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Das Loch

Beitritt
22.11.2005
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Das Loch

In Anlehnung an Franz Kafkas „Vor dem Gesetz“​

Er grub tief, bemühte sich im fahlen Licht der Latüchte, das schwächlich auf den Lochboden kroch, um eine rechteckige, wenigstens längliche Form des Loches, versuchte, die Wände zu begradigen, was bei der nächtlich getränkten Feuchte ein schwieriges Unterfangen war. Wurzeln hackte er ab und schaufelte sie auf den Erdhaufen, der neben dem Loch mit jedem Spatenstich wuchs. Nur kurz verharrte er, sah mich böse an, als erwarte er, dass ich ihm helfe. „Ich weiß ja noch nicht einmal, wozu dieses Loch gut sein soll!“, protestierte ich. „Warum stehst du dann da und kuckst?“, fragte er. „Ich bin eben neugierig“, verteidigte ich mich. „Es ist ja immerhin mein gutes Recht, zuzusehen, wie jemand an einem öffentlichen Ort ein Loch aushebt.“ Daraufhin grub er weiter, schlug den Boden eben, glättete die Wände, wartete, und grub erneut; er hatte wohl befunden, es sei noch nicht tief genug. Bald drehte er sich erneut zu mir. „Ich weiß noch nicht, womit ich es füllen soll. Vielleicht werde ich es einfach wieder zugraben, wer weiß.“ „Dann wäre die ganze Arbeit umsonst gewesen“, entgegnete ich. „Ach, was weißt du schon davon! Wenn ich es gefüllt habe, kannst du wiederkommen und solange buddeln, wie du Lust hast, bis du gefunden hast, was ich vergraben habe.“ „Und was wäre, wenn du dann gar nichts vergraben hättest? Dann würde ich buddeln und buddeln, und doch nichts finden.“ „Das stimmt“, sagte er belustigt, stieg aus dem Loch, ging um mich herum und stieß mich hinunter. „Du warst von vornherein als Inhalt des Loches gedacht! Wenn man ein Loch aushebt, kommt immer jemand und will nachsehen, was sich darin verbirgt. Du kannst froh sein, dass ich es nicht tiefer gemacht habe!“

 
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Hallo Aris,

da ich Herrn Kafkas "Vor dem Gesetz" leider nicht kenne, muss ich deine Kürzestgeschichte einfach so nehmen, wie sie da steht und kann nicht beurteilen, welche innovative Kraft sie im Zusammenspiel mit deiner Inspirationsquelle möglicherweise erzeugen würde.

Mit besonders kurzen Werken habe ich leider immer so meine Probleme. Die Geschichte hat wohl einen philosophischen Ansatz, der aber auch nach mehrfachen Lesens (das ist der Vorteil solcher kurzen Werke) bei mir keine allzu tiefgehenden Gedanken provoziert hat.

Gut geschrieben, ja, aber in der Kürze seine Würze wohl nicht vollends zur Entfaltung gebracht.

In Anspielung auf deinen Schlusssatz möchte ich sagen: Ein bisschen tiefer hätte das Loch schon sein können.

Aber möglicherweise, wie schon anfangs gesagt, fehlt mir zur völligen Entschlüsselung deiner Intention das Hintergrundwissen, dass ich evtl. aus der Kafka-Geschichte benötigt hätte. Vielleicht kann ein anderer Kritiker, der über dieses Wissen verfügt, viel mehr damit anfangen.

Grüße von Rick

 

Kafka - Vor dem Gesetz

Hallo Aris,

ich habe beides schon kurz nach dem Einstellen gelesen und suche noch nach der Verbindung, dem Trennenden und Gemeinsamen, darum habe ich mich bisher noch nicht geäußert.

Lieben Gruß
sim

 
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Hi Rick Hi Sim

Die zweite Überschrift empfand ich als notwendig, da man mich sonst sehr schnell des "Abkupferns" bezichtigen hätte können. Wer die Geschichte von Kafka und ihre hermeneutische Analyse kennt, wird merken, dass sie schon strukturell wie auch sprachlich sehr ähnlich ist.
Da wohl kaum jemand, oder nur wenige, die Interpretationsansätze zu Kafkas Geschichte kennt (die ich in einem Kafka Seminar erlernen muss) bleibt dem Leser aber auch, wie immer, seine eigene Interpretation.

