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Carpe diem

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19.05.2005
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Carpe diem

Die Sonne senkte ihren freundlichen Blick und überließ ihrem Gefährten die Herrschaft über das Reich der Schatten, unwirklich tauchte dieser die kahle Landschaft in fahles Licht.
Augen erwachten und durchstachen die Finsternis, aus allen Winkeln betrachteten die mattroten Flecken das Geschehen auf der Lichtung, nur darauf begiert, die Gefahr zu erkennen und doch von Neugier getrieben dem makabren Schauspiel beizuwohnen, das sich ihren Blicken bot.

Schauen wir, was es war, das ihre Aufmerksamkeit vollends beanspruchte…

Ein Körper lag reglos auf der freien Fläche und wurde liebevoll vom Mond gestreichelt. An beiden Händen waren tiefe Durchbrüche, das Gesicht war nicht zu erblicken, doch ließ sich erahnen, welche Fratze des Schmerzes auf den kalten Schädel gemalt war.
Das blasse Licht umwebte die nackte Haut, welche von dunklen Furchen übersät, an ein Schlachtfeld des Todes erinnerte.

Doch jetzt weiter, höher hinaus, viel höher Wir steigen empor und sehen den dunklen Wald unter uns, die Lichtung ist noch immer zu erkennen, ist jetzt ein kleiner matter Fleck, inmitten eines dunklen Ungeheuers, welches sich mehrere Meilen in alle Himmelsrichtungen erstreckt
Unter uns lieg das Naturschutzreservat „Dear Deer“, es grenzt an einen kleinen Ort, dessen Einwohner seit Jahrzehnten den Kontakt zur Außenwelt meiden. Er ist zu erkennen, denn kleine Lichter flackern am Horizont und geben einen Bezugspunkt.
Wir fliegen, bewegen uns auf die kleinen flackernden Punkte zu und sinken gen Erden.
Wir befinden und jetzt auf der ---

„Sterben muss es, tötet es, meuchelt es!“, ein Chorgesang marschierte auf der kleinen staubigen Nebenstraße, ebnete sich seinen Weg auf die Hauptstraße und verharrte dort.

Ein Schaukelstuhl knarrte in aus einer höher gelegenen Wohnung
„Wir wissen doch nicht einmal, ob es existiert!“, erklang eine raue Frauenstimme die sich aus einem höher gelegenem Fenster, den Weg nach unten auf die grölende Menge suchte.
Der Gesang verstummte augenblicklich, alle Blicke wanderten zu dem vermeintlichen Friedenstörer.

Knarr

„Still Weib! Ich habe Frau und Kind verloren, dieses Ungeheuer bringt uns noch alle um!“
Fackeln stießen in die Luft, um das Gesagte zu unterstreichen.
„Es gibt kein Ungeheuer, alter Mann. Du bist auf einer Hatz zwischen Abenteuerlust und Grausamkeit, doch jeder weiß, dass deine Frau durch deine cholerische Hand starb und dein Kind, der arme Farren, sich erhängte, weil er es nicht mit deiner Sauflust aushielt!“
„Halt dein Maul, du alte Hexe, du hast meine Frau verdorben und sie in die Fänge des Monsters gelockt!“, Tom Farhtmer streckte die flammende Fackel drohend empor, stillschweigend drehte er sich um.
Der blanke Zorn legte ihm eine Grimasse der Abscheu auf das gerötete Gesicht.

Genug, seid leise, sonst hören sie euch! Folgt mir!
Wir sind weg, der schreiende Trupp unter uns ist auf dem Weg in den Wald. Dort wird er bald auf eine Lichtung treffen und die Überreste von John Farthmer finden, dem Bruder des Trunkenbolds.
Leise und vorsichtig überblicken wir die kleine Ortschaft, wie sich ihre winzigen Giebeldächer emporstrecken und zielsuchend gen Himmel Flüchten wollen.
Doch da...schaut! Seht ihr es? Ein Schatten huscht durch die Straßen und flüchtet in den Wald.

Tom Farthmer blickte ängstlich in die Finsternis, versuchte sie mit seinem torkelnden Blick zu durchbohren, doch es gelang ihm nicht. Um sich Mut zu machen begann er zu pfeifen, um bald darauf sicherer den Gesang, den er anführte, aufzunehmen.
„Sterben muss es, tötet es, meuchelt es!“, Tom verstummte, drehte sich blitzartig um, da nicht der erwartete Chorus mit einstimmte.
Dunkelheit.
Ein Geräusch, Tom drehte um sich selbst, darauf aus, die Quelle des Geräusches zu ermitteln und gegebenenfalls zu vernichten, seine Fäuste hatte er und zu schlagen, das konnte er, im Dorf hatte jeder Angst vor seinem fünfgliedrigem Freund.
Rascheln.
Er fuhr herum, schwer atmend, stocken.
Ein ungeahntes Spektrum an Schmerzen entfaltete sich in ihm, sein Rücken drückte ihn zu Boden, er schrie, doch der Schmerz dominierte, nahm Besitz von ihm, verhöhnte ihn, indem er seine verbalen Versuche erstickte, riss ihn herum, entwich in seine Hände.
Dies reichte für einen Atemzug, der schnell wieder preisgegeben wurde, als die Handflächen zerrissen.
Tom vernahm kein Geräusch mehr, er wahr jetzt allein auf einer großen Lichtung, tausende rote Augenpaare schienen ihn zu betrachten, sie begutachteten seinen toten Körper, es befriedigte sie.

Weg von hier zurück, hinauf. Zurück in die Zivilisation
Zurück zu einem uns wohlbekanntem Fenster, aus dem kein Laut mehr ertönte, doch jetzt kam etwas keuchend näher, schritt in das kleine Zimmer…

Knarr

„Carpe diem“, flüsterte eine raue Frauenstimme, aus einem höher gelegenem Fenster, mit einem triumphierenden Beigeschmack…

 

Hallo Mirabeau.

