Was ist neu

Thema des Monats Das Christkind

Mitglied
Beitritt
20.11.2005
Beiträge
10

Das Christkind

Der Kaffee schmeckte wie abgestandenes Leitungswasser mit einem deodorantähnlichen Nachgeschmack.
Fabian stellte den Becher mit einem angewiderten Blick auf den Automaten und ging zurück in den Aufenthaltsraum. Am zweiten Adventsonntag zu arbeiten war furchtbar. Nicht wegen der Tatsache, dass in zirka zwei Wochen der Geburtstag des Erlösers gefeiert wurde, sondern weil er gerade jetzt mit irgendeiner billigen Schlampe, die man überall in den Clubs in ganz Wien findet, im hinteren Teil seines Busses ficken hätte können. Ein Sonntag wie jeder andere.
Er zog den Bund an seiner Hose fest und machte sich auf dem Weg zu Station 14 im obersten Stock.
„Fabian! Warte mal kurz, bitte!“ schrillte eine Stimme aus der Tür neben dem Fahrstuhl.
Ach du Scheiße.
„Hallo Nina.“
„Heute entwischt du mir aber nicht.“ Ein Lächeln.
Bitte nicht.
„Heute nach Dienst? Ist das okay für dich?“
Verschwinde. Bitte verpiss dich.
„Ich weiß nicht. Es kann sein, dass ich morgen früh noch was für den Kurs lernen muss. Kann ich dir später noch Bescheid sagen?“
Das vorgetäuschte Lächeln, zu dem er sich zwang, zerrte so an den Muskeln in seinem Gesicht, dass es nach einer Sekunde schon an Ausdruck verlor.
Nina war eigentlich ein recht gut aussehendes Mädchen für eine Übergewichtige Mittzwanzigerin, die sich wahrscheinlich die Schuhe nicht selbst zubinden konnte.
Nur ihre Zähne. Ihre gottverdammten Zähne.
Mit diesen Hauern, die fast waagrecht aus ihrem Mund standen, konnte man eine Thunfischdose öffnen ohne ihre Lippen zu berühren oder den Zahn zu beschädigen. Das wiederum war auf die Tatsache zurückzuführen, dass ihre gelblichen Beißer von einer Schmelzschicht umgeben waren, mit der man ein Brot streichen konnte.
„Gut. Ich komm dann später noch mal rauf zu dir. Bist du jetzt auf der 14?“, riss sie ihn aus seinen Gedanken.
„14. Ja, genau. Da geh ich jetzt hin.“
Mit einer Umarmung, die ihn in die Tiefen ihrer Fettwülste zog – die Schwerkraft machte auch vor ihren voluminösen Oberarmen nicht halt - verabschiedeten sie sich und gingen ihren Aufgaben nach, die die Nacht im Krankenhaus für sie bereithielt.

Das Krankenhaus war eigentlich nur ein Lazarett, das wahrscheinlich den ersten Weltkrieg überstanden hatte und von den staatlich geprüften Hygieneberatern als „ordentlich“ eingestuft wurde. Die asspestverseuchten Wände und die veralterten Geräte wurden mit Vorsatz ignoriert.
„Dann wollen wir mal wieder Captain Blaubärs Geschichten lauschen“, flüsterte er mürrisch in den neonbeleuchteten Gang und ärgerte sich ein wenig, dass niemand seinen lustigen Kommentar gehört hatte.
Alles war vollkommen ruhig.
Nur aus der Kinderabteilung waren die dumpfen Gesänge des Nikolaus und seiner Engel hörbar, die, wenn sie nicht gerade die Kinder im Krankenhaus beschenkten, auf Studentenfesten ihre Hände, in denen sich jetzt die fein säuberlich verpackten Geschenke befanden, in alles Mögliche steckten.
Mit einer zittrigen und recht unkontrollierten Handbewegung drückte er den verchromten Knopf an der Wand um den Aufzug zu holen.
Die Aufzugtür hatte sich noch nicht zur Gänze geöffnet, als schon das immer fröhliche Gezeter von Roland durch den Spalt zischte und ihn wieder aus seinen Gedanken, die eigentlich nur in einer riesigen Halle mit wattierten Wänden von einer Seite zur andern sprangen, riss.
„Da oben hat jemand ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk für Tommy abgeben.“
„Leatherface Tommy?“
Sein eigentlicher Name war Thomas Eichinger, aber durch einen recht blutigen Zwischenfall in seiner Zeit als Turnusarzt wurde er nur noch mit dem Schlächter aus Texas Chainsaw Massacre verglichen.
„Nein. Swiffer Tom.“
Die Pfleger hatten viel Zeit und es gab genügend „Nicht-Pfleger-Geschöpfe“ im Gebäude, die Ziel ihrer verbalen Attacken wurden. Und in den kreativen Sekunden, die ihnen ihre Kaffeepausen bescherten, verteilten sie Spitznamen aus der Film und Fernsehkiste.
„Der alte Egger hat seiner Darmfunktion eine Weihnachtspause gegönnt und das Resultat liegt jetzt als kleines Geschenk für die Putzkolonne im Gang.“
Fabians Augen begannen zu leuchten. Diese Gehässigkeiten waren das Einzige, das den öden Nachtdienst etwas auflockerte.
„Darf ich es ihm sagen?“, fragte er mit einem gespielt kindischen Ton, als würde er seine Mutter um einen Schokoriegel an den mit Süßigkeiten befüllten Regalen an der Kassa eines Supermarkts fragen.
„Ich hab’s im schon mitgeteilt“, lächelte Roland.
„Arschloch.“
Ein kurzes aufschallendes Gelächter erhellte den trüben Gang. Fabian stieg in den Lift und machte noch eine Schussbewegung mit vorgestrecktem Zeigefinger.