Die Geschichte hat jedenfalls mehrere Ebenen, wie bei Kafkas Geschichte. Es kann viele Interpretationen geben, und eine vom Autor beabsichtigte Intention.

Frag dich einfach, wer die Personen sind und was sie machen, und auf welche Metaebenen man das übertragen kann.
"Ein Loch ausheben" kann doch alles sein. Es darf nicht wörtlich genommen werden. ein loch ausheben, einen tisch bauen, eine Wand hochziehen, das sind alles tätigkeiten, die etwas erschaffen.
Wo ist der öffentliche Ort? Wie verändert sich der Inhalt (!) des Loches im Verlauf der Geschichte?

Rick du hast genau die Reaktion gezeigt, die ich vor Kafkas Geschichte gehabt habe. Du kommst schon auf den Trichter, spätestens, wenn ich dir meine Intention verrate. Und dann wirst du lachen, dass du dir das Loch tiefer gewünscht hast.
Ich kann dir nur sagen, dass ich mit dieser Geschichte so viel Arbeit hatte, wie noch nie.

Jedenfalls sollte man den Schlüssel zum Inhalt nicht unbedingt in Kafkas Geschichte und ihren Bedeutungsansätzen suchen, sondern sich einmal selbst an einer Interpretation versuchen. Falsch gibt es da ja bekanntlich, und ganz besonders hier, nicht.


lieben Gruß

 

Hallo Aris,

ich versuche mal eine Interpretation oder besser gesagt, ich teile dir meine Interpretation mit.
Einer gräbt ein Loch. Er leert sozusagen ein Stück Boden, er räumt auf. Im übertragenen Sinne: alte Glaubenssätze werden über Bord geworfen.
Das Loch ist leer, es soll neu gefüllt werden, neu geordnet werden. Im übertragenen Sinne: Erkenntnis finden.Wahrhaftigkeit finden?
Ein anderer kommt und versucht die Erkenntnis auszubuddeln, diese sich selbst zu eigen zu machen. Das funktioniert aber nicht, weil die Erkenntnis findet man immer nur in sich selbst, man selbst ist die Erkenntnis. Je weniger tief das Loch ist oder anders gesagt, je weniger man von übernommenen Lehren beeinflußt ist, je weniger man die Erkenntnis im Außen sucht, umso schneller findet man sich selbst.

Das waren meine Gedanken zu deiner Geschichte, die eine Kopfnuss war und ich mag Kopfnüsse.

Liebe Grüße
Katinka

 

Hallo Katinka

Schön, deine Interpretation. Du hast das Loch gefüllt. Ein Loch existiert nicht, bevor es jemand gräbt! Der Boden mag in dieser Allegorie Materie darstellen, aber das Loch als solches wird erst geschaffen und, das ist das paradoxe an einem Loch, scheint erst dann Platz zu beanspruchen, wenn es existiert, wenn also materie fürs Loch beiseite geschafft wurde. Auch markiert ein Loch erst den Ort, an dem es gegraben wurde. Erst das Loch macht den Ort zu einem Ort, zuvor war der Ort unbekannte, sprich nicht bearbeitete Materie.

Meine Intention spricht die letzte aller Metaebenen an, die ein TEXT haben kann.

MIt deiner Interpretation hast du das Loch erfolgreich gefüllt. Das dürfte dir doch bestimmt weiter helfen.

Du interpretierst den anderen schon richtig, der jedoch schon zum Inhalt des Loches wurde, bevor er versuchen konnte, etwas auszubuddeln. Er steht nur zufällig dort, so wie du nur zufällig diese Geschichte gelesen hast, dieses Loch mit deiner Interpretation gefüllt hast.

