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Das Mädchen aus der Grünstraße

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04.06.2009
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Das Mädchen aus der Grünstraße

Keuchend ließ Tim sich auf die Decke fallen. Die trockenen Grashalme pieksten in seine Unterschenkel. Das Kreischen und Lachen der Kinder, die im flachen Wasser plantschten, war selbst hier in der hintersten Ecke des Freibades noch zu hören. Wassertropfen perlten von seiner Haut, zogen in den flauschigen Stoff der Picknickdecke ein. Er schloss die Augen und genoss die Wärme der Sonnenstrahlen, die sich wie ein wohliger Mantel um seinen Körper legte. Etwas sauste an ihm vorbei. Blinzelnd schaute Tim zur Seite. Ein paar Schritte von ihm entfernt beugte sich ein kleiner Blondschopf unbeholfen vor und hievte einen quietschgelben Wasserball über seinen Kopf. Mit hastig stolpernden Schritten lief der Kleine auf einen jungen Mann zu. Einen Moment blieb Tims Blick an dem jungen Vater hängen, dann fiel ihm eine weitere Gestalt unter der großen Eiche auf. Tim betrachtete sie und stutzte. Dann erkannte er sie. Es war das Mädchen aus der Grünstraße. Allzu lange wohnte er noch nicht dort, doch auf dem Nachhauseweg war er schon mehrmals an ihr vorbei gelaufen. Jedes Mal saß sie auf der verwitterten Holzbank vor dem kleinen Springbrunnen und schien dem Plätschern des Brunnens ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Etwas faszinierte Tim daran wie sie dort saß. Friedlich, schien mit der Welt im Reinen zu sein. Er fragte sich, ob sie eine andere Welt sah als er, vielleicht eine schönere, eine bessere. Bisher hatte er nicht die richtigen Worte gefunden, um sie anzusprechen. Dem Versuch durch ein freundliches Lächeln Kontakt aufzunehmen, folgte keine Reaktion. Tim hatte dennoch nicht das Gefühl, dass sie ihn ablehnte, eher dass sie in ihren Gedanken versunken war. Seit er sie das erste Mal gesehen hatte, ertappte er sich immer wieder dabei, wie seine Gedanken zu ihr schweiften, verharrten, bis er sich wieder losreißen konnte in die Wirklichkeit.
Nun saß sie dort in einiger Entfernung auf der blütenweißen Decke, gescheckt von den Schatten des sich wiegenden Baumes. Die Beine an ihren Körper gezogen, schaute sie nachdenklich in seine Richtung, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Ob sie ihn an- oder an ihm vorbeistarrte, konnte Tim nicht genau erkennen. Er beugte sich vor. Ihr langes haselnussbraunes Haar floss über ihre Schultern wie ein seichter Bach über Steine und Hölzer. Eine Silberkette blitzte an ihrem Hals hervor. Der Anhänger verschwand hinter den angewinkelten Knien, auf denen ihre schlanken Hände ruhten. Tim ließ seinen Blick über ihre makellosen Beine gleiten. Die zierlichen Füße waren unbeschuht. Er überlegte, ob jetzt die Gelegenheit war, sie anzusprechen. Ein Windstoß riss ihn aus seinen Gedanken. Reflexartig hielt er seine Kleidung fest, die er achtlos neben seiner Decke platziert hatte. Eine Wollknäuel landete vor seinen Füßen. Er beugte sich vor und nahm es an sich. Es war eine leichte Baumwolljacke mit großen roten Knöpfen. Tim blickte sich um. Dem jungen Vater würde sie wohl nicht gehören. Er sah wie das Mädchen die Decke abtastete und sich suchend umschaute. Tim wollte sich schon erheben, als sein Blick auf den Kugelschreiber fiel, der neben einer leeren Trinkdose lag. Er zögerte kurz, beugte sich aber dann zu seiner Tasche auf der Suche nach einem Stück Papier. Er fand eine Packung Taschentücher. Eins der Papiertücher zog er heraus und schrieb sorgfältig seine Handynummer darauf. Darunter setzte er seinen Namen. Das Tuch schob er in die Seitentasche der Jacke. Einen kurzen Moment dachte er sich, dass das albern sei, doch er war schon aufgestanden und schritt auf sie zu. Die trockenen Grashalme knackten leise unter seinen Füßen. Kurz vor ihr blieb er stehen. Sie schien ihn nicht zu bemerken. Tim räusperte sich kurz. „Hallo, ist das deine Jacke? Die Windbö hat sie zu mir geweht.“
Das Mädchen hielt inne und starrte in seine Richtung. „Ich weiß nicht.“ Sie streckte ihre Hand aus. Tim reichte ihr die Jacke.
Ihre Hände glitten über den weichen Stoff. „Ja das ist meine.“, lächelte sie. „Danke.“
„Keine Ursache.“, sagte er schnell und überlegte, ob er das Gespräch nun weiter führen oder gehen sollte.
„Ich hab dich schon ein paar Mal gesehen, du sitzt oft auf der Bank vor dem Springbrunnen.“, sagte er schließlich und versuchte seiner Stimme Sicherheit zu verleihen.
Das Mädchen zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Ja das stimmt. Wohnst du dort?“
„Ja, etwas weiter die Straße runter. Ich heiße übrigens Tim.“
„Melissa.“
Eine Pause entstand. „Und, bist du alleine hier?“, wollte er wissen.
„Ja und nein. Eine Freundin ist auf dem Weg und holt mich gleich ab.“ Noch während sie sprach, klingelte ein Handy. „Oh entschuldige, einen Moment.“ Sie griff in die Tasche ihrer Capri-Hose und zog das Telefon hervor.
Tim trat einen Schritt zurück, private Gespräche gingen ihn nichts an. Doch seinen Blick konnte er nicht abwenden. Vom Nahen verzauberte sie ihn noch mehr. Er betrachtete lange ihr Gesicht, während sie redete. Sie hatte Grübchen, wenn sie lächelte.
Das Gespräch war schnell zu Ende und Melissa verstaute das Handy wieder in ihrer Hosentasche.
„Das war meine Freundin, ich muss jetzt gehen.“, sagte sie, während sie aufstand.
„Okay, dann will ich dich nicht aufhalten.“ Tim lächelte ihr aufmunternd zu.
„Dann mach’s gut. Hat mich gefreut.“
„Gerne geschehen, bis dann!“ Tim drehte sich um und lief zurück zu seinem Platz. Mit einem Grinsen ließ er sich auf die Decke fallen, erst jetzt bemerkte er wie schnell sein Herz pochte. Aus der Ferne sah er wie Melissa die Decke ausschüttelte und sie flüchtig zusammenlegte. Gezielt griff sie nach ihrer Tasche und öffnete sie. Sie holte einen kleinen Stab hervor. Tim beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. Mit geübtem Griff zog sie am unteren Ende des Stabes, sodass sich dieser verlängerte. Ein Stock. Ein Ruck durchfuhr Tim, er schluckte. Ein Blindenstock. Seine Gedanken überschlugen sich. Einen Moment lang überlegte er, ob er ihr nachlaufen sollte, doch er sah nur noch, wie sie zwischen den Badegästen aus seinem Blickfeld verschwand.

