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Daneben

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28.10.2007
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Daneben

Daneben

Die wichtigsten Fragen für Achim Lüders waren, wo er war und wie er hier hergekommen war.
Er befand sich in einem kleinen, steril weißen Raum. Das einzige Möbel in dem Zimmer war ein höhenverstellbares Metallbett, wie man es in Krankenhäusern finden mochte.
Von der Decke strahlte eine Neonlampe, die alles in ihr unnatürliches Licht tauchte. Es gab keine Fenster.
An einer Wand befand sich eine ebenfalls weiße Tür, die auf dieser Seite keine Klinke hatte.
Achim ging hinüber und untersuchte, ob er irgendeinen anderen Mechanismus zum Öffnen finden konnte. Doch da war nichts.
Es blieb ihm unersichtlich, wie man hier herauskommen sollte.
Wieder drängte die Frage. Wo war er? War er ein Gefangener? Warum war er hier eingesperrt und wer hatte ihn hergebracht?
Er überlegte. Aber entsetzt stellte er fest, dass er keinerlei Erinnerung an die letzten Stunden hatte. Sogar der letzte Tag schien wie weggewischt. Und das, obwohl er sich normalerweise auf sein fast schon fotografisches Gedächtnis etwas einbilden konnte.
Was war nur mit ihm geschehen? Wie konnte es zu solch einer erschreckenden Gedächtnislücke kommen? Was sollte er in diesem kalten Zimmer? In dieser Zelle.
Da er sich nicht weiter zu helfen wusste, hielt er es für die beste Idee, sich bemerkbar zu machen. Laut begann er „Hallo, Hallo!“ zu rufen. Er kam sich dabei ziemlich bescheuert vor, wie er dastand und gegen eine Wand brüllte. Aber was blieb ihm übrig?
Immer wieder rief er. Und immer lauter. Aber so sehr er auch brüllte, es zeigte sich keine Reaktion. Es schien sinnlos. Entweder hörte ihn niemand oder man ignorierte seine Schreie.
Langsam stieg Angst in ihm auf. Die Angst vor und durch die Ungewissheit. Wie kam er nur in diese ausweglose Situation?
Eigentlich hielt er sich nicht für einen ängstlichen Menschen. Aber ohne die geringste Ahnung über das Wo, Wie und Warum war alles so irritierend und furchterregend zugleich.
Hinzu kam die bleiern lastende Stille. Wenn er nicht selbst ein Geräusch verursachte, war es so entsetzlich ruhig. Eine unheimliche Ruhe. Nicht vom geringsten Geräusch durchbrochen.
Alles kam ihm mit einemal so vollkommen unerträglich vor. Er musste agieren. Er hielt es nicht aus, zur Untätigkeit verdammt zu sein. Irgendetwas musste er doch tun können. Das hatte er doch sein Leben lang geschafft.
Lauter noch als zuvor begann er wieder zu schreien. Und als dies abermals keine Wirkung zeigte, schlug und hämmerte er gegen die Tür.
Und endlich wurden seine Anstrengungen doch belohnt.
Schwunghaft wurde die Tür nach außen aufgerissen.
Zwei große Kerle mit weißen Kitteln traten ein.
„Aber Herr Lüders. Was soll denn die Unruhe?“ Meinte der eine der beiden bulligen Männer mit ruhiger, leiser Stimme. Und obwohl die Stimme so sanft war oder gerade deshalb, meinte Achim etwas Bedrohliches in ihr mitschwingen zu hören.
„Wer sind sie? Wo bin ich? Lassen sie mich gehen,“ schoss es aus ihm heraus.
„Nun beruhigen sie sich erst mal. Sie sind ja ganz außer sich,“ sagte jetzt der andere der Weißkittel.
„Vielleicht legen sie sich noch etwas hin. Wir schauen später nochmal bei ihnen rein.“
Und noch bevor Achim die weiteren drängenden und quälenden Frage loswerden konnte, waren sie auch schon wieder aus dem Zimmer und schlossen die Tür hinter sich.
Er war wieder allein in dem kalten Raum. Und plötzlich hatte er ein unglaubliches Verlangen nach einer Zigarette. Und das, obwohl er schon vor Jahren aufgehört hatte zu rauchen. Wider besseres Wissen wollte er seine Kleidungstaschen betasten. Da stellte er fest, dass er gar nicht mehr seine Sachen trug. Stattdessen war er mit einem leichten Jogging-Anzug ohne Taschen bekleidet.
So blieb der Drang zu rauchen. Dann hätte er wenigstens kurzfristig eine Beschäftigung gehabt.
Jetzt blieb ihm nur der Gedanke, vollkommen wehr- und hilflos dem Schicksal ausgeliefert zu sein.
Aber das konnte und wollte er nicht akzeptieren. Er hatte doch nichts getan. Nichts verbrochen. Wie also kam es zu dieser Gefangenschaft? Eine seltsame Mischung aus Furcht, Verzweiflung und Wut überkam ihn angesichts seiner Lage.
Erst jetzt fiel ihm eine an der Zimmerdecke angebrachte Kamera auf. Erwurde also überwacht. Beobachtet. Das hieß man konnte ihn sehen und vermutlich auch hören. Wer immer man auch sein mochte. Er beschloss daher nochmals die Aufmerksamkeit der Männer in weiß zu erregen. Er konnte doch nicht schlicht untätig bleiben. Er wollte nicht das artige Lamm sein, das schicksalsergeben zum Opfertisch geführt wird.
Abermals begann er zu rufen.
„Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?“
So laut er konnte brüllte er. Er schrie sich die Seele aus dem Leib.
Doch seine Wächter hatten offensichtlich beschlossen, ihn zu ignorieren, denn niemand zeigte sich.