Freut mich, dass du Kopfnüsse magst und dass du eine sinnige, in sich schlüssige Interpretation abgegeben hast, die hier weder falsch noch richtig ist und sein kann. Jedenfalls war sie erfolgreich, für dich, sowie für mich.

lieben Gruß

 

Hallo Aris,

wie gesagt, ich mag Kopfnüsse und nach deiner Antwort finde ich sie fast noch kopfnussiger.
Erneute Gedanken bezogen auf deine Aussage:

Meine Intention spricht die letzte aller Metaebenen an, die ein TEXT haben kann.
Ein Text kann nur entstehen, wenn Nichtmaterie, nämlich Gedanken, Erfahrungen, Gefühle etc. formuliert werden. Die Nichtmaterie wird dadurch Materie. Aber erst wenn ein Leser kommt und liest und wiederum Nichtmaterie in Form von Gedanken und Gefühlen entwickelt wird der Text bzw. die Aussage existent oder anders gesagt mit Sinn gefüllt. Zwangsläufig muß der Leser immer der Inhalt des Loches sein. Wäre das Loch tiefer, wäre der Text länger? Ein Text bleibt ein ungefülltes Loch, wenn es keinen Leser gibt, der sich das Loch zu eigen macht? Der Autor weiß aber nie genau, wer das Loch füllt, obwohl er mit der Intention gräbt (schreibt) den Füllenden anzutreffen.

LG
Katinka

 

Mir scheint hier auch "Der Traum" von Kafka eine gewisse Inspirationsquelle gewesen zu sein. Liege ich richtig?

Die Sprache der Personen gefällt mir nicht so richtig, vor allem Formulierungen wie "Wenn man ein Loch aushebt, kommt immer jemand und will nachsehen, was sich darin verbirgt". Das hat schon fast etwas umgangssprachliches, das (m.E.) nicht so recht zum restlichen Erzählstil passen will. Aber ansonsten eine nette Geschichte.

adn

 

Hallo Aris,

Nach der Kafka-Geschichte habe ich erst nach dem Lesen deiner Geschichte geschaut und war dann doch verblüfft - der Zusammenhang zwischen beiden erschließt sich mir nicht.

Deine Geschichte interpretierte ich so: Der, der das Loch gräbt, ist eine Art Schöpfer-Gott - ob es sich bei ihm um den Gott der Offenbarungsreligionen handelt oder um einen Demiurgen handelt, sei mal dahin gestellt.
Der Frager ist ein Mensch (oder ein anderes vernunftbegabtes Wesen), der nun, mit dem Gefühl, damit völlig im Recht zu sein und das einzig Vernünftige zu tun, nach dem Sinn und der Ursache der Schöpfung (des Loches) zu Fragen. Dabei gewinnt er durch Nachforschen, durch Dialog mit dem Schöpfer, langsam neue Erkenntnisse.
Am Ende stellt sich heraus, dass der Mensch selbst im Zentrum der Schöpfung steht. Ob dies nun erfreulich ist oder ob er durch diese endgültige Erkentnis (den Sturz ins Loch) gar Schaden genommen hat, bleibt offen.

Ob mir die Geschichte gefallen hat, weiß ich nicht so recht zu sagen. Solche "Kopfnüsse" sind meiner Meinung nach nur sinnvoll, wenn sie den Leser zu einer bestimmten Einsicht bewegen, ihm gewisse Gedanken vermitteln. Hier aber scheint mir eine zu freie Interpretation möglich zu sein. Der Leser interpretiert die Geschichte nach seinen eigenen angestammten Denkmustern. Er wird mit nichts Neuem konfrontiert, schmort nur im eigenen Saft und hat letztlich keinen Gewinn davon.
Geschrieben ist die Geschichte aber sehr angenehm.


Gruß,
Abdul

 

naja, ob ich jetzt angefangen habe zu heideggern oder hegeln, weiß ich nicht. Aber bestimmt habe ich katinkaert :-)

Katinka

 

Hallo zusammen

Ich weiß nicht, ob die Lea ihre nase rümpft oder einfach mal ein offposting machen wollte. Manchmal antwortet sie auch einfach nicht mehr auf Kommentare, wenns ihr zu blöd wird. Sie hat die Geschichte wohl schon durchschaut oder keine Lust auf eine eigene Interpretation, auf die ich gespannt wäre.

Aber das sind doch philosophische Diskussionen, die so eine Geschichte auslösen kann. Ich bin zufrieden. Um den Begriff der Materie soll es hier ja eigentlich auch nur entfernt gehen. Vielleicht klärt uns Lea ja auf, was man da heggeln kann.

@katinka Du bist meiner Intention auf der Spur, hast sie im Prinzip schon gelüftet.
Der Text ist ohne den Leser nicht einmal existent, wenn man deine Thesen übertreiben möchte. Wie wenn der gute alte Baum umfällt, und es keiner sieht.
Mit der Tiefe des Loches war die Länge des Textes gemeint, ja. Sehr schön.

@ad noctum
Danke für dein Statement. Der Traum und sicherlich alle Kafka geschichten haben mich schon immer inspiriert, und gerade in letzer Zeit habe ich mich ausgiebig mit kafka befasst.
Ich wollte nicht, dass meine Figuren geschwollen reden. Das tun wir ja schließlich auch nicht.

@Abdul

Danke für deine Interpretation.
Von der Geschichte von kafka gibts es abertausende Interpretationen. Meine Textvariante knüpft an die hermenuetische Untersuchung von Prof. Dr. Witte an, die diesen Text so interpretiert, wie ich sie mir zur Intention genommen habe.
Deine Interpretation erscheint mir schlüssig, gar möglich. Gefällt mir auch. Damit hast auch du das Loch gefüllt. Es ist ja nicht Ziel des Lesers, meine Intention herauszuinterpretieren. Es ist ein offenes Feld und alles ist möglich.
Der Gräber ist der Schöpfer, dass schließt mit meiner Intention auch überein, der rest nicht, oder nur kaum, aber sehr interessant. Da kommen mir Fragen wie: Warum kann der Mensch auf den Gott herabsehen?

Ich habe nie vor, den Leser zu einer Einsicht zu bewegen. Verfolgst du etwas diesen Zweck beim Schreiben? Ich mag es nicht, wenn Geschichten so geziehlt auf etwas zusteuern, dem Leser die Meinung nehmen, geschlossen sind und versuchen, die Meinung des Autors zu verkörpern, den Leser zu Einsichten bewegen sollen. Das klingt schon fast nach Pädagogig.
Der Leser der im eigenen Saft schmort, kann mein Bier eh nicht trinken. (O-Ton)

lieben Gruß

 

Hallo Aris,

Vielleicht klärt uns Lea ja auf, was man da heggeln kann.

ersetze doch das uns durch mich, sonst fühe ich mich zu sehr mit einbezogen, denn ich bin weder gespannt noch bedarf ich einer Aufklärung. Mir ging es einfach nur um deinen Text.

LG
Katinka

 

Hallo noch mal Aris,

Um noch mal etwas deutlicher zu machen, was ich mit meiner Kritik sagen wollte:

Ich habe nie vor, den Leser zu einer Einsicht zu bewegen. Verfolgst du etwas diesen Zweck beim Schreiben? Ich mag es nicht, wenn Geschichten so geziehlt auf etwas zusteuern, dem Leser die Meinung nehmen, geschlossen sind und versuchen, die Meinung des Autors zu verkörpern, den Leser zu Einsichten bewegen sollen. Das klingt schon fast nach Pädagogig.
Sicher muss ein Text dem Leser genug gedanklichen Spielraum lassen, seine eigenen Antworten auf die im Text behandelten Probleme zu finden. Aber man muss eben auch darauf achten, dass es in der Weite des gedanklichen Spielraumes zumindest ein paar Fixpunkte gibt, über die sich Positionen bestimmen lassen. Da sehe ich das Problem deines Textes.
Er wimmelt vor Symbolen, die über eben so symbolhafte Zusammenhänge miteinander verbunden sind. Nicht eines dieser Symbole aber lässt eindeutig auf seine Bedeutung schließen.
D.h.: Eigentlich kann jeder in deinen Text hineininterpretieren was er möchte. Jeder kann etwas zum Besten geben: Ich meine Schöpfer-Geschichte, jemand anders mag daraus (überspitzt ausgedrückt) den baldigen Untergang der kapitalistischen Weltordnung ableiten. Nur: Jeder wird in seiner Interpretation zu Gedankengängen gelangen, die sich ihm eh schon längst erschlossen haben - kein Erkenntnisgewinn für den Leser. Etwas Eindeutigkeit dürfen auch interpretationsoffene Texte aufweisen.


