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Das Bad

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16.12.2001
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Das Bad

Es war ein sehr streßiger Tag gewesen, dieser Montag und so beschloß ich am abend ein richtig heißes, duftendes und entspannendes Schaumbad zu nehmen. Da ich mich erst spät von der Arbeit loseisen konnte und sich die Weihnachtseinkäufe als eine größere Herausforderung entpuppten, wie ich sie mir in meinen kühnsten gedanklichen Szenarien nicht schlimmer hätte ausmalen können, verzögerte sich mein Vorhaben. Nachdem ich endlich zu Hause angekommen war, wähnte ich mich schon in Sicherheit und ging federnden Schrittes in Richtung des Zimmers meines, zu diesem Zeitpunkt innigsten Wunsches. Der Raum, der mich mit seinen Versprechungen von wohliger Wärme, sanften Schaum und endloser Entspannung lockte, war nur noch Zentimeter von mir entfernt, als das Telefon klingelte. Ich blieb stehen, wandte meinen Kopf dem Störenfried zu und blickte ihm voller Verachtung und Mißgunst tief in sein schwarzes, technisches Gehäuse. Es schien nicht zu klingeln oder zu läuten, nein, es grinste, es lachte mich laut und höhnisch aus. Aber schließlich bin ich viel größer, stärker und, noch besser, ich bin cleverer. Des Triumphes sicher, konterte ich mit einem überlegenen Siegerlächeln, da ich wußte, das sich nach fünfmaligem Klingeln das oft ungeliebte Stiefkind meiner mich immer noch auslachenden Fernsprecheinrichtung anschalten würde.
Mein Plan ging auf – fast. Ich wollte es eigentlich nicht und ich verbat meinen Ohren jegliches aufnehmen von Geräuschen außer dem des einlaufenden Badewassers und doch erkannte ich die Stimme meiner Freundin. Jedermann weiß, das Freunde ganz besondere Menschen sind. Sie sind stets da, wenn man sie braucht, kommen tun sie aber zu den unpassendsten Gelegenheiten. Ich vernahm den kläglichen, zutiefst verzweifelten Ton in ihrer Stimme und wußte worum es geht, ohne die Worte zu verstehen – auch das können nur Freunde.
Um zu verhindern, das der Klang der Stimme noch trauriger und düsterer wird, und um unvorhersehbare Kurzschlußreaktionen oder sonstige Katastrophen, die bei frisch verliebten und verschmähten im allgemeinen Brauch sind, zu vereiteln, nahm ich den Hörer ab. Bedauerlicherweise hatte ich schon einige Erfahrung mit solchen Gesprächen. Das Dilemma war im Grunde immer das gleiche. Sie erzählen mir sehr genau, was geschehen ist, wer was wann wie getan oder gelassen hat, analysieren, interpretieren und wägen ihre Chancen ab. Dann gebe ich ihre Gedanken mit meinen Worten wider, so, das es wie ein Ratschlag klingt. Zum Schluß kommen sie drauf, das ich recht habe, das sie jetzt wissen, was zu Tun ist, nur nicht, wie sie es tun sollen.
Kurz: Sie wollen von mir eine Betriebsanleitung für ihren Verstand und einen Fahrplan für ihr Herz.
Die Badewanne ist voll, doch wir sind erst bei Tag drei einer zehntägigen Gefühls-odyssee angelangt. Ich gebe ihr, was sie hören will und auch ein paar Worte, dessen Bedeutung sie wohl kennt, aber großzügig ignoriert. Nach einer dreiviertel Stunde haben wir alles gesagt, analysiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, das ganze morgen bei einer Tasse Kaffee ausführlicher zu diskutieren. Nun war mir das in Anbetracht meines dahinschmelzenden Schaumes sehr angenehm, die Sache zu vertagen, doch mochte ich wahrlich nicht an morgen denken.
Geschafft. Jetzt nur noch etwas heißes Wasser nachlaufen lassen, einsteigen und ge-nießen. Voller Stolz betrachtete ich die langsam wachsenden Schaumwölkchen, wie sie sich erneut um den dampfenden Wasserstrahl formierten. Als genug Hitze im Naß war, stellte ich es ab und horchte für einen Moment mit leichter Besorgnis, etwas anderes als das Knistern der weißen Wattebällchen in der Wanne zu hören. Doch es blieb still. Ich begann mich mit anschwellender Begeisterung auf das mir Bevorsteh-hende auszuziehen, doch da wurde ich durch die Türglocke abermals aus meinen Träumen gerissen. Nein, dachte ich, ich bin bei der Arbeit, ich bin bei den Weih-nachtseinkäufen einem Nervenzusammenbruch erlegen, ich bin als Sozialarbeiter bei meiner Freundin – ich bin nicht da!
