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Candellightdinner

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22.04.2005
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Candellightdinner

Candlelightdinner © Karin Kramer 09/03


Das Zimmer war in schimmerndes Kerzenlicht getaucht. Der Tisch mit edlem Porzellan und Kristallgläsern geschmückt und trotz des draussen tobenden Sturms war die Atmosphäre heimelnd und einladend. In der Luft hing ein verführischer Duft der Appetit machte auf das köstliche Mahl, dass in der Küche auf dem Herd simmerte.
Die Frau entzündete das Kaminfeuer und erhob sich mit einem nervösen Blick auf die zierliche Armbanduhr. Nervös ging sie zum Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus. Eigentlich mußte er doch schon dasein? Ein erneuter Blick auf die Uhr und ein tiefer Seufzer verrieten sowohl ihre Sehnsucht, als auch ihre Nervösität. Sie ging zur Kommode herüber und nahm sich eine Zigarette aus der Elfenbeischale. Er würde es nicht mögen das sie geraucht hatte. Aber nachdem sie sich so lange Zeit nicht gesehen hatten, war die Nervösität übermachtig.
Mit einem erneutem Blick auf die Uhr ging sie zu dem festlich gedeckten Tisch und betrachtete kritisch das sorgfältige Arrangement. Nervös verrückte sie eine Kastanie an dem Tischschmuck, nur um sie einen Moment später wieder in die alte Position zu legen. Es hatte keinen Zweck noch etwas zu ändern, alles war perfekt und genauso wie er es liebte.
Unfähig Ruhe zu finden schnippte sie die Zigarette in den Kamin und ging ins Badezimmer. Kritisch betrachte sie sich im Spiegel. Hatte sie sich sehr verändert in der langen Zeit ihrer Trennung? Nein, nicht wirklich. Nur ein paar feine Fältchen in den Augenwinkeln waren dazu gekommen, doch sie war immer noch eine schöne Frau. Trotz Ihrer 40 Jahre, waren es nicht zuviele Falten und der excellent geschnittene, leicht gewellte Kurzhaarschnitt, ließ sie gut 10 Jahre jünger aussehen.
Wie er wohl aussah? Die letzten Male die sie sich gesehen hatten, war er unverändert gewesen. Er entsprach noch fast genau dem Bild, das sich seit ihrem ersten in ihre Seele gebrannt hatte.
Tränen traten ihr bei der Erinnerung an diesen Tag vor zwanzig Jahren in die Augen. Doch entschlossen wischte sie sie fort. Heute war kein Tag für Erinnerungen, sie wollte nur im hier und jetzt sein und das Zusammensein genießen. Sie löschte die Lampen am Spiegel und ging zurück ins Wohnzimmer. An der Tür stutzte sie und das Herz schlug ihr bis zum Hals, ihr Atem ging stoßweise. Mühsam zwang sie sich zur Ruhe und stand einfach still. Nur einen Augenblick, wollte sie seinen Anblick in sich aufnehmen, wie er am Feuer stand und in die Flammen starrte. Doch wie es seine Art war, hatte er sie gehört und drehte sich bereits zu ihr um.
„Hallo mein Herz.“
Seine Stimme klang wie immer leicht heiser und seine grünen Augen funkelten im Schein der Flammen.
Nun konnte sie nicht mehr an sich halten und flog ihm durch den Raum entgegen, in seine Arme. Einen Augenblick versank die Welt in diesem Kuß und alles Trennende war verschwunden. Es gab nur sie, im hier und jetzt. Keine Vergangenheit, keine Zukunft.

