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Dankesbrief

sim

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13.04.2003
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Dankesbrief

Lieber Weihnachtsmann,

die Mama hat mir aufgetragen, dir einen Brief zu schreiben, in dem ich mich für dein Geschenk bedanke. Ich hätte da bestimmt nicht dran gedacht, ich vergesse so etwas immer. Aber zum Glück habe ich ja die Mama, die daran denkt. Die Mama weiß ja, dass ich ein schlechtes Kind bin. Sie muss sich ja auch ständig über mich ärgern. Kannst du mir helfen, ein artiges Kind zu werden, eines, an dem die Mama ihre Freude hat?

Ich wäre so gern ein artiges und liebevolles Kind, eines, welches es leiden kann, wenn die Mama ins Bad kommt und den Stöpsel aus der Wanne zieht. Aber es war doch gerade ein Schiff versunken und nun ertranken die Passagiere hilflos in dem Strudel, der in den Abfluss der Wanne gesogen wurde. Deshalb habe ich die Mama angeschrien.
Lieber Weihnachtsmann, es tut mir leid, dass ich mit der Mama geschimpft habe. Es tut mir auch leid, dass ich es nicht mag, wenn sie ins Bad kommt, während ich in der Wanne sitze. Ich weiß ja, dass ich mich vor der Mama nicht schämen darf. Ich kann nur nichts dagegen tun.

Ich bin doch sofort aus der Wanne gestiegen, nachdem sie mich an meinem Hals aus dem Wasser gezerrt und mir einen Klaps auf den Po gegeben hat.
Ich bin auch nur ganz leicht wegen des kratzigen, harten Handtuchs zusammengezuckt, mit dem sie mich abzutrocknen versuchte. Und als sie mir noch einen Klaps gegeben hat, habe ich mich auch dagegen nicht mehr gewehrt.
Warum muss ich mich immer wehren? Warum kann es mir nicht gefallen, wenn die Mama mich abtrocknet? Die Mama ist doch so eine gute Mama. Sie hat bestimmt ein besseres Kind verdient als mich. Kannst du mich nicht austauschen, lieber Weihnachtsmann? Kannst du ihr nicht ein Kind geben, das sie verdient hat? Eines, bei dem alles stimmt.

Die Mama ist ganz verzweifelt, weil etwas mit meinem Goldhahn nicht stimmt. Sie versucht es ja zu richten, aber irgendwie bekommt sie es nicht hin. Kannst du nicht die Haut von meinem Goldhahn ein bisschen weiter machen, sodass die Mama sie nach hinten schieben kann?
Sie hat es nun schon so oft versucht. Immer, nachdem ich gebadet habe, holt sie eine Flasche Penatenöl aus dem Spiegelschrank und gießt sich eine Pfütze davon in ihre Hand. Sie setzt sich auf die Toilette und ich muss mich seitlich auf ihren Schoß setzen, damit sie sehen kann, ob ihre Bemühungen erfolgreich sind. Sie sind aber nie erfolgreich. Die Haut lässt sich nur ein klitzekleines Stück zurückziehen. Die Mama greift dann noch ein weiteres Mal zu der Penatenflasche und gießt ein paar Tropfen unter die Haut. Danach reibt und zerrt sie weiter daran, aber die Haut möchte sich einfach nicht weiter bewegen. »Halt still!«, schimpft sie mich immer, wenn ich mich wehre. »Du weißt doch, was der Onkel Doktor gesagt hat.«
Ich mag das nicht, wenn ich so auf dem nackten Schoß der Mama sitzen muss. Manchmal wird mein Goldhahn dabei so groß und hart, dass die Haut ganz fürchterlich spannt und schmerzt. Die Mama wird böse mit mir, wenn das passiert, sagt, ich solle mich schämen, und ich sei unanständig. Da hat sie sicher Recht, meine Mama, aber warum wird sie dann auch böse, wenn er nicht so groß und steif wird, wenn sie an ihm reibt? Sie fängt dann an zu weinen und zu brüllen, weil ich sie nicht liebe. Aber ich liebe sie doch. Ich weiß auch nicht, warum er mal wächst und mal nicht. Bei einem artigen Kind hätte die Mama solchen Kummer sicher nicht. Bei einem artigen Kind würde sich die Haut einfach nach hinten ziehen lassen, damit sie den Goldhahn auch darunter waschen kann.

