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Das böse Ende

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06.08.2005
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Das böse Ende

Hatten sie nicht schon immer gesagt, es würde ein böses Ende mit ihm nehmen? Besonders damals, als er dem Schmetterling die Flügel ausgerissen, den Kopf abgeschnitten und alles unter einer Lupe erforscht hatte?

Mit einem unbehaglichen Gefühl versucht Justus den Knoten seiner Krawatte zu lockern.

„... Triebtäter werden schon oft in der Kindheit auffällig, meistens indem sie Tiere quälen. Aber da in unserer Gesellschaft Tierquälerei als Sachbeschädigung ...“

Justus versucht, Augenkontakt zum Richter herzustellen, doch der hört weiter der Gutachterin zu.

„ ...entwickelt sich meistens auch in der Kindheit das gestörte Verhältnis zu Frauen ...“

Hatten sie nicht damals schon geunkt, bevor er, nur so aus Spaß, die Maden aus der Mülltonne gelesen und in das Glas mit der Getreidemischung gesteckt hatte? Seine Mutter kochte diese „Siebenkornmischung“, ohne etwas zu merken, und alle mussten sie essen, selbst Justus, um nicht aufzufallen.

„...ein Soziopath kennt nicht Gefühle, wie wir sie kennen, aber er ist in der Lage, sein Gegenüber zu täuschen, indem er den Anschein von erwarteten Gefühlen produziert. Das verleiht ihm die Möglichkeit, andere zu manipulieren, und darin sind manche Täter sogar äußerst erfolgreich ...“

Justus wendet sich mit einem breiten Lächeln dem Mann zu, der neben ihm sitzt. „Das klang jetzt alles ein wenig hart, aber wir werden es schon schaffen“. Seine Stimme strahlt Zuversicht aus.

Hatten sie nicht schon immer gesagt, es würde ein böses Ende mit ihm nehmen? Aber als er es seinen Eltern eröffnete, übertraf es ihre schlimmsten Befürchtungen. Sein Vater griff sich an die Brust, und seine Mutter sagte schrill, mit sich überschlagender Stimme: „Ein Jurist willst du werden? Ein Anwalt?“

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich seh schon, ich sollte nicht soviel mit dir chatten... Aber eine herrliche Geschichte, besonders das Ende.
Auch sehr gut, die Verflechtung. Dachte ja erst, du schreibst hier gemeine Dinge über den Kleinen, aber Justus "Der Gerechte" ist ja echt mal passend. Hätten die Eltern ihn eben anders nennen können.
Ach, ne Story voller Insider... *LachtränenausdenAugenwisch*

Eike

Edit:

Seine Mutter kochte diese „Siebenkornmischung“
Das ist das Härteste... ich bin so am lachen!!!
Bin ich jetzt deine Muße oder was? :D

 

Ach Elisha,

leider kann ich mich der positiven Wertung von Eike auch hier nicht anschließen. Vielleicht ist es etwas anderes, wenn man sich als Muse fühlt.
Worauf möchtest du hinaus? Darauf, dass ein Anwalt auch nur ein verkappter Triebtäter ist?
Oder ist Justus der, über den die Gutachterin referiert, nicht Anwalt, sondern Angeklagter?

Justus wendet sich mit einem breiten Lächeln dem Mann neben ihm zu.
er wendet sich dem Mann, der neben ihm sitzt zu oder dem Mann neben sich.

Sorry, ich verstehe die Motivation des Textes nicht.
Wäre es nicht besser, sich Zeit zu lassen und Geschichten zu schreiben, anstatt eines täglichen Textes?

Sorry, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Elisha!

