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Das betrogene Ferienglück

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22.01.2005
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Das betrogene Ferienglück

Liebes Tagebuch,

dieser Sommer ist ganz anders verlaufen, als ich es mir gewünscht habe. Dabei hatte Robert doch alles so schön für unseren Urlaub im Loire-Tal geplant.

Ich erinnere mich deutlich an den Nachmittag; wir kamen vom Besuch des Schlosses in Beaugency zurück und suchten eine Ferienpension.
Es war einer dieser sengend heißen Julitage, an dem die Kinder am liebsten ins Schwimmbad gehen und unsereins gern im Schatten einer Platane ein gutes Buch liest und einen eisgekühlten Cocktail schlürft.
Das Getreide wurde geerntet, die Mähdrescher fuhren durch die flimmernde Hitze. In der Luft lag dieser süßlich holzige Geruch der frisch geschnittenen Weizengarben.
Die Sonnenblumen wiegten ihre schweren Köpfe unter der gleißenden Sonne.
Die Loire floss breit und lautlos unter der alten Steinbrücke hinweg, über die wie fuhren.
Robert hatte die Klimaanlage unseres Autos ganz aufgedreht; die Wettervorhersage im Radio sprach von Gewittern in den nächsten Tagen.
Dann kam wieder diese Meldung.
Robert machte das Radio lauter: „Hör mal, die haben sie immer noch nicht gefasst.“
Der Nachrichtensprecher verlas die Meldung: „Ungeklärt bleiben weiterhin die dreisten Diebstähle im Loire-Tal. In Hotels und Pensionen sind innerhalb einer Woche mehrere Einbrüche und Diebstähle gemeldet worden. Vom Täter fehlt jede Spur. Es kann sich um einen Hotelgast handeln, der aber sehr geschickt und äußert sportlich vorgeht. Die Polizei hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung.“
Robert schüttelte den Kopf.
Er bog von der Landstrasse ab, fuhr einen staubigen Feldweg zweihundert Meter weit hinein, dann sahen wir unser Ferienglück vor uns.
Ein Bauernhaus im Fachwerkstil lag am Ende einer mit weißem Kies aufgeschütteten Auffahrt. Auf beiden Seiten des Wegs fanden sich Blumenbeete in voller Blüte.
Bedächtig fuhr Robert auf einen Stellplatz vor der alten Scheune. An dem Schild „Nur für Pensionsgäste“ hielt er an.
Die Hitze erschlug mich fast, als ich die Beifahrertür öffnete.
„Meine Herrschaften, darf ich Ihnen behilflich sein?“
Die Hausherrin, eine Dame in unserem Alter, also Mitte Sechzig, kam mit breitem Lächeln auf uns zu.
Robert wuchtete sich mühsam aus seinem Fahrersitz.
„Robert, soll ich dir helfen?“, fragte ich geflissentlich.
„Nein, nein, mein Schatz“, antwortete er und grüsste lächelnd und Kopf nickend die Dame.
Diese hatte schon ihre Gartenhandschuhe abgestreift und streckte ihre Hand unter demütigen Entschuldigungen vor: „Ich bitte Sie, mich zu entschuldigen, dass ich Sie in diesem Aufzug empfange.“
Ich wehrte ab: „Ach, ich bitte Sie, zur Gartenarbeit muss man richtig angezogen sein. Guten Tag! Mireille Dupont und mein Mann Robert“, ich wies auf Robert, dessen Herzbeschwerden wieder offenkundig waren.
„Kommen Sie! Das ist mein Reich“, meinte die Dame mit einem Anflug von Ironie und deutete auf die bienenumschwärmten Blumen, die Obstbäume und den Gemüsegarten.
Robert folgte uns beiden schwer atmend.
Wir kamen zum offenen Hauseingang. Ein Mann stand gebückt über der schweren Kommode im Eingangsflur und füllte einen Scheck aus. Eine Schublade stand auf.
„Und das ist der Schatzmeister in meinem Königreich“, meinte die Gastgeberin etwas schwülstig; ich befürchtete, dass sie sich etwas zu ernst nahm.
Ihr Gatte, ein Herr Anfang Siebzig, drehte sich um, schaute uns über seine Lesebrille an, legte sie ab und begrüßte uns sehr freundlich, fast so herzlich, als ob wir uns kennen würden: „Jaja, Jeanne-Marie trägt immer etwas dick auf, aber wir würden uns freuen, wenn Sie sich bei uns wohl fühlen würden.“
Kurz: ein Empfang in einem Ferienparadies, wie er im Buche steht.
Wir trugen uns ein für eine Nacht.