Später saßen sie bei einem Glas Wein auf der Couch und hielten sich an den Händen. Nach der ersten Freude des Wiedersehens, war ihr aufgefallen, wie unruhig er war. Das machte ihr Angst. Sie wußte das etwas entscheidendes passiert sein mußte, und fürchte den Augenblick an dem er darüber sprechen würde genauso, wie sie ihn herbeisehnte.
Nachdem sie einige Zeit in Erinnerungen geschwelgt hatten, fasste er sich endlich ein Herz. Er stellte sein Glas auf den zierlichen Beistelltisch und ging zum Kamin herüber. Er schien einen Moment der Sammlung zu brauchen. Ihre Angst wuchs. Gerade als sie ihn auffordern wollte, endlich zu reden, drehte er sich zu Ihr um:
„Clarissa, meine Schöne, es bricht mir das Herz, aber ich muß mit dir reden und das was ich dir zu sagen haben wird nicht schön.“
Sie machte eine Bewegung auf ihn zu, doch er wehrte ab: „Nein, bitte laß mich reden, wenn ich es jetzt nicht tue, finde ich vielleicht nie wieder den Mut dazu.“
Sie sank zurück auf die Couch und versuchte die aufsteigenden Tränen zurück zu drängen.
Er ließ sich in den Sessel ihr gegenüber fallen und beugte sich vor:
„Es geht so nicht weiter, Clarissa. Du weißt ich liebe dich noch immer, genau so sehr wie an dem Tag vor zwanzig Jahren als wir uns das erste Mal sahen.“
Ein verträumtes Lächeln umspielte seine Lippen und einen Moment erlaubte er sich der Erinnerung nachzuhängen, doch sofort wurde er wieder ernst und sprach weiter:
„Seit dem treffen wir uns jedes Halloween und den Rest des Jahres leben wir für diese Stunden die wir gemeinsam verbringen können.“
Ungeduldig und ängstlich flüsterte sie: „Und das willst du jetzt nicht mehr?“
Er kam zu ihr herüber und nahm ihre Hand: „Es geht nicht darum was ich will, sondern was dir gut tut.“
Er ließ ihre Hand wieder los und lehnte sich zurück: „Ich hatte ein Gespräch mit der Chefin.“
Sie zitterte: „Und was verlangt sie?“
„Verlangen? Sie verlangt gar nichts, mein Herz. Sie hat mir nur ein paar Tatsachen klargemacht und mir mehrere Möglichkeiten zur Wahl gestellt.“
„Also verlangt sie eine endgültige Entscheidung von dir.“
„Nein, das nicht.“ Er zögerte und seine Stimme wurde noch einen Tick heiserer als er weiter sprach: „Aber ich habe eine getroffen, meine Schöne. Dies wird unser letztes Treffen sein.“
Obwohl sie immer damit gerechnet hatte, das dieser Moment eines Tages kommen würde, zuckte sie zusammen, als wenn er sie geschlagen hätte. Fragen, Bitten, Flehen, alles drehte sich in ihrem Kopf, doch alles was sie sagen konnte war: „Warum?“
Er ging zum Tisch herüber, schenkte ein Glas Brandy ein und reichte es ihr. Sie sah einen Augenblick in das Glas und stellte es dann auf den Tisch, ohne zu trinken.
„Clarissa, gebe nicht Cerridwen die Schuld, sie hat mir nur geholfen zu erkennen, wie unfair ich dir gegenüber bin.“
Ich bin seit 20 Jahren beiihr und es ist das erste Mal das sie mich in ihren Kessel sehen laßen hat. Du weißt das alles Leben nach seinem irdischen Tod dorthin zurückkehrt und verwandelt wird. Einige bleiben dort und andere gehen sofort in ein neues Leben.“
Seine Mine verfinsterte sich: „Dann gibt es noch die, die sind wie ich. Die sich nicht lösen können und sich das ganze Jahr danach verzehren zurück zukehren für diese eine Nacht.“
Sie zitterte: „Wie ist es dort wo du bist. Du wolltest es mir nie erzählen.“
Er lächelte angestrengt: „Das will ich auch jetzt nicht, denn es geht nicht um mich, es geht um dich, oder noch genauer um uns.“
Clarissa sah ihn verständnislos an: „Um uns? Aber ich lebe doch noch. Harry, werde ich sterben?“
„Sicher wirst du das, meine Liebe, aber nicht sobald.“ Ernst sprach er weiter: „In Cerridwens Kessel habe ich etwas gesehen, was mich sehr nachdenklich gemacht hat.“
Sie nahm seine Hand: „Was, mein Lieber? Werden wir uns nicht mehr lieben, wie wir es uns versprochen hatten?“
Harry küßte sie leicht auf die Wange: „Oh doch das würden wir. Nicht das ich deine Liebe verlieren könnte, hat mir Angst gemacht, sondern das was du nie erleben wirst, wenn wir jetzt festhalten.“
Sie fuhr auf: „Was könnte wichtiger sein als wir beide und unser Tag?“
Im Kamin knackte ein Holzscheit und beide sahen in das Feuer und auf das Bild das einen kurzen Augenblick in den Flammen zu sehen war. Clarissa sah ihn verstehend an:
„Das also, die Kinder die ich hätte, wenn ich frei wäre.“
Erleichterung zeigte sich in seinem Gesicht, um bei ihren nächsten Worten wieder zu verschwinden:
„Aber ich wollte immer nur deine Kinder.“
Er sah sie verständnisvoll an: „Ja Clarissa, das wäre schön gewesen. Aber es ist nicht so. Diesmal nicht.“
„Sieh mal, jeder von uns hat Aufgaben, die er bewältigen muß um spirituell weiterzukommen. Meine war erfüllt, als ich starb, 10 Stunden nachdem ich dich kennengelernt hatte. Wir hätten damals loslassen sollen. Doch das haben wir nicht. Als ich nun gestern in den Kessel blickte habe ich dich gesehen, mit deinen Kindern. Du wirst einen Sohn und eine Tochter haben. Und beide werden sehr wertvolle Menschen sein. Du wirst einen Partner haben und auch wenn es keine Seelenverwandschaft sein wird, so werdet ihr glücklich sein. Und irgendwann, werden wir unsere Chance haben, in einem späteren Leben.“
Sie lehnte sich an seine Brust und ließ Ihren Tränen freien Lauf. Schluchzen schüttelte sie, als sie sprach: „Ich wünschte ich könnte so tief empfinden, wie damals bevor ich dich traf. Damals berührte mich nichts tief. Harry, wo ist bloß der Sinn in all dem? Wir waren jung, wir treffen uns, verlieben uns und verleben acht wundervolle Stunden miteinander und dann kommt dieser Laster und zerstört alles.
Du sagst jeder Mensch hat seine Aufgabe im Leben, was ist deine gewesen? Du bist so jung gestorben, wie konntest du sie schon bewältigt haben?“
Ein Schatten huschte über sein Gesicht und er sagte leise: „Sie war erfüllt an dem Tag, als ich dich traf und du dich in mich verliebtest. Ich war dazu da, dich aus deiner Erstarrung zu wecken.“
Seine Lippen suchten die Ihren und er küßte sie sanft. Dann erhob er sich und ging zur Tür, drehte sich dort noch einmal um und sagte: „Du wirst nun schlafen, meine Schöne und wenn du morgen erwachst, wirst du dich nicht mehr erinnern, bis wir uns wiedersehen.


