Was ist neu

Das letzte Schnurren

Mitglied
Beitritt
13.01.2002
Beiträge
9

Das letzte Schnurren

Das letzte Schnurren


Wenn die Sonne hinter dem kleinen Wald am Rande des Taunus aufgeht, aus meinem Wecker die 6:00 Uhr Nachrichten dröhen und ich die Augen auf mache, ist es offiziell Morgen. Als chronischer Morgenmuffel fällt es mir von Jahr zu Jahr schwerer die Decke abzustreifen, das herrlich warme Bett abzustreifen und das Mekka der Erholsamkeit hinter mir zu lassen.
Doch da ist noch jemand, etwas schweres aber weiches, was langsam den Weg über meine Beine, das Becken und schließlich die Brust macht.
"Mau", sagt sie mir, wie jeden morgen. Mit ihrem weichen Gesicht stupst sie mich so lange bis ich auf stehe. Geschwind huscht sie unter meinen Beinen durch, nutzt die Abkürzung über den Sessel den sie mit zwei gezielten Sprüngen überquert und steht viel früher als ich vor der Tür.
Nachdem ich auch dieses Hinderniss für sie beseitigt habe, läuft sie Geschwind zur nächsten Tür, die in die Küche führt. Nun endlich kann bekommt sie ihren Willen: ein leckeres Frühstück. Während sie ihr Frühstück verschlingt, beschäftige ich mich mit der Morgentoilette.
Erst dann komme auch ich in den Genuss eines guten Frühstücks, mit Toast, Eiern, Milchkaffe und selbstgemacter Marmelade von meiner Mutter. Ich hätte nie gedacht, dass sie einmal zu den Mütterchen gehören würde, die einmal im Jahr für die ganze Verwandtschaft Erdbeermarmelade kochen würden.
Das schönste am Frühstück ist allerdings meine kleine Freundin, die ihr Frühstück bereits beendet hatte. Sie setzt sich neben mich auf den freien Stuhl, wie wir es schon immer gemacht haben. Und das immerhin schon 14 Jahre. Natürlich wohnten wir beide früher noch bei meinen Eltern im Haus, als ich aber vor 5 Jahren ausgezogen bin konnte ich mich nicht von meiner kleinen Gefährtin lösen. Mein Vater meinte zwar, dass sich eine so alte Katze nicht mehr an eine neue Umgebung gewöhnen könne, aber ich wusste es besser. Dennoch blieb das Tier bei meinen Eltern. Eine Woche nach meinen Auszug aus dem Haus rief mich mein Vater an und sagte:
"Die Katze benimmt sich eigenartig, sie schläft nur noch in ihrer Ecke und frisst nichts mehr." Also besuchte ich meine Eltern, um mich zu informieren was dem Tier nur fehlen konnte. Als ich die Tür mit meinem eigenen Schlüssel, den ich meiner Mutter zu Liebe behalten hatte und auch noch heute habe, sprang mir sofort die Katze entgegen. Eine solche Freude und Zuneigung kannte ich bis dahin nur von Hunden, die ihr Herrchen ja angeblich immer so anspringen, wenn sie nach längerer Abwesenheit zur Tür hineinkommen. Bei meiner Katze war das noch nie der Fall gewesen. An diesem Tag blieb ich zum Mittagessen, Kaffe trinken und Abendmahl. Das beste Essen was ich seit meinem Umzug zu mir genommen hatte, aber ,dass ist nur Nebensache. Viel wichtiger ist, dass die Katze während meiner Anwesenheit ganz normal fraß und ausgelassen mit mir spielte. Somit beschlossen wir, dass das Tier zu mir ziehen sollte, was wir 3 Tage später auch in die Tat umsetzten. Und so ist es bis heute geblieben.
Meine Katze sass also auf ihrem Stuhl (es ist wirklich ihr Stuhl, kein anderer darf darauf sitzen) und schaute mich mit lieben großen Augen an. Normalerweise heißt das "Gib mir etwas von deinem Essen", aber das verschmähte sie. Ich fragte sie was denn los sei, aber erwartungsgemäß sagte sie nichts. Also streichelte ich sie und ihr schien es mehr dem je zu gefallen. Ich kraulte sie überall, bis ich mit dem Frühstück fertig war und zur Arbeit ging. Zuvor gab ich aber noch ihr Mittagessen und säuberte das Katzenklo. Als ich an der Tür stand und ihr wie jeden morgen auf Wiedersehen sagte, miaute sie so, dass es sich wie 'Ciao' an hörte. "Ciao", sagte ich grinsend zurück.

Ich kann nicht behaupten, dass ich mich auf meine Katze freue sie wiederzusehen, während ich arbeite. Dafür kenne ich sie schon zu lange. Aber den ganzen Tag über dachte ich verstärkt an sie. An unseren ersten Tierarztbesuch, wo sie dem Doktor glatt einen armlangen Kratzer versetzte und der meinte, unsere Katze sei schlecht erzogen. Oder als sie auf einen Baum kletterte und nicht mehr herunterfand.
Als ich dann schließlich zehn Minuten früher das Büro verlies nur um sie zu sehen, fand ich mein eigenes Verhalten höchst eigenartig. Denn normalerweise mache ich eher Überstunden als nur eine Minute zu früh zu gehen. Endlich stand ich dann vor meiner Haustür, steckte den Schlüssel hinein, schritt den Koridor gerade aus ins Katzenzimmer, was zu Beginn ein Gästezimmer werden sollte und griff zur Klinke. Als ich die Tür aufmachte lag sie auf ihrer Decke und ich wusste das sie tot war. Ich konnte es natürlich nicht wissen, aber ich war mir sicher. Und leider behielt ich recht. Zu meiner rechten stand die Schüssel, die ich während meiner Abwesenheit immer ins Katzenzimmer bringe. Das Futter war weg. Nüchtern wickelte ich sie in ihre Decke (auf der sie 14 Jahre lang geschlafen hat ein) und brachte sie in den Garten. Ich vergrub sie hinter der Eiche auf der sie noch vor 2 Jahren emsig Vögel gejagt hatte, bevor sie Altersschwach wurde. Danach rief ich meine Eltern waren, die trauriger als ich zu sein schienen. Mein Vater (der sehr an ihr hing) vergoss sogar eine Träne. Ich hingegen fühlte mich normal, noch.

Am Abend als ich mich ins Bett legte, tastete ich auf der Decke umher um die Katze ausfindig zu machen. Doch sie war nicht da. Am nächsten morgen trank ich zum erstenmal seit Jahren dunklen schwarzen Kaffe. Denn es gab keine Katze mehr die mich hätte wach machen können.
Erst jetzt wurde mir der Verlust meines Sofalöwen klar. Ich fing an zu weinen und kam zu spät zur Arbeit. Sie war weg.

 

Also ich als Katzennärrin bin natürlich begeistert, dass noch mehr Leutchen Interesse an diesen Themen haben, denn ich hab noch so einiges in diesem Genre vor. :)

@ Poncher :p kannst ja Abzüge in der B-Note verteilen, wenn du keine Katzen magst.

Aber nun zur eigentlichen Kritik:
ich finde die Geschichte nett und das wars auch schon an Positivem.

Sie ist zu lang und von dieser Sorte "meine liebe Katze und ich "gibt es zu viele. Sorry, aber es ist deiner Geschichte auch anzumerken, dass der Todesfall erfunden ist. Er schwächelt an gefühlvollen Ausdrücken, was dir mit dem ersten Teil deiner Geschichte durchaus gelungen ist.

Laß dich nicht entmutigen, ich werde deine nachfolgenden Katzenstorys gerne lesen.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom