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Das Ende der Verluste

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14.03.2005
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Das Ende der Verluste

Das Ende der Verluste, oder einmal müsst ihr das noch ertragen, dann findet diese Trilogie ihren verdammten Abschluss

Europa war intellektuell am Boden, denn das Ehepaar Schneider hatte ganze Arbeit geleistet. Kein kreativer Mensch traute sich mehr auf die Strasse. Die Intellektuellenszene Europas verschanzte sich in ihren Häusern, um nicht Opfer des todeswütigen Pärchens zu sein.
So beschlossen die Schneiders mal zu schauen, ob es in der Heimat etwas zu tun gäbe. Schließlich waren die Universitäten und ds Fernsehen voll von Intellektuellen, die allerdings etwas Besseres zu tun hatten als, zu warten, dass die Schneiders ihnen ihre Meinung zur Intellektualität in den Anus rammen.
Jedoch hatte der Kommissar in den Monaten der Abwesenheit der Schneiders eifrig ermittelt, und so wurden die Schneiders bei ihrer Rückkehr aus Good Ol’ England vom Kommissar samt Sondereinsatzkommando am Flughafen erwartet.

Die Verhaftung am Flughafen Zackmünde ging mit großem Tamtam von statten. Der Kommissar war plötzlich im Mittelpunkt des Interesses und erntete großes Lob für die Inhaftierung von Frau Berger und seinem ehemaligen Assistenten Schmidt. Fotographen blitzen sich die Finger wund, Fernsehteams aus ganz Europa rannten wie die Wiesel durch den Terminal, Dankschriften von Günter Grass, Roger Willemsen und Gerhard Schöne wurden öffentlich durch die Lautsprecheranlage zitiert und die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und eine Beförderung zum Einsatzleiter der neusten Verbrechensserie wurden vom extra angereisten Bundespräsidenten höchstpersönlich in Aussicht gestellt.
Die Schneiders bekamen 1.703.456 Mal Lebenslänglich mit anschließender Sicherheitsverwahrung in einer psychiatrischen Anstalt. Der zuständige Richter wies die beiden aber der Bequemlichkeit halber gleich in die Irrenanstalt ein, wo sie unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen den Rest ihres Lebens verbringen sollten.

Gerade waren die intellektuellen Aktivisten und Schöngeister dabei, sich neu zu formieren, da ging die Kunstgalerie zu Borsdorf in Flammen auf. Die mit Stoff überzogenen Stellwände, Ölgemälde und die Dachkonstruktion aus Holz brannten wie Zunder. Die Feuerwehr konnte nichts, aber auch gar nichts retten. Die ersten zarten Pflänzchen der eben erst wieder belebten Kunst waren nur noch ein Häufchen Asche. Nur ein handgefertigter Metallaufsteller stand noch einsam und verlassen vor dem Aschehaufen. Der Aufsteller enthielt das Datum des Brandes und die Aufschrift „Flammendes Inferno – Wir sind noch lange nicht fertig! The Destroiers“.
Der Kommissar war ratlos.
„Und? Erste These?“, plärrte der Kommissar seinen neuen Assistenten an.
„Offenbar hält der Täter das hier für sein Kunstwerk. Solche Aufsteller sieht man ja meistens vor Kunstwerken, und der hier hat vom Brand nix abgekriegt.“
„Und?“
„Scheint ja ein richtiger Witzbold zu sein.“
„Ja echt witzig, Schramm, ich lach’ mich gleich tot.“
Der Kommissar und Assistent Schramm durchwühlten noch eine Weile den überdimensionalen Aschehaufen und zogen dann ergebnislos ab.

