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Das Fortfahren der Träume ist das Leben seltsamer Gestalterei

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28.07.2005
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Das Fortfahren der Träume ist das Leben seltsamer Gestalterei

Das Fortfahren der Träume ist das Leben seltsamer Gestalterei

Eine Frau lief vor einer Elefantenherde. Dahinter streckten Giraffen ihre Köpfchen in die Höhe. Die Frau war etwas nicht von dieser Welt. Die Beine waren dick, der Hintern breit und der Hals war ein langer Stock, fest verschnürt und verknotet mit dem Körper. Sie alle verfolgten Peter, den Mann mit dem Motorrad. Er fuhr, bis sich eine weite Schlucht vor ihm erstreckte. Der Sprung auf die andere Seite, oh Königskinder, wäre zu weit. Er stoppte, stieg vom Motorrad ab, setzte sich auf den kargen Felsboden und wartete. Ohne dass er es beachtete oder es ihm auffiel, kämpfte das Motorrad gegen eine unbekannte Kraft an, aber es verlor und wurde in die unendliche Schlucht hinabgezogen. Er spielte alleine. Die Lethargie trat anstelle der Freiheit, eine reißerische Dosis. Der Fels unter ihm war hart. Die Herde kam immer näher und stampfte Löcher in den Boden. Als sie dann nah genug war, bedeutete die Frau den Tieren zu warten. Die Elefanten senkten die Köpfe und verschluckten ihre Rüssel, und die Giraffen schraubten ihre Hälse in die Höhe, bis nur noch lose Körper ohne die Köpfchen dastanden. Dann kam die riesige Frau auf ihn zu. Die Brüste hingen schief in der Luft, wie bei einem abstrakten Kunstwerk. Die Elefantenbeine stampften Löcher in den Felsen. Dann bückte sich der lange Kopf tief nach unten, bis er auf Höhe von Peter war - die Augen wurden rot und weinten bittere Tränen - und die Kreatur sprach voller Verachtung:
„Ist es das, was du wolltest?“
Sie lief wieder in die Herde zurück. Der lange Giraffenhals führte den Kopf in die Wolken, während der dicke Elefantenleib den harten Boden mit großen Spuren füllte und alles, alles verschwand dann hinter der Sonne, bis auf Peter. „Ist es das, was du wolltest?“ hatte sie gesagt. Der Satz knallte zu jeder Seite gegen scheinbaren Beton und flog wie eine Flipperkugel umher. Immer wenn der Ball gegen den Beton schlug, hörte man: „Ist es das, was du wolltest? ... was du wolltest? ....wolltest?......................."


Ein Lichtstrahl fiel durch das kleine Fenster, und logierte in der Puppenkiste.
Die Frau betrachtete das Zimmer und das Foto des kleinen Jungen. Alles hatte sich verändert. Dann ging sie zur Puppenkiste und griff sich Stofftier Mickey-Maus heraus, schob die Kiste beiseite und setzte sich. Tränen flossen ihr aus den Augen. Peter war kein normaler Junge. Irgendwann einmal hatte er angefangen und konnte nicht mehr aufhören. Sein Geist wurde unkontrollierbar und träge. Keiner konnte ihn stoppen und davon abbringen. Nicht einmal seine eigene Mutter.

Ein kleines Kind saß auf einem blühenden Hügel. Davor war wieder die Frau, mit den breiten Beinen eines starken Elefanten und der Größe einer langen Giraffe. Der Wind und die Bienen trugen den süßen Duft hinaus in das frische, saftige Grasland.
„Ist es das, was du wolltest?“ Die Sonne schien.
„Ich will nicht mehr leben!“ Der Himmel färbte sich schwarz, immer wenn der kleine Junge sprach.
„Warum?“
„Ich habe dieses Leben satt! Immer diese schlimmen dunklen Farben. Ich kann sie nicht mehr sehen. Diese grauen Menschen. Das gleiche Aussehen. Tag für Tag bis zum Tod.“
Flick-Flack: schwarz. Vorhang auf: weiß.
„Das gehört zu deinem Leben. Du kannst es nicht rückgängig machen!“
„Aber ich würde gerne. Was muss ich tun!“
„Du hast diesen Weg gewählt! Du musst ihn gehen.“
„Ich will es nicht! Ich hasse ihn!“
„Ich rate es dir nur. Du bist nicht allein auf dieser Welt. Andere müssen ihn auch gehen. Und wenn du diesen Weg gegangen bist, dann kröne ich dich zum Königskind.“
„Ich hasse diesen Weg!“
Der Himmel stand still und schwarz.