Die Luft in diesem engen Raum war stickig und roch nach Desinfektionsmittel.
Auf Station 14 roch es nicht viel anders. Zum sterilen Geruch der Gänge drängte hie und da aus einem der Zimmer der Geruch von alten Menschen. Denn alte Menschen – speziell solche, die sich nicht mehr so einwandfrei bewegen können, in einem Krankenhaus – produzieren einen Eigengeruch, der dem eines vier Wochen alten, „sonnengereiften“ Käsebrötchens mit Butter gleicht. Natürlich war es alles nur eine Frage der Zeit bis man sich als Pfleger, der ständig Köperflüssigkeiten aufwischte oder wund gelegene Stellen reinigt, an den Geruch gewöhnte und ihn als alltäglich wahrnahm. Trotzdem schlich sich jedes Mal eine leichte Übelkeit ein, wenn er auf Station 14 den Gang zum Schwesternzimmer ging. Die süßlich – sauren Düfte aus einigen Zimmern sangen eine Arie auf die letzte Tage des Patienten, schwollen zu einem Forte an und begleiteten die Nasen des unfreiwilligen Publikums, wenn sie weit genug entfernt waren, sphärisch begleiteten bis sie irgendwann vollkommen verstummten.
Fabian öffnete die Tür zu Zimmer 12.
„Guten Abend, Herr Benning.“
„Einen wunderschönen Guten Abend“, meldete sich der bandagierte Klumpen auf dem Krankenbett. Ein Gesicht, aus dem die Worte entsprangen, war nicht erkennbar, so wie der Rest des Köpers war auch der Kopf vollkommen mit weißen Bandagen eingewickelt, die an manchen Stellen gelbe Flecken bekommen hatten. Die Beine und der linke Arm waren nicht eingewickelt. Sie lagen wahrscheinlich im Keller des Krankenhauses.
Neben der Pathologie war ein Raum, in dem die ganzen amputierten Gliedmaßen und entfernten Organe entsorgt wurden. Herr Bennings linke Hand vergnügte sich vermutlich gerade zwischen Wurmvorsätzen, Leberteilen und Stücke anderer Innereien oder spielte Dame mit den drei Fingern von Herr Devescovi aus Zimmer 23.
„Einen fröhlichen zweiten Advent.“
„Danke, das wünsch ich Ihnen auch Herr Benning.“
Mit einem kräftigen Ruck riss Fabian den Verband vom Stummel, der früher die Verbindung zwischen Arm und Schulter herstellte.
Benning stöhnte.
„Es ist gleich vorbei“, sagte Fabian einfühlsam und umwickelte den zusammengenähten Schultermuskel mit einem neuen Verband. Obwohl er den Job im Krankenhaus eigentlich hasste, sorgte er sich liebevoll um die Patienten. Zumindest um die, die er mochte.
„Glauben Sie, dass Gott mich für meine Großzügigkeit belohnt, wenn ich sterbe?“
Diese Frage überraschte Fabian nicht, weil er in den Krankenzimmern oft mit solchen und noch viel absurderen Fragen konfrontiert wurde.
„Ich bin mir sicher, Herr Benning.“
„Ich liebe es Menschen mit kleinen Geschenken Freude zu bereiten.“
„Und ich bin sicher, dass die Menschen ihre Geschenke zu schätzen wissen“, gab er geistesabwesend zurück. Diese Unterhaltung war Krankenhaus-Smalltalk, den man als Pfleger einfach über sich ergehen lassen musste.
„Aber jetzt konzentrieren Sie sich zuerst mal auf sich und werden gesund, dann können Sie wieder an andere Menschen denken.“
Benning redete normalerweise nicht viel. Als er vor drei Wochen eingeliefert wurde, sagte er kein Wort. Er stöhnte nur vor sich hin, wie eine verreckende Katze. Keiner der Ärzte und Psychologen konnte den Grund erörtern, warum Benning seine Extremitäten, außer seiner rechten Hand, sowie Teile des Gesichts derart verstümmelt hatte. Die Rettungssanitäter hatten ihn auf Grund eines anonymen Anrufs in einer Gasse unter einem Stück Wellblechdach gefunden. Er hatte viel Blut verloren und die Ärzte kämpften in einer 32-stündigen Operation um sein Leben, das sie auch retten konnten. Nur für die verstümmelten Reste seiner Gliedmaßen, seine Nase und Teile seiner Brustmuskulatur konnten sie nichts mehr tun.
