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Das durchstoßene Herz

sim

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13.04.2003
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Das durchstoßene Herz

Diese langweiligen Tage sind zum Kotzen. Draußen scheint die Sonne wie damals.
»Lass uns spazieren gehen«, schlägt Merle vor, »lass uns die Sonne genießen, die klare Luft und das erwachende Leben des Frühlings.«
Ich schüttle den Kopf. Die Angst ist größer als die Langeweile, die Furcht schlimmer als die Sehnsucht. Egal, wie weh Merles Tränen tun, es ist immer noch besser, als wenn sie gar nicht mehr weinen könnte.
Sie wird, wie immer, alleine gehen. Ich werde durch die Wohnung laufen, bis ich ihre Schritte im Treppenhaus höre. Dann werde ich mich auf das Sofa setzen, die Fernbedienung in der Hand halten und auf die Bilder schauen, die aus dem Fernseher kommen. Wie jedes Mal werde ich tun, als sei nichts geschehen. Dabei ist es gefährlich in der Welt dort draußen. Gerade so sonnige Tage wie heute sind trügerisch. Das Grauen platzt immer mitten in die Unbeschwertheit. Wenn ich je wieder glücklich und angstfrei sein werde, dann wird erneut etwas geschehen, furchtbar und fassungslos werde ich vor den Trümmern stehen und mich anklagen.
»Du musst drüber hinwegkommen.« Merle streichelt mir durch das Haar, beugt sich über mich und zieht mich nah an sich heran. Der Duft von Narzissen haftet an ihr, betört mich. »Du musst drüber hinwegkommen«, wiederholt sie. »So kann es nicht weitergehen.« Ihre Küsse können die Wunden kühlen. Vielleicht könnten sie sie sogar heilen, wenn ich sie in mich hinein lassen würde.
Wie gern würde ich bei diesem Wetter mit ihr schwimmen gehen oder mit ihr durch die Stadt bummeln. Wie gerne bin ich früher bei Sonnenschein auf die Aussichtsterrassen gegangen, um den Flugzeugen beim Start und bei der Landung zuzusehen. Vielleicht sollte ich ihr das vorschlagen. Vielleicht wäre es für mich genau die richtige Therapie.
»Warum verlässt du mich nicht?«
Sonst nimmt sie mich, immer, wenn ich so etwas zu ihr sage, noch fester in den Arm, küsst mich, krallt sich an mir fest, als liebte sie es, wenn ich ihr weh tue und sagt: »Das hättest du wohl gern.«
»Dann wärest du in Sicherheit«, antworte ich dann.
Heute löst sie sich von mir, versucht in meine Augen zu blicken, mich irgendwie zu erreichen. »Was sollte mir bei dir passieren?«
Ich weiche ihrem Blick aus. Sie darf mit mir schlafen, sich abmühen mit meinem impotenten Stück Fleisch, aber in meine Seele blicken darf sie nicht. Dort hinter der Iris lauert bestimmt das Unglück, das ich verbreite. »Frag Anna!«
»Du hast Recht. Ich sollte dich verlassen.« Merle greift meine Hände, hält sie fest, starrt mich unverwandt an, möchte in mich dringen, aber wenn ich durch sie hindurchsehe, mich fortbewege aus meiner Existenz und in meine Kammern schwebe, kann sie mich nicht treffen. Ihre Schultern verspannen sich, ihre Hände pressen sich fester um meine und ich sehe, wie sie sich aufbäumt: »Ich kann Anna nicht mehr fragen!«, schreit sie mich an. »Anna ist tot. Und davon, dass du das Leben verweigerst, wird sie auch nicht wieder lebendig.«
Es sind nicht meine Ohren, die sie trifft. Ich höre die Sätze, ihre Stimme und ihre Verzweiflung, aber ich bin so weit fort, dass es klingt als stritten sich die Nachbarn.
»Ja«, sage ich. »Anna ist tot. Ich habe sie getötet.«
Merle weiß nicht, wohin sie mir folgen soll. Mein Körper steht direkt vor ihr. Aber sie spürt, dass ich nicht da bin. »Hör auf damit!«, brüllt sie. »Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Es war ein Unglück. Eines, das du nicht vorhersehen konntest.« Ich sehe ihre Wörter an meinem Leib hinabfließen, sehe, wie sie sich an eine Hülle klammert, in der Hoffnung, die könnte irgendetwas verstehen.
»Ohne mich wäre sie nie dort gewesen.«
Sie legt den Kopf an meine Brust, weint auf mein Hemd und ich gleite wieder in mich. Jetzt kann ich sie trösten. Darin bin ich gut. Jetzt kann ich die Wunden fortstreicheln, die ich ihr immer wieder zufüge, kann ihren feuchten Atem auf mir spüren, die Hitze ihrer Tränen und kann sie ganz fest halten. Wenn ich das kann, ist die Welt wieder in Ordnung. Andersherum darf es nicht sein.

Dumpf stand die Hitze über der Stadt, die Sonne sandte ihre Strahlen in unsere Herzen und die gute Laune brannte lichterloh. »Lass uns hier bleiben«, bat Anna, »lass uns den Garten genießen und Grillfleisch aus dem Tiefkühlschrank holen.«
»Morgen wird auch die Sonne scheinen, morgen wird ein genauso schöner Tag wie heute sein«, entgegnete ich, zog mir den Lederanzug und Schuhe an. »Der Tag heute wurde für das Motorrad geschaffen.« Ich musste unbedingt aus dem Haus. Kein noch so liebliches Wesen hätte mich aufhalten können. »Komm schon«, forderte ich. »Wenn du nicht willst, fahre ich alleine.«
»Wo willst du hin?«
»Zur Flugschau.«
»Du und deine Motoren.« Sie lächelte liebevoll, sah mir zu, wie ich den Helm aus der Garderobe nahm. »Warte einen Moment.«
Die Sonne schien durch das gelbe Glas in der Haustür, man sah den Staub in der Luft schweben und konnte die Freiheit spüren, die sie brachte. Keine stickigen Büroräume, keine Auftragsbearbeitung, kein Chef, sondern nur den Fahrtwind um die Ohren. Darauf hatte ich mich die ganze Woche gefreut. Das konnte Anna mir nicht verderben. Ich musste einfach raus. Und Flugzeuge hatten es mir angetan. Ich liebte es, ihnen zuzuschauen. Es gibt nichts Majestätischeres als ein Flugzeug, das ganz nah bei dir startet. Es ist als könntest du sie vom Himmel pflücken. Und jedes Mal ist es ein Wunder, wie diese Kolosse in den Himmel gleiten als seien sie leicht wie eine Feder.
»Ich habe es mir überlegt«, sagte Anna, »ich komme doch mit.« Sie hatte eine Tasche mit Getränken, Brot, Käse und Wurst gepackt. »Verstaue das in der Satteltasche, während ich mich umziehe. Ich hoffe, wir haben Zeit für ein romantisches Picknick.«
Der Tag konnte kaum noch besser werden. Sommer, Sonne, Fahrtwind, Flugschau und ein Picknick mit Anna.
»Wenn du noch Zeit für einen Kuss hast.« Die Tasche in meiner Hand baumelte immer gegen ihren Rücken, als ich Anna an mich zog und sie umarmte. Warum konnte das Leben nicht immer so sein?