Egal, ob er wächst oder nicht, irgendwann muss die Mama immer so böse mit mir werden, dass sie fest und schmerzhaft in meinen Goldhahn kneift und mich von ihrem Schoß stößt. Ihre freie Hand drückt sie in meinen Nacken und zerrt mich damit wieder bäuchlings über ihre nackten Beine. Sie muss dann ganz fest auf meinen Po schlagen. Das tut so weh, dass ich das Kitzeln der Haare gar nicht bemerke. Immer und immer wieder schlägt sie zu. Sie stöhnt dabei vor lauter Schmerzen, denn meine Mama leidet, wenn sie mich so sehr prügeln muss, weil ich so unartig bin. Dank deines tollen Geschenks tut ihre Hand jetzt wenigstens nicht mehr so weh dabei.

Die Mama hat mich bestimmt lieb. Sonst würde sie mich nicht immer so schlagen. Sonst würde sie ja auch nicht lieber in meinem Bett liegen als in Papas.
Aber leider weiß ich das nicht zu schätzen. Kannst du mir nicht helfen, es ein bisschen lieber zu mögen, wenn die Mama, noch nass von der Dusche, in mein Bett kommt, um mich zu küssen und zu streicheln? Warum kann ich nicht so sein, wie andere Kinder? Andere Kinder finden das bestimmt nicht eklig, sondern freuen sich darüber.
Andere Kinder versuchen bestimmt auch nicht, den Kopf wegzudrehen, wenn ihre Mutter ihnen mit feuchter Spucke in die Nase beißt, so doll, dass man die Liebesabdrucke ihrer Zähne darauf sehen kann. Andere Kinder finden es bestimmt nicht widerlich, wenn die Mutter ihre Ohren in den Mund nimmt und dabei mit so viel Speichel füllt, dass es sich so dumpf und taub anfühlt, wie nach dem Schwimmbad, wenn man auf einem Bein hüpfen muss, damit der Druck verschwindet. Warum kann ich das nicht mögen? Warum kann ich dabei meine Beine nicht stillhalten? Ich versuche ehrlich, nicht zu strampeln. Ich möchte der Mama nicht gegen die Krampfadern treten, ich möchte ihr doch nicht weh tun. Aber meine Beine bewegen sich wie von selbst, und die Mama muss mich wieder versohlen, weil ich so lieblos bin.
Versteh mich bitte nicht falsch, lieber Weihnachtsmann, wenn ich hier so viele Wünsche in meinen Dankesbrief an dich schreibe. Ich bin mit meinem Geschenk zufrieden und glücklich, aber ich hätte so gern, dass meine Mama auch glücklich ist. Meine Wünsche sind ja alle für sie. Vielleicht kannst du sie ja nächstes Jahr bedenken, wenn wieder Weihnachten ist. Ich werde dich in meinem Wunschzettel aber bestimmt noch mal daran erinnern, denn es ist mir wichtig, dass die Mama ein Kind hat, das sie so liebt, wie sie es verdient.

Eigentlich sollte ich mit acht ja gar nicht mehr an dich glauben, lieber Weihnachtsmann, und die letzten Jahre habe ich das mit dem Glauben an dich ja auch schon ein bisschen vernachlässigt.
Aber dein diesjähriges Geschenk hat mir bewiesen, dass es dich gibt, denn meine Mama würde mir so ein schönes Geschenk nie geben. Sie würde nicht glauben, dass ich mich über so ein Geschenk freuen würde, so verzweifelt ist sie schon mit mir.
Gibt es viele Kinder wie mich? Wie viele Reisigzweige musst du jedes Jahr sammeln, um sie zusammenzubinden? Ich danke dir auf alle Fälle für die Mühe. Die Rute sieht ganz prächtig aus. Und sie fühlt sich bestimmt prima an in Mamas Hand. Ich hoffe du verzeihst, dass ich das einmal ausprobiert habe, neulich, als Niels bei mir war. Ich habe ihm voller Stolz dein tolles Geschenk gezeigt. Niels hat nicht verstanden, wieso ich mich darüber so sehr freute, aber Niels ist ja auch ein artiges Kind. Ich musste die Rute unbedingt an ihm testen, auch wenn er es erst nicht wollte. Aber ich wollte einfach sehen, welche Spuren sie auf seinem Po hinterlassen würde. Und nachdem ich ihm mein Sparschwein geschenkt hatte, war er auch einverstanden. Leider spielt er jetzt nicht mehr mit mir. Und nach einem Telefonat mit seiner Mutter hat meine Mama die Rute an mir eingeweiht, damit ich fühle, wie weh ich Niels getan habe. Sie ist wirklich gut, meine Mama.