Er hatte eine Brieftasche bei sich gehabt, in der man seine Sozialversicherungskarte, verschiedene Ausweise und ein paar Münzen Kleingeld fand. Obwohl er voll versichert war, lebte er auf der Straße.
„Weihnachten ist mein Fest. Die Zeit des Schenkens und der Nächstenliebe“, flüsterte der mumifizierte Rumpf und man konnte hören, dass er lächelte.
„Wissen Sie, ich habe mich schon immer über die Freude anderer Menschen gefreut. Schon als ich zur Schule ging, hatte ich viele Freunde, die ich großzügig beschenkt habe. Und dafür liebten sie mich.“
In the garden of eden baby…
Der Song hallte schon den ganzen Tag durch seinen Kopf und ließ ihn nicht los.
„Das freut mich für Sie, Herr Benning.“
„Ich habe mein ganzes Taschengeld ausgegeben, nur um anderen Menschen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Zu wissen, dass ich einen Menschen glücklich gemacht habe, ist das schönste für mich.“
In the garden of eden…
Der letzte Verband war gewechselt und Fabian begann die alten, mit Eiter durchtränkten Mullbinden in den Müllsack zu stopfen, den er mitgebracht hatte.
“Ich habe viel Geld gespendet und viele Hilfsorganisationen unterstützt. Irgendwann habe ich angefangen vollkommen fremden Menschen auf der Straße Geld zu geben. Zuerst waren sie überrascht, wussten nicht wie sie die Situation einschätzen sollten. Doch dann haben sie sich gefreut. Alle haben sich gefreut.“
Fabian reimte sich aus den Wortbrocken, die er unterbewusst aufgeschnappt hatte, den Kontext der Geschichte zusammen und wurde hellhörig.
„Rumpfi ist das Christkind“, kam es ihm in den Sinn und er musste ein Lachen unterdrücken.
„Haben Sie deshalb kein Geld um sich eine Wohnung leisten zu können?“
Benning manövrierte seinen Körper in eine aufrechte Sitzposition und atmete tief ein.
„Ich hatte eine Wohnung.“ Seine Stimme klang überraschend fröhlich, trotz der Traurigkeit, die in seinen Worten lag.
„Aber irgendwann konnte ich sie mir nicht mehr leisten. Die Menschen verlangten immer mehr um glücklich zu sein.“
Die Tatsache, dass der ansonsten so schweigsame Rumpf plötzlich sehr redselig wurde, spornte Fabian an, nachzuhaken.
„Haben Sie denn keine Verwandten, bei denen Sie wohnen können?“, fragte er, während er sich einen Stuhl von der Sitzecke im Zimmer holte und ihn neben das Bett stellte.
„Wissen Sie, ich war ein viel beschäftigter Mann und viel unterwegs. Meine Familie hat sich von mir abgewandt, aber auf die habe ich nie besonders viel Wert gelegt. Und ich hatte so viele andere Menschen, die durch meine Hand zu glücklicheren wurden. Außerdem habe ich nie ein wirklich persönliches Geschenk für meine Eltern gefunden und so hab ich es irgendwann aufgegeben danach zu suchen. Irgendwann habe ich so viele Menschen glücklich gemacht, dass ich mich jedes Jahr der Zwang überkam die Welt ein kleines Stück zu verbessern und die guten Christen zu belohnen.
Ich finde man sollte nicht irgendwas schenken. Es muss etwas Persönliches sein.
Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?“
„Keine Ahnung. Ich habe nie besonders viel Wert auf Geschenke gelegt“, gestand Fabian und rückte den Stuhl näher ans Krankenbett.
„Dann haben Sie noch nie ein gutes Geschenk bekommen.“
„Vielleicht.“
So schnell wie sein Interesse an den Geschichten des alten Mannes gekommen war, hatte es sich wieder verflüchtigt.
In the garden of eden, begann es wieder in seinem Kopf zu summen.
„Es tut mir leid Herr Benning, aber ich muss wieder weiter. Ich habe noch eine Menge Arbeit“, log er und ging in Richtung Tür.
„Bis morgen früh.“
„Danke für dieses nette Gespräch, und einen fröhlichen zweiten Advent“, hörte er die Stimme von Benning als er schon im Gang stand und das Lysoform wieder in seine Lungen sog.

