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Das Fenster

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13.08.2009
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Das Fenster

Sie saß auf ihrem Fensterbrett und sah aus dem Fenster hinaus. Eine Welt, die ihr plötzlich fremd und anders erschien. Auf die Welt schauen bedeutete aber auch von anderen gesehen werden, dachte sie verträumt. Ab diesem Moment wünschte sie sich auch das. Dass jemand auf sie blickte und sie sofort verstand. Das Mädchen verbrachte den ganzen Tag vor dem Fenster und wünschte sich jeden Tag das Gleiche. Jemand sollte sie sehen.

So vergingen die Tage, die Jahreszeiten, Regen und Sonne, doch niemand kam um das kleine Mädchen zu sehen. Es zerriss ihr das Herz, denn das kleine Mädchen war gewachsen und wurde älter, doch die Welt da draußen wuchs nicht mit.

Sie fing an das Fenster zu vergessen. Zu vergessen mit was sie Jahre verbrachte, auf was sie fast eine Ewigkeit lang wartete. Sie vergaß ihre Wünsche, Träume und Hoffnungen. Große Leere bestimmte seit dem Tag, an dem sie nicht mehr zum Fenster zurückgekehrt ist, ihr Leben.

Weitere Jahre vergingen. Das Mädchen wurde zu einer wunderschönen Frau, die sich hinaus in die weite Welt traute und somit ihrem Heim und ihrem vergessenen Fenster den Rücken zukehrte.

Trotz ihres neuen Leben, wurde sie nicht glücklich. Zwar sahen sie die Menschen, doch ihr Wunsch erfüllte sich nie. Sie wollte nicht einfach nur gesehen werden. Sie wollte so angeblickt werden, wie sie es noch nie wurde. Doch es geschah nie und die große Leere verschwand nicht.

So ging die junge Frau durch das Leben, ohne je ein richtiges Dasein, ein hier und jetzt verspürt zu haben. Ihr Alltag wurde vom Grau bestimmt. Alles was sie sah, roch und empfand, war grau und ohne Leben. Sie erinnerte sich zurück und stellte fest, dass es schon immer grau gewesen sei. Schon seit sie das erste Mal auf ihrem Fensterbrett saß und nur einen Wunsch hatte.
Als die Frau älter und schwächer wurde, trieb sie ihre Sehnsucht nach Farbe, dem grauen Alltag und der grauen Welt zu entkommen, zurück zu ihrem alten Heim. Alles war noch genau so, wie sie es damals verlass . Sie trat näher heran und setzte sich auf das Fensterbrett und blickte hinaus. Das vergessene Fenster drängte sich wieder in ihr Bewusstsein und all ihre Träume und Wünsche von damals. Ein zweites Mal in ihrem Leben sprach sie den Wunsch aus, gesehen zu werden. Doch zu ihrer großen Enttäuschung, passierte auch nach all den Jahren nichts. Voller Trauer senkte sie ihren Blick und Tränen liefen über ihre Wangen. Sie versprach sich selber, noch ein einziges Mal aus dem Fenster zu sehen und dann für immer aus dieser Welt zu gehen. Sie hob ihren Kopf und sah ihn draußen stehen. Ihn, der sie anblickte, wie noch nie jemand zuvor. Ihre Blicke trafen sich und plötzlich geschah es. Alles nahm eine Farbe an. Das Grau verschwand und die schönsten Farben, die man sich vorstellen kann, schmückten auf einmal diese Welt. Ihre Welt.
Ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit machte sich in ihrem Innersten breit. Ihre Blicke lösten sich nicht. So beschloss die Frau hinaus zu gehen. Hinaus zu ihm, der unerwartet ihr Leben veränderte und ihre Augen für das Schöne und Bunte im Leben öffnete. Auf der Straße stand sie ihm gegenüber. Es kam ihr vor als würde sie ihn schon ihr Leben lang kennen. Sie sahen sich an und es war noch viel intensiver und schöner als je zuvor.

„Ich habe mein ganzes Leben auf dich gewartet. Mein ganzes. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, doch dann kamst du. Du kamst um mich zu retten, um mir etwas zu geben, das ich noch nie hatte und noch nie verspürte. Doch was ist das, das hier mit mir geschieht?“ fragte die ältere Dame.

Der Mann konnte seine Blicke nicht von ihr wenden und schaute in ihre tiefen, nachdenklichen und sehnsüchtigen Augen und sprach leise: „Es ist Liebe. Ich habe seit ich denken kann, auf diesen Moment gewartet. Jemanden zu finden, der mich so anblickt wie du. Der alles lebenswert macht. Ich habe die Hoffnung nie aufgeben.“.

So standen sie noch Ewigkeiten da. Verloren in ihren Blicken, die voller Liebe waren. Ihre Herzen wurden eins, ihre Gedanken und Gefühle ebenfalls.
Da wusste die alte Frau, es ist so weit. Sie verspürte keine Ängste und keine Sorgen mehr. Sie fühlte sich sicher. „Ich bin so weit...“ flüsterte sie ihm, mit Tränen in den Augen, zu. Ein warmherziges Lächeln huschte über sein Gesicht, als er nach ihrer Hand griff und sie Richtung Himmel mitnahm.

 

Hallo Nasti,

herzlich willkommen hier!