„Schramm! Machen Sie Vorschläge!“
„Nun … !“
„Danke Schramm, gehen wir! Schramm, und hören Sie auf da rumzukokeln!“
Der Kommissar und sein Assistent machten sich auf den Weg zur Irrenanstalt. Offensichtlich hielt der Kommissar das Wissen der jüngst inhaftierten Schneiders für den einzigen Weg, auch diese erbärmlichen Verbrecher zu überführen. Der Chef der Irrenanstalt empfing sie an der Eingangstür.
„Ok, Herr Kommissar, hier noch ein paar Sicherheitsregeln. Waffen sind abzugeben. Wenn Sie gleich die Treppe zum Bunker herunter kommen, halten Sie sich äußert rechts. Hören Sie nicht auf das, was die anderen Gefangenen sagen, und sehen Sie sie auch nicht an. Alles klar!“
„Hat Ihnen eigentlich schon mal einer gesagt, dass Sie ein verdammter Klugscheisser sind?“
„Gehen wir!“
Der Dreiertrupp war an der Gittertür des Hochsicherheitstraktes angekommen. Wie befohlen hielten sich der Kommissar und Schramm an rechten Rand des Ganges auf.
„Die letzte Zelle!“
„Danke Herr Irrenanstaltsmeister. Schramm!“
Die Weg zur letzten Zelle des Ganges war wie ein Spießrutenlauf. Dem Kommissar und seinem Assistent wurden allerlei schmutzige Sachen und Flüssigkeiten an der Kopf geworfen.
„Komm her zu mir. Komm hier her. Ich will deinen fetten Schwabbelarsch.“
„Ich kann deine Fotze riechen!“
Die Gefangen brüllten wie die Tiere. Assistent Schramm zitterte wie Espenlaub, doch der Kommissar blieb ruhig.
„Hää … Fotze? Junge, Du bist im falschen Film!“
Angekommen an der letzten Zelle, warteten die Schneiders hinter einer Panzerglaswand mit Löchern, stramm im blauen Häftlingsoverall wie bei einer Militärparade stehend, schon auf den Kommissar.
„Ich grüße Sie, Herr Kommissar! Und wen haben wir hier? Haben Sie eine gute Zeit als Assistent des verehrten Herrn Kommissar?“
„Nun…“
„Schramm, Schnauze! Schmidt, sie verkommenes Subjekt, ich hab’ doch gewusst, dass das mit Ihnen nicht gut endet. Also, was können Sie mir über diese Irren sagen, die die Galerie abgefackelt haben.“
„Ersten sprechen Sie mich bitte mit Herr Schneider an. Die amtlich beglaubigten Dokumente zur Namensänderung entnehmen Sie bitte meiner Häftlingsakte. Und zweitens: Quid Pro Quo.“
„Schmidt, ich rate Ihnen … Was hat meint er damit, Schramm?“
„Keine Ahnung, in Englisch war ich nicht so gut.“
„Quid pro Quo, Herr Kommissar. Sie sagen mir was, ich sage Ihnen was.““
„Also gut, was wollen Sie wissen?“
„Warum haben Sie mich damals wie ein Stück Scheiße behandelt, mich Kaffe holen lassen, mir die Drecksarbeit gegeben, mich den ganzen Tag beleidigt, sind Sie mir ständig ins Wort gefahren?“
„Nun ja…äh…ich hatte Probleme mit der Alten, mein Stuhlgang lief gar nicht rund und meine Rotzgören gingen mir auch auf den Sack. Kann schon sein, dass ich etwas überreagiert habe. Ich würde mich freuen, wenn Sie an dieser Stelle meine Entschuldigung akzeptieren.“
Aus dem Bückling des Kommissars strahlte die pure Verzweiflung, denn er hatte absolut nichts in der Hand. Nie würde er sich bei irgendwem entschuldigen, geschweige denn bei einem Assistenten, noch dazu, wenn er in der Klapse sitzt.
„Akzeptiert!“
„Quid pro Quo, Schmidt … äääh … Herr Schneider. Wer sind diese Kerle und warum tun die das? Und Schramm, lassen Sie endlich Ihr verdammtes Feuerzeug in der Tasche. Sie rauchen doch gar nicht, oder? Also, wer war’s?“
„Ich habe keine Ahnung, und meine Frau auch nicht. Guten Tag Herr Kommissar!“
„Herr Schneider … ääh … Schmidt, Sie Heini ich werde … “
„Guten Tag, Herr Kommissar! WÄRTER! Der Herr Kommissar würde gern gehen!“
„Schmidt, Sie Arschloch, ich werde dafür sorgen, dass Sie hier nie wieder rauskommen!“

Nach dieser Pleite brauchte der Kommissar erstmal einen Schnaps.

