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Das erste Mal

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29.10.2007
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Das erste Mal

Das erste Mal

„Zug fahren ist ja kein Jedermann-Fortbewegungsmittel mehr,
wie das vielleicht vor zwanzig oder dreißig Jahren der Fall war.
Mit der Bahn durch Deutschland fahren ist heutzutage ein Luxus,
den sich nur noch gut betuchte Zeitgenossen leisten können.
Die Tickets sind heiß begehrt, die Begeisterung ohne Grenzen und
die Bahn ist kaum in der Lage der immensen Nachfrage, der Millionen,
wenn nicht Milliarden begeisterten Kunden, wenn nicht sogar Fans,
nach zu kommen.
Oft lässt sich beobachten, wenn ein schicker Schnellzug an einem
Otto-Normalverbraucher vorbei rauscht, dass nicht nur das Toupé,
sondern auch immer ein bisschen Wehmut und Neid dem Zug hinterher
weht.
Wie ich finde, auch mit gutem Grund.
Für mich ist die Bahn, die Königin der Zeit- und Raumüberbrückung.
Kein anderes Gefährt hat die gleiche Eleganz, einen vergleichbaren
Komfort oder auch nur annähernd dieselbe Vielfalt an Gerüchen, wie
es die Bahn zu bieten hat.
Und jeder der schon einmal versucht hat in einem Auto im Stehen zu
pinkeln, kann die Vorteile, die eine Zugfahrt mit sich bringt, mehr als
nachvollziehen.
Und Bahn fahren ist ja nicht nur Reisen. Es ist so viel mehr.
Die Gesellschaft, wie sie in ihrer heutigen Form existiert, wäre ohne
die Bahn wohl nicht dieselbe und auch beim Thema Integration - mit
Integration meine ich die Eingliederung der Deutschen in die multi-
kulturelle Gesellschaft Deutschlands - wäre mein Vorschlag:
"Bahn fahren".
Nirgendwo sonst findet sich auf so engem Raum, so eine Fülle an
verschiedenen Kulturen, Musikgeschmäcker, Essgewohnheiten und
körperhygienischen Wertvorstellungen, wie in einem InterRegio an
einem Samstagnachmittag.
Da ist man hautnah am Pulverfass unserer Kultur und kann wie in einem
hochmodernen, soziodemographischen Versuchslabor hautnah miterleben,
was zuviel Fast Food, Reality TV und Hartz 4 mit Menschen anstellen kann.
Lernen mit Nervenkitzel nennen das neuerdings Pädagogen.“

Und während ich mir so meine Gedanken machte und das Privileg
genoss mit der Bahn fahren zu dürfen, trudelte meine Mitfahrgelegenheit
in den Freiburger Hauptbahnhof ein.
Exakt einunddreißig Minuten zu spät.
Auf die Bahn ist eben verlass, dachte ich mir, und grinste in mich
hinein.
Ich hatte das Wochenende bei Freunden in Freiburg verbracht,
der Ököhauptstadt Deutschlands. Doch obwohl ich ein gelungenes
Partywochenende hatte und frohen Mutes in den Zug in Freiburg
einstieg, sollte meine gute Laune nicht lange währen.
Doch nicht die Unpünktlichkeit oder der beißende Uringeruch aus der
Zugtoilette sollte mir an diesem Tag zusetzen.

Nach kurzer Odyssee durch die verschiedenen Zugabteile fand ich
so ziemlich am Ende des Zuges im zweiten Stock eine freie Längsbank.
Längs in einem Zug sitzen, finde ich persönlich, und mein Magen im
Speziellen, nicht gerade festlich, doch man ist ja heutzutage flexibel.
Muss man ja in dieser sich immer schneller ändernden Welt auch sein.
Und auch die laute, orientalisch angehauchte, schon fast ins
neopsychedelische abdriftende Lautenmusik aus dem Handy eines
Mitfahrers, konnte mir mein leichtes Grinsen an diesem Morgen nicht
nehmen.
Das Wochenende war wirklich ausgesprochen gut gelaufen.
In der Disco hatte ich am Abend vorher die Tanzfläche gerockt,
soweit das für einen Deutschen möglich ist.
Und meine hilflosen Ruderbewegungen mit den Armen hatten diesmal
auch ihre gewünschte Wirkung erzielt.
Sprich, ich hatte eine „Beinahe-Romanze“ mit einer ziemlichen, ja, wie
soll ich sagen, "Frau".
Es ging also ganz schön ab.
Ich saß nun schon ungefähr zwei Haltestationen allein und in Gedanken
versunken, als eine Gruppe Jugendlicher, durch die Schiebetür kam und
sich in dasselbe Abteil setzte.
Sie hatten Glück, dass eine Haltestation zuvor, ein vierer Sitz frei wurde.
Das Gepäck, das sie dabei hatten, stapelten sie auf die mir gegenüber
liegende Längsbank.
Ein geschulter Blick auf den Rucksackberg und mir war klar, dass dieses
Gebilde mehr ein One Night Stand unter den Gepäckbergsbeziehungen sein
wird.
Und so kam es auch.
Es ging keine fünf Minuten und der größte der Rucksäcke knallte in einer
etwas schärferen Rechtskurve mit großem Donner auf den schmutzigen
Fußboden.
Schnell wie Rainer Calmund am kalten Buffet stieß ich nach vorne und hob
den Rucksack zurück auf den Gepäckberg.
Der eine der Jugendlichen beobachtete mich, drehte sich zu seinem Freund
um, dem der Rucksack anscheinend gehörte und alles was von nun an
geschah, passierte für mich wie in der finalen Szene von Rocky,
in absoluter Zeitlupe.
Doch statt „A-d-r-i-e-n“ ratterten andere Worte aus dem Mund des Jugendlichen:
"D-e-r n-e-t-t-e H-e-r-r d-a h-i-n-t-e-n, h-a-t g-r-a-d d-e-i-n-e-n
R-u-c-k-s-a-c-k a-u-f-g-e-h-o-b-e-n".
Mit der Linken angetäuscht und die Recht knallte ohne jede Deckung
wie ein Amboss in das Ziel.
„Der nette Herr“, ich war immer noch geschockt und die Worte bohrten
sich in meine Schädeldecke.
Ich war vielleicht zwei, drei Jahre älter wie die Jugendlichen.
Dachte ich.
Bis jetzt.
Ich war gerade mal einundzwanzig.
Der restliche Tag, wenn nicht sogar mein restliches Leben, war mit diesen
drei Worten für mich gelaufen.
Ich tat so als wäre nicht viel gewesen und nickte dem einen Jugendlichen,
dem der Rucksack anscheinend gehörte, freundlich zu.
Es sah jedenfalls so aus als würde ich ihm zunicken.
Eigentlich wollte ich ihm eine Kopfnuss verpassen, allerdings war ich zu
geschockt um aufzustehen.
Niemand in dem Zug ahnte wohl, was für einen Erdrutsch diese drei Worte
in mir auslösten.
Ich fühlte mich wie eine Mischung aus Prostituierte und Mittvierziger.
Benutzt und alt.
Ich meine „netter Herr“, was an mir verleitet Jugendliche mich „netter Herr“
zu nennen.
Ich hab noch alle Zähne, meine Blaseninkontinenz ist noch in einem sehr
frühen Stadium und auch mein Stuhlgang könnte gar nicht besser sein.
Er ist vital und fest, wie es sich für einen in der Blüte seines Lebens
stehenden Einundzwanzigjährigen gehört.

Ich saß nun da und grübelte vor mich hin. Es waren noch gute eineinhalb
Stunden bis zu meiner Destination und ich brauchte unbedingt jemanden
der mir versicherte, dass ich jung und knackig bin und das ganze Leben
noch vor mir habe.
Wo sind denn gute Freunde, wenn man sie mal braucht.
Oder Rentner.
Angstschweiß lief mir die Stirn hinunter.
Es könnte auch Kondenswasser von der Decke gewesen sein.

War ich doch alt geworden und hatte es nur nicht mitbekommen?
Man kennt es ja aus Erzählungen. Da albert man ein bisschen rum und
zwei, drei Augenblicke später geht das Kind dann schon in die Schule.

Hatte ich wirklich mein Erwachsenwerden verpennt?
Ich hatte noch keine grauen Haare, in diesem Punkt war ich mir sicher.