„... Triebtäter werden schon oft in der Kindheit auffällig, meistens indem sie Tiere quälen. Aber da in unserer Gesellschaft Tierquälerei als Sachbeschädigung ...“
Ich weiß nicht, ob eine Gutachterin das mit der Tierquälerei vor Gericht so sagen würde (ich glaube das stimmt zumindest für Wirbeltiere auch nicht mehr §17 TierSchG , aber die Geschichte muss ja nicht in der Gegenwart spielen) . Die anwesenden Juristen werden über die rechtliche Handhabung Bescheid wissen, daher gibt es mE dafür eigentlich keinen Grund. Anders gesagt: Show, don't tell. :D

Ansonsten eine schön böse Story abseits der political correctness und mit Aussage.
Ich hätte sie in Gesellschaft gepostet.

Seaman

 

Hallo Ihr, schonmal ein Danke!

@Musemann,

Justus "Der Gerechte" ist ja echt mal passend.
Klar, ich habe doch das große Latinum.

Bin ich jetzt deine Muße oder was?
Muße, ja klar, habe ich zuviel mit dir verbracht. :D Muss doch anders werden ...

Seine Mutter kochte diese „Siebenkornmischung“
Ja, und Justus trifft es am schlimmsten. Für die anderen sind es ja nur heimlich zugefügte Proteine, und Justus ist der einzige mit Ekel. Hat sich also selbst bestraft.


@Sim
Du hast dich wohl heute auf mich eingeschossen! Pah, ich werde dir nie wieder sagen, wenn ich von dir geträumt habe! :D Nee, im Ernst, dass ich mich jetzt auch schon Nachts mit dir beschäftige, zeigt einmal mehr, wie wichtig mir deine Meinung ist. Und da fühle ich mich heute von dir verkannt.

Es ist doch nur 'ne kleine, lustige Geschichte! Wollte ich nicht bei Humor posten, weil dann die Erwartungshaltung anders ist. Und ich wollte mit Erwartungen spielen. Wenn du da nicht schmunzeln kannst, na ja, dann halt nicht.

Wäre es nicht besser, sich Zeit zu lassen und Geschichten zu schreiben, anstatt eines täglichen Textes?
Keine Sorge, war ein sowohl ...als auch .... Meine überschießende Kreativität ist hiermit abgebaut. Der Rest ist Alltag.


@Mr. Seaman

ich glaube das stimmt zumindest für Wirbeltiere auch nicht mehr §17 TierSchG , aber die Geschichte muss ja nicht in der Gegenwart spielen
Vor ein paar Jahren galt das Quälen von Hunden und Katzen noch als Sachbeschädigung, wenn der Besitzer klagte.

Ansonsten eine schön böse Story abseits der political correctness und mit Aussage.
Ich hätte sie in Gesellschaft gepostet.
Na ja, soweit wollte ich nicht gehen. :D

Gruß, Elisha

 

Hi Elisha

Doch doch! Auch ich hab gelacht. Auch wenn ich den Zusammenhang noch nicht so ganz verstehe: Das kursive beschreibt Justus, alles klar, das Normale beschreibt ihn und seine Eltern. Er gesteht ihnen gerade, Anwalt werden zu wollen. Sitzen sie dabei im Gerichtssahl und hören den Ausführungen des Richters zu? Wenn ja: Warum?

Aber wie gesagt: Die pointe ist gut und gut geschrieben find ich es auch, ich hab mich nicht übergeben und darf mich doch bestimmt wieder auf 2-3 Byte nähern.

Gruß

 

@N8chtschatten
Mein lieber Forumssohn,

ich konnte leider das Thema nicht erfassen - Der Titel ist etwas lasch für so eine Geschichte - Nur das Ende fand' ich unnötig.
das scheint mir auch so, denn das Ende ist die Pointe, und darauf bezieht sch der Titel

Andererseits fande ich den Stil und die drei verschiedenen Erzählstränge sehr, sehr gut und gerade die kursiv geschriebenen Stellen waren beeindruckend.
da habe ich mal mit einem andern Stil experimentiert

@Aris,

Das kursive beschreibt Justus, alles klar, das Normale beschreibt ihn und seine Eltern. Er gesteht ihnen gerade, Anwalt werden zu wollen. Sitzen sie dabei im Gerichtssahl und hören den Ausführungen des Richters zu? Wenn ja: Warum?
Würde ich mich auch fragen. Das Kursive beschreibt die Vergangenheit, das andere die Gegenwart. Und siehe da: das böse Ende besteht nicht darin, ein Triebtäter zu sein, sondern ein Anwalt.