Er hatte wirklich noch viel zu tun. Er musste ins Erdgeschoss fahren, sich einen Kaffee aus dem Automaten holen, dann wieder in den zweiten Stock um im Aufenthaltsraum eine Zigarette zu rauchen. Er musste mit Roland über die verfluchten Ärzte in diesem Krankenhaus sinnieren und die Sekunden zählen bis seine Schicht zu Ende war.
Als er seine Zigarette fertig geraucht hatte und Roland nach dreißig Minuten immer noch nicht aufgetaucht war, legte er sich auf das Bett im Aufenthaltsraum und schlief ein.
Um halb sechs wurde er durch das Knacken der Türschnalle geweckt und Roland stand in der Tür.
„Scheiße, Scheiße. Fabs, bist du wach?“, kreischte er hysterisch in den spärlich beleuchteten Raum.
„Jetzt ja.“
„Der Kerl aus Zimmer zwölf ist tot.“
„Aha.“
Die Pfleger hatten normalerweise eine sehr distanzierte Beziehung zu den Patienten. Die Arbeit würde einen auffressen, wenn man die Einzelschicksale zu nahe an sich heranlassen würde.
Benning, schoss es ihm in den Hinterkopf.
Als hätte er einen Stromschlag bekommen, fuhr Fabian mit einer zuckenden Bewegung auf, wackelte zwei Schritte auf die Tür zu - sein Kreislauf war noch auf Sparflamme gestellt und hielt sich am Türrahmen fest.
„Ist das Benning?“, fragte er, sichtlich mit Rolands Hysterie angesteckt.
„Keine Ahnung wie der Typ heißt, aber der ist einfach so verblutet und niemand hat es mitbekommen.“
Fabian stieß Roland auf die Seite und rannte die Treppen hinauf in den fünften Stock. Station 14.
In einem Krankenhaus sterben jeden Tag Menschen und nie hatte er sich irgendwie betroffen gefühlt, aber diesmal war es anders. Benning, der mysteriöse Rumpf aus der Gosse, hatte einen ganz stabilen Eindruck gemacht. Er war der Letzte, der mit ihm gesprochen hatte. Fabian konnte sich nicht vorstellen woran er gestorben sein sollte.
Er riss die Tür zu Zimmer 12 auf und keuchte wie ein übergewichtiger Mann Mitte 60, der einen Halbmarathon gelaufen war.
Im Raum befanden sich drei Schwestern und zwei Ärzte, die in einem Meer aus Rübensaft „Hollyday on Ice“ aufführten. Der ganze Boden war über und über mit Blut bedeckt, das definitiv aus der unteren Hälfte von Benning Körper kam – eine Wunde zu lokalisieren war nicht möglich. Er hatte als Pfleger in dieser Einrichtung schon einiges erlebt und gesehen, aber das übertraf selbst seine Vorstellungen. Niemals hätte er gedacht, dass ein Mensch so viel Blut verlieren kann, geschweige denn in sich hat.
Rumpfi wird dieses Jahr keine Geschenke an die Kinder verteilen, schrie das kleine Männchen, das keinerlei Mitgefühl besaß, in seinem Hinterkopf, während er mit einem Brechreiz zu kämpfen hatte.
Die Ärzte schrieben ihre Berichte und die Schwestern hatten schon begonnen die Schweinerei aufzuwischen. Nina kniete am Boden und wischte mit einem dunkelroten Lappen das Blut auf. Heute würde sie sicher kein Treffen mehr wollen. Bei ihrer Gesichtsfarbe und dem geschockten Ausdruck ihrer Augen würde sie eher nach zwei bis drei Valium verlangen.
Er musste raus hier. Benning war kein Freund, nicht einmal etwas, das man als Bekannten hätte bezeichnen können, aber trotzdem ging ihm dieser Tod an die Nieren.
Zigarette! schrie sein Unterbewusstsein.
Das schien ihm eine gute Idee.
Mit weichen Knien und dem stetig abflauenden Gefühl der Übelkeit im Magen wankte er zurück ins Aufenthaltszimmer im zweiten Stock.
Roland saß auf dem Tisch und erzählte den anderen Pflegern wie ein Märchenerzähler von den Ereignissen in der Nacht.
Als sich Fabian ein Glas Wasser holen wollte, fiel sein Blick auf ein kleines Packet neben dem Waschbecken.
Es war mit rotem Geschenkspapier eingepackt und mit einer kleinen gelben Schleife verziert. Auf der Karte, die draufgeheftet war, stand in großen Buchstaben: FABIAN STEINER. Er drehte sich zu seinen Kollegen um, doch keiner von ihnen schenkte ihm Beachtung, sie lauschten nur der mit einigen blutigen Details ausgeschmückten Geschichte von Roland.
Geistesabwesend öffnete Fabian den Deckel. Er fühlte sich nass und kalt an.
Es war auch kein rotes Geschenkspapier, wie er nach genauerer Betrachtung feststellen musste, sondern eine Mullbinde.
Der Inhalt ließ sein Blut in den Adern stocken.
„Einen fröhlichen zweiten Advent“, stand auf der Karte die neben dem blutverschmierten Penis lag. Die Mullbinden, mit der die Schachtel ausgelegt war hatte sich wie die Verpackung ebenfalls mit Blut voll gesogen.
Die Krönung der Dekoration dieses einmaligen Geschenks bildete Bennings Harnröhre, die zu einer liebevollen Masche gebunden, auf dem Deckel klebte.
„Rumpfi war ja wirklich das Christkind“, brabbelte er speichelspuckend, einem Zusammenbruch nahe vor sich hin, bevor er sich ins Waschbecken übergab.