Tim verbrachte seitdem viel Zeit am Springbrunnen in der Grünstraße. Er hoffte sie noch einmal wieder zu sehen, hoffte, dass sein Telefon klingeln würde. Hoffte. Wartete. Vergebens.

 

Hallo zusammen!
So, auch ich will mal etwas zum Besten geben. Die Idee für diese Geschichte hatte ich schon länger, nur mit der Umsetzung hat es lange gehapert. Doch jetzt hab ich es geschafft. Ich will diese Geschichte keinesfalls als "fertig" oder "nicht mehr zu verändern" darstellen, sondern ich würde gerne wissen, wie euch die Geschichte gefällt und bin offen für Verbesserungsvorschläge!
Viel Spaß beim lesen!

Karin


Sowas extra UNTER die KG posten :-)

 

Hallo zusammen!
So, auch ich will mal etwas zum Besten geben. Die Idee für diese Geschichte hatte ich schon länger, nur mit der Umsetzung hat es lange gehapert. Doch jetzt hab ich es geschafft. Ich will diese Geschichte keinesfalls als "fertig" oder "nicht mehr zu verändern" darstellen, sondern ich würde gerne wissen, wie euch die Geschichte gefällt und bin offen für Verbesserungsvorschläge!
Viel Spaß beim lesen!