Gruß,
Abdul

 

Liebe Lea

Anscheinend habe ich nicht meine Leser dazu gereizt, hirnrissigen Müll abzusondern, sondern dich dazu, beleidigende Kommentare zu schreiben.
Da ich nur Halbwissen habe, und du ja schon deinen Professor gemacht hast, (was machst du überhaupt so? schreib uns das doch mal ins Profil. Fotos haben wir schon so viele gesehen ...) lohnt es sich wohl nicht, dich noch mal zu fragen, was du meinst, wenn du sagst, dass hier geheggelt wird.
Welche Termini verwenden wir denn hier so falsch?
Weißt du, ich hätte die Geschichte auch ohne den Verweis auf Kafkas Geschichte und den Hinweis auf eine beabsichtigte Intention posten können, oder ohne auf mein Seminar zu verweisen.
Nur lege ich nunmal gerne die Quellen meiner Inspiration nieder.
Das, was ich hier getan habe, ist Strukturalismus: Ich habe einen Text (Kafka) nach meinem besten Verständnis in grammatische und psychologische kleinste Einheiten zerlegt und analysiert, gedeutet, und dann diese meine Sinndeutungen in einen neuen Rahmen und eine neue Geschichte gepackt, die für mich genau das aussagt, was mir der Text Kafkas gegeben hat.
Ich habe mit Literatur gearbeitet, wenn man das so nenen möchte.
Das muss auch niemand gut finden. Auch muss ich das hier alles gar nicht quasseln, sondern hätte auch einfach den Text so posten können.
Aber wir sind ja hier auch ein Forum zum Austausch. Wenn du mit etwas, was ich so labbere, nicht einverstanden bist, und du dir sicher bist, dass du es besser weißt, dann verbesser mich doch, aber beleg und begründe es doch bitte. Einfach zu sagen, es sei nicht mein Geist, naja. Und auch habe ich nicht versucht, einen Bezug zu Themen herzustellen, außer zum Prinzip des Strukturalismus.
Der Text ist eine Einladung. Eine Einladung an den Leser, den Text mit seiner Interpretation zu füllen. Warum tut man sich da so schwer, mal die Phantasie und den Interpreten in sich raus zu lassen? Weil ich ein Arschloch bin?
Es sind deswegen doch auch nur ein paar Sätze. Ich habe nur Symboliken gegeben, eine Handlung ohne Psychologie und Figuren ohne Hintergrund. Die Geschichte schreibt der Leser. Abdul mag das nicht gefallen. Aber es ist ein Prinzip. Und niemanden habe ich dazu aufgefordert, meine Intention zu verfolgen, ich habe nur gesagt, dass es diese gibt. Ich schubse lediglich jeden Leser ins Loch, der sich schubsen lässt. Und das ist weder fies noch altklug gemeint, sondern Methode der Textkonzeption.
Katinka hat ihre Freude an einer Interpretation gehabt, und bestimmt nicht an mir gerieben.

@Adbul
Da haben wir wohl verschiedene Ansichten, was Literatur leisten soll. Aber das macht nichts. Wenn hier jemand den Untergang des kapitalistischen Systems interpretiert, dann bitte, warum nicht.
Jede Interpretation sollte sich an den Symbolen, die der Text gibt, auslegen. Das heißt, der Leser begründet eine These durch Symbole, die der Text gibt. Denn, das muss hier ganz klar gesagt werden, gibt es nicht eine festgelegte Bedeutung für ein Symbol. Das hast du ja auch schon gesagt. Du hast auch schon gesagt, was ich dir sagen will, magst es nur eben nicht.
Ich kann ja einmal auflisten, wie ich die Symbole deute:

Der lochgräber= der Autor (Ich)
Der Besucher=Der Leser (DU) :D
graben= schreiben (graben im Sinne von Suchen, denn schreiben ist die Suche nach Sinn) auch schreibe (grabe) ich absichtlich, und der Besucher(Leser) buddelt. Ich habe immer buddeln statt graben geschrieben, wenn der Besucher gemeint ist. Denn Maulwürfe buddeln. Und MAulwürfe sind blind. Der Leser ist blind. Was nicht beleidigend gemeint ist, aber der leser sucht blind nach dem Sinn des Autors, bis er (bei diesem Text) seine eigene findet.