Fangen wir zuerst mit dem leidigen Thema an. :)

welche von weinroten Furchen
weinrot ist meiner Meinung nach kein passendes Wort für die Szenerie. Dabei muss ich an warme Töne denken. Hier entweder "blutrot" (was natürlich ziemlich klischeehaft wäre), oder einfach wegen des fahlen Lichtes "schwarze". In jedem Falle stört das weinrote.

zur Außenwelt meiden, er ist zu erkennen
Mach besser zwei Sätze daraus: ... zur Außenwelt meiden. Er ist zu erkennen...

Ein Schaukelstuhl knarrte in aus einer höher gelegenen Wohnung "Wir wissen doch nicht einmal, ob es existiert!“, erklang eine raue Frauenstimme die sich aus einem höher gelegenem Fenster, den Weg nach unten auf die grölende Menge suchte.
Punkt hinter "Wohnung" vergessen. Zudem wiederholst du das "höher gelegene". Vielleicht solltest du den Satz mit dem Schaukelstuhl ganz streichen. Wenn nicht muss zumindest entweder das "in" oder das "aus" weg. :)

Du bist aus auf einer Hatz zwischen Abenteuerlust und Grausamkeit
Hier ist das "aus" überflüssig.

Tom Farhtmer holte zum Schwung aus und traf, die Fackel erreichte den Sims und blieb dort unbeteiligt liegen.
Irgendwie hört sich der Satz seltsam an. Vor allem das Wort "unbeteiligt" solltest du ersetzen (vllt durch "schwelend") Hielte aber etwas wie "Tom Farhtmer hob drohend die Fackel" für angebrachter.

Wir sind weg, der schreiende Trupp unter uns ist auf dem Weg in den Wald, dort wird er bald auf eine Lichtung treffen und die Überreste von John Farthmer finden, der Bruder des Trunkenbolds.
Am besten nach "Wald" einen neuen Satz. Sonst liest es sich zu lang. Und: "dem Bruder des Trunkenbolds"

Doch da, schaut, seht ihr es ein Schatten huscht
Besser: "Doch da... Schaut! Seht ihr es? Ein Schatten huscht..."

Um sich Mut zu machen begann er zu pfeifen und begann bald wieder sicherer den Gesang, den er anführte, aufzunehmen.
Wortwiederholung. Ich denke mal es würde besser klingen, wenn du das zweite "begann" streichst und den Satz umformulierst. Etwa "begann er zu pfeifen, um bald darauf wieder den sicheren Gesang aufzunehmen, den er anführte".

und zu schlagen, dass konnte er,
"und zuschlagen, das konnte er..."

sie begutachteten seinen toten Körper zu befriedigen
"zufrieden" oder hab ich da jetzt was falsch verstanden?


Soweit so gut. Deine Geschichte finde ich prima. Der Stil gefällt mir und trotz meiner vielen Zitate hat sie sich sehr flüssig lesen lassen.
Auch das offene Ende ist klasse, auch wenn ich jetzt persönlich den ganzen restlichen Tag rumrennen werde und mich frage, was es mit den seltsamen Durchbrüchen an den Handgelenken auf sich hat. Da dies schon bei der ersten Leiche der Fall ist, muss es ja für die Handlung wichtig sein. Vielleicht überlegst du ja noch, ob du eine Auflösung einbaust!

Ansonsten hat mir deine Geschichte großen Spaß gemacht. ;)

Gruß, Zensur

P.S. Ich habe bemerkt, dass du nebenbei schon selbst einige Dinge berichtigt hast, also sei nicht böse, falls einige der von mir angesprochenen "Fehler" schon berichtigt sind!

 

Hallo Zensur.
Ein ganz großes Dankeschön, dass du dir die Mühe gemacht hast und alles scheyn aufgelistet hast.
Einige Dinge habe ich belassen, oder dann doch komplett verändert.
Und ich entschuldige mich, ich liebe Parataxen :D

Ach, dein letzter Kommentar, nein, du hast nichts falsch verstanden, obwohl trotzdem eigentlich das Gleiche gemeint ist.
Wahrscheinlich war es nur ein bissle schwammig formuliert, hab' das jetzt verändert und hoff', dass es so alles passt. :schiel:

Und eine Aufklärung bau' i doar net mer rain, desch is für jeden 'ne überlejung wert, nu? :)
Gruß, ich

 

Hallo Mira (ich hoffe doch ich darf dich so nennen),

Gefallen hat mir deine Geschichte schon, auch wenn ich kaum etwas verstanden habe. Und das liegt vor allem an der Sprache, die du benutzt: sehr gehoben, irgendwie mystisch. Das passt zur nicht durchsichtigen Geschichte. Das ließ sich alles wunderbar flüssig lesen.

Aber natürlich hab ich auch negative Punkte aufzuzählen: Deine Protagonisten (gabs die überhaupt?) lassen nicht mitfühlen, gerade weil man eben nbicht wirklich Hintergründe etc. erfährt.
Und Spannung erzeugst du ausnahmslos dadurch, dass sich der Leser denkt, am Ende wird schon noch eine Erklärung des Ganzen warten.
Bei Lynch-Filmen funktioniert das, hier nur etwas.

Fazit: Die Atmosphäre, die du durch deine Sprache aufbaust, haut vieles raus, aber leider nicht alles. Der Leser sollte wenigstens Anhaltspunkte zum 'erahnen' der wirklichen Geschehnisse bekommen. Gefallen hats mir wie gesagt trotzdem, aber - nimms mir nicht übel - weitere Überlegungen ist diese Geschichte für mich nicht wert.

Alles Gute...

 

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