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Das Appartement

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12.07.2007
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Das Appartement

- Das Appartement -

von
EichhornSe


Ich war in letzter Zeit nicht oft Zuhause, im Appartement gewesen, dachte ich. Viel unterwegs gewesen, in der Welt und überall und überhaupt. Heute aber schon. Wieder in Deutschland, in der Heimat. Ich schaute aus dem Fenster. Komisch, dachte ich und irgendwie begann es zu regnen. Ich wusste nicht warum! Vielleicht lag es daran, weil ich einfach nur aus dem Fenster schaute? Ich dachte nach, glaubte nicht, aber es war egal. Der Grund war egal, es regnete und der Himmel war grau, es musste regnen. Ich schob den Vorhang wieder vors Fenster. Es würde nichts ändern, dachte ich, regnen würde es weiter. Ich ließ mich auf die Couch sacken. Die Tropfen knallten gegen das Glas und das Trommeln begleitete die Musik aus dem alten Radio von Mutter. I feel, Robbie Williams. Das Programm war trist sowie das Wetter und das Wetter war so trist wie das Programm. Unbeschreiblich passend, dachte ich. Fast schon schön! Nur fast, es macht trist im Kopf und im Körper, auch wenn es unbeschreiblich passend schien. Harmonisch trist! Natürlich! Es klopfte an der Tür, ich drehte mich verwirrt um und dachte nach. Wer kann das sein, um diese Uhrzeit, bei diesem Wetter? Mutter und Vater sind weg, im Urlaub in der Provence. Schon seit 2 Wochen. Telefoniert hab ich erst heute Nachmittag mit ihnen. Schnell müssen sie gewesen sein, dachte ich. Paul ist bei einem Freund in Rostock. Ich glaube bei einem ehemaligen Schulfreund, er hat mir bestimmt ein dutzend Mal davon erzählt und wieder hab ich es vergessen! Wer, dachte ich? Besuch um diese Uhrzeit, bei diesem Wetter. Ich sah auf die Uhr, 21:43 Uhr. Müde?! Müde bin ich noch nicht, dachte ich, aber auch nicht wach. Ich stand auf und schlenderte durch die Wohnung. Unordentlich, dachte ich, einfach keine Zeit, dachte ich. Ich kam schon lange nicht mehr zum Aufräumen und überhaupt kam ich schon zu vielen Dingen nicht mehr in den letzten Monaten. Ich öffnete die Tür. Peter?! Es ist mindestens 2 Jahre her, dachte ich. Nichts voneinander gehört, nicht ein Wort und jetzt hier direkt vor meiner Tür, um diese Uhrzeit, bei diesem Wetter. Müde war ich nicht, aber auch nicht wach. Peter!? Komm rein, sagte ich, setz dich, schön dich zu sehen, dachte ich, sagte ich. Er sah schlecht aus, alt und faltig. Ich fühlte mich jung, jünger als noch vor einigen Momenten, dachte ich.
Der Kaffee lief durch die Maschine, Bohnen aus Kolumbien, extra mild, eine Errungenschaft aus meinem letzten Urlaub. Ich war alleine unterwegs gewesen. Wie so oft, dachte ich. Der Gedanke machte mich traurig. Liebe!? Mit so was kenn ich mich nicht aus. Ich fühlte mich nie gut bei dieser Erkenntnis, vielmehr schlecht, tief depressiv. Ein Gefühl von Hilflosigkeit. Da kommt man in der Welt herum und kann es mit niemandem teilen, dachte ich, lachte ich als Peter erzählte wie er am Hauptbahnhof auf der Rolltreppe ausrutschte. Die Gedanken zerliefen, der Kaffee war durch. Ohne Zucker, nur mit einem Schluck Milch trank ich ihn, genau wie Peter. Julia hat ihn immer schwarz getrunken. Ich dachte oft an sie, versank oft in alten Erinnerungen. 8 Jahre, vielleicht 10 Jahre, dachte ich. Man würde soviel anders machen, soviel ändern wollen, das eine Wort ungesagt lassen, die andere Tat sprechen lassen. Zeit?! Davon hat man doch nie genug, dachte ich. Peter war auf dem Weg nach Wien gewesen. Er wurde aufgehalten, sagte er und dachte er besucht mich einfach mal in Berlin. Ist auf Geschäftreise und war das Wochenende vor Ort, direkt um die Ecke, erzählte er. Auch er kommt in der Welt herum, dachte ich. Aber stressiger ist es bei ihm wohl doch. Er sah schlecht aus, alt und faltig. Ich fühlte mich jung, jünger als noch vor einigen Momenten, dachte ich.
Ich sah auf die Uhr, 0:12 Uhr. Müde?! Müde bin ich noch nicht, dachte ich, aber wach auch nicht. Der Regen trommelte noch immer gegen das Glas. Das Radio war aus. Rhythmisch, dachte ich und lauschte mit einem Ohr Peter und mit dem Anderen der Scheibenmusik. Sie spielte jetzt schon eine ganze Weile, aber stören tat es mich nicht. Peters nasse Jacke hing auf dem Stuhl in der Küche, wir saßen im Wohnzimmer. Unordentlich, dachte ich, einfach keine Zeit, dachte ich. So ist das, sagte Peter und beendete den Abend. Er beendete Abende immer so, schon früher. Sein Flieger kommt bald, sagte er, nahm seine Jacke und ging. Es war ein netter Abend, dachte ich. Ging zum Fenster zog den Vorhang zur Seite und schaute wie Peter ins Taxi stieg. Ich sah dem Taxi hinterher bis es im Verkehr verschwand. Ich schob den Vorhang wieder vors Fenster. Ich ließ mich auf die Couch sacken. Die Tropfen knallten gegen das Glas und das Trommeln wurde langsam leiser. Es hat genug geregnet, dachte ich, es musste aufhören. Ich sah auf die Uhr, 0:35 Uhr. Müde?! Peter?! Liebe?! Zeit?!, dachte ich.