Es war wirklich ein großartiges Geschenk, lieber Weihnachtsmann. Ich verspreche auch, mir Mühe zu geben, im nächsten Jahr artiger zu sein. Ich bedanke mich ganz herzlich und wünsche dir eine schöne Sommerpause. Ich freue mich schon auf deinen Besuch im nächsten Jahr.

Liebe Grüße,
Marc

 
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Hi sim
Dieser Dankesbrief hatte einen Effekt auf mich: Ich fühlte, es werden Grenzen überschritten. Ein diffuses Gefühl, weil das ,was das Kind am Anfang beschreibt noch nicht an Übergriffe denken lässt. Kindliche Sexualität ist etwas natürliches, etwas das wächst und normal ist. Dass dein Protagonist nun aber doch nicht in dem Alter ist, wenn Doktorspiele auch eine Vergrößerung des Penis zur Folge haben... war für mich... ein Schock, den ich nicht erwartet habe. Vielleicht weil die Sprache nicht zu einem 12- Jährigen passt? Denke doch mal an die Stormarnschüler, wie sie mit 12 geschrieben haben...

LG
Goldene Dame

 
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Hallo sim,

Uff! Fast schon satirisch, ach was sag ich, es ist Satire, eine sehr bittere Satire, über die man nicht gut lachen kann (ich jedenfalls nicht), auch weil sie eigentlich doch so verdammt real erscheint.

Ich finde, du hast die Gewissensbisse, und den erzieherseitig erpressten Selbstbetrug des Kindes sehr gut dargestellt. Ein Kind bleibt in seiner Abhängigkeit eben gar nichts anderes übrig, als seine Mutter (bzw. seine Eltern) zu lieben, und so wird es infolge alles Schlimme in diesem Übermaß, was es erfährt, so uminterpretieren, dass es seine Liebe zu ihr rechtfertigt, aufrecht erhält und sich einredet, dass das Verhältnis seiner Mutter zu ihm Liebe wäre bzw. dass es daran selbst Schuld ist, wenn nicht.

Rein objektiv gesehen ist es eine klevere "Idee" der Evolution: "Liebe" lernen und "Liebe" schenken, Vererbung nicht nur genetischer Prädispositionen, sondern auch psychischer Gegebenheiten. Nur eben was der Mensch daraus macht ist ein echtes soziopathologisches Problem, eine Krankheit, und wenn man nur die Augen aufmacht, sieht man, dass sich in unserer modernen, "freiheitlich-demokratischen" westlichen Gesellschaft nichts, aber auch gar nichts daran geändert hat.

Es ist traurig, sehr traurig. Das einzig Sinnvolle, dem entgegenzuwirken ist, selbst keine Kinder in die Welt zu setzen. Es bringt einfach nichts, man würde sich ja doch nur gezwungen fühlen, die "überaus sinnvolle" Erziehung, die man selbst als Kind erfahren hat, an die nächste Generation weiter zu geben. :(

Ihr, du und Häferl, engagiert euch, uns da die Augen zu öffnen. Viele reden ja nur über irgendein Müssen, vor allem die Politiker; ihr erreicht mit eurer sachlichen Report-Methode auf jeden Fall mehr. Eure Geschichten werden zwar langsam stereotyp*, dass ist der Nachteil in den Augen des schon "aufgeklärten" Lesers wie mich ( :hmm: ), aber der Vorteil ist, dass dadurch dieses Problem aktuell bleibt, auf stetiger Flamme gekocht wird.


FLoH.

