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Celine
Ist das ein Versuch mich zur Weißglut zu bringen, oder was hat sie vor? Ich sitze bei meiner zweiten Tasse Kaffee und sie durchbohrt mich immer noch mit ihren Blicken.
Als ich sie vorhin daherkommen sah, mit ihren anmutigen und aufreizenden Bewegungen, modisch gekleidet und mir ein Augenzwinkern zuwerfend, dachte ich mir nur, die würdest du nicht von der Bettkante stoßen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie sich zu mir setzen würde, aber genau das tat sie.
Sie hatte verheißungsvolle, leuchtende, blaue Augen, langes, welliges, blondes Haar und eine Figur, die nichts zu wünschen übrig ließ, und ich, ich bemerkte, wie mein Pulsschlag in die Höhe schoss, als sie sich vorbeugte, um die Eiskarte zu erhaschen, 80B, da war ich mir sicher. Ein verführerisch wirkender Duft mit einer Mischung von Jasmin und Aprikose stieg mir in die Nase. Ich fragte, ob sie auch eine Zigarette rauchen wolle, aber anscheinend wollte sie mir nicht antworten, und überhaupt hatte sie bis jetzt noch kein Wort zu mir gesprochen. War das eine ganz besondere Art der Anmache, oder war ich ihr einfach total gleichgültig?
Ich zündete mir eine Zigarette an, bemerkte dabei, dass meine nikotinverfärbten Finger nicht gerade den schönsten Anblick hergaben, und zog meine rechte Hand vorsichtig zurück, unter den Tisch. Sie lächelte wieder.
Die Bedienung hatte heute viel zu tun. Das Straßencafé war an diesem herrlichen Samstag Nachmittag gut besucht, und es gab außer ein paar, an einer Hand abzählbarer freier Stühle keine weiteren Plätze mehr. Meine Neuentdeckung schaute sich mehrmals um, sicherlich um ihre Bestellung aufzugeben, aber es war zwecklos.
Ihre süße Stupsnase, das Lächeln, bei dem sie einem ihre kleinen, lieblichen Grübchen zeigte, all dies fand meine Beachtung. „Schönes Wetter heute“, sagte ich zu ihr. Verdammt, da hätte mir auch was Besseres einfallen können. Sie antwortete nur mit einem dezenten Lächeln.
Dann kam die Bedienung vorbei, leerte die zwei am Nachbartisch stehenden vollen Aschenbecher und bekam von einem unsympathisch wirkenden Kerl einen Klaps auf den Po. Es dauerte keine zwei Sekunden und sie antwortete mit einer laut hörbaren Ohrfeige. Das saß. Ob hier heute jede Frau so gut drauf ist, fragte ich mich.
Meine süße Tischnachbarin! Erneut trafen sich unsere Blicke und nun versuchte auch ich ein Lächeln aufzulegen, was mir aber anscheinend misslang. Wird wohl doch nichts werden, war meine Schlussfolgerung, als Sie ihre Handtasche öffnete und einen Zettel und einen Stift herausholte.
Während sie nun damit beginnt, etwas aufzuschreiben, trinke ich meinen zweiten Kaffee aus und bin auf der Suche nach der Bedienung um zu zahlen. Die ist aber wieder einmal überall und nicht hier.
In diesem Moment schiebt mir meine 80B- Entdeckung einen Zettel rüber, blickt mich nochmal mit großen Augen an, steht auf und verschwindet in der Menge der vorüber gehenden Passanten.
Ich lese den Zettel, auf dem mit geschmeidig geschwungener Handschrift steht: Ich finde dich sehr gut aussehend und sympathisch. Ja, wir haben heute schönes Wetter, und ich möchte es zusammen mit dir im Englischen Garten bei einem Sonnenbad genießen. Falls du Lust hast, und es dich nicht stört, dass ich taubstumm bin, bleibe bitte noch 10 Minuten sitzen. Celine.
Wie die Geschichte ausging? Ich blieb tatsächlich noch sitzen, den Rest könnt ihr von meiner Frau, Celine erfahren.