Karin

@NikitaF
Sorry, wusste ich nicht.

 

„Hallo, ist das deine Jacke? Die Windbö hat sie zu mir geweht.“

:D der Satz macht mich irgendwie glücklich, wenn ich jemals die Gelegenheit dazu bekommen sollte, nutze ich ihn... muss aber auch ein krasser Wind gewesen oder?

ihr langes haselnussbraunes Haar floss über ihre Schultern wie ein seichter Bach über Steine und Hölzer

diese supergeschmeidige, zarte, zierliche Frau vergleichst du plötzlich mit Steinen und Hölzern...? weiß nicht, ob das so passt...

Also ich fand dein Schreibstil recht angenehm, habs schon deswegen gern gelesen...
Es ist alles sehr idyllisch... dieses "hallo ist das deine jacke? die windböe war's... erinnert mich fast an so etwas aus den 50er-Jahre in den USA, die Brady Bunch oder so... alles voll schön irgendwie..
Und dann dieser traurige Schluß... vergebens...
ich finde das alles irgendwie richtig süß..

mfg,

JuJu

 

Hallo Ocean Child,

insgesamt liest sich deine Geschichte sehr angenehm. Sie perlt so vor sich hin und wartet am Ende mit einer Pointe auf. Soweit so gut.
Dennoch könnte die Geschichte noch einiges an Verdichtung vertragen. Insbesondere ist es der Anfang, der zu lang geraten ist. Deine Beschreibungen kommen ganz gut, aber sie sind an einigen Stellen zu überfrachtet. Beispielsweise ist es für mein Empfinden zu dick aufgetragen, das Tim in das Lauschen des Mädchens gleich das Sinnen nach einer besseren Welt hineininterpretiert. Das klingt doch recht schwülstig und verkitscht damit zu sehr.
Auch bei der Beschreibung des Mädchens schöpfst du zu sehr aus dem Überfollen. Da würde ich einen Gang zurückschalten und diesem Perfekten einen stärken Hauch Realismus zutrauen.
Auch bei der Erkenntnis würde ich zurückrudern. Trau dem Leser was zu, lass ihn doch selbst die Erkenntnis durchmachen. Es reicht, wenn du beschreibst, wie sie den Stock ausklappt und wie sie vondannen zieht.
Dass sie wahrscheinlich blind ist, oder zumindest ihre Sehfähigkeit sehr eingechränkt ist, solte aus dem text kommen, nicht durch Tim herausposaunt werden.
Joa, und dann der letzte Absatz.
Das ist wahrlich theatralisch. Muss das vergeblich wiklich sein? Wie erklrt sich das?
Aber noch viel wichtiger die Frage: braucht die Geshcichte diesen Absatz überhaupt? ich denke, sie würde ohne diesen Klumpen auskommen.

Also, insgesamt noch etwas straffen und dann ist das schon sehr ordentlich :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Ocean Child,

Ich fand die Idee hinter der Geschichte sehr schön, und du hast einen feinen, leisen Erzählstil, der zum grössten Teil angenehm zu lesen ist. Der Schluss kam für mich nicht besonders überraschend, meiner Meinung nach kann man schon recht früh ahnen, was es mit dem Mädchen auf sich hat.

Ein Stock. Ein Ruck durchfuhr Tim, er schluckte. Ein Blindenstock. Seine Gedanken überschlugen sich.
Diese Stelle macht vieles kaputt, das kommt voll mit dem Hammer. Deine Geschichte hat das nicht nötig, ein bisschen eigenes Denkvermögen darfst du dem Leser schon zumuten.

Tim verbrachte seitdem viel Zeit am Springbrunnen in der Grünstraße. Er hoffte sie noch einmal wieder zu sehen, hoffte, dass sein Telefon klingeln würde. Hoffte. Wartete. Vergebens.
Ok, ich mag eigentlich traurige Geschichten, aber ich sehe keinen Grund, diese so enden zu lassen. Zumindest nicht auf diese Art, weil es ja keinen Grund gibt, weshalb das Mädchen nicht mehr ab und zu da sein sollte. Dass sie sich nicht meldet, finde ich ok. Für meinen Geschmack könntest du das auch offener enden lassen, aber es ist deine Geschichte und du musst selber entscheiden.