Beim Abendessen sah ich ihn dann das erste Mal. Ich zog die Augenbrauen hoch, doch Robert beachtete mich gar nicht. Ach, Männer sehen ja gar nichts.
Er war jung, kaum Dreißig, schlank, sportlich, trotz seiner Brille eigentlich sehr gut aussehend – schade, dass ich seine Großmutter hätte sein können. Still, schweigsam saß er da und schlang die Köstlichkeiten der Gastgeberin in sich hinein. Was machte so einer in einer beschaulichen Landpension?
Er beobachtete uns alle. Ich fand ihn von Anfang an auffällig.
Die anderen Pensionsgäste waren eine mit sich selbst beschäftigte Endvierzigerin und ein junges Ehepaar mit Baby. Natürlich kreiste die abendliche Unterhaltung um das Baby und um die phantastische Küche der Pensionsinhaberin.
„Ach, schmecken Ihre Tomaten würzig“, lobte Robert.
„Die kommen aus unserem Garten.“
„Ach nein!“
„Doch, auch der Salat, alles kommt aus unserem Garten.“
Unser Pensionsvater nickte verständnisvoll: „Meine Frau ist sehr stolz auf ihren Gemüsegarten.“
„Sie hat allen Grund dazu, sie hat allen Grund“, bekräftigte ich.

Ich wachte auf. Die Nachtluft brachte kaum Kühlung. Es waren noch deutlich über 20 Grad in unserem Zimmer, trotz der weit geöffneten Fensterladen. Ich schaute auf unseren kleinen Reisewecker mit Neonzeigern: Kurz nach 3 Uhr früh.
Ich zog die Decke weg und trat ans Fenster. Der Mond war Wolken verhangen. Ich sah wenig von unserem Fenster im ersten Stock des Bauernhauses. Der Gemüsegarten, die Blumenbeete und die Stellplätze der Autos lagen unter uns im absoluten Schwarz der Nacht.
Robert grunzte; war er wach?
Leise ging ich zur Zimmertür, öffnete sie geräuschlos. Auf Fußspitzen tappte ich weiter am Treppenaufgang vorbei. Ich hörte von unten den Pendelschlag der schweren Standuhr. Es gab einen leisen Glockenklang zur Viertelstunde, dann war alles wieder still.
Alles?
Unter dem Türrahmen einer Gästezimmertür schien ein gelber Lichtschein durch. Zimmer Nr. 3. Das war sein Zimmer. Das wusste ich. Kein Laut kam an mein Ohr, doch ich war sicher, dass er nicht schlief. Stille Wasser sind tief! Was machte so ein Typ in einem Rentner-Paradies?
Ich mochte ihn nicht und sollte Recht behalten.
Es gab eine Gemeinschaftstoilette hier im Obergeschoss, eine im Erdgeschoss.
Ich zögerte einen Moment, dann wandte ich mich dem Treppenabsatz zu und schwebte ins Erdgeschoss. Nur nicht diesem Mann zur nachtschlafenden Zeit begegnen.

Ich wachte durch die Sonnenstrahlen auf, die durchs offene Fenster fielen und unsere Bettdecken warm berührten.
„Robert?“
„Ja mein Schatz.“
Ein Blick auf den Reisewecker.
„Müssen wir schon?“
„Ich fürchte ja, mein Täubchen, in zehn Minuten ist die offizielle Frühstückszeit vorbei.“

Sie saßen da aufgereiht wie die Hühner auf der Leiter.
Die Vierzigjährige runzelte die Stirn, als sie uns kommen sah, und befragte mit verzogenem Mund ihre Armbanduhr.
Der junge Mann schlürfte mit leerem Blick an seinem frisch gepressten Orangensaft.
Die jungen Eltern fütterten mit viel „Eiteitei“ ihr Baby, das über und über mit Brei verschmiert war.
„Haben Sie gut geschlafen?“, eilte die Gastgeberin uns entgegen, so als ob unsere unhöfliche Verspätung in ihrem Ferienparadies keine Rolle spielen würde. Ihre Frage war natürlich keine Frage, sondern eine fast flehentliche Bitte, die nur eine Antwort kannte: „Ja natürlich, ganz ausgezeichnet“, gab ich sie, und Robert nickte zustimmend.
„Womit darf ich Ihnen etwas Gutes tun: Kaffee, Tee, eine heiße Schokolade?“, fragte die Gastgeberin unterwürfig.
„Kaffee“, meinten wir beide fast gleichzeitig.
„Und etwas frisch gepressten Orangen- und Grapefruit-Saft?“, flötete die Herrin der Pension.
„Gern.“
Sie flog in die Küche.
Wir setzten uns.
„Haben Sie gut geschlafen?“, fragte ich das Baby-Elternpaar.
Die beiden nickten.
„Die Croissants sind ganz exzellent“, versuchte die Vierzigjährige einen höflichen Einwurf.
„Trauben-Gelee…“, die Gastgeberin war an unseren Tisch zurückgeeilt und deutete auf ein grünliches Marmeladen-Glas, „ganz ohne Kerne.“
„Nein“, tat ich interessiert.
„Doch, ich hole sie einzeln heraus.“ Sie verlor sich in Erklärungen, die niemanden interessierten.
Er hatte Ringe unter den Augen und stützte den Kopf. Übernächtigt ohne Frage. Ich ging in die Offensive, ich wollte es einfach wissen: „Junger Mann, haben Sie die Radiomeldung gehört?“
„Hä?“, seine Stirn runzelte sich fragend.
„Da wurde doch mehrfach gestern und vorgestern von diesen Diebstählen berichtet“, wandte ich mich jetzt, Interesse heischend an die Gastgeberin. „Hier im Loire-Tal sind doch mehrfach heimtückische Diebstähle verübt worden!“ Ich suchte Bestätigung in Jeanne-Maries Gesicht, die nickte leicht zu meiner Freude. Gleichzeitig merkte ich, wie die Pensionsbesitzerin nachdenklich wurde.
„Die Polizei geht von einem geschickten, sportlichen, wahrscheinlich recht jungen Mann aus“, konfrontierte ich den jungen Mann mit meinem Verdacht. Jetzt schaute ich ihn direkt an: „Was halten Sie denn von diesem Verdachtsmoment?“
Das blasse, übernächtigte Gesicht errötete.
„Mireille, Mireille“, tadelte mich Robert, und jetzt an den Mann gewandt: „Meine Frau ist ein großer Fan von Kommissar Maigret. Das Einzige, was sie ihm vorwirft, ist, dass Georges Simenon seine Kriminalfälle nicht origineller gestaltet hat. Meine Frau hätte das mit Leichtigkeit geschafft!“
„Robert!“, fauchte ich meinen Mann an.
„Och, doch, meine Liebe!“, wehrte Robert ab. Das Baby-Ehepaar grinste. Und er fuhr fort: „Du hast einen natürlichen Hang zur Übertreibung!“
„Robert!“, sagte ich jetzt noch lauter.
Ohne mich zu beachten, fragte Robert den Pensionsvater: „Kann ich zahlen, bitte?“
Alle lachten. Robert hatte mich bloß gestellt.
„Kann ich Sie kurz sprechen?“, fragte der junge Mann die Pensionsmutter. Der fühlte wohl Oberwasser, der Schleimer, dachte ich.
Ich ging geknickt ins Obergeschoss, wo ich unser Zimmer leer räumte.
Mit unserem Koffer kam ich wieder in die Eingangshalle und verließ grußlos die Damen und Herren, die sich über mich lustig gemacht hatten.
Robert kam ans Auto nach. Wortlos packten wir das Auto. Doch bevor er den Zündschlüssel drehte, drehte er sich zu mir und gab mir eine dicken Kuss auf den Mund: „Du bist die Größte!“
Ich lächelte.
Er fuhr los. Der Kies knirschte unter den Reifen.
Robert schaute in den Rückspiegel.
„Oh“, sagte er, „die sind aber aufgeregt.“
Ich drehte mich um, schaute nach hinten heraus.
Jeanne-Marie und ihr betagter Ehemann waren aus dem Haus gekommen. Sie gingen, nein sie liefen unserem Auto nach. Die Fäuste wütend in die Luft gerichtet. Rot im Gesicht. Uns irgendetwas nachrufend.
„Du meinst, sie haben etwas gemerkt“, fragte ich Robert.
„Ach, Täubchen, zu spät ist zu spät…“
Ich lachte befreit auf.
„Du warst wirklich toll als hysterische Rentnerin“, beglückwünschte er mich.
„Und du erst“, gab ich das Lob zurück, „als herzkranker Opa.“

