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Damin
„Sturmwarnung für den gesamten Norden. Die nächsten Tage bleiben leider ähnlich frostig wie die Letzen. Milderung ist nicht in Sicht und einem weißen Weihnachtsfest dürfte nichts mehr im Wege stehen.“
„Na prima !“ Das dachte auch Damin, der zuhause in seinem Zimmer saß und die verlassenen Straßen draußen beäugelte. Niemand hatte bei diesem Wetter Lust nach draußen zu gehen. Nichteinmal der Nachbar mit seinem Terrier, war mehr anzufinden. Lausige Minusgrade und wehende Schneestürme wüteten nun schon seid mehr als 10 Tagen in Picknikten. Damin hatte es satt den ganzen lieben langen Tag im Haus zu verweilen und die Schneeflocken, die gegen seine Fensterscheibe prasselten, zu zählen. Es lockte ihn nach draußen, er wollte etwas erleben, etwas Action, nur ein bisschen.
Doch es half alles nichts, denn selbst seine Mutter hatte ihn verboten bei diesem Wetter das Haus zu verlassen. Dabei war er doch schon Sechzehn Jahre alt und konnte ganz gut auf sich aufpassen.
Erst letzte Woche hatte er einem 12. Klässler vermöbelt, als dieser seine Geldbörse stehlen wollte. Da gab es komischerweise kein Lob von Mama, sondern eine saftige Ermahnung, dass bei Wiederholung der Taschengeldentzug drohte.
Damin wollte nicht noch mehr Ärger und resignierte schnell. Er hatte schon über die Jahre hinweg gelernt, dass es nichts bringt mit seiner Mutter zu diskutieren. Sie gewann ja doch immer !
Die Stunden vergingen also und die einhundertsechsundsechzigste Flocke hatte gerade den Punkt des Fenstersimses getroffen, den er seid nun mehr als zwei Stunden anstarrte. Eine kleine Notiz im Gehirn und die Einhundertsiebenundsechzigste konnte nun kommen.
Um Neunzehn Uhr gab es Abendbrot und das, obwohl es ihm gar nicht nach essen zumute war. Sein Magen rumorte ein wenig und ein Brechreiz überkam ihn, als er die Speisen auf dem Küchentisch sah. Er hatte keinen Hunger, hatte er seiner Mutter gesagt. Doch diese, als ob er es nicht schon geahnt hätte, bestand darauf, dass Damin vorm Schlafengehen noch etwas aß. Schließlich musste er ja Groß und Stark werden „bla blub!“.
Damin aß voller Widerwillen und mit einem Gesichtsausdruck von Ekel ein Stück trockenes Brot und verschwand sehr schnell auf seinem Zimmer. Er zog seinen Pyjama an und legte sich in sein Bett. Auf dem Rücken lag es sich besser beim Nachdenken. Eine totale Einöde, dachte Damin und ließ den Tag Revue passieren. Nichts erlebt, nichts Neues entdeckt, Langeweile pur. „gerührt, nicht geschüttelt“
hätte sein Vater ergänzt.
Die Nacht brach rasch herein und Damin musste irgendwann beim Nachdenken eingeschlafen sein. Kein Wunder bei so einem Tag, dachte er am nächsten Morgen, als er mit den ersten Sonnenstrahlen aufwachte. Das Radio erwachte zum Leben und die Sieben Uhr Nachrichten suchten ihren Weg durch die Leitungen direkt ins Schlafzimmer des gelangweilten, in der Blüte seiner Jugend steckenden Jungen.
„... sowohl der Unterricht an den Universitäten als auch bei den offenen Ganztagsschulen entfällt. Spiegelglatte Fahrbahn und unmenschliche Minustemperaturen beglücken die Schüler mit Sonderurlaub , so kurz vor Weihnachten.“
Damin, noch in seinem Bett sitzend, ließ sich zurück in die warmen Federn seines Daunen-Bettes fallen. Er schloss seine Augen und ein Gefühl von Einsamkeit, Leere und nicht auszuhaltender Stille überkam ihn.
Torben P.