Gruß
Karin

 

Hallo Rosehip,

sei herzlich begrüßt auf dieser Seite!

Einen interessanten Plot hast du gewählt, der alle Leser mit einem Faible für das Übersinnliche ansprechen wird. Und auch wenn man ihn "nur" symbolisch nimmt, triffst du eine Situation, die fast jeder schon mal erlebt hat, ob nun bei sich selbst oder bei anderen: vergangene, gescheiterte Liebe, die allen neuen Versuchen, tiefe Gefühle aufzubauen, Steine in den Weg legt.

Für meinen Geschmack ist deine Ausgestaltung des Plots in Detail und Sprache zu wenig originell und zu sehr Rosamunde-Pilcher-Verfilmung mit einer deutlichen Prise Diana Gabaldon und ich mag beide Ladies überhaupt nicht. Aber das ist eben subjektiv.
Objektiv verbesserungswürdig sind die Items der nachfolgenden Liste (die nicht alles enthält, was mir aufgefallen ist). Ich hasse diese pingelige Ameisen-Fickerei, aber gerade diese Geschichten im hochdekorierten englischen Landhausstil vertragen nun mal keine Flecken auf dem Tafeltuch. ;)

In der Luft hing ein verführischer Duft der Appetit machte auf das köstliche Mahl, dass in der Küche auf dem Herd simmerte.
... Duft, der Appetit... Mahl, das
Eigentlich mußte er doch schon dasein?
da sein
Ein erneuter Blick auf die Uhr und ein tiefer Seufzer verrieten sowohl ihre Sehnsucht, als auch ihre Nervösität.
... Sehnsucht als auch ihre Nervosität.
Sie ging zur Kommode herüber
... hinüber
Er würde es nicht mögen das sie geraucht hatte.
... mögen, dass...
Kritisch betrachte sie sich im Spiegel.
betrachtete
Trotz Ihrer 40 Jahre, waren es nicht zuviele Falten
Trotz ihrer .... nicht zu viele...
das sich seit ihrem ersten in ihre Seele gebrannt hatte.
ihrem ersten Zusammentreffen oder was?
sie wollte nur im hier und jetzt sein
im Hier und Jetzt
Einen Augenblick versank die Welt in diesem Kuß
Kuss
Sie wußte das etwas entscheidendes passiert sein mußte, und fürchte den Augenblick an dem er darüber sprechen würde genauso, wie sie ihn herbeisehnte.
Sie wusste, dass etwas Entscheidendes passiert sein musste, und fürchtete den Augenblick, an dem er...
drehte er sich zu Ihr um:
... zu ihr
„Seit dem treffen wir uns jedes Halloween und den Rest des Jahres leben wir für diese Stunden die wir gemeinsam verbringen können.“
"Seitdem.... für diese Stunden, die ....
Obwohl sie immer damit gerechnet hatte, das dieser Moment eines Tages kommen würde
..., dass dieser Moment...
Ich bin seit 20 Jahren beiihr und es ist das erste Mal das sie mich in ihren Kessel sehen laßen hat.
... bei ihr .... das erste Mal, dass sie mich in ihren Kessel sehen lassen hat.
In Cerridwens Kessel habe ich etwas gesehen, was mich sehr nachdenklich gemacht hat.“
... etwas gesehen, das mich..

Grüße!
Chica

P.S.: Warum ein reiches Mahl für ein Geistwesen?

 

Candelightdinner

Hallo Chica,

erst einmal vielen Dank für deine Konstruktivekritik. Ich werde mir noch einmal ein paar Gedanken zu dem Ganzen machen.
Was nun deine Frage betrifft "Warum ein festliches Mahl für ein Geistwesen", weil an Halloween die Geister wieder körperlich sind, für die eine Nacht und somit auch essen können. :-)

Gruß
Karin

 

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