Wir fuhren den Feldweg zurück bis zur Landstrasse.
Robert setzte den Winker und erstarrte.
Ein Blaulicht kam auf uns zugeschossen.
„Die Polizei!“, rief ich.
„Ich seh’s“, knurrte er.
„Was machen wir jetzt“, schrie ich in einem Anflug von Panik.
„Vor allem beruhigst du dich jetzt“, zischte Robert.
Dann fuhr er langsam los.
Nach kaum einer Minute hatte uns der Polizeiwagen eingeholt, überholte uns, verlangsamte und zwang uns, stehen zu bleiben.
Einer Bulle sprang heraus und kam zu Roberts Seite.
„Was ist denn, Herr Gendarm!“, fragte mein Mann erstaunt und doch ruhig.
„Routinekontrolle“, murmelte der Mann. „Personalausweis, Wagenpapiere…“
Robert gab ihm die Papiere.
Er entfernte sich.
Als er wiederkam, hatte er sein Handy ans Ohr gepresst und wiederholte: „OK einen Rollstuhl, eine goldene Halskette, ein Diamantring, Bargeld mit mindestens drei hundert Euro-Scheinen.“
„Herr Gendarm, erlauben Sie bitte…“, wollte Robert sich Klarheit verschaffen.
„Bitte verlassen Sie das Auto“, unterbrach ihn der Polizist.
„Wie bitte?“ Robert tat so, als ob er falsch verstanden hätte. Ich begann zu zittern.
„Bitte verlassen Sie Ihr Auto.“ wiederholte der Beamte.
Stumm stiegen wir aus.
Es dauerte eine Stunde. Eine Stunde am Straßenrand. Die drei Beamten durchsuchten alles, nahmen die Sitze heraus, durchsuchten alle Hohlräume des Kofferraums.
Der befehlshabende Inspektor wurde immer schweigsamer.
Nach genau 65 Minuten Schweigen fragte schließlich Robert mit sehr bissiger Stimme: „Haben Sie jetzt gefunden, was Sie suchen, Herr Gendarm?“
Dieser tat so, als ob nichts gehört hätte.
Dann brach er die Suche ab.
Er gab Robert die Papiere wieder und meinte halb enttäuscht, halb sich entschuldigend: „Unser Kollege in Zivil hat uns auf eine falsche Fährte geschickt. Gute Weiterfahrt.“

Wir setzten uns wieder ins Auto.
Robert fuhr los.
„Dein Rollstuhl, den du beim letzten Bruch benutzt hast“, sagte ich.
„Ich weiß.“
„Wir sollten ihn aus dem stillgelegten Fabrikgelände wieder herausholen.“
„Irgendwann mal.“
„Und die Beute von diesmal?“, fragte ich.
„Wo hast du sie denn versteckt?“, war seine Gegenfrage.
„Wie immer um 3 Uhr morgens, nahe am Haus.“
„Wo genau?“
„An der Scheune.“
„In einem Blumenbeet?“
„Ich bitte dich, bei dieser Gärtnerin! Doch nicht in einem Beet!“
„Sondern?“
„Im Kies. Es war ja nicht viel. Nur die goldene Halskette, der Diamantring und das Bargeld.“
„Ich weiß“, wiederholte er.

Zwischen den Hügeln breitete sich das Flussbett aus. Majestätisch durchfloss die Loire das Tal. Alte Dörfer, Kirchen, Burgen flogen an meinem Autofenster vorbei. Sie standen aufgereiht am Flussufer wie bei einem königlichen Empfang. Mir schien, dass sie der Beherrscherin stummen Tribut zollten.