Der Sohn lief ihr davon, und kehrte eines Tages zu ihr zurück. Er war gewachsen und seine Hände benutzte er nun, um damit zu sprechen.

Alles war verhangen. Die Berge, die Häuser, die Bäume. Überall hingen graue Affen. Da stand wieder diese riesige Frau. Peter stieß sie beiseite, um zu ihr vorzudringen. Dann stellte Peter fest, dass die Frau ihn nicht bemerkte. Er knuffte sie mehrmals, aber er war nur einer der Primaten. Auf der anderen Seite der Insel gab es einen riesigen Apfelbaum, der genauso wie der Giraffenhals alles überragte. Er kämpfte sich wieder durch. Oben entdeckte er einen Apfel. Das Schütteln des Baumes half nichts. Auch war der Baum so steil, dass er es so oft versuchen konnte hochzuklettern, um doch nur wieder zu Boden zu sinken. Er beschloss den Baum zu fällen und nahm seine Hand zur Hilfe, das alles überfrachtende Werkzeug der Menschen für Gut und Böse. Er schlug so lange bis der Baum fast umfiel – der Baum lag fast auf dem Boden. Dann konnte er den Apfel mit seiner Hand abpflücken und schlug ihn in kleine Stücke, bis ein Apfelkern zum Vorschein kam. Er nahm ihn und wanderte wieder zurück zu dem langen Hals. Dann pflanzte er den Samen vor dem dickhäutigen Körper in die Erde. Das Ticket zum Himmel. Peter stieg auf und aus dem Apfelkern reifte wie im Zeitraffer ein riesiger Baum.

Peter stand auf dem Dach eines Hochhauses. Anschließend fühlte er diese Befreiung, diesen Wind, der sich um seinen Körper schlang. Seine Kleidung war zerklüftet, und seine Haut zerstochen von den vielen Spritzen, in die er immer flüchtete, damit er sich von der Welt abwenden konnte, um einen Kampf zu führen. Er wollte ihn endlich gewinnen.

Ganz oben angelangt, graste der menschliche Frauenkopf in der Luft, während das Ende des Bodens unendlich weit weg schien. Der Weg zurück war verbaut. Dann hielt das Wachstum schlagartig an. Peter musste aufpassen, nicht herunterzufallen. Er konnte sich gerade noch an der Krone festhalten und setzte sich dann auf ein stabiles Blatt. Der Kopf vor ihm wirkte breiter, unanständig breiter als zuvor. Die Augen drückten eine Art Chancenlosigkeit aus und waren bereits von sehr rotem Blut getränkt. Peter legte seine Hand – das alles überfrachtende Werkzeug der Menschen für Gut und Böse – wie eine Säge an den Kopf der Frau. Dann fing er an. Der Kopf war geduldsam und ließ alles über sich ergehen. Er schlug den Kopf wie den Apfel in Einzelteile, bis der innere Kern zum Vorschein kam. Er griff ihn sich, aber diesmal warf nicht er den Kern in den Boden. Diesmal warf der Kern ihn zu Boden.

Der Kern warf ihn von dem Dach des Hochhauses. Die Mutter wusste Bescheid und war bereits zur Stelle.

Er lag auf einem kargen, grauen Geläuf, das als Servierteller einer blutroten Leiche fungierte. Das Blut bildete einen Schutzfilm gegen Trauer. Der Ekel hielt Einzug. Alles rot und schwarz vor Tod. Die Haut war zerstochen. Jede Injektion hatte ihr eigenes Loch gefunden und die Organe zum Kollaps gebracht. Der Flug faltete ihn mehrmals zusammen, und als er unten landete, wurden Knochen und Organe zu einer verschwommenen Einheit.