Es war ein Augusttag, wie aus dem Bilderbuch. Das Leder klebte an unseren Leibern. Keine Wolke stand am Himmel und wir mussten die Hand vor die Augen halten, um die Flugzeuge zu sehen, die sich im Licht der Sonne spiegelten. Wir saßen am Boden, Anna hatte sich an mich gelehnt, trank aus der Apfelsaftflasche. Die Menschen hatten sich ihre T-Shirts ausgezogen, einige hatten sich Klappstühle mitgebracht, andere saßen auf den Flugzeugen, den Jeeps oder den Panzern. Manche schauten durch Ferngläser in den Himmel. Das Einzige was zu meinem Glück fehlte, war ein Bier. Aber das ließ sich kaufen. Brot und Wurst hatten wir in der Satteltasche gelassen. Mit den zwei Kühlakkus, die ich dazugepackt hatte, würde es sich dort besser halten.
»Ich hole mir mal etwas zu trinken.« Ich stupste Anna leicht von hinten an, damit sie nicht umfiel, wenn ich mich erhob. Sie drehte sich um, lächelte mich an und fragte: »Bringst du mir was zu essen mit?«
Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn, löste mich, und ging zum Motorrad, bevor ich mich in die Schlange der Durstigen stellte. Über Lautsprecher wurde die nächste Fliegerstaffel angekündigt.

»Warum tust du dir weh?« Merle lässt mich los, drückt sich fort von mir. Wenn ich sie halte, kann sie mir nicht in die Augen schauen. Dann kann sie nicht in mich dringen. »Warum erzählst du mir das wieder und wieder? Ich weiß, was damals passiert ist.«
»Aber sie wäre nie dort gewesen, wenn ich sie nicht erpresst hätte. Sie wollte doch gar nicht dort hin.«

Frecce Tricolori hieß die Staffel. Die dreifarbigen Pfeile. Einer in Grün, einer in Rot und einer in Weiß. Ich kann kein Italienisch aber diese Worte konnte ich mir merken. Ich werde sie immer in meinem Gedächtnis behalten. Wie Pfeile durchzogen sie den strahlend blauen Himmel, verzierten ihn mit ihren bunten Kondensstreifen und folgen atemberaubende Manöver. Ich stand in der Schlange an, überlegte, ob ich nicht besser zu Anna ginge, meinen Rausch über die Urgewalt der grandiosen Darbietung zu teilen. Wäre mir das Bier doch bloß nicht wichtiger gewesen.

»Höre auf dich zu quälen«, mahnt Merle. »Sie ist gerne mit dir dort hingegangen. Sie hat sich wohl gefühlt, dich und die Sonne genossen und bestimmt hat sie auch in den endlosen Himmel geschaut und die Flugzeuge verfolgt.«

Sie musste alles mit ansehen, machtlos, chancenlos. Sie sah den Feuerball auf sich zukommen, die gewaltigen Metallmassen, die ihre Schneise durch das Publikum zogen und Anna überrollten.

»Sie hatte keine Zeit. Sie konnte keine Angst haben. Sie war sofort tot.«

»Was ist mit mir?«, fragt Merle. Wenn sie wieder zu schreien beginnt, weiß ich nicht, ob ich bleiben kann. »Ich lebe. Und ich liebe dich. »Findest du es fair, dich mir zu verweigern, nur weil du von Anna nicht loskommst?« Sie kommt mir nicht nah, ist auf den Weg ins Schlafzimmer, knallt die Tür hinter mir zu. Müsste sie mich nicht verstehen?
Ich kann in mir bleiben.

Wie ein Irrer tobte ich gegen den Strom. Während alle flohen, wollte ich zu dem Flugzeug, wollte sehen, was ich nicht fassen konnte. Vielleicht hatte ich mich ja geirrt und Anna hatte gar nicht da gesessen. Ich war lange an der Biertheke. Vielleicht ist sie aufgestanden und hat sich selber etwas zu essen holen wollen? Oder ich hatte nur unseren Sitzplatz in falscher Erinnerung.
»Anna!«, schrie ich aus Leibeskräften. »Anna!« Menschen wurden auf Tragen gepackt. Sanitäter rannten mich um, liefen zu den Bierzelten, schmissen die Gläser von den Tischen und trugen sie zur Unglücksstelle. Überall Schreie, überall Hilferufe, Martinshörner und eine verzweifelte Stimme mahnte über das Mikrofon dazu, Ruhe zu bewahren. Der Gestank von Kerosin legte sich wie ein fettiger Belag auf meine Zunge. Wie hätte Anna mich hören sollen? Wie hätte ich sie finden sollen? Ich taumelte durch die Menschenmenge, hielt mir einen Arm vor die Nase, um mich vor dem Geruch von verbranntem Fleisch zu schützen.
Wenn ich erste Hilfe leistete, würde ich Anna vielleicht finden. Ich sprach verkohlte Leiber an, horchte an ihnen, wartete auf Lebenszeichen. Ich weiß nicht, wie viele Tote ich in die Schockstellung gebracht habe, wie viele Lebende. Ich lief zu meinem Motorrad, vielleicht würde mein Verbandspäckchen etwas nützen. Und ich sah jedem ins Gesicht, nur um Anna zu finden.

»Hörst du mir eigentlich zu?«
Wenn ich Merle jetzt sage, wie niedlich sie aussieht, wird sie noch lauter schreien. Hat sie noch etwas gesagt, nachdem sie im Schlafzimmer verschwunden war?
»Nein Merle. Ich war mit meinen Gedanken im Feuer. Es tut mir Leid.«
»Mir tut es auch Leid.« Sie trägt einen Koffer zur Tür. Will sie mich verlassen? »Solange Anna in deinem Herzen wohnt, solange dort nur Raum für deine Schuldgefühle ist, habe ich dort keinen Platz. Ich habe es versucht. Ich habe darum gekämpft. Jetzt habe ich keine Kraft mehr.« Sie dreht sich noch einmal um, lächelt schwach. »Ich liebe dich« sagt sie, »aber sollte Liebe nicht glücklich machen? Sollten wir uns miteinander nicht besser fühlen?«

Ich habe sie nicht gefunden. Erst als alle Verletzten und alle Toten geborgen waren, als ich an meinem Motorrad stand und wartete, dass Anna wie durch ein Wunder vor mir stehen, ihren Helm aufsetzen und auf dem Sozius Platz nehmen würde, gab ich die Hoffnung auf. Einer der Sanitäter kam zu mir, bedankte sich für die Hilfe und fragte, ob er etwas für mich tun könnte.
»Anna?«, fragte ich und sah ihn flehentlich an. »Haben Sie Anna gesehen?«
Der Sanitäter schaute zurück. »Wie heißt ihre Anna weiter?«
»Ich will doch nur wissen, ob es ihr gut geht.«
»Wie heißt sie mit Nachnamen?« Er nahm die Hand nicht von meiner Schulter. »Wenn Sie mir ihren Namen sagen, werde ich in unsere Listen schauen.«
Ich nannte ihm den Namen, folgte ihm, sah ihm über die Schulter, als er in die Verwaltung des Todes schaute. »Wir konnten noch nicht alle identifizieren«, erklärte er. »Aber vielleicht haben wir Glück und sie ist dabei.«
Er sprach von Glück?

»Merle, ich fühle mich besser mit dir. Verlass mich nicht.« Sie schüttelt den Kopf.
»Ich fühle mich nicht besser. Deine Traurigkeit ist so unendlich, dass sie mich füllt. Deine Selbstvorwürfe sind so mächtig, dass ich sie auf mich beziehe. Ich kann so nicht leben. Ich kann nicht immer um dich herumschleichen, nur um auf die Sekunde zu warten, in der du dich mir öffnest. Ich habe keinen Platz in dir. Und ich kann nicht auf das Leben verzichten, nur weil du Angst davor hast. Der Preis ist mir zu hoch.« Sie stellt den Koffer noch einmal ab, lässt sich in den Arm nehmen, vergießt ein paar Tränen.
»Und wenn ich mich ändere?«

Der Sanitäter bedauerte. »Bei denen, die wir in die Klinik gefahren haben ist sie nicht. Soll ich in der anderen Liste schauen?«
Nichts ist schlimmer als die Ungewissheit, selbst wenn die Erkenntnis alle Hoffnung nimmt. Ich nickte. Zum Reden fehlte mir die Kraft. Der Sanitäter holte die andere Liste, die mit den Toten. Dann drehte er sich um und nahm mich in den Arm.

»Machs gut.«
»Du kannst doch nicht einfach gehen.«
»Doch.«

 

Lieber sim!