Ja, 2-3 Byte sind angenehm. ;)

Gruß, Elisha

 

Hi Elisha,

muss mich leider sim anschließen. Die Geschichte ist weder originell, noch eröffnet sie neue Perspektiven, ist ja gesellschaftlich recht angenommen, Anwälte für den letzten Dreck zu halten. Muss auch sagen, dass die kindlichen Grausamkeiten, die du beschreibst (und die ja tatsächlich mit einem minderwärtigen Charakter im Erwachsenenalter assoziiert werden) ziemlich normal sind und mehr mit Forscherlust als Tötungsfrust in Zusammenhang zu bringen sind.

Gruß, nils

 

Hallo Nils,
ich muss dir leider widersprechen. ;)

Die Geschichte ist weder originell
Den Aufbau ABCBCACBA finde ich durchaus originell.

Muss auch sagen, dass die kindlichen Grausamkeiten, die du beschreibst (und die ja tatsächlich mit einem minderwärtigen Charakter im Erwachsenenalter assoziiert werden) ziemlich normal sind und mehr mit Forscherlust als Tötungsfrust in Zusammenhang zu bringen sind.
Genau, hab ich absichtlich so geschrieben. Es ist kein Zufall, dass von einem Falter die Rede ist und nicht von Hund oder Katze

ist ja gesellschaftlich recht angenommen, Anwälte für den letzten Dreck zu halten
Nein, der Witz ist doch, dass gesellschaftlich geschätzte Verhaltensweisen und Psychopathologie manchmal verdammt eng zusammenliegen

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

da man bis zum Schluss nicht weiß, ob sich die Gutachterin nicht auf Justus bezieht, das Kursive Justus als Angeklagten beschreibt, kann die Geschichte doppelsinnig gelesen werden, das macht die Aussage interessant (je nach Blickwinkel wird die gleiche Information anders bewertet). Letztlich geht es um Vorurteile.

„Das verleiht ihm die Möglichkeit, andere zu manipulieren, und darin sind manche Täter sogar äußerst erfolgreich ...“

Da stellt sich die Frage, ob das auch auf Justus zutrifft.

„Ein wenig unbehaglich, versucht Justus den Knoten seiner Krawatte zu lockern.“

Man könnte zwar sagen: ein wenig gestresst versucht …, aber seltsamerweise kommt mir „Ein wenig unbehaglich“ so vor, als ob hier etwas fehlt, ein `fühlte´ (Justus fühlte sich ein wenig unbehaglich, er versucht ….) Nun, du kannst das überdenken. Finde die Idee (du hattest wenigstens eine) und die Umsetzung nicht schlecht.

Tschüß… Woltochinon

 

Hallo Elisha,

Ich wollte einmal eine Geschichte von dir Lesen und diese war die aktuellste, die nicht in der Ego-Perpektive geschrieben ist, die ich persönlich ungern lese.

Ich denke, ich gehöre generell zu den unkritischeren Lesern, was Handlung betrifft, aber diese KG halte ich für misslungen.
Das liegt daran, dass der verallgemeinernde Eindruck erweckt wird, dass alle Anwälte (potenzielle) Soziopathen sind.
Ich denke, Sie können das besser, Madame.

