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Das Café

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01.01.2005
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Das Café

Das Café


Wie jeden Morgen lief ich an diesem Tag auf den belebten Straßen, aktenbewehrte Frauen und Männer in teuren Anzügen, alte Menschen schoben langsam ihr Wägelchen hinter sich her und waren froh, dass sie von den Jugendlichen nicht umgefahren werden.
Für mich war es der triste Alltag, dem ich täglich ausgeliefert war und wie jeden Morgen ging ich in das Café nahe meiner Arbeitsstelle. Ich war Wissenschaftler von Beruf und verdiente nicht schlecht, doch in der heutigen Welt ist es schon beinahe unmöglich noch Auto zu fahren.
Mein Apartment war keine drei Blocks entfernt und so würde sich ein Auto eh nicht lohnen. Etwas genervt stieß ich die Tür zu dem kleinen Café auf, der Geruch nach frisch gebrühten Kaffee stieg mir in die Nase, die Tische an den Fenstern waren alle besetzt und im Raum herrschte ein dröhnender Lärm, sodass ich am liebsten wieder umgedreht wäre. Die Sonne kämpfte sich über die Dächer der Stadt und der Morgen kündigte sich mit einem blassblauen Himmel und kühlen Temperaturen an.
Ich blickte platzsuchend über die Menge und entdeckte einen freien Platz neben einem Mann an den Tresen, der einen grauen, etwas ausgewaschenen Anzug trug. Hastig setzte ich mich, denn von neuem stieß die Tür auf und eine Schar Frauen betraten tratschend das Café.
Ich würdigte dem Mann neben mir keines Blickes, er mir auch nicht, er schien in seine Zeitung vertieft zu sein, denn immer wieder hörte ich das Rascheln der bedruckten Seiten und der Geruch des Papiers lag leicht in der Luft.
Nachdem ich einen Expresso bestellte hatte, lehnte ich mich leicht zurück und blickte, wie jeden Morgen, durch ein Fenster zu meiner Linken. Mich interessierte es, wer daran vorbeiläuft, wollte die Gedanken der Menschen zu gerne wissen und schmunzelte, wenn jemand mit einer etwas verwirrten Miene vorbei ging.
Schließlich wandte ich mich wieder meinem dampfenden Getränk zu und in meiner Unachtsamkeit, stieß ich die weiße Porzellantasse um. Der brühende Inhalt ergoss sich über das Jackett des Mannes neben mir. Mir war das so sehr peinlich, dass ich anfing zu stottern und meine Wangen sich erröteten.
„Au!“, schrie der Mann vor Schmerz und hob seine Zeitung, sodass ich sein Gesicht sehen konnte. „Sind Sie verrückt?“, faucht er erbost und schnappt sich die Servierte, die unter meiner Untertasse klemmte.
Ich erkannte die Stimme, erkannte das Gesicht, auch wenn es im Laufe der Zeit mit Bartstoppeln übersäht wurde. Es war mein ehemaliger Klassenkamerad, der, der mich meist peinigte und mich bis auf die Knochen blamierte, mich auslachte, weil ich nicht so war wie er.
„Steini?“, fragte der Mann mich, ich blickte ihn verwirrt an. So hatte mich niemand mehr genannt, seit ich aus der Schule draußen war und ich dachte nicht, dass er diesen Namen noch kannte. Ich lächelte etwas schüchtern und antwortete mit einem knappen „Ja!“ Mein Herz pochte vor Erregung, meine feinen Härchen stellten sich auf, ein leichter Schauer lief mir über den Rücken und ließ mich leicht zittern.
„Wie geht’s dir so?“, fragte ich weiter.
„Och, ganz gut“, antwortete er und wandte sich seinem Fleck zu, der sich inzwischen in den Stoff gesogen hat.
„Tut mir Leid!“, sagte ich und schaute auf den hellbraunen Tresentisch.