In seiner Wut begann Achim erneut zu dem Rufen gegen die Wände zu treten. Er verfiel in eine wahre Raserei. Außer sich über das was hier vor sich ging. Bis er von dem Toben schon ganz außer Atem geriet und sein Schreien immer mehr zu einem Schluchzen wurde.
„Warum bin ich hier? Ich habe doch ein Recht darauf, es zu erfahren,“ brachte er mit weinerlich brechender Stimme hervor.
„Ich bin doch ein Mensch! Ich habe Rechte!“
Schließlich erbarmte man sich doch.
Wie zuvor flog die Tür mit Schwung auf und die beiden massigen Kerle kamen wieder herein.
In neu aufkochender rage herrschte Achim sie an:
„Wer sind sie? Was machen sie mit mir?“
Doch sie würdigten ihn keiner Antwort. Stattdessen nickte der eine dem anderen leicht zu. Auf dieses Signal hin traten die beiden auf Achim zu und packten ihn mimt festem groben Griff. Er hatte keine Chance gegen die geballte Kraft dieser Riesen. Und so war sein Versuch sich zu wehren auf ein kurzes, unbeholfen wirkendes Zappeln beschränkt.
Während der eine ihn nun weiter umklammert hielt, zog der andere aus seiner Tasche eine Spritze. Mit einer geübten Bewegung setzte er die Nadel an Achims Unterarm an und nach einem kurzen Stich injizierte er ihm den enthaltenen Stoff.
Sofort spürte Achim, wie sein ganzer Körper schlaff wurde. Jeglich Kraft entwich aus ihm, während sein Geist noch kurze Zeit wach blieb. So bekam er noch mit, wie in die Männer zu dem Bett schleiften und ihn gemeinsam darauflegten. Er sah noch, wie sie seine Hände seitlich an seinem Körper mit braunen, auf der Innenseite weich gefütterten, Lederriemen an das Metallgestell banden. Dann verließen sie das Zimmer. Achims Blick wurde immer vernebelter. Bis er schließlich eindämmerte.
Als er erwachte lage er noch immer gefesselt. Er wusste nicht, wieviel Zeit vergangen sein mochte. Aber er spürte, wie die Kraft begann in seinen Körper zurückzukehren und die Wirkung des Narkotikums schwand.
Er rüttelte und zerrte an seinen Fesseln. Doch die ließen sich nicht lockern.
Seine Gedanken begannen erneut zu rasen. Pulsierten unangenehm hinter seiner Schläfe. Doch er konnte sich auf all die Fragen, die ihn quälten, keine Antworten geben. Mutlosigkeit überkam ihn. Beinahe schon Resignation.
„Ich weiß in diesem Gefängnnis nicht einmal, ob es Tag oder Nacht ist,“ dachte er verzweifelt. Wer trieb mit ihm dieses grausame Spiel? Und zu welchem Zweck? Welchen Sinn macht seine Gefangenschaft?
Während all dieser trübsinnigen Gedanken hatte er mit einemmal ein neues Gefühl. Er meinte ganz deutlich zu spüren, dass noch jemand mit ihm im Raum war. Und jetzt, da er sich darauf konzentrierte, wurde diese Wahrnehmung umso stärker. Er fühlte ganz deutlich die Präsenz eines anderen Menschen. Er schärfte seine Wahrnehmung und konnte jetzt auch eindeutig ein leises Atmen knapp außerhalb seines Gesichtsfeldes hören.
Jemand war im Zimmer und schien ihn zu beobachten.
„Wer ist da?,“ fragte Achim und war selbst erstaunt, wie schwach seine Stimme noch war.
Es blieb nur ein kurzer Moment banger Ungewissheit. Dann trat die Person hinter seinem Rücken hervor.
Die Erleichterung und Freude, die Achim jetzt empfand, war für ihn kaum in Worte zu fassen. Vor ihm stand sein guter alter Freund Hans Tapie.
Nicht einen Moment lang kam es ihm in den Sinn, sich darüber zu wundern, wie der Mann hierher kam. Viel zu schön war allein die Tatsache, dass es so war.
Mit ihm an seiner Seite war ihm gleich sicherer zumute und die trostlose Situation konnte jetzt bestimmt zum Guten gewandt werden.
Allein schon durch seine Anwesenheit strahtle er eine wahnsinnige Ruhe aus, die sich auf Achim übertrug.
Auch begann Hans Tapie jetzt beruhigend auf ihn einzureden, was Achim noch gelassener werden leiß.
Erst später, lange nachdem er schon wieder allein im Zimmer war, fiel Achim ein, dass er den Freund hätte bitten sollen, ihm seine Fesseln zu lösen. Doch im Moment war seine Freude einfach so groß, dass ihm dieser Gedanke schlichtweg nicht kam.
Und so führte er mit dem Freund nur ein sehr angenehmes Gespräch, nach dem sich Achim richtiggehend befreit und gelöst fühlte. Alle Sorgen und Ängste waren für einige kostbaren Momente vergessen.
Bis Hans Tapie irgendwann wieder, ebenso unauffällig, wie er aufgetaucht war, wieder aus dem Sichtbereich von Achim trat. Und etwas später fiel ihm auf, dass der Mann offensichtlich das Zimmer verlassen haben musste, obwohl er sich nicht erklären konnte, wie sich das vollzogen haben konnte.
Er war wieder allein.
Der Pfleger in dem weißen Kittel nippte an seinem Kaffee, bevor er mit der Übergabe an die Spätschicht fortfuhr.
„Bei Achim Lüders war es heute wieder wesentlich schlimmer als die letzten Tage,“ meinte er.
„Er hatte wieder starke Wahnvorstellungen und war vollkommen desorieentiert. Wir m ussten ihn fixieren und ruhig stellen. Außerdem hatte er erneut einen starken schizophrenen Schub und hat sich lange mit einer imaginären Person unterhalten. Er fängt auch schon wieder an unruhig zu werden. Wahrscheinlich müsst ihr ihm heute nochmal was geben.“
Achim spürte, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Er konnte hier doch nicht einfach ruhig daliegen, ohne zu wissen wo und warum.