Die alte Mutter schlug mit ihren Händen ein Kreuz und ging eine graue Treppe hinab. Sie ging hinab und verschwand – unter Massen verschlungen. Der Sohn hatte sie verlassen. Er ging in eine Welt über, die sie nicht mehr erreichen konnte.

 
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Hallo Mantox,

erstmal ein Kompliment für den Titel, den mag ich. Die Geschichte mag ich eher nicht. Das liegt nicht am Inhalt, gut, der ist auch keine leichte Kost - so wie ich das verstanden habe, wird der letzte Trip eines Mannes nach einer Überdosis dargestellt, der seiner Mutter (natürlich traumverzerrt) in seiner Agonie begegnet. Der Clou: die Mutter erlebt es in ihrem Traum auch, und solche Begegnungen scheinen öfter stattgefunden zu haben. Die Mutter versucht quasi auf diesem Weg ihren Sohn zu erreichen und zu retten.

Mein Problem: die Darstellung hat mich extrem an Bilder Dalís erinnert, Elefanten, Giraffen und nackte Frauen ..., das sind typische Motive bei Dalí! Dadurch wirkte auf mich die surreale Welt unauthentisch. Hinzu kommt, muss ich zugeben, dass ich diese Bilder auch nicht mehr sehen kann, hängen sie doch in einem bestimmten Alter / in einer bestimmten Lebensphase bei ungefähr jedem mal an der Wand.;) Dann kommt auch noch Hans und die Bohnenranke darin vor. Das wiederum find ich als Motiv spannend, nur ist es in diesem Text nicht ganz ausgeschöpft worden.

Sonst habe ich mich bei der Ausführlichkeit der Bilder öfter nach der Funktion gefragt. Das Motorrad zum Beispiel - sollte es ein Hinweis sein, dass es um einen Unfall handelt, also dann um Koma und nicht um einen Trip? Elefanten und Giraffen - haben sie auch eine andere Rolle, als einfach das Bild zu füllen? Da entsteht für mich leider der Eindruck, das Drumherum ist wichtiger als die Handlung. Aber vielleicht kann ich einfach die Symbolik nicht übersetzen.

Stellen:

Langer Giraffenhals graste in den Wolken
Ein Hals grast nicht.

Dann fiel Geröll herab und begrub alles komplett. Komplett alles!
"komplett" kann man gänzlich sparen - Füllwort!

Träumen war erlaubt. Träumen war geradezu angebracht. Das Leben stimmte langsam den Abgesang ein. Die menschlichen Züge verschwanden hinter dem schwarzen Horizont und die Töne, die Peter erzeugte, klangen grausam und bitterlich. Die Tränen purzelten.
Da hast du eine fast apokalyptische Stimmung - wie eigentlich im ganzen Text - und dann "purzelten". Das ist eher Wortwahl für Kindergeschichten - "fielen" wäre ernster, schlichter, eindrucksvoller.

Dann konnte er den Apfel einfach mit seiner Hand abpflücken
Wenn der Baum liegt, logisch, dass er den Apfel "einfach" pflücken kann - Füllwort.

Peter stieg auf und aus dem Apelkern
Apfelkern

Trost: Das Nichtgefallen bedeutet nicht, dass die Geschichte schlecht ist. Mich haben in erster Linie ja die Assoziationen, die ich hatte, gestört. Nicht ausgeschlossen also, dass sich Stimmen melden werden, die einen anderen Ton anschlagen. :)

Gruß
Kasimir

 
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Äußersten Dank für das Lesen und Kommentieren

Hallo Kasimir,

danke für das Auseinandersetzen mit meinem Text,

ja, es stimmt. Es gibt eine Verbindung zwischen Jungen und Mutter.
Das Motorrad hat mehr den Sinn, die Trägheit, die sich eingeschlichen hat, zu verdeutlichen. Er nimmt es einfach hin, dass das Motorrad verschwindet. Er nimmt es einfach hin, dass die Mutter ihm sagt: Ist es das, was du wolltest?
Ich habe es jetzt ein wenig deutlicher gemacht.

