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Das Mädchen-Problem

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Das Mädchen-Problem

Es fällt mir immer wieder auf, dass Leute mit dem grammatischen Geschlecht von "Mädchen" falsch umgehen (sein[!] sächliches Geschlecht rührt daher, dass es ein Diminutiv ist). Dies kann sowohl beim Sprechenden/Schreibenden als auch beim Zuhörenden/Lesenden für Verwirrung sorgen. Ich persönlich habe schon das Gefühl, dass es keine befriedigende Lösung für das Problem gibt. Aktuelles Beispiel aus einer Geschichte, die ich gerade gegenlesen lasse:

Das Mädchen stand auf und drehte sich zu mir um. Es konnte mich unmöglich gehört oder gerochen haben, da ich mich doch gegen den Wind angeschlichen hatte. In der Hand hielt es eine angebissene lila Frucht, einem Pfirsich ähnlich, aber etwas größer. Wir standen nun nahe genug zusammen, dass wir uns laut unterhalten konnten. "Wer bist du?", fragte es mich und kam dabei weiter auf mich zu. Seine Schritte erschienen mir dabei ebenso zögerlich wie meine zu Beginn.

Das "Seine" im letzten Satz wurde mir angekreidet und stattdessen ein "Ihre" hingeschrieben.
Und dieses Problem verfolgt mich irgendwie dauernd. Ich achte schon in der Umgangssprache - beim Reden - darauf, dass ich mich oft noch auf das falsche "ihre" bzw. sonstiges Zutreffendes korrigiere, weil die Leute sonst irritiert sind.

Besonders krass tritt es auch in Dialogen zutage:

"Sieh mal, das ist ein hübsches Mädchen da drüben."
"Allerdings. Seine Haare gefallen mir."
"'Seine'?!"

Naja, was soll ich jetzt erwarten? Zustimmung? Lösungen?

 

Ich hab das auch mal in einer meiner Geschichten im ersten Abschnitt benutzt:

http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=50343

Kannst dir ja mal durchlesen was dazu geschrieben wurde, ist allgemein nicht so gut angekommen, vor allem Quinn und Mothman haben das kritisiert. Ich hab in einer meiner Antworten auch begründet, warum ich mich für "es" entschieden habe.

Da wird eigentlich schon viel zu dem Thema gesagt. Ich persönlich finde es mit "es", "seine" etc. in Ordnung, würde in weiteren Geschichten aber vermutlich auch nach der zweiten Erwähnung oder so auf das weibliche Geschlecht wechseln (s. dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Constructio_ad_sensum), da es grammatikalisch erlaubt ist und natürlicher klingt.

 

Der Duden schreibt:

2. Genus: Das Substantiv Mädchen hat wie alle Substantive auf -chen neutrales Genus, es bezieht sich aber auf weibliche Personen. Deshalb kann es mit einer femininen Form wieder aufgenommen werden: Das Mädchen ist eine gute Schülerin. In Relativsätzen ist allerdings das Genus ausschlaggebend: Das Mädchen, das (nicht: die) ihm die Blumen überreichte, war völlig unbefangen. Beim Personalpronomen und beim Possessiv ist das Femininum wie das Neutrum möglich: Das Mädchen geht jetzt in die Schule. Es / Sie ist eine gute Schülerin. Das Mädchen hat gestern seine (seltener: ihre) Puppe vergessen. Die feminine Form wird besonders dann bevorzugt, wenn das Pronomen bzw. Artikelwort weiter entfernt steht: Das Mädchen fand rasch Freundinnen. Besonders bemühte sie sich um ihre Tischnachbarin.

3. Gebrauch: Im heutigen Sprachgebrauch wird nur ein Kind weiblichen Geschlechts als Mädchen bezeichnet. Als Bezeichnung für junge Frauen und Hausangestellte ist es nicht mehr in allgemeinem Gebrauch und wird zuweilen als diskriminierend empfunden.
© Duden - Richtiges und gutes Deutsch, 7. Aufl. Mannheim 2011 [CD-ROM]

 

Danke, ihr beiden. Damit kann ich etwas anfangen.
Jetzt muss ich übergrübeln, ob ich das Wort "Mädchen" überhaupt verwende, denn es wäre wohl "junge Frau" angebracht. Damit würde sich das Problem ebenfalls auflösen. "Junge Frau" kommt nur so gestelzt rüber, weil es eben kein einzelnes Wort mehr ist und von mir nur aufgrund der Diskriminierungsfreiheit verwendet würde.

 

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