Doch was war der Auslöser, was brachte den Jugendlichen dazu, mich
für einen alten Menschen zu halten. Denn „netter Herr“ heißt ja soviel
wie, „schau mal schnell hin und bedank dich, wer weiß wie lang der Typ
noch lebt“ und nichts anderes.
Um ehrlich zu sein, meine Geheimratsecken waren schon einmal kleiner.
Doch bis jetzt hatte ich den Kampf gegen meine Stirn, die sich schon seit
Jahren versucht zu meinem Nacken vorzukämpfen, noch nicht verloren.
Nicht ganz zumindest.
Ich schaute noch einmal zu denn Jugendlichen auf meiner linken Seite.
Wahrscheinlich wussten sie nicht einmal, dass sie gerade einen Menschen
hinterrücks aus seinem gewohnten Leben gerissen hatten.
Kalt und schmerzhaft, wie nackte Haut an kalten Eisengegenständen,
rissen sie aus meinem Herzen die Illusion der ewigen Jugend.
Hätten sich mich wenigstens angerempelt oder angepöbelt, aber nein,
intelligent sind sie ja schon.
Die wissen wie sie einen rankriegen, so dass man sich nicht wehren
und nichts anderes erwidern kann, wie freundliches Nicken und zurück
grinsen.
Ich hab manchmal das Gefühl als würde ich mein ganzes Leben gar nichts
anderes mehr machen.
Immer nicken und freundlich Grinsen.
Aber diesmal würde ich mich damit nicht abfinden.
So langsam hatte ich keine Lust mehr, immer freundlich zu sein.
Meine Angst, alt geworden zu sein, nahm wahnwitzige Gestalt an.
Und auch die Vorstellung, der Boxsack der modernen Gesellschaft zu sein,
heizte mein ziemlich unterkühltes Temperament an.
Würde heute noch jemand im Bus aufstehen, um mich sitzen zu lassen,
dann könnte ich für nichts mehr garantieren.
Wahrscheinlich würde ich mich anschließend mit der elektrischen Rheuma-
decke in die Wanne stürzen.
Am liebsten hätte ich dem immer noch nett lächelnden Jugendlichen eins
in die Fresse gehauen.
So richtig mitten rein.

Ich stand von meinem Sitz auf und ging auf die Jugendlichen zu.
Es war Zeit, um für reine Verhältnisse zu sorgen.
Nur ich, gegen die ganze Ungerechtigkeit die auf dieser Welt herrscht.
Souverän schritt ich auf die Jugendlichen zu, wie eine Dampfwalze auf
ihrem Weg der Vernichtung.
Allerdings fand ich die Bremse nicht und walzte an den Jugendlichen ins
nächste Abteil weiter.
Wieso auch immer Gewalt anwenden?
Ich hatte ja nicht umsonst Abitur gemacht, um mit Problemen auf
andere Weise umzugehen.
Außerdem waren sie zu dritt und der eine Jugendliche sah durchtrainiert aus.
Ich tippe auf Kickboxer oder Bodybuilder.

 

Hi Blistie,

eine Mittwochmorgen-Kurzkritik:

Nimm dir doch bitte die optische Gliederung deines Textes vor. Er kommt daher, wie die reinste Bleiwüste. Absätze würden da helfen.

Zum Inhalt: Humor ist Geschmackssache, oder wenn man trotzdem lacht. Das Hauptmanko deines Textes ist meiner Meinung nach, dass du die Dinge zu breit ausgewalzt hast. Das gilt für den Bahn-Einleitungsabsatz (der durchaus witzige Elemente enthält) aber vor allem über die seitenlange Aufarbeitung des "der nette Herr" Themas. Sowas mag -persönlich erlebt- ja durchaus traumatisch, schockierend was auch immer sein, für andere witzig ist es deshalb nicht unbedingt.


Liebe Grüße,

AE

 

Hallo blistieboy!

Ich hatte die ganze Zeit den Eindruck, dass du dich krampfhaft darum bemüht hast, witzig zu klingen. Mit deinen Vergleichen bist du ja nicht gerade sparsam umgegangen und mit den meisten deiner Assoziationen konnte ich auch gar nichts anfangen.

Das was in diesem Zug passierte traf mich unerwarteter, wie…, ja wie, ein Kompliment über ihr äußeres die Kanzlerin.
Erstmal sind allein in diesem Satz ungefähr fünf Rechtschreibfehler. Zum Satz an sich: Dieser "Witz" ist sowas von ausgeleiert und kann ja wohl nur von einem Mann kommen. Ich muss Frau Merkel jetzt mal verteidigen ;) Schau sich mal einer Edmund Stoiber oder den Glos oder wie er heißt an, die sehn doch viel schlimmer aus? Warum machen alle Witze über Angela Merkel, über die keiner mehr lachen kann? Vor fünf Jahren oder so hätte ich das noch verstanden aber jetzt... So. Soviel dazu. :D

Ja in Punkto Rechtschreibung musst du was machen, da sind etliche drin. Außerdem könntest du die Geschichte auf ungefähr die Hälfte kürzen, du hast die Thematik so ellenlang ausgedehnt, dass es wirklich keinen Spaß macht, das zu lesen.

Also nix für ungut,
Es grüßt,
appelstrudel

 

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