Irgendwie komme ich da nicht ganz mit: Erst sagt Merle, der Protagonist solle aufhören, solchen Scheiß zu reden, als er meint, es wäre besser für sie, ihn zu verlassen, und am Schluß packt sie einfach so die Koffer und geht? :shy: Alles, was mir dazu im Moment einfällt, ist: So ein Trampel.

Irgendwoher ist mir natürlich klar, daß das nicht die Aussage ist, die Du mit der Geschichte machen wolltest. Aber ich empfinde es nunmal so. Es ist ein "entweder sie (die verstorbene Anna) oder ich (Merle)", vor das sie ihn stellt. Entweder du gehörst mir ganz oder ich will dich nicht mehr. Grausam.
Natürlich ist es sicher auch nicht einfach, mit seinen Ängsten und seiner Trauer auszukommen, aber wenn ich einen Menschen so lieben will, wie er ist, dann doch auch mit seinen Schwächen. Andersherum heißt das ja auch: Wenn du dich geändert hast, melde dich. Wenn du so bist, wie ich dich gern haben möchte, melde dich. Wenn du funktionierst wie du sollst, melde dich. ...

Tun werde ich, als sein nichts geschehen.
- als sei

Der Duft von Narzissen haftet an mir, betört mich.
- Meintest Du hier nicht "haftet an ihr"?

»Das hättest du wohl gern.
»Dann wärest du in Sicherheit.«
- Hier fehlen wohl die Anführungszeichen nach "gern".

versucht in meine Augen zu blicken, mir irgendwie zu erreichen.
- mich

morgen wird ein genau so schöner Tag wie heute sein
- genauso zusammen

Mit den zwei Kühlaggregaten
- Ich nehme an, Du meinst Kühlakkus - Kühlaggregate wären wohl etwas zu groß für die Satteltaschen.

Ich stupste Anna leicht von hinten an, damit sie nicht umfiele,
- umfiel (ohne e)

Über Lautsprecher wurde dir nächste Fliegerstaffel angekündigt.
- die

Wie Pfeile durchzogen sie die den strahlend blauen Himmel
- das "die" ist zuviel

verzierten ihn mit ihren bunten Kondensstreifen und folgen atemberaubende Manöver.
- am Ende stimmt da was nicht, sollte vielleicht "und den folgenden atemberaubenden Manövern" heißen?

um m ich vor dem Geruch von verbranntem Fleisch zu schützen.
- mich

Jynx schrieb:
schreibt man Erste Hilfe nicht inzwischen groß *grübel*??
Nein, früher gehörte es groß, jetzt schreibt man es klein. (Wart einfach bis zur nächsten Reform, dann schreibt man es wieder groß...:D)

als er in der Verwaltung des Todes schaute. Eine Position auf einer Liste. »Wir konnten noch nicht alle identifizieren«, erklärter er.
- würde entweder "als er in die Verwaltung ..." oder "...nachschaute" schreiben
- erklärte er

Jynx schrieb:
Die Reaktion ist irgendwie schon zu bürokratisch. Dafür, dass auf dem Flugplatz ein Inferno ausgebrochen ist, jede Menge Leute rumrennen. Wer hat denn so schnell ne Liste getippt? Ich würde eher ein verzweifeltes, stumpfes Schulterzucken erwarten. Oder den Fingerzeig auf die verkohlten Menschenteile. Oder so etwas in dieser Art. Oder war da ein Zeitsprung drin, den ich nicht ganz verstanden hab? Dass in der nächsten Rückblende er sie auf einer Liste sucht, ist okay. Da kann man eben von dem Zeitsprung noch ausgehen. Aber so in der direkten ersten Panik nach dem Unglück...
Die Einsatzteams sind in der Regel soweit, daß sie alles schriftlich festhalten. Und so direkt nach dem Unglück ist das ja nicht, der Protagonist hat mitgeholfen, Erste Hilfe zu leisten, und als alles abgeschlossen ist, bedankt sich der Sanitäter bei ihm - da ist das Chaos wohl schon vorüber. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Jynx,

es freut mich, die Saite im Innersten zum Klingen gebracht zu haben.
Ich habe überlegt, ob mein Protagonist auch Brandwunden haben sollte. Dann wäre er aber noch hilfloser gewesen und selber auf einer der Listen gelandet. Er hätte keine erste Hilfe leisten können. Die inneren Verletzungen müssen für ihn ausreichen. Die Last des Überlebens ist in jedem Fall schwer. Und das Loslassen kommt einem oft wie Verrat vor.

Die Schuldgefühle des Überlebens lassen sich nicht teilen, und die Bürde sich nicht erleichtern. Wie also damit umgehen? Diese Antwort gibt deine Geschichte nicht. Und das ist - in meine Augen - auch gut so.
Das beruhigt mich nach dem Thread über Leidensgeschichten sehr. Denn ich habe lange darüber nachgegrübelt, die Liebe heilsam in die Geschichte einzubauen. Aber mein Protagonist braucht die Erfahrung des Verlassen werdens sicherlich noch ein paar Mal, bevor er sich wieder auf das Wagnis Vertrauen einlassen kann.
Bei keinem Unglück der jüngeren deutschen Geschichten war deutlich, dass die Überlebenden psychologische Nachbetreuung brauchen, wie bei dem Unglück von Ramstein. Sehr viele Überlebende dieser Katastrophe haben noch Jahre später den Freitod gewählt. Eine Belastung, die auch auf en Schultern späterer Lebenspartner ruht und sie manchmal erdrückt.

Vielen Dank für deine Gedanken, für die Fehler und für dein Lob.

Liebe Häferl,

die verwirrende Passage zur Einleitung habe ich etwas abgeändert. Die Forderung, die Merle stellt, ist in der Tat grausam. Ich empfinde sie aber auch als Schutz. Es ist nicht minder grausam, jemandem, den man liebt dabei zuzusehen, wie er sich selber vernichtet. Mit jedem Stich, den er gegen sich richtet rammt er auch ihr ein Messer ins Herz. Sie hat also die Wahl, mit vor die Hunde zu gehen oder sich selbst zu retten, wwnn sie sich nciht stark geug fühlt, das durchzustehen.

Allerdings danke ich dir für diesen Hinweis schon deshalb, weil ich natürlich auch die Fragestellung im Leserkopf hatte. Welche Chance hätte sie gehabt? Wie hätte sie sich verhalten können?
Danke auch für deine Erklärung über die Arbeitsweise der Einsatzkräfte. Ergänzend dazu möchte ich noch sagen, dass die Listen nicht getippt worden sein müssen. Auch 1988 war man schon sehr bemüht, möglichst schnell Auskunft an den eingerichteten Telefonleitungen zu geben. Aus diesem Grund wurden die Daten sofern möglich handschriftlich erfasst.
Auch dir vielen Dank fürs Lesen und für deine Anmerkungen.

Euch beiden ein schönes Osterfest und liebe Grüße, sim

 

Hallo sim!

Eine endlos traurige Geschichte, die mich, ehrlich ergriffen zurücklässt. Sehr gut nachzuvollziehen ist natürlich, dass nach so einem Drama der Prot in sich gekehrt ist und in seine „innere Sicherheitszone“ flüchtet. Er lässt nichts an sich ran, auch wenn Merle es wirklich nur gut mit ihm meint.
Du beschwörst tragisch, traurige Bilder hervor und lässt den Leser an der ganzen Gefühlswelt teilhaben. Ich finde, dass genau deswegen die Geschichte sehr packend ist :bottomup:
Zwei klitzekleine Sachen, die aber rein Geschmackssache sind:

Merle streichelt mir durch das Haar, beugt sich über mich und zieht mich nah an sich heran.
mMn hört sich ‚zu’ besser an.

»Anna ist tot. Und davon, dass du das Leben verweigerst, wird sie nicht wieder lebendig.«
Wenn du schreibst: ..., wird sie auch nicht wieder lebendig ist’s noch eindringlicher.