Das Loch=der Text
die Tiefe des Loches=Länge und aber auch Tiefe des Textes
Bemühung um eine rechteckige Form des Loches= Bemühung des Autors um eine rechteckige Form des TExtes (hier nicht anwendbar)
Wurzeln = Sätze
Wurzeln abhaken= Sätze umschreiben
Erdhaufen neben dem Loch = verworfene Sätze
Luft im Loch oder Leser im Loch = Sinn des Textes
Der öffentliche Ort=dieses Forum

Wenn ich von Materie spreche, dann meine ich, dass ich mit dem Posten dieses Textes, Materie erschaffen habe, wo vorher nicht materie war. Wie wenn ich ein Loch grabe. Das Loch (obwohl es aus Luft besteht) ist jetzt ETWAS. Die unberührte Erde, die vorher das Loch war, war nicht existent für uns.

lieben Gruß

 

Hallo Aris,

ja, mir hat dein Text Spaß gemacht und ich bezichtige mich sogar selbst dumm zu sein, denn nur so ist man wirklich offen für die Welt! Ich weiß eben, dass ich nichts weiß und ich bezweifle sehr, dass die Bildung des Menschen in irgendwelchen Seminaren irgendwelcher Hochschulen stattfindet.
Ich frage mich, was steckt hinter dem Vorgehen, einen Kommentar zu einem Kommentar hinzurotzen, ohne auf den Text enzugehen und dann im zweiten Schritt auch noch Autor und Leserschaft zu beleidigen?
Die einzige mir denkbare Antwort scheint ein verzweifelter Hilferuf nach Aufmerksamkeit zu sein.

Und so freue ich mich auf dein, noch aus Nicht-Materie bestehendes nächstes Loch, in das ich mich gerne hineinschubsen lasse, um meine unverbildete Dummheit zu Materie werden zu lassen, in der Gewissheit, dass es mich niemals dümmer, sondern klüger werden läßt.

Lieben Gruß

Katinka

 

Der ganze Rückschluss von Materie und „Nicht-Materie“ auf Gedanken zu Text, ist schon deshalb nicht schlüssig, weil Gedanken eben nicht „Nicht-Materie“ sind, sondern materielle, sprich biochemische, neuronale Vorgänge, so dass Interpretationsansätze wie dieser:


Zitat:
Ein Text kann nur entstehen, wenn Nichtmaterie, nämlich Gedanken, Erfahrungen, Gefühle etc. formuliert werden. Die Nichtmaterie wird dadurch Materie.

Bei aller Freiheit der Interpretation schlicht nicht zutreffen.


die moderne Hirnforschung geht mittlerweile nicht mehr nur noch von biochemichen Vorgängen aus, sondern zieht die Quantenphysik zu Rate, die wiederum nicht nur von Nicht-Materie sondern sogar von Nichtlokalität bei der Entstehung von Bewußtsein, Geist, Gedanken etc. spricht. Insofern ist die Interpretation durchaus richtig.
Da es mir aber nicht um Begriffsdefinitionen geht, sondern um das Interpretieren eines Textes, in dem Sinne, dass Bewußtsein (beim Autor) zu geschriebenem Wort und wieder zu Bewußtsein (beim Leser) wird, und erst wenn dies beim Leser entsteht, ein Text bzw. seine Aussage Sinn bekommt, zumindest bei diesem Leser. Würde kein Leser den Text lesen, bliebe der Text sinnlos, ebenso bliebe er sinnlos, wenn der Leser den Text achselzuckend bei Seite legt. Nichts anderes habe ich meinem Kommentar gesagt:
Aber erst wenn ein Leser kommt und liest und wiederum Nichtmaterie in Form von Gedanken und Gefühlen entwickelt wird der Text bzw. die Aussage existent oder anders gesagt mit Sinn gefüllt.