Ihr langes haselnussbraunes Haar floss über ihre Schultern wie ein seichter Bach über Steine und Hölzer.
Ah, das fand ich definitiv zu viel des Guten! Man muss es nicht übertreiben ...

Und dann der Windstoss ... ich verstehe, es dient der Handlung, aber wirklich glaubwürdig ist das nicht. Am Meer wäre es schon was anderes, wenn eh alles flattert und so. ;)

Ich finde es schön, wie du am Anfang versuchst, Stimmung aufzubauen, man kann die sommerliche Atmosphäre richtig spüren, nur frage ich mich, ob es nötig ist, diesen Jungen und seinen Vater einzubauen, denn um die beiden geht es gar nicht, und das verwirrt ein bisschen. Sie beanspruchen zu viel Aufmerksamkeit. Stattdessen würde ich vielleicht noch ein paar Geräusch einbauen (die Sinneseindrücke, die das Mädchen mitbekommt). So was in der Art halt.

Liebe Grüsse,
sirwen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo OceanChild!

Ich kenn die Geschichte anders ... kennst du vielleicht auch. Da sitzt ein Mädchen auf einer Bank und der Junge setzt sich zu ihr ... sie kommen ins Gespräch und unterhalten sich, und irgendwann dann geht sie und ist blind und der Kerl merkt das dann erst und naja ... es wird nicht erzählt, ob was aus den beiden wird.

Schön fand ich die Einstiegsszene, wenn auch das zu arg war und mir für ein Bild zu überladen. Also ... zu viel Text, mein ich. Das Bild wäre auch mit der Hälfte der Zeilen angekommen.

Und dann erzählst du den Moment der Begegnung meiner Meinung nach viel zu hastig. Aber gerade da wirds doch spannend. Und das Ende ist dann so der Hammer, nie was draus geworden, er hofft und hofft ... naja. Das kauf ich ihm nicht ab, er hätte ja auf sie warten können und sie irgendwo besuchen. SO schwierig kann das ja nicht sein, wenn man in der gleichen Straße ist.

Ich hab mich auch gewundert, wie der Wind die Jacke verwehen kann .. Jacke klingt so schwer. Und dann frag ich mich, warum man mit ner Jacke zum Schwimmen geht. Aber vllt. weht er ja was anderes weg? Muss ja keine Jacke sein.

Dass das Mädchen blind ist, das wusste ich ab da:

Er sah wie das Mädchen die Decke abtastete und sich suchend umschaute.

Und das war dann natürlich blöd, weil ich mehr wusste als der Junge da. :o) Und ab da hielt ich ihn dann für beschränkt. Und habe mich gefragt, wie er das übersehen konnte, die ganze Zeit über?

Sprachlich fand ich das ganz okay. Stellenweise eben etwas überzeichnet, vor allem, als du das Mädchen beschrieben hast. Ich nehme von selber an, dass sie barfuß ist, wenn sie im Schwimmbad ist. Außerdem: "unbeschuht" klingt gekünstelt. Und das mit dem Bach, der über Steine fließt ... das ist viel zu blumig. Beispiele aus der Natur als Bild für eine erotische Ausstrahlung zu nehmen, das macht man seit der Romantik nimmer. :)

Das brauchts auch nicht. Weißt du? Es ist ja der Leser, in dem der Eindruck entstehen soll, dass dein Prot auf das Mädel steht. Also muss der Leser das Gefühl empfinden.

Guck mal:

Das Mädchen saß im Schatten auf einer weißen Decke. Tim erschrak, als sie den Kopf in seine Richtung drehte und blickte schnell zur Seite. Als er sich ihr wieder zuwandte, sah er ein Lächeln auf ihren Lippen und überlegte, ob sie ihn wohl bemerkt hatte.

... und, hast du ein Bild von dem Mädchen im Kopf? :) Da wird klar, dass er auf sie steht. Und dass er nicht will, dass sie das bemerkt.

Dabei hab ich sie nicht mit einem Wort beschrieben. Keine Kette, kein Gesicht .. keine unbeschuhten Füße und keine Wasserfallhaare.

Das klappt dann recht gut, wenn man Situationen beschreibt, die jeder so oder so schon mal erlebt hat.

Naja!