Sie musste alles mit ansehen, machtlos, chancenlos. Sie sah den Feuerball auf sich zukommen, die gewaltigen Metallmassen, die ihre Schneise durch das Publikum zogen und Anna überrollten.
Ein brachial dramtisches Bild hat sich da in meinem Kopf manifestiert. Toll!

Wie erwähnt. Hat mir sehr gut gefallen!

Grüße!
One

 

Lieber Sim,

eine ergreifende Geschichte. Selbst wenn du das Ereignis von Ramstein nicht eingebaut hättest, hätte ich mich gut einfühlen können. Warum? Nun, das Gefühl, den anderen nicht erreichen zu können oder anders herum, den anderen nicht an sein Innerstes zu lassen, hast du gut beschrieben. Vermutlich ist sich nicht jeder so bewusst, dass er sich verschließt wie dein Protagonist.

Ich kann es durchaus nachvollziehen, dass Merle den Kampf um die Liebe aufgibt. Wer weiß schon, wie viele Jahre sie darum kämpft? Wer weiß schon, wie viel Kraft sie durch das ständige Kämpfen verloren hat? Und letztendlich steht irgendwann die Entscheidung, ob man nur existieren will oder sein Leben leben will und das ist bei einem ständigen Kampf irgendwann nicht mehr möglich. Es fehlt die Kraft, man kann nicht mehr. Man hat die Wahl zwischen zwei Arten der Resignation: entweder man fügt sich in sein Schicksal, bleibt in der unglücklichen Beziehung oder man gibt die Liebe auf und geht seinen Weg allein.

Und genau an diesem Punkt habe ich mit deiner Geschichte ein kleines Problem. Merle geht, weil sie so nicht mehr leben kann. Doch warum konnte sie es so lange? Deine Geschichte zeigt mir nicht, dass das Paar bessere Tage, Zeiten kennt. Natürlich muss es die gegeben habe, denn sonst würden sie nicht zusammen wohnen (Spekulation meinerseits). Wenn es aber immer bessere Tage gab, warum gibt es die dann jetzt nicht mehr? Sicher trägt man ein derartig tragisches Ereignis sein Leben lang mit sich. Ganz sicher wird es immer wieder zu kritischen Phasen kommen, wenn Jahrestage (Geburtstage, Tag des Unglücks usw.) sind, doch dazwischen wird der Alltag Oberhand gewinnen. Wenn dies nicht so wäre (auch bei deinem Prot), ist es mir unerklärlich, wie er Merle kennenlernen konnte und mit ihr eine scheinbar engere Beziehung führen kann.

Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass dein Prot wieder in einem Tief festhängt, muss ich Häferl Recht geben, dass Merle nicht sehr feinfühlig ist, wenn sie einfach so geht. Sie müsste wissen, dass es derartige Phasen gibt, dass sie vorbei gehen und wiederkommen werden.

Mir als Leser wäre geholfen, wenn du deutlich machen könntest, ob das Paar vielleicht erst frisch zusammen ist (dann würde ich sie aber nicht gemeinsam wohnen lassen) oder ob Merle zu lange kämpft und einfach keine Kraft mehr hat, sich deshalb für ihr Leben entscheidet. Die Aussage "Der Preis ist mir zu hoch." klingt mir zu sehr nach Berechnung.

Jetzt noch ne Kleinigkeiten.

Die Angst ist größer als die Langeweile, die Furcht schlimmer als die Sehnsucht und egal, wie weh Merles Tränen tun. Es ist immer noch besser, als wenn sie gar nicht mehr weinen könnte.
Hier würde ich die Sätze anders trennen.
Die Angst ist größer als die Langeweile, die Furcht schlimmer als die Sehnsucht. Und egal, wie weh Merles Tränen tun, es ist immer noch besser, als wenn sie gar nicht mehr weinen könnte.
Das und am Anfang des zweiten Satzes könnte man dann aber auch weglassen.

Irgendwo fehlte noch n Komma, aber die Stelle finde ich nicht mehr.

So, genug gemäkelt. ;)

Liebe Grüße
Bea

 

Hallo One,

ja, leider ist die Geschichte endlos traurig. Normalerweise ziehe ich ja einen Schuss Hoffnung vor, den ich am Ende stehen lassen kann. Schön, dass dir diese Geschichte gefallen hat.

Hallo Bea,

ich kann dein Problem nachvollziehen, habe auch in einem Absatz schon versucht, das etwas zu ändern. Aber ich habe keine Stelle gefunden, an der mich ein Hinweis auf die Dauer der Beziehung zu Merle nicht gestört hätte.
Merle kämpft schon lange. Und Konflikte gibt es immer nur, wenn mein Prot mit seinen Ängsten konfrontiert ist. Es ist kein wirkliches Tief, in dem er steckt, nur die Angst, wenn er jetzt mir ihr raus geht, wird etwas passieren. Ich hoffe, ich finde noch eine Stelle, an der das die Geschichte nicht bremst.

Vielen Dank fürs Lesen und für deine Gedanken.

Euch beiden einen lieben Gruß, sim

 
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Ich noch mal.

Versuchs mal hier:

Sie wird wie immer alleine gehen. Ich werde wieder durch die Wohnung laufen, bis ich ihre Schritte im Treppenhaus höre.

Das zeigt zumindest, dass das schon etwas länger geht.

Mir ist noch was aufgefallen. Wenn du mir jetzt sagts, dass das kein richtiges Tief ist, dann spricht dein Prot eine andere Sprache.

Wenn ich je wieder glücklich und angstfrei sein werde, dann wird etwas geschehen, furchtbar und fassungslos werde ich vor den Trümmern stehen und mich anklagen.
Da klingt für mich so, als würde er sich generell gegen das Glücklichsein verschließen und dann frage ich mich, wie Merle mit ihm überhaupt eine Beziehung führen konnte.

Vielleicht kannst du das lösen, indem du noch deutlicher machst, dass diese Angst im Grunde immer an sonnigen Tagen so massiv wird. Ich denke, du deutest das auch irgendwie an, aber der Zusammenhang zwischen sonnigem Tag und Angst ist nicht deutlich genug (meiner Meinung nach). Es zeichnet sich eher wie ein generelles Problem ab, deshalb auch meine anfängliche Verwirrung.

Liebe Grüße
Bea

 
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Hallo sim,

Eine Geschichte, wie sie trauriger nicht sein könnte. Du zeigst die Folgen des Flugtagunglücks von Ramstein anhand eines Einzelschicksals auf. In seiner traumatischen Hospitalität ist der Protagonist gleich doppelt bestraft. Bei der Katastrophe verlor er seine erste große Liebe, Anna, und nun verlässt ihn seine zweite Frau, Merle, weil sie seine ständigen Selbstvorwürfe nicht mehr erträgt. Du verarbeitest auf gelungene Art und Weise eine Menge schwieriger Themen. Dein Sprachstil wirkt gekonnt und stark. Mit ihm beherrschst du die Dinge, über die du schreibst.
Leider erscheinen mir die Dialoge sehr gestelzt. Das trübt aber nur geringfügig den tollen Gesamteindruck.

