?" klang so albern, dass ich selbst fast grinsen musste. Ich beherrschte mich und schaute ihm direkt in die Augen, während er nur starr an mir mir vorbei schielte, um meinen Blicken auszuweichen. Ich schlug ihm mit der Faust in die Magengegend.
Es war fast zu einfach, er war so fertig, ich hatte einfach keine Gegenwehr zu erwarten. "IST DAS KLAR?" Sein Körper hatte sich vor Schmerzen gekrümmt, dann war er mit dem Rücken an der Wand heruntergerutscht und kauerte nun dort, die Hände zitternd vors Gesicht haltend. Als er nicht antwortete, holte ich zum nächsten Schlag aus. Er reagierte: "Ja ja, Mann. Alles klar. Ich halt mich von ihr fern, wirklich!" Ich nickte zufrieden. Was für ein Schwächling. "Alles klar, das ist für dich." Ich nahm einen Geldschein und steckte ihn in eine Tasche seines Jacketts. Ich war gerade für Nichts 100 Euro losgeworden und ich dachte für einen kurzen Moment an das dämliche Wortspiel: Céline ist mir eben teuer.
Ich zog den Zombie am Kragen, öffnete die Tür und zerrte ihn hinaus. Dann verpasste ich ihm einen Tritt, der mir aber nicht richtig gelang. "Eigentlich bin ich ganz anders" dachte ich, dann schloß ich vorsichtig die Tür. Céline tauchte plötzlich wieder auf. "Wo ist Mario?" fragte sie. "Er hatte anscheinend jetzt doch plötzlich beschloßen, zu gehen. Er sagte, er hätte einen wichtigen Termin. Ich sollte ihm zwanzig Euro für die Fahrt nach Hause leihen. Es war mir zu dumm, nein zu sagen, schließlich gehört er zu deinen Freunden." "Das ist lieb von dir." Céline lachte. "Mario und wichtige Termine... Ich glaube deine zwanzig Euro kannst du vergessen. Kommst du jetzt frühstücken?" Ich nickte. Wir schauten uns länger in die Augen als es nötig gewesen wäre, dann lächelte sie wieder und ging in Richtung Küche. Ich folgte ihr ohne Eile.

 

Ja, ja, da hat einer Bukowski gelesen. Oder Jack Kerouac, hätte mir ja denken können bei dem Nick. :D Aber auch so zu schreiben, das ist nicht einfach. Obwohl es einfach aussieht. Ja, auch dieser Text hat was. Aber was? Inhalt hat es kaum, es sei denn, das Beschreiben von Machoallüren reicht dafür aus. Auf jeden Fall ist der Titel falsch gewählt, besser wäre „Um es kurz zu machen:“ :D

Im Ernst, Jack K., die Geschichte ist nicht schlecht, aber streich bitte den ersten Absatz (hat in dieser Geschichte nichts verloren) und beginne sie vielleicht mit „Als ich aus dem Taxi stieg …“. Dann bringst du bitte das Ganze in Form und beseitigst die Schreibfehler. Wir sind nicht hier, um schludrig geschriebene Texte zu korrigieren – ein Bemühen des Autors sollte schon erkennbar sein. Dann sehen wir weiter. Vielleicht.

Dion

 

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