Schon wieder dieser Ton. Ich ahnte, das ich ihn nur abstellen konnte, würde ich dem Verursacher eine Audienz gewähren oder ihm den Kragen herumdrehen. Über die Konsequenzen im Klaren, welche die zweite Möglichkeit zur Folge hätten, wählte ich die Audienz, aber auch nur mit erheblichem Widerwillen, da ich außer der Socken bereits in Evas Kostüm dastand. Mit dem übergeworfenen Bademantel ging ich im Stechschritt zur Tür und öffnete sie. Die Nachbarin der Wohnung unserer genau gegenüber stand mit einer nahezu leeren Tüte Mehl und freundlich flehendem Blick vor mir. Als wir uns ein paar Sekunden gegenseitig anlächelten, schien sie sich etwas über meinen Aufzug zu wundern, was ihrer Bitte um ein wenig Mehl nicht im Wege stehen sollte. Hastig griff ich nach der Tüte, verschwand mit flatternden Fahnen in der Küche um kurz darauf mit einer neuen, noch verschlossenen Packung wieder zu erscheinen. Das Gesicht der Frau erhellte sich sofort und sie begann aus Dankbarkeit mich mit den schönsten Worten zu bescheren. Ich winkte beschwichtigend ab und versuchte mein sehr nervöses und unruhiges Inneres nach außen zu kehren, um die Sache zu beenden. Doch da fing sie an, über das kalte Wetter zu lamentieren, über ihre Bekannte, der bei dieser Witterung das Rheuma arg zusetzt, bis sie über diverse, mir vollkommen fremde Personen, zu ihrem erst kürzlich verstorbenen Gatten gelangte. Nun verbot es mir der Anstand und meine gute Erziehung, sie zu unterbrechen. Es war ungefähr nach einer viertel Stunde, als mir, schon das dritte Mal heute, ungemein kalt wurde. Ich tänzelte, der Worte meines Gegenübers müde werdend, von einem Bein auf das andere. Jetzt klingelte dieses dämliche Telefon natürlich nicht. Und einmal mehr sehnte ich mich nach der wärmenden Flüssigkeit.
Entweder hat sie meine Not an den nach Erbarmen suchenden Augen, oder an meinen größer werdenden Frostbeulen erkannt, als sie sich nochmals bedankend von mir entfernte und in ihre Wohnung zurückkehrte.
Mit großer Eile begab ich mich nun ins Badezimmer, entledigte mich meines Mantels und meiner Socken. Das Wasser war noch warm genug, weil ich auch weiser Voraussicht vorhin sehr heißes Wasser nachlaufen ließ.
Ganz langsam und vorsichtig ließ ich mich hineingleiten, bis ich in der Wanne lag. Ein tiefer, genussvoller Seufzer ging mir über die Lippen. Ich war drin, dem Himmel sei dank. Mein Körper erwärmte sich wieder, meine Muskeln entspannten sich und all meine Sinne frönten diesem Vergnügen.
Exakt fünf Minuten verharrte ich regungslos in dieser Position, bis ich den Laut eines Schlüssels im Schloß wahrnahm und erkannte, das mein Mann von der Arbeit kam. Das Gefühl für die Zeit war mir wohl gänzlich abhanden gekommen, dachte ich, während die Uhr mir schonungslos die späte Stunde anzeigte.
Der Mann meiner Träume betrat den Raum, lächelte mich an, drückte mir einen Begrüßungskuß auf die Lippen und verschwand wieder.
Ich wußte, das er hungrig war und ein harter Tag hinter ihm lag. Plötzlich verspürte ich das dringende Verlangen, ihn in den Arm zu nehmen, ihn zu drücken und zu küssen und mit ihm über den Tag zu sprechen.
Dahin war die Ruhe in der Wanne, Nervosität schlich sich wieder ein. Schnell wusch ich mir die Haare, stieg aus, trocknete mich und die Haare im Eiltempo, um meinem Willen nachzukommen.
Der Rest des Abends war sehr schön. Immerhin war ich gebadet und gefönt und, man glaube es kaum, auch entspannt, trotz der Kürze meines Bades, was sich darin zeigte, das ich vor dem Fernseher einschlief.
Und was glaubt man wohl, wovon ich träumte?
Die Moral von der Geschicht´,
bade lieber heute, morgen schaffst du´s vielleicht nicht!