Ein paar Stolpersteine:

»Es gibt nichts Majestätischeres als ein Flugzeug, das ganz nah über dir startet.«
- etwas unglücklich formuliert
- Vorschlag: 'das ganz dicht bei dir startet'

»Verstaue das in der Satteltasche, während ich mich umziehe. Ich hoffe, wir haben Zeit für ein romantisches Picknick.«
- gestelzt

»Wie ein Irrer tobte ich gegen den Strom.[...] Und ich sah jedem ins Gesicht, nur um Anna zu finden.«
- zu häufig 'vielleicht' in diesem Abschnitt

»Solange Anna in deinem Herzen wohnt, solange dort nur Raum für deine Schuldgefühle ist, habe ich dort keinen Platz. Ich habe es versucht. Ich habe darum gekämpft, in dein Herz zu dürfen. Ich dachte, meine Liebe könnte dich retten, wenn sie nur groß genug wäre.«
- gestelzt

»Ich liebe dich«, sagt sie, »aber sollte Liebe nicht glücklich machen? Sollten wir uns miteinander nicht besser fühlen?«

»Ich fühle mich nicht besser. Deine Traurigkeit ist so unendlich, dass sie mich füllt. Deine Selbstvorwürfe sind so mächtig, dass ich sie auf mich beziehe. Ich kann so nicht leben. Ich kann nicht immer um dich herumschleichen, nur um auf die Sekunde zu warten, in der du dich mir öffnest. Ich habe keinen Platz in dir. Und ich kann nicht auf das Leben verzichten, nur weil du Angst davor hast. Der Preis ist mir zu hoch.«
- gestelzt

Der Titel, genial. Die Flugfigur, bei der das Unglück eintrat, nannte man das "durchstoßene Herz".

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hallo sim!

habe gestern Abend noch eine Korrekturliste angefertigt, anch Häferl bleibt natürlcih nix mehr davon über... ;)

Wunderbar berührende Geschichte. Merle ist in einer Extremsituation, die sie selbst sehr schön zusammenfasst: Sie liebt ihn und kann dennoch und deswegen nicht bleiben. Wie schwer muss diese Entscheidung fallen? Wenn ich mir das vorstelle, nimmt genau diese Entscheidung zu wenig Raum ein. Sein Seelenleben bringst Du dem Leser auf wunderbare Art nahe, man kann mitfühlen - sie wird dagegen recht kurz abgestempelt, kommt mir vor, vor allem der Schluss (dieses simple "doch", nachdem langen Vorspann) erscheint mir, wie auch Häflerl irgendwie unbefriedigend. Selbst wenn Du aus seiner Perspektive erzählst, könntest Du ihren Konflikt vielleicht noch stärker herausarbeiten ...
Stilistisch wie immer sauber. Und, wie schon gesagt, sehr berührend.

liebe Grüße
Anne

 

Hallo Bea,

okay, an der Stelle werde ich es noch einmal versuchen. Wie Merle mit ihm befreundet sein konnte? Zu Beginn hatte auch sie mehr Kraft und Hoffnung.

Hallo moonaY,

vielen Dank für deine Anmerkungen. Einige der "gestelzten Sätze habe ich geändert. Ganz mag ich von dieser Sprache aber nicht abrücken. Es ist eine Eigenheit Merles. Entsprechend hast du auch nur Stellen rausgesucht, die Merle gesprochen hat. ;)

Schön, dass dir der Titel aufgefallen ist. Es ist neben der Benennung der Fliegerstaffel ja das Einzige, was ganz deutlich auf Ramstein hinweist.

Hallo Maus,

auch dir vielen Dank. Den letzten Absatz habe ich umgeändert. Ich werde mal sehen, ob ich Merles Konflikt noch weiter ausarbeiten kann. Dem sind nicht nur durch die Erzählperspektive Grenzen gesetzt, sonder auch durch die Macht des Schmerzes, die den Prot daran hindert, sie in ihrem Kampf wirklich wahrzunehmen.

Euch allen liebe Grüße, sim

 
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Lieber sim!

Der veränderte Schluß wirkt jetzt sehr seltsam auf mich. Warum steht das »Melde dich« jetzt so alleine? So wirkt es irgendwie recht komisch: Erst klatscht sie ihm mehr oder weniger direkte Vorwürfe an den Kopf (z.B. »nur, weil du von Anna nicht loskommst«), sagt ihm, daß ihr der Preis für ihn zu hoch ist (=das bist du mir nicht wert), geht, ohne vorher darüber in Ruhe zu reden, stellt ihn einfach vor vollendete Tatsachen, und sagt dann gleichzeitig »Melde dich« – ohne den ursprünglichen Zusatz »wenn du soweit bist« ergibt das irgendwie keinen Sinn, es klingt wie ein Widerspruch. (Würde sie z.B. sagen »Wenn ich mich selbst wiedergefunden habe, melde ich mich«, wäre es logischer – trotzdem meine ich das nicht als Änderungsvorschlag, die vorherige Variante war weitaus besser, sollte nur das Verstehen des Gesagten erleichtern.)

Ich fand den Schluß wirklich gut, so wie er war – er war sehr aussagekräftig und hatte Biss. Auch das überzeugte und kein Zurück zulassende »Doch«, das jetzt ein entschuldigendes, fast nach »Ich will ja eigentlich gar nicht« klingendes »Ich muss« geworden ist.

Jynx schrieb:
dass der Prot diese Mechanismen selbst sehr deutlich erkennt, aber in ihnen genauso eingesperrt ist wie in seinen Erinnerungen.
Das ist aber ein eindeutiges Zeichen, daß er daran arbeitet und sich nicht gehen läßt. Jemand, der an so etwas nicht bewußt arbeitet, erkennt die Mechanismen gar nicht, weil er ja nicht hinschaut, sondern nur reagiert, wie es ihm aufgrund seiner Erfahrungen gegeben ist.
Und das ist für mich auch der springende Punkt: Es ist ein Unterschied, ob man jemanden aufgibt, der daran arbeitet, sein Problem in den Griff zu bekommen, oder ob man sieht, er tut rein gar nichts und läßt sich nur gehen.
Die Mechanismen zu erkennen ist ein Schritt zur Veränderung – das Hirn kann die Mechanismen relativ schnell erfassen, aber die Gefühle sind träge und brauchen länger, bis sie sich ändern, bis man anders reagieren und handeln kann. Man hat aber nur die Chance, etwas zu ändern, wenn man auch immer wieder in solchen Situationen ist, in denen man die Gefühle herausfordert. Geht Merle, gibt es die Situationen nicht mehr, wo sie sagt »Komm …«, in denen er seine Gefühle trainieren kann.
Obendrein ist es für ihn natürlich ein weiterer plötzlicher und schmerzlicher Verlust. Mit ihrem plötzlichen Kofferpacken wiederholt sie die Situation für ihn (bei noch näherer Betrachtung trägt er natürlich einen Großteil dazu bei, daß sich die Situation wiederholt, aber für sein direktes Empfinden tut das nichts zur Sache, denn Empfinden ist nicht Denken), und er wird sich daraufhin wohl noch mehr in sich hineinfressen. Anders wäre es, hätte sie ihm Zeit gelassen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, daß sie auszieht. Ich will ihr ja nicht das Recht nehmen, ihr eigenes Leben zu leben und sich von ihm zu trennen, wenn sie es für richtig hält, ich bin sogar überzeugt, daß es auf lange Sicht besser für ihn ist, weil sie nicht auf ihn eingehen kann. Aber so wie ein Flugzeug, aus heiterem Himmel heraus, finde ich das unfair, gerade weil sie seine Situation kennt. Stattdessen sagt sie aber am Beginn des Gesprächs noch, sie würde ihn nicht verlassen – jedenfalls habe ich nicht den Eindruck, daß sich dieses Gespräch über Tage, Wochen oder Monate zieht – und stellt ihn dann ebenso unerwartet vor die Tatsache, wie das Flugzeug unerwartet runterkam.