*) Daher stehen die Chancen nicht gut, dass ein Buch, das ausschließlich solche Geschichten enthält, auf dem hart umkämpften Markt Erfolg hat. Aber ich kann mich auch irren ;).

 

Goldene Dame schrieb:
... nun aber doch nicht in dem Alter ist, wo es noch natürlich ist, wenn ein Klaps auf dem Po auch eine Vergrößerung des Penis zur Folge hat... war für mich... ein Schock, den ich nicht erwartet habe.
:confused: Ähm, entweder ich stehe auf 'nem Schlauch oder du solltest das etwas ... einfacher sagen :shy:. Wann bitte sehr ist es natürlich, wenn ein Klaps auf dem Po auch noch zur "Vergrößerung des Gliedes" beitragen soll?

FLoH.

 
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Hallo Floh,
ich spreche nicht von dem Klaps, der als Strafe Schmerzen bereiten soll. Ich meine die Berührung als solche, die einen Klaps ähnlich ist und dem Kind Vergnügen bereitet. Ich habe mich gerade mit der kindlichen Sexualität im Kleinkindalter beschäftigt. In dieser Zeit ist es ganz natürlich, wenn Kinder ihre Sexualorgane ausprobieren und ohne Scheu zur Schau stellen. Erwachsene dürfen dies nicht mit der Sexualität, die sie kennen gleichsetzen.

Da mein Beitrag offenbar irreführend ist habe ich Doktorspiele als Schlagwort eingefügt.

 

Hallo Goldene Dame,

ja, die Sprache ist sicherlich nicht die eines zwölfjährigen. Sie ist recht absichtlich auf der einen Seite kindlicher, auf der anderen auch erwachsener. Beides tritt in dieser Kombination oft bei einem kindlichen Opfer auf. Es bleibt in einer Kindheit, die es sich wünschen würde, aber es übernimmt auch die Verantwortung für die Taten der Erwachsenen.
Gerade in der von dir richtigerweise erwähnten eigenen Sexualität auch kleiner Kinder liegt die Verantwortung der Erwachsenen, diese nicht zu überfordern.

Hallo floh,

dass du diese Geschichte als Satire erkannt hast, hat mich sehr gefreut. Ich hatte sie stilistisch tatsächlich so gedacht, war aber unsicher, ob meine Intention als solche ankommt. Eine Satire darf so bitter sein, dass einem das Lachen vergeht.

Auch in deinem zweiten Absatz sehe ich, dass meine Intentionen dich gut erreicht haben.

Eure Geschichten werden zwar langsam stereotyp
Zum Glück habe ich ja auch reichlich Geschichten hier, in denen es nicht um Gewalt geht.

Lieben Gruß und vielen Dank fürs Lesen und für eure Gedanken, sim

 

Hi sim,

da ich die Geschichte auch gelesen habe, kann ich auch gleich mal meinen Kommentar dazu abgeben.

Stimmt, ich hatte am Anfang auch den Eindruck, es ist von einem etwa vier- oder fünfjährigen Kind die Rede. Doch das passte später nicht mehr. Es ist aber sicherlich richtig, dass Kinder, denen so etwas angetan wird, in emotionaler Hinsicht nicht die gleichen Entwicklungsprozesse durchlaufen wie andere Kinder. Daher passt das schon.

Auf Grund der Darstellungsform der Geschichte hatte ich zunächst Zweifel an ihrer "Geschichtlichkeit", aber das haben wir ja schon geklärt.

Ansonsten: Gelungene Umsetzung, die Zerrissenheit des Prots wird sehr deutlich, auch anhand der Sprache, die tatsächlich unterschiedlichen Altersstufen zuzurechnen ist. Ich zumindest habe das Gefühl, dass deinem Prot erste Zweifel kommen, ob das alles so richtig ist, was die Mutter mit ihm anstellt. Auch wenn er immer wieder dazu zurückkehrt, dass es doch seine eigene Schuld sein müsse. Zu diesem Gefühl passt auch, dass dein Prot erste Rachegedanken hegt. Er traut sich zwar nicht, diese an der Person auszuleben, die für seine Lage verantwortlich ist, sondern missbraucht einen Freund dazu, aber im Grunde dürfte klar sein, wem die Schläge eigentlich gelten. Oder geht es hier eher darum, dass er gerne nachempfinden möchte, was seine Mutter dabei fühlt? Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem, womit wir wieder bei der Zerrissenheit wären.