 

Hallo Beginner!

Unterhaltsam, die Geschichte.
Nur die Moral am Ende hätte ich weggelassen, passt nicht so rein, finde ich. <img src="graemlins/xmas.gif" border="0" alt="[xmas]" />

Lies noch ein paar mal Korrektur, dann verschwinden auch die Wiederholungsfehler.
:)

Gruß, Hendek

 

Hi, gar nicht übel. Nette kleine Geschichte über die Tücken des Alltags.
Doch - da muß ich Hendek zustimmen- der Moral-Satz paßt einfach nicht.
"Was meinen Sie, wovon ich träumte?"
wäre ein guter Schlußsatz.

Ein paar kleine Fehlerchen sind drin, manche Metapher interessant formuliert
(z.B.

... oder ihm den Kragen herumdrehen ... mit flatternden Fahnen
), aber ansonsten recht gelungen.

lg,Pandora

 

Hallo Leute!

Vielen Dank für die Blumen!
Ich bin wirklich sehr erfreut, das meine Geschichte gefallen findet. :D

Diesen Moral-Abschnitt könnte man in der Tat weglassen. Eigentlich wollte ich auch mit der Frage nach dem Traum die Geschichte beenden, doch irgendwie hat sich mir die Moral da aufgedrängt. Nächstes Mal lasse ich mich einfach nicht mehr bedrängen!

Wie mein Name schon sagt, stehe ich noch am Anfang meiner "Karriere".
Ihr schreibt, das noch ein paar(Wiederholungs-)Fehler drin sind. Leider kann ich Euch da nicht so ganz folgen, was Ihr meint.
Es wäre ganz toll, könntet Ihr mir das noch etwas genauer sagen, damit ich es bei der nächsten Geschichte nicht wieder mache.

Dank und Grüße
Beginner

 

Ihr schreibt, das noch ein paar(Wiederholungs-)Fehler drin sind. Leider kann ich Euch da nicht so ganz folgen, was Ihr meint.
So was, zum Beispiel. Richtig müßte es heißen:
"Ihr schreibt, dass noch ein paar..."

Dieser Fehler tritt in deiner Geschichte permanent auf.
Ebenso fehlen an manchen Stellen die Kommata, die in den Sätzen die Einschübe und/bzw. Nebensätze richtig trennen müßten.
Ähnliche, hier nicht aufgezählte Mängel sind deiner Geschichte potentiell vorbehalten. ;)

:teach: :)

 

Hallo Beginner,
sehr schön beschrieben, wie es oft anders kommt, als man denkt. Genau so ist das Leben.

Antonia

 

Hallo !

Okay, die Fehlersache habe ich jetzt begriffen! :rolleyes:
Manchmal dauert es eben länger, bis man etwas kapiert!

Antonia, ich freue mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Ich werde (der Empfehlung eines Herrn G. folgend) mich jetzt deiner Story zuwenden. Ich bin ehrlich sehr gespannt.

Allen, die hier gerade hereinschauen, wünsche ich noch ein gutes Neues und viel Erfolg beim Schreiben! :)

Grüße
Beginner

 

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