sim schrieb:
Die Forderung, die Merle stellt, ist in der Tat grausam. Ich empfinde sie aber auch als Schutz. Es ist nicht minder grausam, jemandem, den man liebt dabei zuzusehen, wie er sich selber vernichtet.
Wie gesagt: Das Grausame ist, wie sie es tut.
Daß sie offensichtlich zu schwach für ihn ist, und auch viel zu wenig Ahnung hat, wie sie überhaupt damit umgehen kann, spricht dafür, daß sie geht. Ihre Anschuldigungen sind ja auch als Ausdruck ihrer Hilflosigkeit zu sehen. Sie ist damit überfordert.
Aber wie bei den Kindheitsgeschichten wäre es nicht gut, in einer Geschichte beide Seiten zu verarbeiten, weil sie sich gegenseitig abschwächen. Schmerz wird aber nicht kleiner durch Verstehen der anderen Seite, so wie einem Kind eine Ohrfeige nicht weniger weh tut, weil der Vater im Büro Streß hatte, selbst, wenn es das versteht, brennt es nicht nur auf der Wange. Die Geschichte, wie Merlin versucht, damit fertig zu werden, wäre eine eigene, in der dann ruhig der Protagonist (warum hat er eigentlich keinen Namen?) deutlich als Last, als Lebensbremse zu spüren sein kann. Mit Deinen Änderungen hast Du leider damit begonnen, alles abzuschwächen, die Geschichte des Protagonisten zu verwischen, um Merle zu entschuldigen. Eine Geschichte aus der einen Sicht, und eine aus der anderen fände ich hier die beste Lösung.
»Warum erzählst du mir das wieder und wieder? Ich weiß, was damals passiert ist.«
»Aber sie wäre nie dort gewesen, wenn ich sie nicht erpresst hätte. Sie wollte doch gar nicht dort hin.«
Deine Selbstvorwürfe sind so mächtig, dass ich sie auf mich beziehe.
Er will seinen Schmerz los werden – und er würde ihn auch loswerden, wenn er darüber reden und ihn fühlen dürfte. Das Schlimmste, woran er zu leiden hat, sind Schuldgefühle. Aber dadurch, daß Merle ihm ja vorhält, daß er nicht sie, sondern immer noch diese Anna liebt, und ihr auch noch davon erzählt, macht sie ihn noch einmal zum Schuldigen. Er darf die Schuldgefühle nicht (ungestraft) aus sich hinauslassen, also bleiben sie drin und werden mehr, mit jedem Mal, wo Merle sie ihm wieder vorhält.

Müsste sie mich nicht verstehen?
Ich kann in mir bleiben.
An dieser Stelle gefällt mir das "Ich kann in mir bleiben" aber eigentlich nicht so gut. Ich denke, es ist eine Situation, in der das "in mir bleiben" nicht so bewußt geschieht, sondern einfach so ist. Sie tut ihm ja mit der Aussage »Findest du es fair, dich mir zu verweigern, nur weil du von Anna nicht loskommst?« sicherlich weh, weil er das doch nicht bösartig macht, sondern einfach nicht anders kann. Und dieses "nur weil du von Anna nicht loskommst" wertet zudem noch Anna ab. Ich denke mir, das trifft ihn wie ein Pfeil ins Herz und er verschließt sich nicht bewußt, er kann gar nicht anders. Ein völlig logischer Schranken, den er da hat.

»Solange Anna in deinem Herzen wohnt, solange dort nur Raum für deine Schuldgefühle ist, habe ich dort keinen Platz. Ich habe es versucht. Ich habe darum gekämpft, in dein Herz zu dürfen.«
Insgesamt kommt sie mir sehr egoistisch vor. Sie hört nicht auf sein Herz, sie steht mit dem Vorschlaghammer da und droht.

Wie gesagt, ich halte nichts davon, mit dem Weichzeichner drüberzugehen und Verständnis für Merle in die Geschichte einzubringen, wie Du es teilweise schon getan hast. Mir gefiel die Geschichte vorher wesentlich besser, ich hätte sie höchstens deutlicher gemacht, aber niemals abgeschwächt.

Drei Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:

»Sie legt den Kopf an meine Brust, weint an mein Hemd und ich gleite wieder in mich.«
– Die beiden »an« ließen sich vermeiden, wenn Du einmal »auf« verwendest.

»Das Leder klebte an unseren Leibern.«
– Ich weiß nicht mehr, ob da vorher schon Leder stand, aber ist es nicht ein Vorzug von Leder, daß es eben nicht klebt? :susp:

»Über Lautsprecher wurde dir nächste Fliegerstaffel angekündigt.«
– die statt dir

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Jynx,

danke. Beim Schreiben fand ich es auch völlig unwichtig, wie die beiden zusammengekommen sind. Wichtig war für mich, dass die Traumatisierungen sein jetziges Leben beeinflussen. Erkennen muss nicht bedeuten, etwas zu ändern. Es kann auch bedeuten, sich auf der Erkenntnis auszuruhen. Ramstein lebt in den Betroffenen fort (wie viele andere Traumatisierungen auch), hindert sie am Leben und bringt neue Ungerechtigkeit. Die Historie der Beziehung ist dabei nebensächlich, denn dargestellt ist ein Anlass, der in Merle das Fass zum Überlaufen bringt.

Liebe Häferl,

natürlich ist es ein weiterer schmerzhafter Verlust für den Prot. Der sollte es ja auch sein. Eine "faire" Trennung gibt es nicht und kann es nicht geben. Wenn Merle nach dem richtigen Zeitpunkt fragt, wird sie nie gehen.
Wer sagt, dass sich Protagonisten immer fair verhalten müssen? Wer sagt, ob ich nicht genau das Gefühl "Merle ist unfair" im Leser erzeugen wollte?
Ich kann ja verstehen, dass du dich über ihr Verhalten ärgerst, aber warum muss es deshalb geändert werden?
Etwas anderes ist der Bruch in ihrem eigenen Verhalten. Dazu werde ich sie am Anfang weniger entgegenkommend machen.

»Warum erzählst du mir das wieder und wieder? Ich weiß, was damals passiert ist.«
Genau dieser Satz sollte darauf hinweisen, dass der Prot bei jedem Konflikt immer wieder mit dieser Geschichte kommt, dass er sich drauf ausruht und eben nicht weiter an sich arbeitet. Er nutzt seine Erkenntnis zur Zeit um zu sagen: Ich habe das erlebt, also nimm gefälligst Rücksicht." Um von dieser Einstellung runter zu kommen, muss er verlassen werden.

Die letzten Sätze ändere ich gerne wieder. Von ihnen war ich ohnehin nicht überzeugt. Ich sollte mir Änderungen abgewöhnen, die ich gegen die eigene Überzeugung durchführe.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

Die Historie der Beziehung ist dabei nebensächlich, denn dargestellt ist ein Anlass, der in Merle das Fass zum Überlaufen bringt.
Die Geschichte einer Beziehung spielt nur dann keine Rolle, wenn ein Ereignis, das in der Beziehung noch nie eine Rolle gespielt hat, zu einer bestimmten Reaktion führt. Wenn du aber darstellen willst, dass "ein Fass zum Überlaufen gebracht" wurde, ist es für mich als Leser schon wichtig, dass es eine Vorgeschichte gibt, weil ich sonst die Reaktionen nicht nachvollziehen kann, sie erscheinen mir als Leser dann unlogisch/unrealistisch.
Das bedeutet nicht, dass ich in der Geschichte jede Kleinigkeit der Vergangenheit lesen will. Lediglich einige deutliche Hinweise, dass sich bestimmte Dinge immer wiederholen und schon mehrfach vorkamen, sind nötig. Dies kann durch die Verwendung der Wörter "wieder", "wie schon so oft", "wie immer" passieren - das reicht völlig.
Dann erklärt sich auch, dass Merle einfach keine Kraft mehr hat.

Wenn du Merle aber als unfair darstellen willst, frage ich mich als Leser, warum sie es überhaupt so lange mit ihm ausgehalten hat.
Was denn jetzt? Ist sie unfair oder hat sie keine Kraft mehr? Kommt sie wirklich mir seiner Trauer, seinem kaputten Leben nicht klar oder ist sie einfach nur eifersüchtig auf die Tote?

Ich denke, Häferl hat Recht, wenn sie sagt, es ist für den Leser weniger verwirrend, wenn du Merle mher außen vor lässt.

Nur um das noch mal deutlich zu sagen, es sind lediglich Gedanken, die ich mir zu deiner Geschichte mache, Anregungen, die für mich etwas weniger verwirrend wären, Fragen beantworten könnten. Das heißt nicht, dass du gegen dein Bauchgefühl handeln und ändern sollst.
Du weißt, was du mit der Geschichte rüberbringen willst - ich weiß nur, wie ich sie verstanden habe.

