Das Haus
Frank öffnete die Tür seines Wagens und stieg aus. Es war wieder soweit, er war zu Hause. Er hasste es. Das war natürlich nicht immer so. Wie jeder Mensch liebte er es nach einen langweiligen oder sogar gelegentlich anstrengenden Tag im Büro nach Hause zu kommen und sich zu entspannen. Aber das war früher, jetzt haste er es. Seit einiger Zeit schon begann Frank, wie ein Wahnsinniger Überstunden nach Überstunden im Büro zu leisten. Sehr zum Überraschen seiner Mitarbeiter, den Frank ist nicht gerade der Typ der sonst etwas Freiwillig macht, eigentlich wird er auf Arbeit als eine faule Sau gesehen. Sein Job stand schon auf den Spiel, doch seit er seit einiger Zeit beginnt sich zusammen zu reißen und mehr und mehr Zeit im Büro verbringt, redet man doch eher von der Gehaltserhöhung, die andere (weniger Faule) doch schon einige Jahre eher bekommen haben. Nur warum er plötzlich diesen Sinneswandel hatte, verstand niemand. Frank wollte einfach nur nicht nach Hause, das war der einzige Grund. Hätte er mehr Freunde gehabt, würde er seine Zeit einfach bei ihnen verbringen, anstatt jeden Abend in diesem Haus zurückzukehren. Dabei liebte er es Früher. Es lag abgelegen und ruhig, ein paar Kilometer von der Stadt entfernt, genau wie er es mochte. Genau wie das Haus seiner Eltern in dem er aufgewachsen war (bevor es abbrannte).
Deswegen hatte er es ja auch vor zwei Jahren gekauft. Na gut, ein Großteil gehörte immer noch der Bank, in ein paar Jahren würde er den Rest aber auch abbezahlen können. Das war aber Franks kleinstes Problem momentan, daran dachte er als er langsam den Schlüssel ins Schloss steckte und ihn umdrehte. Mit einem lauten quietschen öffnete sich die Tür und Frank stand vor dem dunklen Flur. Vorsichtig tasteten seine Augen jeden Winkel des Flurs ab, kontrollierten ob nicht irgendwo, irgendetwas lauerte. Dach alles blieb ruhig. Kein Schatten bewegte sich. Mit seiner Hand suchte er ängstlich den Lichtschalter. Er mochte es gar nicht, seine Hand ins Dunkle stecken zu müssen, als fürchtete er, jemand könnte sie ergreifen und ihn in die Finsternis hineinziehen um ihn zu verschlingen. Jemand oder Etwas.
Er fand den Lichtschalter und mit einen leisen klicken schalteten seine Finger das grelle Licht ein. Noch einmal überprüften seine Augen, den nun hell erleuchteten Flur ob nicht doch noch irgendwo, irgendetwas lauerte. Nachdem er auch diesmal nichts fand, bückte er sich um seine Einkaufstüte aufzunehmen und machte langsam einen Schritt vorwärts, hinein in sein Haus. Um es zu beenden.
Es begann ungefähr einen Monat nach dem er eingezogen ist. Kleine Dinge zuerst. Nachts hörte er manchmal Geräusche, zischende Geräusche. Anfangs dachte er, es wäre der Wind oder ein undichtes Fenster, obwohl alle Fenster in Ordnung zu sein schienen, nachdem er sie am nächsten Morgen darauf überprüfte. Dann kamen die kleinen tapsenden Geräusche vom Dachboden, gemischt mit einem schaben, wie es typisch ist für Ratten. Das Haus lag abseits genug das ein potentieller Rattenbefall nichts Überraschendes für ihn war, außer das der Kammerjäger keine fand. Nicht mal eine kleine Spur für eine Nagetierinvasion. Das beunruhigte ihn anfangs nicht, alte Häuser hatten eben ihre Macken. Aber dann kam zu den schaben auch noch das Kratzen. Nachts wurde er aufgeweckt weil ihm so war als ob er Kratzgeräusche an seiner Schlafzimmertür hören würde, doch als er nachsah fand er diesmal etwas, Krallenspuren. Wieder rief er den Kammerjäger, leider genau wie zuvor ohne Erfolg. Nachdem Frank dem Kammerjäger die Krallenspuren zeigte, schüttelte dieser nur die Schulter und meinte die Ratten müssen wohl von alleine weggegangen sein. Frank glaubt ihn allerdings nicht, denn von da an begann er das Kratzen immer öfter nachts zu hören. Als ob etwas versuchen würde zu ihn hinein wollte. Von da an schlief er nachts kaum noch.
Mit der Zeit steigerten sich die Dinge. Er begann sich im ganzen Haus beobachtet zu fühlen. Manchmal sah er auch gelbe Augen die ihn nachts aus der Dunkelheit anstarrten, doch er glaubt, dass lag am Schlafmangel und reine Einbildung. Da konnte doch schließlich nichts sein, was ihn in der Dunkelheit auflauerte. Oder nicht? Nein, er war sich dessen sicher. Dennoch begann er immer mehr Zeit im Büro zu verbringen. Aber das ging nur tagsüber, nachts lag er wach im Bett und versuchte die Geräusche zu ignorieren.
Was dann passierte war sogar schlimmer. Nachdem er früh aufstand waren seine Möbel im Haus um gerückt worden. Beim ersten Mal dachte er, es handelte sich um einen Einbrecher, trotzdem rief er nicht die Polizei. Irgendwie wusste er, dass auch sie nichts finden würden. Doch das war nicht alles. Eines Tages bemerkte er den Geruch. Sein Haus begann nach Verwesung zu stinken. Widerwillig suchte er das Haus nach der Quelle des Gestanks ab, nicht damit rechnend tatsächlich etwas zu finden. Leider irrte er sich diesmal. Auf den Dachboden, den er seit der Kammerjäger zum zweiten Mal da war nicht mehr betreten hat, lagen Dutzende tote Tiere. Kleine Tiere, Vögel, ein paar Eichhörnchen, junge Katzen. Anhand der Verwesung sah Frank, dass einige der Tiere schon eine ganze Weile verstorben waren. Sie waren mit Maden und anderen Ungeziefer bedeckt. Bei ihnen konnte er nicht mehr feststellen woran sie gestorben waren. Doch manche der Tiere waren noch nicht so weit verwest. Diese Tiere wiesen Spuren auf, Kratzspuren, wie an seiner Schlafzimmertür.
Von da an besuchte Frank regelmäßig die Bibliothek. Er lass alles was er an Bücher über das Paranormale und Metaphysische in die Hände bekam, vor allem über Kobolde, Poltergeister, Flüche, verwünschte Häuser und Dämonen. Da er nur in einer kleinen Stadt wohnte, war der Bücherbestand in diesen Rubriken in der Bibliothek entsprechen gering, so dass sich ein Großteil seiner Nachforschungen auf das Internet beschränkte, mit seinen doch nur als zu oft als zweifelhaften Quellen.
Frank wusste irgendetwas stimmt nicht mit seinen Haus, er wusste nur nicht was genau das sein sollte. Es konnte schließlich vieles sein. Er hatte auch keine wirkliche Vorstellung was er unternehmen sollte, denn das was beispielsweise einen Kobold vertreibt, macht einen Dämon nur noch stärker oder wütender. Er hoffte also, dass das Haus ihn in Ruhe lässt, solange er nichts unternimmt. Frank überlegte sich natürlich umzuziehen, aber er hatte nicht das Geld für eine neue Wohnung und was noch schlimmer war, er spürte, dass das Haus wissen würde, was er vorhat und dies verhindern würde. Und bisher hatte das Haus nicht wirklich etwas gemacht, was ihn schadet außer ihm um seinen Schlaf zu bringen (redete er sich immer wieder ein, die toten Tiere ignorierend, die er mit der Schaufel vom Dachboden kratzen musste.
Solange das Haus also ruhig blieb, gab es keinen Grund für Frank aktiv zu werden und vielleicht durch sein Handeln nur alles zu verschlimmern. Natürlich wurde es auch so schlimmer. Es dauerte zwar zwei Jahre seit dem er eingezogen ist, aber seine schlimmsten Befürchtungen traten doch ein. Eines Morgens, als er wie jeden Tag die toten Tiere vom Dachboden kratzen wollte, fand er etwas anderes. Die zerfetzten Tiere war er zwar gewohnt, aber bei dem Anblick des abgetrennten (abgerissenen ist wohl das bessere Wort) Kopf des Briefträgers, musste Frank sich übergeben. Er suchte erst gar nicht den Rest. So schnell wie möglich verlies Frank das Haus und rannte zu seinen Wagen. Er wusste was er zu tun hatte. Er musste es beenden. Was er zu tun hatte, wusste er auch schon. Auf diesen Tag hatte sich Frank ja schließlich lange genug vorbereitet. Alles was er noch brauchte waren ein, zwei Besorgungen in der Stadt.
Und so stand Frank jetzt mit seiner Einkaufstüte, die alles beinhaltete was man braucht um einen Poltergeist zu vertreiben, im Flur und betete, dass das Haus nicht merken würde, was er vorhat. Dummerweise war er sich nur nicht so ganz sicher ob es sich auch tatsächlich um einen Poltergeist handelt, er vermutete es nur. Außerdem vertreibt eine Poltergeistverbannung auch viele Arten von Dämonen, wie er aus einschlägiger Literatur wusste (und richtet auch ansonsten nur wenig Schäden an, hoffte er).
In seinem Wohnzimmer angekommen, stellte Frank seine Einkaufstüte auf den Boden und schob die Möbel auseinander, denn er brauchte Platz. Dann rollte er den Teppich zusammen, denn er brauchte den Boden. Aus der Tüte nahm er das Glas mit Schweineblut, dass er aus dem Schlachthof hatte und malte ein Pentagramm aus Blut auf den Boden. Das Pentagramm sollte ihn während der Austreibung vor Dämonen und Geister schützen. Es würde ihn generell vor allem Astralen schützen. Als sein blutiges Kunstwerk fertig war, kniete er sich in das Pentagramm und nahm sich die Bibel und begann, strikt nach Anweisung mit der Austreibung.
Es war Dunkel. Auf den Dachboden war ohne Beleuchtung fast nichts zu sehen. Das einzige Fenster war auch immer abgedeckt. Es war auch still. Das einzige was man hören konnte, waren knirschende und schmatzende Geräusche. Dann plötzlich erklangen Franks Worte aus dem Wohnzimmer, das sich unter dem Dachboden befand. Zwei Augen öffneten sich. Sie waren gelb. Angewidert hörte der Kobold die Bibelzitate und Beschwörungen. Das Ding warf den Arm weg an den es gekaut hatte und spuckte Blut und Fleisch auf den Boden. Es hasste die Bibel, mit dem Appetit war es damit erstmal vorbei. Oh ja und wie es die Bibel hasste, dachte der Kobold. Es war auch viel zu lange so großzügig zu diesem Menschen gewesen und je länger er seine religiösen Vulgaritäten vorlas wurde der Kobold wütender und wütender. Zähne fletschend und seine Krallen ausfahrend, starrte es zur Treppe. Oh ja, es würde es beenden müssen, dachte sich der Kobold. So ging es nicht weiter. Zeit es zu beenden...