 

Nunja,
der Satzbau und die Wiederholungen und der ganze Schreibstil sollten eigentlich als Stilmittel funktionieren und der Geschichte vielleicht auf die eine oder andere Art einen "Terentino-Stil" geben, hat aber wahrscheinlich nicht so gut geklappt wie erhofft. Schade!

Die Geschichte sollte eine gewisse Melancholie rüberbringen und der innere Monolog der Hauptperson sollte als Hauptmedium fungieren.die wahl wie ich den inneren monolog gestaltet habe, ist wahrscheinlich doch eher nervig als hilfreich. nunja, ich werde dran arbeiten.

An Herrn Bernhard:
Auch wenn der Kommentar etwas, naja, wie soll ich sagen, unpräzise war, danke :-)

 

Hallo,

Komisch, dachte ich und irgendwie begann es zu regnen.
Oh Mann. Und irgendwie begann es zu regnen, oder so.

Mutter und Vater sind weg, im Urlaub in der Provence.
Passender wäre Amerika. Die Eltern amerikanischer Teenager fahren – wenn man sie in der Geschichte nicht brauchen kann – immer nach Europa. Wäre nur fair, europäische Eltern im Ausgleich nach Amerika zu schicken.

Er wurde aufgehalten, sagte er und dachte er besucht mich einfach mal in Berlin.
Ernsthaft, wenn das wirken soll, muss es sauberer gemacht werden: , sagte er und so dachte er, mich einmal in Berlin besuchen zu wollen. Die rhythmisierende Elemente sind zwar im Text, aber wirken gar nicht rhythmisch. „Sven Regener – Herr Lehmann“ benutzt das ewige „dachte Herr Lehmann“ auch so inflationär, aber wenigstens noch mit einer Spur Rhythmus. Das fehlt hier. Leider.

der Satzbau und die Wiederholungen und der ganze Schreibstil sollten eigentlich als Stilmittel funktionieren und der Geschichte vielleicht auf die eine oder andere Art einen "Terentino-Stil" geben,
Nee, ist nicht Tarantino, ist „Popliteratur“, wenn man so will. Stuckard-Barre, Christian Kracht. Aber die sind meistens noch witzig. Hier tauchen so vereinzelte Gedanken auf „Fernsehprogramm trist, Wetter trist, Leben trist – tolle Harmonie“, aber das war’s auch schon fast.
Wenn man nichts zu erzählen hat, helfen auch Stilmittel nichts mehr. Und wenn man erzählen möchte, dass man nichts zu erzählen hat, ist das vielleicht Literatur, aber auch furchtbar langweilig.

Gruß
Quinn

 

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