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Das Herz ist ein einsamer Jäger

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13.09.2007
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Das Herz ist ein einsamer Jäger

Langsam öffne ich die Küchentür, gehe auf ihn zu...
"Beute erjagt den Jäger! Katze beißt sich in den Schwanz!"
Gedankenblitze in meinem Kopf. Da liegt er, auf dem Boden.
Ich kniee vor ihm, ziehe das Messer aus seiner Brust.
Hysterisches Lachen bricht aus mir, zerschneidet die Stille.
Ich taste nach seiner Hand. Eiskalt.
Kalt und bleich wie Wachs. Wie lange schon?
Schwerfällig, wie durch Watte, bewege ich meinen Körper weg von ihm.
Zentimeterweise Distanz gewinnend. Weg von dem süßlichen Geruch
und dem klebrigen Rot des Blutes.
Ich habe keine Angst, nie mehr. Nie mehr hab ich Angst vor ihm!
Er hat aufgehört, zu sein. Der stolze Jäger, der geile Bock. Das einsame Herz?

"Mein Gatte, wie habe ich Dich gehasst, hab gelitten, Angst! Nun bist Du so friedlich... tot."
Mitgefühl, wie er da liegt in seinem Blut.
Was jetzt? Ungläubigkeit weicht flutender Erkenntnis.
Ich fühle, endlich, wieder!
Meine Arme umfassen, halten mich.
Ich wende mich ab, hin zum Eckfenster. Dort sitzt sie, Diana, auf den grauen Fließen.
Meine geliebte Rivalin - so schlaff, so bleich, blutbefleckt. Unsere Blicke suchen sich.

"Diana. Du hast mich erlöst. Du bist nicht schuld. Ich weiß es, alles...
Du bist stark, so mutig, schön, perfekt. Diese eine Schwachstelle, bedauerlich, Dein Herz.
Kindlich-naiv lässt Du dich fortreißen, machst es ihm zum Geschenk, Dein Kostbarstes.
Wirbel in lichte Höhen, Sog in's schwarze Nichts.
Und dann - Ende und Aus. Lange, bis Du begreifst: Du hast Dich verloren, bist verloren.
Dein Herz - seine Beute."

"Ja", flüstert Diana, "Ja! Einsamkeit, kalte Leere in der Brust, Sehnsucht, Vakuum...
Dann, plötzlich, diese Wut! Ich, ich jage. Rasend suche ich, greife das Messer, stoße zu, wieder und wieder. Überraschung! Oh, ich bin gnadenlos und sehr präzise.
Ich bin Er!
Surreal und doch... Ist es, war es so? Vorbei?"

"Gleich", ich nicke, "gleich." Greife zum Telefon, wähle 1,1,0.

Dann gehe ich zu ihr, hebe sie auf. Sie scheint kein Gewicht zu haben. Ich halte sie im Arm. Sie umfließt mich, suchend, ohne Ecken und Kanten.
Wärme, Zärtlichkeit, pure Harmonie für einen Augenblick.

Aufheulendes Martinshorn... ewige Melodie der Jagd.

 

Hallo Damaris,

das ist ein Gedicht. Also: Es erinnert auf jeden Fall stark an ein Gedicht.
Ein Mord ist etwas sehr emotionales, und Emotionen sind die Basis für Lyrik und die Geschichte hier schwelgt in den Emotionen, erhöht sie und versucht sie da sprachlich zu verklären. Leider ist das so übertrieben gemacht, dass es an der einen oder anderen Stelle schon ins Komische abdriftet, also:

"Mein Gatte, wie habe ich Dich gehasst, hab gelitten, Angst! Nun bist Du so friedlich... tod."
Das erinnert mich eher an ein Theaterstück, wo die Irre noch mit dem blutigen Messer über die Bühne hetzt, mit weiß-geschminkten Gesicht ins Publikum starrt und dann allen ernstes sowas sagt.
Weniger ist wirklich oft mehr. Eiskalt (also viel kälter als kalt - wobei kalt doch genau das ist, was man zu Eis sagt, ich versteh nicht, wieso man überhaupt noch "eiskalt" verwendet), aber dann doch eher kalt wie Wachs. Da geraten die Bilder einfach durcheinander. Und einen Halbsatz später läuft sie durch Watte. Eis - Wachs - Watte, zu viel Zeug für zwei Sätze, da erdrücken sich die Bilder gegenseitig. Ist viel wirkungsvoller sich auf wenige, starke Bilder zu beschränkten und die zu variieren und zu wiederholen, statt den Leser bei jedem Mini-Sinnabschnitt mit neuen Bildern (Und gerade mit so ausgelatschten) zu bombardieren.

Gruß
Quinn

 

Salü Damaris,

an sich eine Geschichte, die mich anspricht: Nach dem Mord nimmt die Täterin für einen kurzen Moment 'sich selbst' in den Arm.

Aber ich muss Quinn recht geben: Aus dem Text könntest Du mehr machen. Z. B. ist dieser Satz:

Ich kniee vor ihm, ziehe das Messer aus seiner Brust. "Plub"
Mit dem "Plub" wirds nun wirklich schrecklich banal. Und so gehts dann weiter. Schade. Ich denke mir, die 'Diana' wird auch noch ermordet mit all dem Schwulst.

Ob Du überarbeitest? Wäre gut!

Herzlich, Gisanne

 

Liebe Quinn, liebe Gisanne,
Danke für Euer Interesse. Ich freue mich, dass es mir gelungen ist, die Geschichte in lyrischer Sprache zu schreiben ("Das ist ein Gedicht.") Ich weiß noch nicht, ob und wie weit ich sie verändere. Die Geschmäcker sind verschieden. Der Titel war vorgegeben (Schreibkurs) und das teils Schwülstige passt zu dem Titel. Dazu ein Mord, die Mischung gefällt mir schon.
Schaun wir mal...
VlG Damaris :-)

 

Hallo Damaris
„Spannung/ Krimi“ heißt diese Rubrik und da passt diese Geschichte nicht, denn sie führt auf keine unerwartete Wendung hin. Und in welcher Rubrik sollte sie sonst stehen? … Dann schon besser hier. ;)
Und die Geschichte selber? Hier reicht kein flüchtiges Lesen, Erwartung des Spannungsbogens und Abgleichen mit der Logik. Sie lebt vom Wort, von der Formulierung, von der Atmosphäre.
Ich meine, der Text ist Dir toll gelungen und ich habe ihn absolut gerne gelesen.
Das pulen in den einzelnen Sätzen erspare ich mir.
Ich meine nicht, dass der Text noch mehr braucht. Für mich ist er so fertig.
Gruß 3

 

Hallo lieber Herr Nummer Drei ;-),

wie bist Du auf diesen ausgefallenen Namen gekomen?
Hab mich irre über Deine Kritik gefreut!
Liebe Grüße auch von Diana und co.
Damaris :-)

 

Salü Damaris,

habe nochmals gelesen und jetzt hab' ich rein gar nichts mehr zu meckern: Du hast erfolgreich überarbeitet. Toll. Jetzt stimmt die Melodie des Textes für mich.

Wirklich gut. Ich kann mich Dreimeier nur anschliessen.

Lieben Gruss,
Gisanne

 

Hallo Gisanne,

wieviel doch einpaar kleine Änderungen bewirken können.
Vielen Dank und liebe Grüße von Damaris :-)

 

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