Positiv fand ich, dass die Blinde recht selbstbewusst rüberkam.

Bis bald! :o)

yours

 

Erstmal danke ich euch, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meine Geschichte zu lesen und so ausführliche Kommentare dazu zu schreiben.

So wie ich das jetzt verstanden habe, hab ich es mit der bildreichen Sprache etwas übetrieben. Das ist witzig, weil bis jetzt meine Geschichten "keine Bilder erzeugt" haben oder der Stil "zu beschreibennd" war. Das war jetzt quasi mein Übungstext für bildreiches Schreiben. Ich hatte zwar schon die Befürchtung, dass es zu kitschig wird, aber hab es dann einfach durchgezogen, anscheinend muss ich noch das gesunde Mittelmaß finden. :D

Hab jetzt noch eine generelle Frage zum Ende. Muss ich dem Leser ALLES mitteilen? Ich schreibe ja aus der Sicht von Tim und er weiß dann auch nicht, wieso das Mädchen nicht mehr da war. Ist das nicht ein Mittel, um die Phantasie des Lesers anzuregen, dass er sich den Grund dafür selbst zusammenreimt? Oder ist das eher unbefriedigend für den Leser? Ich fand es nur dann nicht so gut, wenn ich die ganze Zeit aus Tims Sicht schreibe und dann auf einmal erzähle, was mit dem Mädchen passiert ist, dass nur zu Besuch war und an dem Abend nach dem Schwimmbad wieder nach Hause gefahren ist oder sowas, was Tim halt normal nicht wissen kann.

 

Hallo OceanChild,

Du fragst, >muss ich dem Leser ALLES mitteilen?<, worauf es nur als Antwort ein NEIN gibt, schließlich ist dies kein Verhör und wofür hat der Leser einen - hoffentlich - eigenen Kopf?

Auch ich find den Text angenehm, wenn er auch gelegentlich zuviel Worte macht. Z. B. genügte es, dem Satz >Er schloss die Augen und genoss die Wärme der Sonnenstrahlen, die sich wie ein wohliger Mantel um seinen Körper legte<, den abschließenden Nebensatz wegzulassen, ohne dass der Sinn des Satzes geändert würde, oder auch bei der Kette >junger Mann<, >junger Vater< reichte ein jung, wie überhaupt zahlreiche Adjektive entbehrlich wären.

Gruß

Friedel

PS: Fiel Dir eigentlich die "reine" Fiktion leichter als die historischen Versuche mit den vielfältigen Fußfallen an Fakten?

 

Hey nochmal ...

Hab jetzt noch eine generelle Frage zum Ende. Muss ich dem Leser ALLES mitteilen?

... nö, natürlich musst du nicht. Aber ein Ende wie deins:

Tim verbrachte seitdem viel Zeit am Springbrunnen in der Grünstraße. Er hoffte sie noch einmal wieder zu sehen, hoffte, dass sein Telefon klingeln würde. Hoffte. Wartete. Vergebens.

Lässt den Leser (in dem Fall mich) unzufrieden zurück. Und nein, das regt dann nicht meine Phantasie an, mit dem Argument könnte man auch nur einen Buchstaben hinschreiben und sagen, der liebe Leser solls sich doch selber erzählen.

Okay, hmm ... was kann man tun?

Was ist denn die Geschichte an der Sache? Der Junge findet das Mädchen interessant, irgendwann gibts ne Gelegenheit und er begegnet ihr, spricht sie an, sie muss aber schnell weg und beide treffen sich nie wieder.

Das ist fad, aber das ist das, was du erzählst. Das mit ihrer Blindheit ist genauso Zierde wie der Blondschopf am Anfang. Weil ... dass sie die Nummer auf dem Zettel nicht lesen kann, ist ja kein Grund dafür, dass sie nicht trotzdem noch zum Brunnen geht.

Nenene ... der Kerl hat sie irgendwie dazu gebracht, auch nimmer zum Brunnen zu gehen. Komischerweise. Also ich hätte mir das nicht verbieten lassen.

Und all diese Fragen, die stellen sich am Ende und wollen beantwortet werden. Das ist ja kein offenes Ende, was du da hast, du knallst da in einem Satz die gesamte Zukunft der zwei in die Tonne. :)

Bis bald,
yours

 

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