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Chikita

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01.10.2010
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Chikita

Inmitten des tobenden Meeres, versteckt in der Weite des ägäischen Raumes, hielt ein Inselchen seine mit Palmen verwurzelte Nase mit knapper Not über Wasser. Einige Möwen flogen durch die Luft, niemand hätte angeben können, ob sie durch eigenen Antrieb oder als aufgewirbelte, lustig tanzende Kadaver diese Höhen erreichten. Von diesem Sturm eingeschlossen, klammerte sich ein Mann an der Palme fest, auf die er geklettert war. Ihre Blätter knallten ihm wie Schläge ins gealterte Gesicht, rissen manche Wunde. Die gleichgültige Welt verhält sich beizeiten eindeutig, gerade so, als hätte sie einen eigenen Willen, dachte der Mensch, den rostigen Geschmack frischen Blutes auf seiner Zunge schmeckend. Endlich legte sich der Sturm und die Schwerkraft nahm von ihrem guten Recht Gebrauch. Die Krähen des Meeres kreisten über dem Inselchaos, während die Ägäis wieder von artigen Wellen durchzogen dalag. Für diese Ruhe nach dem Sturm hatte der Mann keinen Sinn. Vom liebevoll gebauten Hüttchen lagen nur noch vereinzelte Bretter verstreut im Sand. Eine Parabel auf das Leben, dachte der Mann, einen Moment innehaltend, bevor er gegen das Gefühl der Vergeblichkeit ankämpfte. Durch sein Tun, seine Aufbauarbeit wollte er jene Überzeugung entwickeln, die er, die verstreuten Bretter betrachtend, noch nicht in sich fühlte. Chikita, ein Äffchen, das sich die ganze Zeit an den Mann geklammert hatte, während dieser die Palme krampfhaft umarmte, half ihm, wenn auch reichlich unkoordiniert, bei der Arbeit. Als die beiden einen annehmbaren Schlafplatz eingerichtet hatten, verspeisten sie gemeinsam einen Fisch, den die tolle Palme geköpft hatte, und schauten sich dabei genauestens an. Die unendlich nachdenklich dreinblickenden, großen Augen des Äffchens faszinierten den Mann, und Chikita zeigte sich angetan von der ruhigen Leitungs seines Alten. Für einen kurzen Moment sahen sie einander nicht nur; sie schienen sich zu erkennen, der Mensch im Äffchen, das Äffchen im Menschen. Freundschaft. Dann zerstörte ein Möwenschrei jene kontemplative Schau und das Äffchen, wieder ganz Tier geworden, machte sich über den Fischkopf her. Im Menschen schlägt die Natur die Augen auf und merkt, dass sie da ist. Der Mann erinnerte sich an dieses Wort Schellings, das ihn wiederum an damals erinnerte, als er Philosophie studierte und versuchte, sich dem Wunderbaren kognitiv zu nähern. Er galt als frühreif; doch aus dem Frühreifen war ein kindlicher alter Narr geworden, der am liebsten mit Tieren und den Wellen sprach. Dem ein buntflammiger Sonnenuntergang ein so unerträglich großes Glücksgefühl verursachte, dass er Chikita gleich um einiges heftiger den Rücken zu kraulen begann, was dieser durchaus zu genießen wusste.

 

Joar Salamander

das kann man machen - wieder und wieder. :) Die nächste kurze Szene mit ein paar gewichtigen Einwürfen, die interpretiert und tief bedacht werden wollen. Also ich mach das nicht, solchen Sentenzen am Wegrand geb ich nen Moment Wirkzeit und wenn die bei mir nicht zünden geh ich weiter. Gut finde ich, dass du Schellings Satz gleich mitlieferst und also keine Hürde aufbaust. Eigentlich könnte man da auch gleich von einem Philosophen sprechen. Der Wandel deiner Figur vom Frühreifen zum kindlich-alten Narren gefiel mir auch - es ist halt diese Veränderung vom verkopften Philotypen zum Naturbetrachter. Wobei das ja wieder so starke Gegensätze sind, aber vllt bieten deine kurzen Stücke auch einfach nicht genug Raum für Zwischentöne. Das verniedlichte Hüttchen klingt ganz furchtbar und ist auch inhaltlich verzichtbar. Ne Hütte sollte klein genug sein.

Grüße
Kubus

 

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