 
Zuletzt bearbeitet:

Anmerkung wegen Umbenennung: Diese Geschichte gehört zum TdM Dezember - Besondere Geschenke.

asspestverseuchten
asbestverseuchten

Die Geschichte lässt sich flüssig lesen und ist ganz unterhaltsam, aber am Ende wird's zu sinnlos blutig. Viel Blut alleine macht noch keine gute Horrorgeschichte. Es leuchtet mir auch nicht ein, wie jemand sich seinen Penis abtrennen und aus seiner eigenen Harnröhre eine Schleife basteln kann, noch dazu wenn er einbandagiert ist und ihm ein Arm abgetrennt wurden. Aber vielleicht habe ich ja die Geschichte auch nicht verstanden.

Fabians Charakter hast du jedenfalls detailliert hinbekommen.

Seaman

 

asspestverseuchten
das ist mir jetzt ein klein wenig peinlich.

danke für deine schnelle kritik und ja sie ist absichtlich blutig, weil ich grad "Fleisch" (die Kurzgeschichtensammlung vom Eldur- Verlag) gelesen hab und das einfach mal probieren wollte, hat aber nicht wirklich funktioniert.
vielleicht wirds im Januar besser. :(

danke noch mal.
lg
alex

 

weil ich grad "Fleisch" (die Kurzgeschichtensammlung vom Eldur- Verlag) gelesen hab und das einfach mal probieren wollte,
Na, da gibts doch schon mal einen dicken Sympathiepunkt!:D

Moin MoCO.

Ich zitiere zunächst mal ein bisschen:

Die süßlich – sauren Düfte aus einigen Zimmern sangen eine Arie auf die letzte Tage des Patienten, schwollen zu einem Forte an und begleiteten die Nasen des unfreiwilligen Publikums, wenn sie weit genug entfernt waren, sphärisch begleiteten bis sie irgendwann vollkommen verstummten.
Sehr schön! :thumbsup:
meldete sich der bandagierte Klumpen
:rotfl: Ich schrei mich weg ...
Die Beine und der linke Arm waren nicht eingewickelt. Sie lagen wahrscheinlich im Keller des Krankenhauses.
So, den noch, dann ist Schluss.

Also, zunächst ein dickes Kompliment an deinen schwarzen Humor. Gefällt mir.
Dein Schreibstil ist sicher und routiniert.
Der Plot: naja, bis es "losgeht" zieht er sich ein wenig schleppend. Ich denke mal, du wolltest Fabian charakterisieren, doch musst du aufpassen, dass die Dinge, die ihm passieren nicht zuu eintönig werden.
Die Sache mit der dicken Frau am Anfang (fand ich persönlich unnütz und langweilig, obwohl ich es ansatzweise mit Lukas´ "Der Fleischer und sein Fleisch" assoziierte. Aber nur im ganz, ganz kleinen Ansatz!

Insgesamt: Potential, in die Splatterschiene abzurutschen, ist durchaus vorhanden (soll jetzt übrigens ein Kompliment sein :D ). Deshalb empfehle ich: Immer weiter machen, man munkelt ja in Fachkreisen, es soll vielleicht irgendwann einmal ein "Fleisch 2" erscheinen ... (vielleicht auch nur in meiner kranken Fantasie)

Ich freu mich auf dein nächstes Werk!