„Ja, schon gut. Ich wusste ja, dass du so tollpatschig bist. So unnütz wie immer!“, er lachte. Seine Stimme ist dunkler geworden, noch verbitterter und ein schwarzer Schatten schien auf seiner Seele zu liegen. Warum lässt er seinen Groll immer noch an mir aus?
Zorn kroch meine Kehle herauf, doch ich schluckte ihn herunter. ‚Nur ruhig bleiben’, beruhigte ich mich in Gedanken, aber auf was war ich sauer? Darauf, dass schon am ersten Schultag ausgetestet wurde, wie weit meine Klassenkameraden gehen konnten, mit ihren Spielchen? Mir war es klar, dass ich nie in die Gruppe kommen würde, die „cool“ war, denn schon eine Woche später bildeten sich die Grüppchen. Sie teilten „cool“ von „uncool“, intelligent von dumm und zwischen den Gruppen brach der Wortkrieg aus. Doch schon bald formierten sich die Banden neu und der, der das Sagen hatte, wechselte. Neue Schüler kamen in die Klasse und zerstörte das Bild von neuem, brachte Unruhe und Gewalt. Aber zu spät begriffen wir, dass es nicht so schlimm ist, miteinander zu leben. Die Kriegsaxt wurde begraben und ein zeitweiliger Frieden herrschte. Auf was war ich also zornig?
„Wie erging’s dir in den letzten Jahren?“, fragte ich ihn.
„Och, hab ne Freundin und arbeit als Makler!“ Erneut stieg Zorn in mir auf, der sich mit Neid vermischte und ich ein völlig neues Gefühl empfand. Wie konnte es kommen, dass er einen besseren Beruf als ich hatte? Ich war doch der Streber der Klasse gewesen, ich war der, der sich fast nie gegen Wortangriffe wehrte, ich war der, der die üble Akne hatte, die sich wie ein Netz über mein Gesicht gespannt hatte. Ich verstand es nicht.
„Bitte? Makler? Aber ...“, ich geriet ins Stottern und das hasste ich an mir. Nicht nur, dass ich lispelte, nein, ich stotterte auch noch. Selbst das war für sie ein Grund, mich zu mobben. Wie ich es hasste und ich konnte noch nicht einmal etwas dafür!
Ich überspielte den Moment mit einem gezwungenen Grinsen. Sein markant geformtes Gesicht hatte sich in den Jahren nicht verändert. Der lange Schmiss zierte noch immer seine rechte Wange und dieses Listige in seinen Augen war noch immer wie ein Schwertstrich.
Er lachte. ‚Über mich?’, schoss es mir in den Kopf, aber ich verdrängte den Gedanken genauso schnell, wie er gekommen war.
„Tja“, seufzte er. „Du bist bestimmt Biologe geworden. Oda?“
„Ha ja“, antwortete ich, dann schwiegen wir uns an.
„Unsere Klasse war schon was gestörtes“, fügte er zu seinem Seufzer hinzu und ballte seine Hände. Ich erschrak etwas.
„Ich hab gehört, du wurdest mal beim Diebstahl erwischt?“, fragte ich, um einen Konter zu starten.
„Nein, das war Marius!“
„Oh“, ich war etwas überrascht.
„Bist du noch mit ihm befreundet?“, hakte ich nach.
„Nö.“ Etwas ekelhaftes lag in seiner Stimme, das die Luft stickig werden ließ und ich das Bedürfnis empfand, aufzuspringen und das Café zu verlassen, aber er war es, der erschrocken aufstand und zur Tür eilte.
„Ich muss zur Arbeit!“, rief er noch, als er die Türe aufschlug und ein kalter Lufthauch in das Zimmer kam. ‚Komisch’, dachte ich. ‚Seit wann steht er auf Pünktlichkeit?’
Seit langem habe ich versucht, die schrecklichen Erinnerungen an meine Schulzeit zu verdrängen, aber die Narben waren zu tief, als dass sie je wieder verheilen. Ich konnte nicht davon reden, dass ich ihn hasste, aber gemocht hatte ich ihn auch nie. Es war immer ein Wechsel und ich pendelte hin und her.
Der heutige Tag, die Gedanken daran verfolgten mich bis in meine Träume und als ich am nächsten Morgen in das Café kam, stellte ich etwas erleichtert fest, dass mein Dasein in den tristen Alltag zurückfand.