 

Mir gefällt die Geschichte gut. Am Anfang hatt ich gleich den Verdacht, dass das Ehepaar die Täter sind, was aber dann durch das Auftauchen des unbekannten Mannes nicht mehr so klar war. Nur den Satz, dass mit dem Mann was nicht stimmt und sie Recht behalten sollte ist prinzipiell falsch, weil ja mit ihm alles in Ordnung ist.

Ein paar Kleinigkeiten:

Ich finde es unglaubwürdig, dass sie auf das Keuchen ihres Mannes nicht eingeht. Wenn sie die besorgte Ehefrau spielen würde, wäre es vielleicht noch glaubhafter.

dieser Sommer ist ganz anders verlaufen, als ich es mir gewünscht habe.

Klingt vielleicht ein bißchen besser.

Die Sonnenblumen wiegten ihre schweren Köpfe unter der gleißenden Sonne.

Diese hatte schon ihre Gartenhandschuhe abgestreift und streckte ihre Hand vor unter demütigen Entschuldigungen:

Klingt etwas seltsam, vielleicht: Diese hatte schon ihre Gartenhandschuhe abgestreift und streckte ihre Hand unter demütigen Entschuldigungen vor: ?

„Ach, schmecken Ihre Tomaten würzig“, lobte Robert.
„Die kommen aus unserem Garten.“
„Ach nein!“
„Doch, auch der Salat, alles kommt aus unserem Garten.“
Unser Pensionsvater nickte verständnisvoll: „Meine Frau ist sehr stolz auf ihren Gemüsegarten.“
„Sie hat allen Grund dazu, sie hat allen Grund“, bekräftigte ich.

Dieser kurze Dialog bringt die Handlung nicht wirklich weiter und ich denke, dass sich jeder Leser sehr gut vorstellen kann, was da so gesprochen wird, wenn es heißt, dass über das Baby und die gute Küche geredet wird. Hier sollte die Phantasie gefragt sein.

Was machte so ein Typ in einem Rentner-Paradies?

Ist es denn eins? Da ist doch auch eine junge Familie mit Baby.

Dieser tat so, als ob er nichts gehört hätte.

Rumaz

 
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Hallo Urach!

Zur Rechtschreibung: Straßen und grüßen schreibt man mit ß. (Dieser Strassen-Unsinn ist unheimlich weit verbreitet, woher kommt das bloß?)

"Ich bitte Sie, mich zu entschuldigen, dass ich Sie in diesem Aufzug empfange." - Das mich ist zuviel. Mich zu entschuldigen sagt man nur, wenn man weggeht oder den Raum verlässt.

"und mein Mann Robert", ich wies auf Robert," - ... mein Mann Robert." Ich ...

"Eine Schublade stand auf." - Allgemein zum Text: Du fütterst den Leser mit vielen Details. Zu vielen, wenn sie, wie in diesem Beispiel, überhaupt nichts aussagen. Ich persönlich finde das störend. Z. B. auch der Dialog über die Tomaten. Was hat das mit der Geschichte zu tun?

"die Gastgeberin etwas schwülstig; ich befürchtete, dass sie sich etwas zu ernst nahm." - Die Wortwiederholungen solltest du, als erfahrener Autor, auch im Blick haben.

"wohl fühlen" - Neue Rechtschreibung?

"Kurz: ein Empfang" - Nach Doppelpunkt: Groß.

"Beim Abendessen sah ich ihn dann das erste Mal. Ich zog die Augenbrauen hoch, doch Robert beachtete mich gar nicht." - Rein grammatikalisch bezieht sich Robert auf das vorhergehende "ihn".

"Kurz nach 3 Uhr früh" - Bitte! Zahlen ausschreiben.

"Der Mond war Wolken verhangen." - Das passt selbst nach der NR nicht. Mit/von Wolken verhangen oder wolkenverhangen.

"in einem Rentner-Paradies" - Wenn ich richtig gelesen habe, sind deine Protagonisten die einzigen Rentner dort. Oder zählst du das Baby auch dazu?

