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Das böse Ende
Hatten sie nicht schon immer gesagt, es würde ein böses Ende mit ihm nehmen? Besonders damals, als er dem Schmetterling die Flügel ausgerissen, den Kopf abgeschnitten und alles unter einer Lupe erforscht hatte?
Mit einem unbehaglichen Gefühl versucht Justus den Knoten seiner Krawatte zu lockern.
„... Triebtäter werden schon oft in der Kindheit auffällig, meistens indem sie Tiere quälen. Aber da in unserer Gesellschaft Tierquälerei als Sachbeschädigung ...“
Justus versucht, Augenkontakt zum Richter herzustellen, doch der hört weiter der Gutachterin zu.
„ ...entwickelt sich meistens auch in der Kindheit das gestörte Verhältnis zu Frauen ...“
Hatten sie nicht damals schon geunkt, bevor er, nur so aus Spaß, die Maden aus der Mülltonne gelesen und in das Glas mit der Getreidemischung gesteckt hatte? Seine Mutter kochte diese „Siebenkornmischung“, ohne etwas zu merken, und alle mussten sie essen, selbst Justus, um nicht aufzufallen.
„...ein Soziopath kennt nicht Gefühle, wie wir sie kennen, aber er ist in der Lage, sein Gegenüber zu täuschen, indem er den Anschein von erwarteten Gefühlen produziert. Das verleiht ihm die Möglichkeit, andere zu manipulieren, und darin sind manche Täter sogar äußerst erfolgreich ...“
Justus wendet sich mit einem breiten Lächeln dem Mann zu, der neben ihm sitzt. „Das klang jetzt alles ein wenig hart, aber wir werden es schon schaffen“. Seine Stimme strahlt Zuversicht aus.
Hatten sie nicht schon immer gesagt, es würde ein böses Ende mit ihm nehmen? Aber als er es seinen Eltern eröffnete, übertraf es ihre schlimmsten Befürchtungen. Sein Vater griff sich an die Brust, und seine Mutter sagte schrill, mit sich überschlagender Stimme: „Ein Jurist willst du werden? Ein Anwalt?“