MfG

Miller

 
Zuletzt bearbeitet:

@Woltochinon

da man bis zum Schluss nicht weiß, ob sich die Gutachterin nicht auf Justus bezieht, das Kursive Justus als Angeklagten beschreibt, kann die Geschichte doppelsinnig gelesen werden, das macht die Aussage interessant
Danke, ich fühle mich wieder von dir voll verstanden ;)

„Ein wenig unbehaglich, versucht Justus den Knoten seiner Krawatte zu lockern.“
Unbehaglich finde ich treffend, aber vllt hast du Recht: ist ja mit Dativ. Hm. Denk ich nochmal drüber nach ...
So, geändert in:
Mit einem unbehaglichen Gefühl versucht Justus den Knoten seiner Krawatte zu lockern.

@Miller

Ich wollte einmal eine Geschichte von dir Lesen und diese war die aktuellste, die nicht in der Ego-Perpektive geschrieben ist, die ich persönlich ungern lese.
Schade, könnte was beisein, mit dem du dich identifizieren kannst ;) Erzähler ist ja nicht gleich Autorin

... diese KG halte ich für misslungen. Das liegt daran, dass der verallgemeinernde Eindruck erweckt wird, dass alle Anwälte (potenzielle) Soziopathen sind.
Nö, soweit will ich nicht gehen. Ich habe meine Sicht Nils schon erklärt:
Zitat von Nils
ist ja gesellschaftlich recht angenommen, Anwälte für den letzten Dreck zu halten
Nein, der Witz ist doch, dass gesellschaftlich geschätzte Verhaltensweisen und Psychopathologie manchmal verdammt eng zusammenliegen

Ich denke, Sie können das besser, Madame.
Nehme ich mal als Lob. Du darfst mich aber duzen,nach allem, was wir durchgemacht haben. ;)

Euch beiden Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha
Mir hat die Geschichte wegen ihrer Doppeldeutigkeit gefallen. Ich finde die Vorstellung gruselig, dass der Anwalt ein Soziopath sein könnte.

Nein, der Witz ist doch, dass gesellschaftlich geschätzte Verhaltensweisen und Psychopathologie manchmal verdammt eng zusammenliegen
Diesen Gedanken hatte ich bei meiner Geschichte Der Besfreiungsschlag auch schon. :D

LG
Goldene Dame

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Elisha!

Habe die anderen Kommentare jetzt nicht gelesen - keine Lust.

Jedenfalls hat mir die Geschichte sehr gut gefallen!
Ich finde es irgendwie witzig, dass eine Gutachterin über Soziopathen spricht, ohne zu wissen, dass genau so einer vor ihr steht. Jemand der sich, wie sie sagt, in die Gesellschaft integriert hat, doch moralisch irgendwo im Niemandsland lebt.

Das ganze erinnert an den Film "American Psycho". Derzeit lese ich das Buch.
Den Film fand ich brilliant. Vielleicht gefällt mir deine Geschichte genau deshalb so sehr.

Hast du dich von dem Buch oder der Verfilmung inspirieren lassen? Wenn nicht, solltest du mal einen Blick auf die Geschichte von Easton werfen.

Oh, der heißt Ellis merke ich grad.

Gruß
derklabauter

 

Sorry, ihr beiden, euch habe ich wohl übersehen!

@Goldene Dame

Nein, der Witz ist doch, dass gesellschaftlich geschätzte Verhaltensweisen und Psychopathologie manchmal verdammt eng zusammenliegen
Diesen Gedanken hatte ich bei meiner Geschichte Der Besfreiungsschlag auch schon.
Ja, guck ich mir mal an.


@derKlabauter
Nochmal einen Geburtstagsgruß!

Das ganze erinnert an den Film "American Psycho". Derzeit lese ich das Buch ... Hast du dich von dem Buch oder der Verfilmung inspirieren lassen?
Nö, das kenne ich nur vom Hörensagen.

Danke für das Lesen und Kommmentieren!
Gruß, Elisha

 

Hallo Struppigel,

danke fürs Ausgraben dieser kleinen Geschichte! :)

Deine Geschichte zeigt, wie schlecht man zwischen normalen und psychopathischem Verhalten unterscheiden kann - Wo ist die Grenze? Was ist Normal?
Genau.

Gruß, Elisha

 

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