Mein Problem: die Darstellung hat mich extrem an Bilder Dalís erinnert, Elefanten, Giraffen und nackte Frauen ..., das sind typische Motive bei Dalí! Dadurch wirkte auf mich die surreale Welt unauthentisch.

ja, es sind Traumbilder. Vielleicht ein wenig übertrieben oder stark übertrieben. Die Elefanten haben ein Symbol für Stärke. Die Giraffen für Größe. Die nackte Frau, wie gesagt die Mutter, die nichts mehr auszurichten im Stand ist... hat sich nackt ergeben.

Es stimmt, dass die Geschichte sehr surreal ist. Ich wollte auch austesten, wie solche surrealen Sachen aufgenommen werden und wie weit man gehen kann. ..... Letzendlich stirbt er den Drogentod und Drogen schaffen surreale Bilder in den Köpfen, wenn man die Dosis übertreibt.

Nicht ausgeschlossen also, dass sich Stimmen melden werden, die einen anderen Ton anschlagen.

habe den Text jetzt ein wenig geändert. Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass die vielen surrealen Bilder einen "seltsamen" Beigeschmack hinterlassen.

MfG Mantox

 

Bearbeitung

ich habe die Geschichte etwas entwirrt, und aus ihren krummen Halterungen, ein wenig entrissen, und sie gerad"er" gerückt,

so ist sie verständlicher

MfG Mantox

 
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Hallo Mantox,
der Anfang ist wie ein surrealistisches Gemälde, ich mag diese seltsamen Verzerrungen und die scheinbare Regellosigkeit, die in solchen Welten herrscht.
Durch die Verwendung von den Bildern der Menschen-Geister in verschiedenen Tierformen, sie erinnern mich an Archetypen, scheinen die Bilder weniger grausam.
Bestimmt wegen der Abstraktion, es könnte ja auch ein Apfel sein, den Peter zerteilt.
Vorher schrauben die Giraffen ihre Köpfe ab, das macht mir auch wenig aus.
Vielleicht gibt es in surrealen Welten keine Grausamkeit?
Im unteren Teil bekommt der Text märchenhafte Komponenten, wie den Baum, der in den Himmel wächst. Das Zwischenstück, in dem der Junge erklärt dass er nicht mehr leben will, weil die Welt so grau ist, erscheint mir wie ein Traum in einem Traum. Hat mich stark berührt.
Das Ende ist gegenständlich, die Traumwelt ist zerstört.
Gerne gelesen
Kubus

 

Danke

Hallo Kubus,

danke für das Lesen und Kommentieren der Geschichte.

Es stimmt, dass ich die reale Realität durch eine Traumwelt erklären wollte, die Dinge freier und grenzenloser darstellen, als man sie in der Realität darstellen kann.

Bildern der Menschen-Geister in verschiedenen Tierformen, sie erinnern mich an Archetypen, scheinen die Bilder weniger grausam

genau, graue Affen, große Giraffen, und starke, breite Elefanten, die Tiere bringen sich symbolhaft in die Geschichte ein, und lassen einige Überschneidungen mit der realen Welt zu.

Das Zwischenstück, in dem der Junge erklärt dass er nicht mehr leben will, weil die Welt so grau ist, erscheint mir wie ein Traum in einem Traum. Hat mich stark berührt.

das ist die Szene, in der er spricht, zeigt, dass er die Welt so nicht akzeptiert und er sich in Drogen flüchtet und Träume hat, in die die Mutter eintauchen kann und mitspielen kann.

Das Ende ist gegenständlich, die Traumwelt ist zerstört.

das Ende versucht alles auflösen. Der Tod hat die Traumwelt und die Realität beendet.

danke für lesen

MfG Mantox

 

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