Das Kind im Manne oder wie ein Mann den Einkaufsbummel seiner Familie erträgt
Einkaufsbummel. Für Männer ein einziges Gräuel.
Es beginnt schon dann, wenn ein heranwachsender junger Hüpfer seine erste Freundin erobert hat.
Das Zweite, was die neue Flamme in dieser noch jungfräulichen Beziehung garantiert von ihm erwartet; wird wohl ein "romantischer" Einkaufsbummel sein. Exakt durch die Einkaufsmeile, der sich in der näheren Umgebung befindlichen grösseren Stadt.
Das Erste war natürlich, wie so oft in Otto-Normal-Romanzen, ein Besuch im Eiscafé, bei dem sie vor lauter Aufregung nur eine halbe Eiskugel heruntergewürgt hat, statt der üblichen drei. Während sie diese klebrige Köstlichkeit langsam löffelte war sie natürlich sehr darauf bedacht nicht zu schmatzen, zu kleckern oder gar den Mund mit dem Löffel zu verfehlen und stattdessen die langen, auf den Schultern herabhängenden Haare einzubalsamieren.
Nachdem die Eroberung erst geheiratet und erfolgreich besamt wurde, das heisst ein kleiner Spross ist aus dieser einst jungfräulichen zarten Liebe entsprungen, wird es für Männer erst richtig unangenehm.
Der kleine Spross wächst unaufhörlich. Auch seine anfänglich zarten Babyfüsse wachsen und wachsen. Am Beginn, der nun folgenden Misere, werden erst die zarten Babyfüsse tausendmal geküsst, liebkost, mit leuchtendem Grinsen im Gesicht wird ein glucksender Ausruf väterlicherseits getätigt, wie etwa: "Puh, du hast ja kleine Stinkefüsschen!!!...hi hi hi..." Doch spätestens, wenn der Spross das erste Lebensjahr beinahe vollendet hat, ist es mit dem lustigen "Puh,Stinkefüsschen!!!...hi hi hi..." zu Ende.
Von nun an kostet es richtig Geld. Die angetraute Gattin möchte nur das Beste für den kleinen Erdenbürger. Markenschuhe im Wert von 90 Euro für den kleinen, zarten, unbeschriebenen Kleinkindfuss müssen es schon sein.
Doch der Kleinkindfuss wird grösser. Gehört der beschriebene Kleinkindfuss zu einer Tochter wird es für Männer unerträglich. Früher schleppte einen die Angebetete zur Einkaufsmeile, jetzt sind es zwei. Die Tochter hat ihren eigenen Geschmack, die Gattin ebenfalls. Beide diskutieren auch noch, für den Mann scheint es so, stunden-, nein tage- nein, wochenlang um die Farbe des Schuhwerks.
Vielen dieser Männer bleibt nur ein Ausweg. Eine kurzzeitige Flucht aus dem nie endenden Dilemma. Es ist das Kinderfernsehen in der Kinderecke der Kinderabteilung des Schuhwarenhauses. Donald Duck, Mickey, Dagobert und Dumbo warten nur auf ihn. Er verliert sich in den bunten Farben der Zeichentrickfilme. Er fühlt sich wie ein kleiner Junge. Als seine Gattin und Tochter, nach dem erfolgreichen Schuhkauf, nach ihm rufen, antwortet er in einer anderen Comicwelt schwebend: "NEIN! Ich will noch nicht nach Hause, Mama."
Doch dann fällt er gnadenlos zurück in die Realität der Einkaufsbummel. Nein, er ist kein Kind mehr. Seine zwei Frauen schleppen ihn beschämt zum nächsten Geschäft.