Eine Geschichte über das Warten auf die wahre Liebe, was in diesem Fall ein ganzes Leben dauert.
Anfangs kommt mir das Mädchen sehr ichbezogen vor, weil sie nur jemanden sucht, der sie liebt und versteht, ohne daran zu denken, selbst Gleiches zu geben.
Am Ende bleiben die Fragen, ob und warum sich das Warten gelohnt hat, und ob hier plötzlich ein religiöses Motiv vorhanden ist. => "... und sie Richtung Himmel mitnahm."

Dein Erzähler vermittelt das Geschehen aus der Distanz. Er berichtet über die Wünsche der Frau, gesehen, verstanden und geliebt zu werden, über eine große Leere usw., ohne dem Leser zu zeigen, was die Hauptfigur sich genau darunter vorstellen mag. So bleibt alles zu allgemein und ich kann mich nicht in die (besondere) Lage der Frau hineinversetzen.

Dein Text enthält viele Wortwiederholungen. Das mag Zufall oder Absicht sein, vielleicht als Stilmittel gedacht, wirkt aber nur umständlich. Auch Gedanken und Tatsachen wiederholst du des Öfteren. Dadurch wird die Botschaft nicht verständlicher, nur der Text länger.

Sie saß auf ihrem Fensterbrett und sah aus dem Fenster hinaus. Eine Welt, die ihr plötzlich fremd und anders erschien. Auf die Welt schauen bedeutete aber auch von anderen gesehen werden, dachte sie verträumt. Ab diesem Moment wünschte sie sich auch das. Dass jemand auf sie blickte und sie sofort verstand. Das Mädchen verbrachte den ganzen Tag vor dem Fenster und wünschte sich jeden Tag das Gleiche. Jemand sollte sie sehen.
Dieser Absatz ist für die darin enthaltene Aussage zu lang.
Eine kürzere Variante (mit vorhandenen Textelementen):
Das kleine Mädchen saß auf ihrem Fensterbrett und sah hinaus auf eine Welt, die ihr fremd erschien. Auf die Welt schauen bedeutete auch von anderen gesehen werden, dachte sie verträumt. Ab diesem Moment verbrachte sie ganze Tage vor dem Fenster und wünschte sich, dass jemand auf sie blickte und sie sofort verstand.
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Sie fing an das Fenster zu vergessen. Zu vergessen mit was sie Jahre verbrachte, auf was sie fast eine Ewigkeit lang wartete. Sie vergaß ihre Wünsche, Träume und Hoffnungen. Große Leere bestimmte seit dem Tag, an dem sie nicht mehr zum Fenster zurückgekehrt ist, ihr Leben.

Weitere Jahre vergingen. Das Mädchen wurde zu einer wunderschönen Frau, die sich hinaus in die weite Welt traute und somit ihrem Heim und ihrem vergessenen Fenster den Rücken zukehrte.

Zuviel "vergessen". Ich würd aus den beiden Absätzen einen machen und "vergessen" nur einmal erwähnen.
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Trotz ihres neuen Leben, wurde sie nicht glücklich. Zwar sahen sie die Menschen, doch ihr Wunsch erfüllte sich nie. Sie wollte nicht einfach nur gesehen werden. Sie wollte so angeblickt werden, wie sie es noch nie wurde. Doch es geschah nie und die große Leere verschwand nicht.
Diese Behauptung "Trotz ihres..." ist überflüssig, weil der Leser von selbst drauf kommt.
Sinngemäße Wiederholung: ... ihr Wunsch erfüllte sich nie." und "Doch es geschah nie." Eins von beiden würd ich streichen.
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So ging die junge Frau durch das Leben, ohne je ein richtiges Dasein, ein hier und jetzt verspürt zu haben. Ihr Alltag wurde vom Grau bestimmt. Alles was sie sah, roch und empfand, war grau und ohne Leben. Sie erinnerte sich zurück und stellte fest, dass es schon immer grau gewesen sei. Schon seit sie das erste Mal auf ihrem Fensterbrett saß und nur einen Wunsch hatte.
"Ihr Alltag wurde vom Grau bestimmt." würd ich streichen. Das wird ja gleich nochmal dargestellt: "Alles was sie sah ..."
"Zurück" streichen. Man kann sich nur zurück erinnern!
"roch" Grau kann man nicht riechen. Entweder streichen oder ergänzen: ... war grau, fade und ohne Leben.
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Sie hob ihren Kopf und sah ihn draußen stehen. Ihn, der sie anblickte, wie noch nie jemand zuvor. Ihre Blicke trafen sich und plötzlich geschah es. Alles nahm eine Farbe an. Das Grau verschwand und die schönsten Farben, die man sich vorstellen kann, schmückten auf einmal diese Welt. Ihre Welt.
Das kann alles raus!
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Sie sahen sich an und es war noch viel intensiver und schöner als je zuvor.
kann auch raus. Das ergibt sich aus dem Text davor.
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„Ich habe mein ganzes Leben auf dich gewartet. Mein ganzes.
Überflüssig.
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So vergingen die Tage, die Jahreszeiten, Regen und Sonne, doch niemand kam um das kleine Mädchen zu sehen. Es zerriss ihr das Herz, denn das kleine Mädchen war gewachsen und wurde älter, doch die Welt da draußen wuchs nicht mit.
Das hat mich sehr fasziniert. Ich schreibe dir mal, was ich mir darunter vorstelle: Wenn man in seinem Leben keinen Bezug zu anderen Menschen findet, wird die Welt scheinbar nicht älter, weil das Gemisch aus jung und alt immer gleich bleibt. Nur die Individuen wechseln, unbemerkt.

Gruß

Asterix

 

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