Bevor wir in dem ganzen Merle-Konflikt versinken, wollte ich noch mal klar sagen, dass eines ganz sicher rüberkam: nämlich dass man ein derartig traumatisches Ereignis nicht einfach abschüttlen kann, sondern dass es einen das ganze Leben begleitet und einem immer wieder das Leben verpfuscht, wenn man nicht wenigstens versucht, es aufzuarbeiten (ob es gelingt, ist eine andere Geschichte).
Und ich denke, an dem Punkt treffen wir uns (du als Autor und ich als Leser) ganz sicher. Demzufolge: eine gelungene Geschichte, mit einigen kleinen Schwächen. :D

Liebe Grüße
Bea

 

Hallo sim!

Vielleicht sage ich etwas, was schon jemand anderer geschrieben hat, aber wollte nicht alle Kommentare lesen...

Deine kg geht ziemlich unter die Haut, aber stellenweise ist sie mir eine Spur zu langatmig vorgekommen. Ich kann jedoch nicht genau sagen, an welcher Stelle, leider.
Und die Liste ist ziemlich schnell erstellt worden, ich dachte, so etwas ginge ewig, viel zu lange für einen Wartenden. Wie kann Anna schon (möglicherweise) identifiziert worden sein, wenn der Prot der einzige dort ist, der sie identifizieren kann?

Ach ja, und ein sprachliches Detail ist mir noch aufgefallen.

Wie hätte Anna mich hören sollen. Wie hätte ich sie finden sollen.
Da gehören meines Wissens zwei Fragezeichen hin.

Liebe Grüsse
sirwen

 

Wer sagt, dass sich Protagonisten immer fair verhalten müssen? Wer sagt, ob ich nicht genau das Gefühl "Merle ist unfair" im Leser erzeugen wollte?
Ich kann ja verstehen, dass du dich über ihr Verhalten ärgerst, aber warum muss es deshalb geändert werden?
Ich hab doch gar nicht gesagt, daß Du das ändern sollst.
Ich verstehe nicht, warum ich nicht meine Gedanken und Gefühle zu einer Geschichte schreiben kann, ohne daß daraus gleich Änderungsvorschläge herausgelesen werden, die ich überhaupt nicht gemeint habe. Schon mein erstes Posting war nicht dazu gedacht, Dich zu einer Änderung des Schlusses zu bewegen, ich hab Dir lediglich meine Gefühle nach dem ersten Lesen vermittelt und war mir nicht sicher, ob Du das so wolltest. Deine anschließende Weichzeichnung hat mich dann glauben lassen, Du wolltest Merle tatsächlich nicht so hart darstellen, weshalb mein neuerliches Posting belegen sollte, daß sie es aber sehr wohl ist. - Schön, daß Du den Schluß jetzt wieder fast ganz zurückverändert hast, aber warum hast Du das "Wenn du ..." weggelassen? Weil es die meiste Reaktion bei mir ausgelöst hat? Das war überhaupt keine Kritik daran. Die Geschichte soll doch Gefühle auslösen, oder nicht? Und wenn sie es tatsächlich tut, dann änderst Du das, was sie ausgelöst hat weg und regst Dich nachher auf, Änderungen gegen Deine Überzeugung vorgenommen zu haben? Ich versteh das nicht ganz. :confused:

Genau dieser Satz sollte darauf hinweisen, dass der Prot bei jedem Konflikt immer wieder mit dieser Geschichte kommt, dass er sich drauf ausruht und eben nicht weiter an sich arbeitet. Er nutzt seine Erkenntnis zur Zeit um zu sagen: Ich habe das erlebt, also nimm gefälligst Rücksicht." Um von dieser Einstellung runter zu kommen, muss er verlassen werden.
Nein, so etwas dauert länger. Das ist nur nach außen ein Ausruhen und Ausreden. Innerlich braucht es einfach seine Zeit. Überhaupt, wenn man ständig dazu gedrängt wird, und das wird er ja. Und da es eine Sache der Gefühle ist, hat es auch nichts mit "Einstellung" zu tun. Niemand lebt sein Leben bewußt und freiwillig nicht.

»Frag Anna!«
»Du hast Recht. Ich sollte dich verlassen.« Merle greift meine Hände, hält sie fest, starrt mich unverwandt an, möchte in mich dringen, aber wenn ich durch sie hindurchsehe, mich fortbewege aus meiner Existenz und in meine Kammern schwebe, kann sie mich nicht treffen.
»Ich kann Anna nicht mehr fragen!«, schreit sie mich an.
Wer sagt jetzt dieses "Du hast Recht. Ich sollte dich verlassen"? Zwischen "Frag Anna!" und "Ich kann Anna nicht mehr fragen!" paßt das irgendwie nicht so richtig.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi sim!

Tja, was soll ich da mal wieder groß kritisieren. Gute Geschichte, sehr gut geschrieben, wie eben immer bei dir. Du wirst dich schon weniger bemühen müssen, wenn du mal einen Verriss von mir kriegen willst... :D

Die Idee ist eigentlich sehr einfach, aber wieder mal hast du deinen Figuren Leben eingehaucht. Einzig die Dialoge finde ich manchmal ein bisschen zu kitschig, aber das ist hochgradige Geschmacksache. Allerdings wäre hier vielleicht etwas weniger mehr gewesen. Manche Dinge muss man nicht sagen - sie sind ganz von alleine da. Und dies wäre ein Text, wo dies besonders gilt.
Aber Ansichtssache.

Details:

»Frag Anna!«
Das hier ist mir an dieser Stelle zu konkret. Ich würde es abmildern:
"Frag Anna", möchte ich sagen, doch ich tue es nicht.

Es gibt nichts Majestätischeres als ein Flugzeug, das ganz nah bei dir startet.
Ja, nett, aber warum? Mag er das Geräusch der Triebwerke? Den Gestank der Abgase? Das mächtige Dröhnen? Den Wind im Gesicht??

Mir tut es auch Leid.« Sie trägt einen Koffer zur Tür. Will sie mich verlassen? »Solange Anna in deinem Herzen wohnt, solange dort nur Raum für deine Schuldgefühle ist, habe ich dort keinen Platz. Ich habe es versucht. Ich habe darum gekämpft, in dein Herz zu dürfen.
Finde ich ein bisschen kitschig: "in deinem Herzen wohnt" "in dein Herz zu dürfen", aber naja...

Er sprach von Glück?
Sehr gut.


In diesem Sinne
c

 

Hi Sim,

auch wenn einige, Leidensgeschichten nicht mehr lesen können, so gehört es doch viel mehr zu unserem Leben, als das wahre Glück.
Und wirkliches Glück, empfindet man doch meist erst dann, wenn man das Leid erfolgreich gemeistert/gewandelt hat. (ist wie bei einer schmerzhaften Geburt)

Sehr ergreifend schilderst du ein furchtbares Schicksal.
Ich kann sehr gut verstehen, dass dein Prot sich immer wieder fragt: Was wäre wenn ...?
Ich weiß nicht ob er fachmännische Hilfe in Anspruch genommen hat.
Doch seine neue "Frau", auch wenn sie ihn noch so sehr liebt, kann sie ihm auf die Dauer nicht geben.
Er kann sich ihrer Liebe nicht öffnen. Liebt sie nicht genug, um ihretwillen, seine Seele genesen zu lassen.
Sicher hat seine neue Lebensgefährtin, es lange versucht. Doch irgendwann ist die Grenze erreicht.
Vielleicht braucht er dass neue verlassenwerden, um langsam zu sich zu kommen. Denn irgendwann, wird auch seine Seele überfordert sein.

Sehr viele Überlebende dieser Katastrophe haben noch Jahre später [/B]den Freitod gewählt. Eine Belastung, die auch auf en Schultern späterer Lebenspartner ruht und sie manchmal erdrückt.

