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Das abrupte Ende
Es war trocken und windig. Der Himmel war voller kreischender Möwen und dichte Wolken hatten die Sonne verdeckt, sodass man hätte meinen können, es wäre bald Sonnenuntergang, obwohl es noch bis dahin gut zwei Stunden waren.
Wie ein Wolfsrudel hatte sich die kleine Gruppe der Krieger bis an den Rand der steilen Klippe herangeschlichen. Die langen Haare der Männer wehten heftig in der starken Briese. Das Meer lag weit unter ihnen, doch das laute Tosen der Wellen dröhnte dennoch bis zu ihnen hinauf, und wehte hinter ihnen über das flache, steinige Land zusammen mit dem Gekreische der Möwen.
Der Hauptmann, ein Riese mit mächtigem Körper, kniete am Rand der Klippe. Er trug eine meisterhaft geschneiderte schwere Lederrüstung; reich verziert und mit einer leichten Maserung. Seine schaufelgroßen Pranken steckten in harten ledernen Kampfhandschuhen, die an den Knöcheln mit Eisennieten verstärkt waren. Den breiten Kopf schützte ein gefütterter Helm aus Hornpanzer.
Er griff nach seiner Lederscheide, in der ein schweres Breitschwert ruhte damit es ihm beim Niederknien nicht in den Weg kam. Gestützt auf seiner Lanze, die in einer breiten, mit lang ausgezogenen Schneiden geschmiedeten Klinge endete, sah er über den Rand der Klippe. Sein langes Gesicht mit dem kräftigen Oberkiefer und dem dünnen weißen Bart verlieh ihm ein kriegerisches, wölfisches Aussehen. Doch die Augen waren sanft und ruhig, wie die eines Mannes, der eher mit Spaten und Sense umzugehen pflegte. Sein Atem war immer noch ruhig, als ob er gemächlich durch einen Park spaziert wäre und nicht schwer bewaffnet eine steile, Klippe erklommen hätte.
Tief unter ihm waren drei große Segelschiffe der Handelsgilde, etwa eine Meile vom Festland vor Anker gegangen. Mehrere Beiboote waren ins Wasser gelassen worden, die nun zum Strand fuhren. Von einem der Dreimaster stieg schwarzer Rauch auf, wie nach einem großen Feuer. Bei einem weiteren Schiff war der hintere Mast in der Hälfte umgeknickt. Auf dem Strand wimmelte es von Söldnern des Fürsten, welche die nun ankommenden Beiboote in Empfang nahmen.
Eins nach dem anderen legte an und die Söldner, begannen gleich darauf große Truhen, Fässer und Kisten aufs Trockene zu schleifen. Von hier oben, glichen die Söldner, in ihren schwarzen Eisenpanzern, übergroßen Ameisen, die emsig Futter ins Nest tragen. Hier und da knurrten große Kampfhunde, die von Wachen an langen Eisenketten festgehalten wurden, wie es bei den Truppen des Fürsten üblich war. Entlang des Ufers standen auch Söldner, mit schweren Armbrüsten, und bewachten die Entladung der Boote. Aus einem der Boote wurden auch ein paar Matrosen herausgezerrt, die in Ketten gelegt waren. Etwas weiter vom Strand standen großen Ochsenwagen, in die die Handelswaren verstaut wurden
Die Stirn des Anführers legte sich in Falten. „Marder!“, rief er nach hinten. Sogleich kam eine lange hagere Gestallt aus der Gruppe nach vorne, mit hellblonden, fast weißen Haaren und einem scharfen ernsten Gesicht. Sie hielt eine, mit Spitzen versehene Metallkeule in der Hand und schaute nun ebenfalls hinab.
Die beiden Männer nickten einander zu und die Gruppe machte sich weiter bergab auf dem Weg zum Ufer, wo sie etwas erledigten, und dann nach Hause gingen.