Katinka

 
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Hallo

@Katinka Zu deinem ersten Kommentar kann ich leider nicht, es sei denn, er ist ironisch gemeint, Amen sagen. Ich denke nicht, dass es gut ist, dumm zu sein. Und ich denke auch, dass du das irgendwie ganz anders sagen wolltest.
natürlich muss man nicht auf einer Hochschule gewesen sein, um "schlau" zu sein. Aber wenn irgendwo Wissen vermittelt wird, wo denn dann, wenn nicht an der Uni. Im Fernsehen vielleicht?

Und du, liebe lea, hast mich leider zuerst einmal fasch verstanden. Ich habe es, zugegeben, nicht sehr gut formuliert, aber falsch gelesen hast du auch:

Warum sollte man sich die Frage nach den Personen stellen, wenn die Handlung ohne Figuren und Psychologie abläuft

Das steht da nicht. Die Handlung soll keine Psychologie haben, und die Figuren keinen Hintergrund.
Das soll heißen, dass nur klar sein soll, WAS die Figuren tun (Handlung), aber nicht wie und warum (Psychologie und Hintergrund), die soll der Leser ja interpretieren, bzw. hineindichten.

Aber da der Text ja auch Personen hat, hättest du diesen Kommentar auch noch mal überdenken können. Oder liest du den Text nicht, keifst einfach gegen das, was ich sage?

"Ein Loch ausheben" kann doch alles sein. Es darf nicht wörtlich genommen werden.

Die Paradoxie, dass ein Loch erst ein Loch ist, wenn es gegraben worden ist, ist schlicht keine.

Deine Kritik bezieht sich nicht auf das, was ich gesagt habe! Wie ich das "nicht wörtlich nehmen" meine, habe ich schon geschildert, dass hat noch nichts mit Paradoxi zu tun.
Um dann weiter zu gehen, ist ein Erdloch sehr wohl erst ein Erdloch, wenn es jemand gemacht hat. Dass wir hier von einem Erdloch sprechen, ist doch wohl klar, denn wir reden ja immerhin um meinen Text, und da geht es um ein Erdloch.
Und dass es erst dann seinen Ort markiert, wenn es ist, mag eine simple Erkenntnis sein, aber wahr.
Und ein Loch wird durch seine Form zu noch mehr: zu einem Grab, zum Schützengraben, so wie der Text durch die Form die man ihm gibt, zur Geschichte, Poesie, Drama, oder so wird.

Ein Loch KANN einen Ort zu einem Ort machen, zum Beispiel als GRab. Dass auch vieles andere einen Ort zu einem Ort machen kann, brauche ich nicht zu schreiben. Aber ich hab vergessen, dass du die Dummheit in meine Geschreibe interpretierst, wie ich es mir bei der Geschichte gewünscht hätte. Du antwortest nur auf Teile der Diskussion, die dir passen. Vieles meiner Kritik hast du außer acht gelassen, und dass, was du kritisierst, versuchst du so felsenfest als Blödsinn da zu stellen, dass man denkt, die muss einfach Recht haben. Aber du hast weder Hand noch Fuß. Was Heggel gesagt hat, hast du uns immer noch nicht gesagt, und auch bei deinem Text, ignorierst du meine Kritik.
Würden wir uns gegenübersitzen, könntest du so nie ausweichen, hier kannst du es noch.


Wenn es um die alte Frage geht, ob der Baum tatsächlich umgefallen ist, würde auch ich zustimmen, dass er das ist.
Man kann aber auch, wie Descartes, systematisch daran zweifeln, und einfach nichts glauben, was einem nicht hundertprozentig glaubwürdig erscheint. Und gesehen, hat es niemand. Aber wie gesagt: auch ich glaube an den Baum. Ist nur gedankenspiel, wie du weißt.

Um Materie oder nicht sollte es in und um den Text auch gar nicht gehen. Ich habe schon oben offengelegt, worum es geht. Zudem muss ich katinka zustimmen und könnte dir dazu nichts anderes mehr sagen.

Holdriho!

 

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