Genau das passiert, wenn die Seele überfordert ist und man die Hilfe eines neuen Partners nicht annehmen kann.

Ich weiß, das ist leichter gesagt, als getan.
Gebe Gott, dass wir soetwas nie erleben müssen.

Ich kann nur sagen: Mal wieder ein Meisterwerk der Gefühle. :)

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo Bea,

da war ich wohl mit dem Klammerbeutel gepudert, aber jetzt habe ich begriffen, was du meinst. Ich hoffe, du verzeihst meine Schwerfälligkeit.

Hallo liebe Häferl,

auch dich habe ich jetzt erst verstanden. Ich hatte deine Beiträge tatsächlich als Änderungswünsche aufgefasst, nicht als Gedanken. Das lag vielleicht daran, dass der Bruch zwischen dem Versprechen
"Verlasse mich"
"Das hättest du wohl gern" tatsächlich nicht plausibel war. Das Versprechen zu Beginn musste also weichen.
Deine Kritik an Merles Verhalten hatte ich in der Tat als Kritik an der Geschichte aufgefasst.

Hallo Jynx,

ob ich es jemals lerne mich nciht immer gleich verunsichern zu lassen? (da sprach der Prot meiner Geschichte aus mir ;))

Hallo sirwen,

schade, dass du die Stelle an der es zu langatmig wurde nicht wiedergefunden hast.
Anna könnte zum Beispiel anhand ihrer Ausweispapiere identifiziert worden sein. Eine solche Identifizierung müsste von dem Prot zwar auch erst bestätigt werden, aber diesen Vorgang zu beschreiben, hielt ich nicht für nötig. Es waren 31 Zuschauer, die sofort tot waren. So bitter es klingt, das ist eine Zahl, die sich recht schnell identifizieren lässt, auch wenn ich sicher bin, dass es auf Grund der Verwundungen und Brandverletzungen nicht bei jedem so schnell ging. Es ist aber möglich.
Die Fragezeichen habe ich gesetzt.

Noch mal liebe Häferl,

Ich hab doch gar nicht gesagt, daß Du das ändern sollst.
Ich verstehe nicht, warum ich nicht meine Gedanken und Gefühle zu einer Geschichte schreiben kann, ohne daß daraus gleich Änderungsvorschläge herausgelesen werden, die ich überhaupt nicht gemeint habe.
Es tut mir Leid, das falsch verstanden zu haben.
Wer sagt jetzt dieses "Du hast Recht. Ich sollte dich verlassen"?
Ich habe das noch einmal geändert, auch wenn es immer noch dazwischen ist. Auch als Stoßseufzer, dass Merles Gegenüber seine Unschuld nicht begreift.

Hallo Chazar,

ich glaube, die Mühe, einen Verriss von dir zu kriegen lohnt nicht. ;) Die etwas kitschigen Dialoge sind wirklich Geschmacksache. Die Sache mit den majestatischen Flugzeugen habe ich ein bisschen ausgebaut und ein Herz gestrichen. ;)

Hallo coleratio,

vielen Dank für das "Meisterwerk" :)
Es ist schwer, Hilfe anzunehmen, wenn man sich vermessener Weise verantwortlich für das Unglück hält. Darin steckt sowohl Selbstverachtung wie auch Anmaßung. Wenn die neue Partnerin bei so viel Schmerz keinen Platz findet, muss es nicht immer ein Mangel an Liebe sein, der sie verzagen lässt. Und die Härte und Höhe der Mauern um seinen Partner nimmt erst beim Versuch war, sie einzureißen.

Vielleicht braucht er dass neue verlassenwerden, um langsam zu sich zu kommen.
Genauso hatte ich es gemeint, als ich schrieb, sie müsste ihn verlassen. So hart, wie es sich für ihn anfühlt, vielleicht braucht er die Erfahrung noch einmal, um zu erkennen, dass nur er die Mauern einreißen kann, um Liebe und auch wieder Glück zuzulassen. So unfair es ist, die Rettung kann leider nie von anderen kommen.
Der Prot wird schon fachmännische Hilfe in Anspruch genommen haben, sein Vokabular drückt das aus, aber Verstehen und Begreifen sind zweierlei. Und das Begreifen dauert leider sehr viel länger.

Euch allen einen lieben Gruß und vielen Dank für die Geduld mit mir und für die angeregte Diskussion, sim

 

Hmmm ...

nun habe ich die ganzen Kommentare der Geschichte gelesen und kann nur mit dem Kopf schütteln. :confused:

Da ist eine wunderbare Geschichte geschrieben worden und dann beginnt ein "Zickenkrieg" :sealed: über das Verhalten von Merle.
Die Figur -Merle- kommt bei mir, stark und entschlossen an.

Egal wie lange der tragische Vorfall zurückliegt. Sie hat es von anfang an gewußt. Sie hat geglaubt es mit ihm durchstehen zu können. Geglaubt, dass ihre Liebe ihn auffangen kann.
ER ist es doch, der nicht loslassen kann, was bis zu einem gewissen Punkt, ja auch zu verstehen ist. Er flüchtet vor Merle, in dem er sich entzieht.
Sie "darf" für ihn da sein, alles für ihn tun, um ihn weinen (selbst sein müdes Fleisch bearbeiten) Doch in seine Seele lässt er sie nicht. Und das macht er ganz bewußt.
Er sagt: "Warum verlässt du mich nicht?" Obwohl er das ja garnicht will. Wer kümmert sich dann um ihn? Wer lässt ihn leiden und verwöhnt ihn trotzdem?
So oft hat sie gesagt, ich verlasse dich nicht. Immer in der Hoffnung, dass sich etwas ändert.
Was ist sie für ihn? Mutter, Krankenschwester, Seelsorger?
Was für eine Kraft mußte Merle aufbringen.
Er kann nur nett zu ihr sein, wenn sie weint und getröstet werden muß.
Damit tröstet er sich selbst un seine tote Frau, an die er sicher dabei denkt, aber nicht Merle.
Und um in den Zustand des tröstens zu kommen, muß er Merle erstmal wieder auf den "Boden" zwingen. Das erreicht er durch das ewige mitteilen seines leidens.
Welcher Mensch hält sowas aus?

Ich finde es stark von Merle, dass sie es schafft sich zu trennen.
Sie hat eingesehen, dass sich nichts ändern wird und sie will nicht enden wie er.
Eine Liebe freiwillig zu verlassen, kann zu einer großen Qual werden.
Darum ist Merle für mich wesentlich stärker, als der Prot der Geschichte.
Bei ihm habe ich den Eindruck, dass er in seinem Leid lebt.
Wenn er es wirklich wollte, würde er es ändern.
Die Zeit heilt alle Wunden, es sei denn, man reißt sie sich immer wieder auf.

Das ist meine Ansicht.
Gottlob sind wir alle verschieden. Verantwortlich machen, können wir dafür niemanden, und schon garnicht einen Autor. :shy:

 

Lieber sim!

Freut mich, daß Du mich jetzt richtig verstanden hast. :)

Wer sagt jetzt dieses "Du hast Recht. Ich sollte dich verlassen"?
Ich habe das noch einmal geändert, auch wenn es immer noch dazwischen ist. Auch als Stoßseufzer, dass Merles Gegenüber seine Unschuld nicht begreift.
Hier meinte ich, daß es beim Lesen nicht klar ist, wer den Satz sagt. Ehrlichgesagt ist es mir immer noch nicht klar...

Coleratio schrieb:
und dann beginnt ein "Zickenkrieg" über das Verhalten von Merle.
Ich weiß nicht, wie Du auf sowas kommst. Auf sowas kann man wohl nur kommen, wenn man es zickig liest.

Wenn er es wirklich wollte, würde er es ändern.
Was Du hier sagst, ist wohl für jeden, der jahrelang an etwas mühsam therapiert (ob mit oder ohne Therapeut) ein Schlag mitten ins Gesicht. Wie wenn sowas so einfach wäre...

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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