Gruß! Salem

 

Hi Moco!

Das Krankenhaus war eigentlich nur ein Lazarett, das wahrscheinlich den ersten Weltkrieg überstanden hatte und von den staatlich geprüften Hygieneberatern als „ordentlich“ eingestuft wurde.
hehe

Und in den kreativen Sekunden, die ihnen ihre Kaffeepausen bescherten, verteilten sie Spitznamen aus der Film und Fernsehkiste.
Film- und Fernsehkiste

Natürlich war es alles nur eine Frage der Zeit bis man sich als Pfleger, der ständig Köperflüssigkeiten aufwischte oder wund gelegene Stellen reinigt, an den Geruch gewöhnte und ihn als alltäglich wahrnahm.
reinigte
Trotzdem schlich sich jedes Mal eine leichte Übelkeit ein, wenn er auf Station 14 den Gang zum Schwesternzimmer ging.
einschleichen in Zusammenhang mit Übelkeit? Ich weiß nicht, ob das passt. Vielleicht: Trotzdem stellte sich jedes Mal eine leichte Übelkeit ein. (?)

Er war der Letzte, der mit ihm gesprochen hatte. Fabian konnte sich nicht vorstellen woran er gestorben sein sollte.
das weiß er doch gar nicht

Der Schluss ist, wie bereits vom Seaman angesprochen, ein wenig merkwürdig. Wie das funktioniert, kann ich mir beim besten Willen auch nicht vorstellen. Ich bin kein Fan von Blut oder Gedärmen, deshalb kann mich das auch nicht sonderlich reizen.

Aber lässt man das außen vor, muss ich gestehen, dass es mir wirklich großen Spaß gemacht hat, die Story zu lesen. Dein Stil ist flüssig, die Charakterisierung Fabians funktioniert und obwohl man ihn nicht leiden kann, ist man doch auf sein Schicksal gespannt.
Also, alles in allem hat es gut gefallen!


Liebe Grüße,
Tamira

 

Einen wunderschönen, guten Abend,

Zunächst mal danke für eure Kritik und die aufbauenden Worte. Das motiviert sehr sich selbst zu verbessern und an den Geschichten zu arbeiten.
... sprich... ich freu mich.

@ Salem
Danke für dein Lob, das treibt mein Ego in kosmische Höhen.

obwohl ich es ansatzweise mit Lukas´ "Der Fleischer und sein Fleisch" assoziierte
muss ich leider (oder komischerweise) zugeben, dass ich mich von dieser Figur irgendwie hab beeinflussen lassen. Wie genau weiß ich leider selbst nicht.
Aber prinzipiell stimme ich dir zu mit dem Auftauchen dieser Frau:
Die Sache mit der dicken Frau am Anfang (fand ich persönlich unnütz und langweilig

Immer weiter machen, man munkelt ja in Fachkreisen, es soll vielleicht irgendwann einmal ein "Fleisch 2" erscheinen ...
...ab jetzt versuch ich mich ja nur noch als Splatterautor. :D

@Tamira
Auch dir ein herzliches Dankeschön für die Kritik.
Diese Fehler sind mir unangenehm, weil ich sie eigentlich tunlichst vermeiden will, aber irgendwie krieg ich sie nie ganz weg.
Den Schluss habe ich absichtlich so gewählt (obs unrealistisch ist, kann ich nicht beurteilen), aber es erschien mir irgendwie richtig das Ende schmutzig und so weit weg von der Realität zu gestalten. Ich wollte eine "ist mir das jetzt wirklich passiert"- Situation für Fabian schaffen und das Persönlichste, das Herr Benning hatte, waren für mich nun mal seine Genitalien. Ob's umsetzbar ist oder nicht, weiß ich leider nicht.


Ich danke euch noch mal für die Arbeit und das Interesse, freu mich euch ein paar schöne Minuten beschert zu haben und wünsche einen angenehmen Abend.
Gutes neues Jahr usw.
lg
alex

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom