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Das Klicken

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14.11.2009
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Das Klicken

Das Klicken

Es war noch etwas Blut im Waschbecken zurückgeblieben. Doch das störte ihn nicht. Ihn störte jetzt nichts mehr. Stille. Es war die Stille vor dem Sturm, von dem er unschuldig ins Meer der objektiven Gerechtigkeit gezerrt werden würde und das wusste er. Eine Reling hatte sein Lebensschiff nie gehabt und den Mast, an dem er sich hätte Festhalten können, hatte er ja gerade eigenhändig aus den Angeln gerissen. Die Hände zitterten noch ein wenig, innerlich war er jedoch völlig ruhig. Fast schon betäubt. Einzelne Bilder des Geschehenen waren immer noch deutlich vor seinem inneren Auge. Fragmente seines früheren Lebens. Überbleibsel, wie die Blutspuren im Waschbecken oder die auf seinem Jackett und auf seiner schwarzen Hose. Nicht sein Blut, natürlich nicht. Er hätte niemals sein eigenes Blut vergossen. Aber warum eigentlich nicht? Jetzt war sowieso alles egal. Jetzt war selbst sein jämmerliches, unbedeutendes Leben noch jämmerlicher und unbedeutender geworden. Also im Prinzip ein überflüssiges Nichts. Nichts jedenfalls für das es sich zu Leben gelohnt hätte, jetzt wo sie fort war. Allein gelassen hatte sie ihn. Und das nach allem was er für sie hatte getan und erduldet. Schön war sie gewesen, und schuldig. Mehr das zweite, wie er erkannt hatte. Doch, er musste weiterleben, schon seines Sohnes wegen. Nachdem das Übel nun beseitigt war, sollte ein neuer Alltag doch keine Schwierigkeiten bereiten. Mit seinen Fingern griff er an die Stelle, an der er das Messer erwartete, doch sie griffen ins Lehre. Ein Schock! Es hätte dort sein müssen, dort und nirgendwo anders. Dann war es noch am Ort des Geschehens. Hatte er es wirklich vergessen, im Eifer des Gefechts? Falls dem so war, musste er noch einmal zurück.

“Und ich sag es dir auch noch ein zehntes Mal!”, schreit Vlad jetzt das Telefon an.
“Die scheiß CIA überwacht genau in diesem Augenblick unser Gespräch! Du hättest nicht mit dem Handy anrufen sollen. Das ist viel zu riskant, viel zu unsicher! Und wenn du erst einmal auf ihrer Liste bist...”
“Also erstens hast du mich angerufen, und zweitens habe ich dir schon mindestens drei mal gesagt dass ich dir glaube. Ich habe neulich dieses Buch gelesen. Darin sagen sie, die CIA und das ...äh...”
“das FBI?”
“...genau, und das FBI würden unsere Stimmen und Fingerabdrücke sammeln und damit irgendwelche Terrorgeschichten machen oder so.”, schallt es aus dem Telefon zurück.
“Also wenn du mich fragst, dann stecken die alle mit diesem Osama Bin Laden unter einer Decke. Das sieht man doch schon am Namen. OBAMA, OSAMA. Klingelts? Wenn das ein Zufall ist, kannst du mich
Al Jazeera nennen! Damit das klar ist, ich …..”, Vlad unterbricht und stoppt das Atmen. Er lauscht gebannt.
“Ähh...was ist los?”
“Sei still! Jetzt haben sie angefangen. Hast du es nicht gehört? Dieses Klicken.”
Beide horchen gebannt in die Leitung. Nach einer Weile fängt Vlad an zu flüstern.
“Wir dürfen nur noch leise über diese Sache reden über die wir gerade geredet haben. Ich glaube da ist meine...Schwester in der Leitung und wir sollten deshalb nicht über ihre Geburtstagsfeier reden. Sonst wäre ja die ganze Überraschung...”
Einige Sekunden Ruhe.
“So jetzt ist die Leitung wieder sicher. Wenn es zum zweiten mal klickt, hören sie nicht mehr mit. Das geht jetzt schon seit etwa einem Jahr so. Meistens hören sie nur zu, aber manchmal kannst du sie auch leise reden hören. Bei Wörtern wie USA oder Bombe...”
Er unterbricht wieder. Flüsternd fährt er fort:
“Da, hast du es jetzt gehört?”
“Naja so ein leises Klicken war vielleicht schon zu hören. Aber...”
“Genau das war es. Ich ...äh... sollten besser auflegen, sonst wird noch die Pizza kalt, über die wir ja die ganze Zeit reden. Wir treffen uns also morgen um fü... um die vereinbarte Uhrzeit am vereinbarten Treffpunkt. Viel Glück.”
“Ok, bis ...” Vlad schaltet sein Handy aus und entfernt den Akku.

Ein rauer Novemberabend. Schon vor Stunden ist die Dunkelheit hereingebrochen. Der Bäcker schließt gerade seinen Laden ab. Mit einem Lauten Knall schlägt das grobmaschige Metallgitter auf dem steinernen Boden auf. Plötzlich, aber nicht unerwartet wird es vollkommen still in Jakutsk, einem kleinen Ort im Osten Russlands. Einer der vielen Momente der Stille an diesem Ort. Doch sind die Sekunden nach dem Aufschlag sind wie jeden Abend leiser und sanfter als die gewohnte Stille. Und wenn man, so wie Marta, in diesem Moment im warmen Haus, tief in einen Sessel versunken und mit einer Tasse heißem Tee dem Klang der Lehre lauscht, vergisst man, dass hier, am kältesten Ort der Erde das Schicksal eines der härtesten ist.

Wie ein Rahmen eines Gemäldes schneiden die Kanten des Fensters die Welt dort draußen auf ein kleines Rechteck zurecht und wir glauben durch das Fenster die Wirklichkeit erkennen zu können.
Das Rechteck zeigt ein älteres, aber hübsches Giebelhaus, dass mit unserem Haus eine Gasse bildet. Die gedämpfte Beleuchtung einer Straßenlaterne am Ende der Gasse ergeben mit dem leichen Säuseln des Windes, der durch die Gasse weht, eine fast romantische Atmosphäre.

Als Marta aus dem Fester schaut, erblickt sie eine Gestalt in die verschneite Gasse einbiegend. Mit der Laterne im Rücken erkennt sie die Gestalt erst sehr spät als den Sonik Makarow. Sie streichelt ihrem Sohn über seinen kleinen Kopf, folgt mit ihren Blicken aber weiter Makarow, der jetzt knapp vor dem Fenster angekommen ist. Seine Schritte sind langsam und elegant ,sein Oberkörper gerade in den Himmel gestreckt, wie es sich für einen guten Sonik gehört. Ein Mann wie ein Baum, jedoch frei von Wurzeln zur Erde. Seine Schritte werden langsamer, nicht sofort, aber stetig. Plötzlich, wie wissend, wendet er den Kopf in Martas Richtung und schaut in ihre tiefblauen Augen. Sie erwidert seinen Blick und er winkt ihr lächelnd zu. Noch bevor Sie reagieren kann, nimmt er seinen gleichmäßigen Schritt wieder auf, den Blick geradeaus auf sein Ziel gerichtet, und verschwindet ins Unbekannte. “Wer war das?”, fragt ihr Sohn neugierig, der ihren Blicken gefolgt ist. “Ach, niemand, mein Schatz. Das war niemand.”, antwortet sie verträumt und streichelt ihm liebevoll über dem Kopf.

Tief in der Nacht erreicht Vlad, abgehetzt und schweißgebadet die Wohnungstür. Beim dritten Mal trifft er mit seinem Schlüssel endlich das Schlüsselloch. Das Klicken den Schlosses lässt ihn zusammenfahren. Noch einmal guckt er sich zu allen Seiten um, schließt die Tür und lässt die CIA und den KGB dort draußen zurück, in der Kälte. Als er den Raum betritt schläft Marta bereits, doch sein Versuch, das Wohnzimmer möglichst geräuschlos zu durchqueren scheitert an einer der abstehenden Bodendielen. Ein Quietschen reißt sie aus ihren Träumen und es vergehen einige Sekunden, bis sie die Umrisse der Person im Zimmer denen ihres Verlobten zuordnen kann.

 

Hallo drummstar,

herzlich willkommen hier!

Dein Text enthält interessante Passagen, nur kann ich diese nicht zu einer Geschichte zusammen bringen.
Im ersten Absatz (Vergangenheit) schilderst du eine Szene kurz nach einem Mord. Irgendjemand scheint seine untreue Frau umgebracht zu haben.

Dann das Telefongespräch (Gegenwart) und die Furcht vor Abhöraktionen von CIA und FBI. Also wahrscheinlich ein international geführtes Gespräch. Hat dieses Gespräch irgendetwas mit dem Mord zu tun?

Dann tritt ein Bäcker in Erscheinung. Warum?

Sonik Makarow (was ist ein Sonik?) tritt auf und wieder ab und wird von einer Marta dabei beobachtet.

Vlad, einer der telefonierenden, kommt nach Hause und ist der Verlobte von Marta, die einen Sohn hat. Wer ist der Vater? Und muss ich das wissen?

Also diese Teile krieg ich nicht verbunden. Vielleicht habe ich ja was Wichtiges übersehen.

Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Asterix,
ich mich sehr über deine Rückmeldung gefreut.
Dies ist meine erste Kurzgeschichte und ich glaube das merkt man leider auch.
Ich hatte vor den Text weitgehend interpretativ zu schreiben (wenn man das so sagt), bin aber wahrscheinlich stark über das Ziel hinausgeschossen. Angeregt wurde ich von dem Buch "Woyzeck" von Georg Büchner, das wir gerade in der Schule gelesen haben. Daraus habe ich viel verarbeitet, was (zugegebenermaßen) nur mit dieser Information einleuchten kann.
Wie ich mir was dabei genau gedacht habe möchte ich eigentlich gar nicht genau erläutern.
Nochmals vielen Dank für die Antwort.

PS:
"Sonik" habe ich abgeleitet von
Sotnik (со́тник, 'von Hundert Mann'): hoher Rang in der, von Zar Iwan dem Schrecklichen um 1550 eingeführten, Palastgarde (Strelizen)

 

Hallo drummstar!

„Woyzeck“ ist also das Buch zu deiner Kurzgeschichte.
Nee, so einfach geht das nicht. Selbst wenn ich mich in den letzten zehn Jahren mit Büchners Drama beschäftigt hätte, wäre ich nicht auf diese Verwandtschaft gekommen.
Einfach aus dem Grund, weil Büchners Werk soviel mehr ist als drei hingeworfene Figuren. Das Werk bezieht seinen hohen Anspruch und Wert aus dem Geflecht, aus dem gesellschaftlichen Bezug (Gefälle!), zwischen den Figuren. Das fehlt in deiner Geschichte.
Deine Geschichte ist eher ein Eifersuchts-Drama. Auch Vlads Paranoia (siehe Telefongespräch) passt dazu recht gut.

Die Geschichte interpretativ zu schreiben ist ja nicht verkehrt. Nur würde ich die erste Szene in der Gegenwart schildern, den Rest (die Hintergrundinformationen zum Mord) in der Vergangenheitsform. Ich meine, dann kann man die Geschichte besser verstehen, auch ohne den Woyzeck singen zu können. Obwohl ich mir da nicht sicher bin. Vielleicht kann das nur jemand beurteilen, der besagtes Drama nicht kennt.

Gruß

Asterix

 

Hallo drumstar!

Willkommen auf kg.de.

Also, ich verstehe kein Wort. Da ist jemand paranoid, okay, das vielleicht, aber mehr auch nicht. Für mich ist das alles zusammenhangsloses Geschreibsel, sorry.

Ich finde, du solltest dich erstmal daran versuchen, einen "normalen" Text zu schreiben, einen, den der Leser ganz normal verstehen kann, denn nur so kannst du erfahren, ob das, was du meinst, geschrieben zu haben, auch genauso beim Leser ankommt.

Wenn ich interpretieren müsste, würde ich zum Beispiel dieses: "den Mast, an dem er sich hätte Festhalten können, hatte er ja gerade eigenhändig aus den Angeln gerissen." derartig interpretieren: Er hat sich also gerade eigenhändig entmannt, ja?

Bei deinem "Klicken" weiß ich Leser in vielen Dingen nicht, was ich zur Paranoia des Protagonisten zählen soll, oder was dem Unvermögen des Autors zuzurechnen ist.
Beispiele:
Der KGB ist mit der Sowjetunion untergegangen. Was hat er in deinem modernen Russland zu suchen?
Was hat das FBI in deinem Russland zu suchen?
Du beschreibst Jakutsk als "kleine" Stadt. Jakutsk ist ganz und gar nicht klein (und auch garantiert nicht der kälteste Ort auf dem Erdenball).

Tja, sorry. Versuch's doch erstmal mit was Einfacherem.

Grüße
Chris

 

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