Trotz des erneuten Angriffs auf die Intelligenz war im Kunsthistorischen Museum Borsdorf reger Andrang. Nachdem dort, wo einst die Kunstgalerie stand, der Bauer Kohlschmidt einen Bretterveschlag errichtete, aus dem der ansässige Abdecker seine Ware abholte, war das Kunsthistorischen Museum der letzte verbliebene Hort intellektuellen Denkens in Borsdorf. Die Wiedereröffnungsfeier war offensichtlich ein voller Erfolg, obwohl das Eintrittsgeld mit 15 Euro ganz schön happig ausgefallen war. Zu sehen war „Kunst im Spiegel unserer Zeit“, was aber anscheinend nicht alle Gäste so berauschend fanden.
„Schramm, jetzt sehen Sie sich doch mal diesen Mist an: "Schubkarre auf Müll". Ich weiß nicht, wer sich solch einen kranken Mist ausdenkt und dafür auch noch abkassiert. Vielleicht sollten wir die Schneiders wieder freilassen, dann gibt es so ein Zeug bald nicht mehr…Schramm? SCHRAAAAMM? Zentrale? Piepsen Sie doch mal den Schramm an. Der soll seinen Arsch herbewegen, wir sind schließlich am Ermitteln.“
Eine Weile tat sich gar nichts. Kein Telefonanruf, kein Schramm, kein nichts. Der Kommissar zuppelte nervös an seiner Jacke und zerrte immer wieder das Telefon raus und steckte es wieder zurück in die Tasche.
„SCHRAAAAMM?“
Die Besucher des Museum zischten und sagten, der Kommissar sollte doch bitte nicht so rumschreien. Das sei schließlich keine Aktienbörse.
Plötzlich erschütterte eine gewaltige Explosion das Museum. Schreie, umherlaufende Intellektuelle, Staubwolken und herumfliegende Kunstgegenstände erschwerten dem Kommissar die Orientierung. Schließlich gelang es ihm nach einer Weile, das völlig in sich zusammengebrochene Kunsthistorische Museum zu Borsdorf zu verlassen. Keuchend und hustend lief er seinen Kripokollegen in die Arme.
„Herr Kommissar, wir haben da eine persönliche Nachricht für Sie.“
„Zeigen Sie her!“
Der Kommissar grabschte nach dem Wisch und fing an zu lesen. Da sich sein Gesicht verfärbte und zu einer hässliche Fratze verzog, war anzunehmen, dass in dieser Nachricht nichts Gutes stand.
„Sehr geehrter Herr Kommissar! Diese war der letzte Streich. Die Intellektuellen haben sich für eine wirklich nicht zu verachtende Summe freigekauft. Bei soviel Geld, kann man seine Überzeugung schon mal ruhen lassen. Außerdem haben wir festgestellt, dass das Ganze eigentlich doch ziemlich albern war. Trotzdem musste die letzte Demonstration sein, um unsere Entschlossenheit zu demonstrieren. Seien Sie versichert, dass die Verluste jetzt ein Ende haben. Meine Adoptiveltern, die Schneiders, und ich sind bereits auf dem Weg in die Freiheit und werden uns auf einer einsamen Insel zu Ruhe setzen. Versuchen Sie nicht, uns aufzuspüren, sonst wird es tragische Verluste bei der Polizei geben. Und bitte, schonen Sie die Neulinge bei der Polizei und schaffen sich nie wieder einen Assistenten an.
Mit freundlichen Grüßen, Schramm“

„SCHRAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAMMMMMMMMMMMMMMMMMM, Sie AAAAAARSCHLOOOOOOCH!“

Ende der Trilogie

 

Basierend auf "Verluste im Literaturzirkel" (erschienen in "Das Sterben ist ästhetisch bunt") und "Tragische Verluste in Liedermacherkreisen"(in der Satire-Rubrik), für diejenigen, die zum erstenmal was von mir lesen.

 

Moin Angrynowaka,

Tja, ich weiß nicht so recht... Ich weiß ja, worauf du mit deiner Trilogie hinauswillst und bin auch meinungstechnisch mit dir einigermaßen Konform - aber die Geschichte hat mich irgendwie leider nicht gepackt.
Ich kanns nichtmal genau begründen, ein paar Gags waren ganz gut, aber insgesamt hat das Ding bei mir nicht funktioniert.

Tut mir Leid, daß ich so unkonstruktiv bin, aber anders gehts gerade nicht. Ach so, eine konstruktive Sache noch: der Text ist teilweise sehr verwirrend, was die Hintergründe angeht. Ich glaube, wenn man die anderen beiden Texte nicht kennt, wird es sehr schwer, diesem hier zu folgen. Vielleicht solltest du am Anfang eine kleine Rückblende "was bisher geschah" einbauen oder so...

Inhaftierung von Frau Berger und seinem ehemaligen Assistenten Schmidt.
Okay, später erklärst du, daß es sich hierbei um Schneiders alte Namen handelt, aber an dieser Stelle ist das echt verwirrend.
Die Schneiders bekamen 1.703.456 Mal Lebenslänglich
Übertreibung ist ein nettes Stilmittel, aber wenn mans übertreibt, kann das auch schnell mal... ähh, übertrieben wirken ;)
„Hat Ihnen eigentlich schon mal einer gesagt, dass Sie ein verdammter Klugscheisser sind?“
Ich weiß nicht... Die Anlehnung an das Schweigen der Lämmer ist eigentlich gut und auch passend, aber da fäll dir sicher noch ne coolere Antwort ein.

 

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