Liebe Grüße
Kerstin

 

Er traut sich zwar nicht, diese an der Person auszuleben, die für seine Lage verantwortlich ist, sondern missbraucht einen Freund dazu, aber im Grunde dürfte klar sein, wem die Schläge eigentlich gelten. Oder geht es hier eher darum, dass er gerne nachempfinden möchte, was seine Mutter dabei fühlt?
Also ich würde da eher zu letzterem tendieren. Aber ich bin ja auch schon Allice-Miller-verdorben ;).

@Goldene Dame: Ich verstehe jetzt.


FLoH.

 

Hallo katzano, hallo Floh,

sicher wird eine Menge latenter Wut in Marc sein, die er auch an seinem Freund auslässt. Mir ging es weniger darum, dass er Rachegedanken hegt, noch darum, dass er die Gefühle seiner Mutter nachvollziehen kann. Eher war mir wichtig, warum Menschen vom Opfer zum Täter werden. Wie seine Mutter mit ihm umgeht ist für Marc so normal, dass er es (noch) gar nicht in Frage stellt. Er wiederholt es nur, weil ja nicht falsch sein kann, was man ihm antut. Wenn er das Verhalten der Mutter in Frage stellen oder reflektieren könnte, dann hätte er auch eine Chance, seinen Klassenkameraden anders zu behandeln oder zu verstehen, warum der nicht mehr mit ihm spielt.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

wie die meisten anderen Leser wurde auch ich mit dem Alter des Prot. irre geführt. Anfangs dachte ich mir tatsächlich noch nicht allzu viel dabei, das wahre "Grauen" offenbart sich ja hier erst später.

Die Schilderungen des Jungen hast du wirklich sehr authentisch hinbekommen. Ich habe jetzt wirklich ein mulmiges Gefühl im Magen, gerade weil die Geschichte eben keine Fiktion ist, sondern so oder ähnlich überall auf der Welt vorkommt.
Ich hatte dein Eindruck, dass Marc nicht wirklich kapiert, dass das, was seine Mutter tut falsch ist. Er sieht sich als den "Übeltäter", als den, der etwas falsch macht und jede Züchtigung seitens seiner Mutter verdient hat. Dieses Gefühl wurde ihm wahrscheinlich jahrelang eingeimpft.
Das er seinen Kumpel mit der Rute verprügelt habe ich allerdings auch als eine Aggresion gesehen, die eigentlich gegen die Mutter verprügelt ist. Vielleicht wollte auch er nur einmal der Prügelnde sein und nicht der, der immer alles einstecken muss.

Kann man bei einer solchen Geschichte von "gefallen" sprechen? Ich weiß es nicht - ich kann nur sagen, dass sie mich wirklich sehr tief bewegt hat.

LG
Bella

 

Hallo Bella,

ein Akt der Aggression ist es auf alle Fälle. Und sicher auch einer,der gegen die Mutter gerichtet ist. Ob Marc das aber selber schon versteht und durchschaut?

Ja, der Junge ist überzeugt davon, was er dem Weihnachtsmann schreibt. Er sieht die Schuld bei sich. Wenn ich mir überlege, wie viele Menshen mir über die "einzige Trachtprügel, die sie jemals bekommen hätten", sagen, "die hätten sie aber auch verdient", denke ich, es ist leider ein Zeichen der Gewalt, dass das Opfer oft den Täter im Recht sieht.

Von "gefallen" kann man bei so einer Geschichte sicherlich nicht sprechen.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

ich hatte das Verprügeln des Jungen auch als eine - dem Jungen nicht bewusste - Agression gegen die Mutter gesehen.

Ich glaube, dass Prügeln nie gerechtfertigt sein kann. Ich wurde zum Glück nie verprügelt, sondern habe höchstens mal einen Klaps (und wirklich einen Klaps) bekommen. Meistens werden Kinder dann verprügelt, wenn sich Eltern anders nicht mehr zu helfen wissen oder sie selbst aggressiv werden und das Prügeln sozusagen eine Kurzschlusshandlung ist.