"und schwebte ins Erdgeschoss." - Da habe ich plötzlich ein Gespenst vor meinem geistigen Auge.

"Ein Blick auf den Reisewecker." - Zwei Personen anwesend. Wer blickt?

"befragte mit verzogenem Mund ihre Armbanduhr." - Ich finde, eine sehr schiefe Formulierung.

"Haben Sie gut geschlafen?", eilte die Gastgeberin uns entgegen" - Nach der wörtlichen Rede: Die Gastgeberin eilte ...
Da sind mehrere solcher Stellen im Text. "Ja natürlich, ganz ausgezeichnet", gab ich sie,"

"Sie flog in die Küche" - Du magst solche Ausdrücke. Ich finde sie (in dem Kontext, in dem sie stehen) unpassend.

"Nein", tat ich interessiert." - Klingt uninteressiert. Vorschlag: "Nein, wirklich?"

"Er hatte Ringe unter den Augen" - Er, wer? Nicht ersichtlich ohne weiterzulesen und nachzudenken.

"bloß gestellt." - NR? Sieht auf jeden Fall sehr unschön aus.

"Einer Bulle sprang heraus" - In Frankreich wäre es ein Flic, nicht wahr?

Zusammenfassend: Ich finde die Geschichte sehr voraussagbar. Du versuchst verkrampft, den Verdacht auf den jungen Mann zu lenken, so daß absolut klar ist, daß er es nicht sein kann! Damit bleiben nur die Rentner. Schade, ich finde nichts Überraschendes in der Story. Im Klartext: Ich finde es langweilig.

Sorry
Chris

Edit: Ich habe noch etwas vergessen: Der Tagebucheintrag. Wozu soll das gut sein? Besonders, da du das Tagebuch nur am Anfang erwähnst. Sonst wirkt der Text nicht wie ein Tagebucheintrag, besonders die Dialoge wird man so kaum im Tagebuch finden.

 

Was ich mich schon bei der Überschrift frage ist, ob hier wohl wirklich das Ferienglück betrogen wurde, oder vielleicht jemand um sein Ferienglück?

 

Hallo Chris und Rumaz,

ich werde mir nächste Zeit nehmen, Eure Detailkritik Punkt für Punkt im Text einzupflegen.

LG
WU

 

Hallo sim,

danke für die Erkennung der sprachlichen Mehrdeutigkeit... das war mein Ziel:
es werden die Leute um ihr Glück betrogen und es wird das Ferienglück (das heisst die massiv dargestellte Ferienstimmung) betrogen, da ausgenutzt.

LG
WU

 

Verbesserungen

Hallo Rumaz, hallo Chris Stone,


ich heb einen guten Teil Eurer Verbesserungsvorschläge übernommen.

Zur inhaltlichen Kritik:

Renterparadies und Details der Erzählung: Die Erzâhlerin ist eine Frau im forttgeschrittenen Alter, die ihrem Tagebuch eine Urlaubsbegebenheit, die sehr viel mehr ist als eine Urlaubsbegebenheit... Das Renterparadies, die heile Welt, das aufgesetzt fröhlich-unbeschwerte Ambiente steht im Widerspruch zu den Einbrüchen, die sich ereignet haben und wiederholen können. Die "offene Schublade" gehört zu den Details, die notwendigerweise dazu gehören. (Der aufmerksame Leser hat mitbekommen, dass in der Schublade das Geld der Herbergseltern war...)

Spannung und Genre: Ich halte es für eine Art von erstrebenswerten Krimi, wenn die Lesespannung nicht nur durch die Anzahl der Stunts und Menge an geflossenem Blut herrührt. - Dass dies eher ein "langweiliger" Agatha Christie-Stil wird als ein Action-Hollywood-Drehbuch, nehme ich gerne in Kauf.

Erzählfähigkeit: Viele kg 's hier auf kg.de sind berichtsmässige Abhandlungen oder an den Leserkopf geknallte Plots ohne Erzählstil. Dass mein Stil nicht jedem gefällt, ist nicht schlimm. Was an meinem Stil nicht gelungen ist, das interssiert mich. - Ein Beispiel sehr gelungenen Erzählens finde ich ist die Geschichte "Das Objekt" von Tamira! Sehr lesenswert!

LG
WU

 

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