 

Hallo Stoni,

eigentlich eine sehr traurige Geschichte.

Ein Mann, der während seiner Schulzeit von seinen Mitschülern gemobbt und gehänselt wird wegen Dingen, für die er nicht einmal etwas kann.
Leider ist das ja der Alltag auf deutschen Schulen, denn Kinder können sehr grausam und Kinder in einer Gruppe viel grausamer sein.
Dieser Mann begegnet also seinem Jugendfreund, fühlt sich wieder an die alte Zeit erinnert und fällt wieder in das gleiche Muster.

Leider hat mir die Geschichte nicht wirklich gefallen.
An manchen Stellen ist mir dein Schreibstil zu unbeholfen, so als hättest du ihn sehr schnell geschrieben und nacher nicht mehr richtig Korrekturgelesen. Einige Sätze könntest du mühelos kürzen, was dann auch das Lesen viel angenehmer machen würde.

Deine Charaktere sind mir leider nicht wirklich authentisch vorgekommen. Im ersten Moment hasst dein Prot. seinen alten Schulfreund, dann ist er "erregt" weil er mit ihm spricht, freut sich nahezu und am Ende hasst er ihn wieder.
Natürlich gibt es diese "Wechselbäder" der Gefühle, aber solche solltest du auch für den Leser nachvollziehbar machen.

Hier noch einige Textanmerkungen:

Wie jeden Morgen lief ich an diesem Tag auf den belebten Straßen, aktenbewehrte Frauen und Männer in teuren Anzügen, alte Menschen schoben langsam ihr Wägelchen hinter sich her und waren froh, dass sie von den Jugendlichen nicht umgefahren werden.

wurden

Ich blickte platzsuchend über die Menge und entdeckte einen freien Platz neben einem Mann an den Tresen, der einen grauen, etwas ausgewaschenen Anzug trug.

Die Wortwiederholung stört mich ein bißchen.

Ich würdigte dem Mann neben mir keines Blickes, er mir auch nicht, er schien in seine Zeitung vertieft zu sein, denn immer wieder hörte ich das Rascheln der bedruckten Seiten und der Geruch des Papiers lag leicht in der Luft.

mich

Es war mein ehemaliger Klassenkamerad, der, der mich meist peinigte und mich bis auf die Knochen blamierte, mich auslachte, weil ich nicht so war wie er.

Zeitfehler. Ich glaube es muss heißen: Es war mein ehemaliger Klassenkamerad, der mich meist gepeinigt, auf die Knochen blamiert und mich ausgelacht hatte, weil ich nicht so war wie er.

Mein Herz pochte vor Erregung, meine feinen Härchen stellten sich auf, ein leichter Schauer lief mir über den Rücken und ließ mich leicht zittern.

Ich bin mir nicht sicher, ob "Erregung" an dieser Stelle wirklich das richtige Wort ist.

Darauf, dass schon am ersten Schultag ausgetestet wurde, wie weit meine Klassenkameraden gehen konnten, mit ihren Spielchen?

Etwas umständliche Satzstellung meiner Meinung nach - Vorschlag: Darauf, dass schon am ersten Tag ausgetestet wurde, wie weit meine Klassenkameraden mit ihren Spielchen gehen konnten.

Neue Schüler kamen in die Klasse und zerstörte das Bild von neuem, brachte Unruhe und Gewalt. Aber zu spät begriffen wir, dass es nicht so schlimm ist, miteinander zu leben.

zerstörten

LG
Bella

 

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