LG
Bella

 

Hi sim!

Eine Satire darf so bitter sein, dass einem das Lachen vergeht.
Ja, richtig, genau so liest sich deine Geschichte.
Und damit hab ich dir ja eigentlich auch bestätigt, auf was es dir ankam, oder? :)

Jedenfalls (schlimmes Wort, muss ich mir dringend abgewöhnen): eine beeindruckende Geschichte, die mich aber irgendwie mit einem sehr, sehr unwohlen Gefühl zurücklässt. Das ist ja an sich nicht schlecht, würde ich mal sagen, aber der Inhalt ist ja wirklich unglaublich heftig. Sicher, leider ist er auch Realität, aber vielleicht macht ihn das ja so unglaublich schrecklich.

Wahnsinn, wie du die Zerissenheit deines Prots darstellt, wie du dich stilistisch dem Ganzen genähert hast.
Mutig, würde ich da mal sagen, ich könnte das nie.

Ich will jetzt nicht schreiben, dass mir die Geschichte gefallen hat, dies ist keine Geschichte, die gefällt. Aber sie hat mich sicher nicht kalt gelassen.

In diesem Sinne
c

 

Hi Sim,

einfach Wahnsinn, wie du dieses Thema umgesetzt hast :thumbsup:

die Mama hat mir aufgetragen, dir einen Brief zu schreiben, in dem ich mich für dein Geschenk bedanke. Ich hätte da bestimmt nicht dran gedacht, ich vergesse so etwas immer. Aber zum Glück habe ich ja die Mama, die daran denkt. Die Mama weiß ja, dass ich ein schlechtes Kind bin. Sie muss sich ja auch ständig über mich ärgern. Kannst du mir helfen, ein artiges Kind zu werden, eines, an dem die Mama ihre Freude hat?
Hier habe ich noch geschmunzelt über die liebenswerte Naivität eines Kindes.
Doch dann erfror mir das Lächeln auf den Lippen.

Ja, die Sprache deines Plots, lässt auf einen 5-6jährigen schließen.
(Was du übrigens fantastich hingekriegt hast)

Doch kann ich mir sehr wohl vorstellen, dass ein 12 j. Junge, der in dieser Lage ist, seinen Verstand auf Sparflamme stellen will.
Ich denke die Mutter wird mit ihren "Belästigungen" schon viel früher begonnen haben, zu einer Zeit, in der ein kleines Kind noch denkt, das sei normal und den Körperkontakt zur Mutter auch noch genießt.
Doch Marc wird älter. In der Schule spricht man über Jungs und Mädchen, entdeckt die eigene Sexualität. Marc beginnt zu ahnen, was seine Mutter mit ihm macht, wüsste es warscheinlich mit 12 schon, wenn er es zulassen könnte.
Nein, er will es nicht verstehen müssen.
Also weigert er sich seinen Verstand einzusetzen, bleibt in sich das kleine Kind, das der Mutter gefallen will und ihr Handeln noch nicht in Frage gestellt wurde.
Er liebt doch seine Mutter, er will sie nicht verachten, also will er nicht begreifen.
Seine Seele schreit nach Hilfe, worum er den Weihnachtsmann bittet.
Das kann er nur in einer kindlichen unschuldigen Sprache und Gedanken.
Ein großer Junge schreibt nicht an den Weihnachtsmann.

Solche Kinder müssen einen starken Karakter haben, der sich später als "Lebensretter" herausstellt. Denn sonst ist, so denke ich, eine Persönlichkeitsveränderung vorprogrmiert.

Wobei dann gleich die Frage auftaucht: Was hat die Mutter in ihrer Kindheit erlebt, wodurch sie so geworden ist?
Oder fehlt bei solchen Menschen etwas im Gehirn?

Die Frage ist auch, wie reagiert die Familie, (falls vorhanden).
Soetwas kann doch nicht verborgen bleiben?
Aber das wäre dann eine andere Geschichte. ;)

Sehr gut geschrieben, Sim

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo Bella,

natürlich sind Prügel nie gerechtfertigt, aber hast du diesen Satzz noch nie gehört? ;)

Hallo chazar,

mir ginge es angesichts einer solchen Geschichte wie dir. Ich wüsste nicht, wie ich das Erleben beim Lesen in Worte fassen könnte. Alles Lob bleibt angesichts des Grauen irgendwie irreal.