 

Hallo romschau,

den Text finde ich leider in mehrerer Hinsicht misslungen. Zum einen ist der Plot alles andere als einfallsreich, zum anderen gelingt es dir für mein Gefühl nicht, die Angst, die solche Situation auslösen muss, greifbar zu machen. Dazu sind die Sätze zu schildernd.
Zum Ende wechselst du für sieben Zeilen (jedenfalls in meiner Bildschirmansicht) die Perspektive, gehst aus dem Zimmer und erklärst, was der Leser ohnehin schon ahnte: Den Aufenthaltsort. Dabei hättest du mit dem Auftritt von Herrn Tapie doch den Plot zumindest ein bisschen aufwerten und die Freundschaft verraten können. So bleibt es bei der oft verwendeten Urangst, sich plötzlich in geschlossenen Räumen wiederzufinden, die leider ebenfalls häufig in Psychiatrieräume gelegt wird.

Details:

Wenn er nicht selbst ein Geräusch verursachte, war es so entsetzlich ruhig. Eine unheimliche Ruhe. Nicht vom geringsten Geräusch durchbrochen.
Abgesehen von der Wortwiederholung haben wir doch auch längst begriffen, wie ruhig es war. "so" allerdings verharmlost die Ruhe anstatt sie zu unterstreichen.
Alles kam ihm mit einemal so vollkommen unerträglich vor.
Auch hier bremst "so" die Unerträglichkeit aus; mit einem Mal oder auf einmal
Nun beruhigen sie sich erst mal
Anrede "Sie" groß (gilt für die Folgenden und die Anrede "Ihnen" auch)
Das hieß man konnte ihn sehen und vermutlich auch hören.
hieß, man
Er beschloss daher nochmals die Aufmerksamkeit der Männer in weiß zu erregen
daher, nochmals; in Weiß
Außer sich über das was hier vor sich ging
das, was
und packten ihn mimt festem groben Griff
mit
Wir m ussten ihn fixieren und ruhig stellen
Leerzeichen zu viel

Trotzdem herzlich willkommen und einen lieben Gruß
sim

 

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