Hallo coleratio,

ich habe lange mit mir gehadert, ob ich dieses Stilmittel hier anwenden könnte. Und es gibt kaum eine Geschichte, die mich (vor allem im Zusammenhang mit der Länge) so viel Zeit gekostet hat.
Der starke Charakter, der sich als Lebensretter herrausstellt liegt natürlich oft in der Kreativität der Psyche. Die lebensrettenden Maßnahmen von heute sind die Neurosen von morgen. Insofern müssen wir lernen, auch den Neurosen dankbar zu sein.

Vielen Dank euch Dreien für eure Gedanken.

Einen lieben Gruß, sim

 

Lieber sim!

Die Geschichte war nicht ganz neu für mich, ich glaube, Du wolltest sie mal bei einem Wettbewerb einschicken, richtig? Ich weiß nicht mehr, was ich Dir damals dazu geschrieben habe, außer, daß sie mir sehr gefallen hat. Von der Idee her hat sich das auch nicht geändert. Vielleicht bin ich seither ein bisschen kritischer geworden, oder das Alter des Jungen war damals noch nicht drin (kann mich nicht daran erinnern), irgendwie finde ich es jetzt jedenfalls zu hoch. Vielleicht wäre es anders, wenn Du sein Alter schon früher klar machst, bevor man durch die Sprache und das Schiff in der Badewanne einen Sechsjährigen oder so vor sich sieht, den man dann wieder aus dem Bild radieren muß… Du könntest den Teil, wo er schreibt, daß er ja eigentlich schon nicht mehr an den Weihnachtsmann glauben sollte, es aber nun doch wieder tut, an den Anfang stellen, eventuell mit dem ersten Absatz gemeinsam zu einem längeren machen.

Einen zweiten Kritikpunkt hab ich auch noch, und zwar ist mir das Gewicht ein bisschen zu viel auf »ein anderes Kind für die Mama« gelegt; vielmehr würde ich den Wunsch, selbst ein braves Kind zu sein, mehr hervorheben. Du nennst ihn zwar einige Male, aber gefühlsmäßig (ohne die Sätze abzuzählen :D) hat für mich »das andere Kind« das größere Gewicht. Innerlich wünscht er sich aber doch am meisten, daß er selbst dieses brave Kind sein könnte; und diese Sehnsucht, als solche mehr gefühlsmäßig beschrieben, fehlt mir ein wenig – es klingt alles irgendwie so rational gedacht.
Je länger ich jetzt drüber nachdenke, desto weniger schlüssig kommt es mir vor, daß er der Mutter ein anderes Kind wünscht. Er will doch ihren Wünschen entsprechen, er will alles tun, um sie glücklich zu machen; eigentlich will er doch gar nicht, daß das ein anderes Kind an seiner Stelle tut… – dieses »Ich will doch, aber ich schaffe es einfach nicht, deshalb bin ich traurig« kommt mir ein bisschen zu kurz.

Ansonsten hab ich nicht viel anzumerken:

»Es tut mir auch leid, dass ich es nicht mag, wenn sie ins Bad kommt, wenn ich in der Wanne sitze.«
– würde das zweite »wenn« durch »während« ersetzen

»Ich musste die Rute unbedingt an ihm testen, auch wenn er erst nicht wollte. Aber ich wollte einfach mal sehen, welche Spuren sie auf seinem Po hinterlassen würde. Und nachdem ich ihm mein Sparschwein geschenkt hatte, war er auch einverstanden. Leider spielt er jetzt nicht mehr mit mir.«
– um die beiden aufeinanderfolgenden »wollte« zu vermeiden, könntest Du schreiben »auch, wenn er sich erst gewehrt hat«
– Hier würde mich noch interessieren, was er sich denn beim Anblick der Spuren anschließend gedacht, bzw. was er dabei gefühlt hat.

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo liebe Häferl,

verzeih, dass ich jetzt erst antworte. Ich hatte die letzten Tage viel zu tun und bin hier eigentlich auch gerade abwesend. ;)

Deine Einstellung hat sich tatsächlich etwas geändert, denn das reale Alter des Jungen stand schon in der ersten Version der Geschichte und da fandest du es als Überraschung sogar gut. Für mich ist diese Differenz im "vom Leser erlebten" Alter und dem realen Alter des Jungen tatsächlich wichtig. Denn auf der einen Seite übernimmt er die Verantwortung für das was die Mutter ihm antut, zeigt sich also in gewisser Weise "erwachsen" auf der anderen Seite verhindert die Mutter, dass er sich entwickelt. So bleibt er (nicht nur) sprachlich ein Kind.

Auch die Ambivalenz in den Haltungen "Ich will dir das brave Kind sein" und "Ich bin so ein Versager, dass ich dir ein anderes Kind wünsche und am liebsten sterben möche" ist in der Form beabsichtigt. Der Junge möchte tatsächlich diese unvereinbaren Dinge miteinander vereinbaren.

Beim Anblick der Spuren denkt er sich nichts. Er kennt sie von sich. Die Gewalt die er ausübt ist für ihn so normal wie die Gewalt, die er erleidet.

Die beiden Wörter werde ich ändern.

Vielen Dank fürs (nochmalige) Lesen und Kommentieren.

Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

starker Tobak, dein Text - insgesamt prima herausgearbeitet.
Die Empfindungen und milieubedingten Fehleinschätzungen des misshandelten und missbrauchten Jungen werden ohne Schnörkel beim Namen genannt. Sie in einen Weihnachtswunsch zu verpacken, halte ich für äußerst gelungen!

Was mir, wie einigen anderen auch, jedoch deutlich auf- und sogar missfällt, ist die Sprache, die eher zur Kleinkindphase passt und nicht zu einem heranwachsenden Jungen ... kurz vor Eintritt in die Pubertät. Da "hinkt" für mich der Text gewaltig und kommt deshalb ansatzweise ein bisschen 'unglaubwürdig' rüber.
Auch, dass du sie in der Satire-Rubrik gepostet hast, verstehe ich nicht ganz? ... Das ist aus meiner Sicht leider keine Satire, sondern 'das ist der Wahrheit', wie 'Fernseh-Bruce' sagen würde. :dozey:
Aber vielleicht fehlt mir dazu das dementsprechende Verständnis - I dont' know.

Wie dem auch sei -den Finger auf die Wunde gelegt- und das ist gut so.

Lieben Gruß
Sua Sponte

 

Hallo Sua Sponte,

schön, dass dir die Ausarbeitung gefällt.
Offenbar ist es mir noch nicht gelungen, die restringierte Sprache in einen plausiblen Zusammenhang mit der durch die Erlebnisse zurückhängenden Entwicklung des Kindes zu bringen, sodass es da zu einem Glaubwürdigkeitsproblem kommt. Das kann durchaus ein Handicap der gewählten Form sein, die ich dann grundsätzlich infrage stellen müsste. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, wie ich das lösen soll, denn um einen solchen Brief zu schreiben, muss der Junge ja zumindest ein oder zwei Jahre Grundschule hinter sich haben. Jünger als sieben oder acht kann er also nicht sein.
Die Rubrik habe ich - wohl im Klaren darüber, dass es sich nicht um eine Übertreinung handelt - wegen der Struktur der Geschichte gewählt, die sich im Aufbau daran hält, Negatives euphemistisch oder positiv auszudrücken. Auch das ist sicher realistisch, dennoch bleibt es für mich in diesem Aufbau und dieser Kontrastierung (Brief an Weihnachtsmann, Zeit der Liebe, des Friedens : misshandeltes, missbrauchtes Kind, überschwenglicher Dank für Rute als Geschenk) handwerklich ein Mittel der Satire. Weiter oben habe ich glaube ich schon einmal geschrieben, Satire darf auch so bitter sein, dass einem das Lachen vergeht. Ich hatte den Text zunächst in "Sonstige" gepostet (obwohl ich ihn da schon für Satire hielt) und nach den ersten Kommentaren und nachdem das Buch, in welchem er erschien, ausgelistet wurde, den Mut gefasst, ihn aus den Veröffentlichungen nach Satire zu verschieben.

Lieben Gruß und vielen Dank für deine Gedanken

sim

 

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