Das Mädchen und die Ratte
Das Mädchen war hübsch anzusehen. Es rannte und ihre langen dunklen Haare und das rote feste Wollkleid wehten. Die weißen Schuhe stampften bei jedem Schritt auf den schmutzigen Asphalt der Straße. Es war sehr kalt um diese Jahreszeit in Moskau. Sie trug eine weiße Pelzkappe und passende Handschuhe, dazu eine schwarze Strumpfhose. Sie rannte durch die Straßen und lachte dabei. Passanten machten ihr Platz und sie rannte weiter, ohne sich bedanken zu müssen.
Erst auf den zweiten Blick sah man, warum sie rannte. 20 Meter vor ihr, lief ein Hund. Ein sehr großer stolzer weißer Pudel; hübsch frisiert und mit einer roten Schleife im Haar. Sein Fell bewegte sich unter der Geschwindigkeit genauso, wie der Pelz der Kappe des Mädchens.
Es sah nach einem Spiel aus. Das Mädchen machte keinesfalls einen verzweifelten Eindruck und rief keinen Namen. Der Hund blickte sich von Zeit zu Zeit um, und es wirkte, als wolle er schauen, ob seine Freundin noch hinterher kommen würde, oder er langsamer laufen müsse. Aber das Mädchen kam nicht einmal außer Atem, sie rannte einfach mit dem gleichen lächeln auf dem Gesicht und sonst keiner Gefühlsregung weiter.
Je länger sie so zusammen liefen, umso mehr veränderte sich das Bild jedoch. Der Pudel wurde kleiner und kleiner. Am Ende war es ein kleiner Zwergpudel mit Angst in den Augen wenn er sich umblickte, um zu sehen, ob das Mädchen, was unverändert weiter lief, noch hinter ihm war.
Der kleine Pudel wurde kleiner und kleiner und der Abstand zwischen ihm und seiner Besitzerin immer geringer. Er wurde zum weißen Häschen, wie es Zauberer aus dem Hut wünschen, dann zum Meerschweinchen und schließlich zur weißen Ratte. Das Mädchen war nur noch wenige Meter entfernt und das Tier gab auf und blieb stehen und drehte sich um. Auch das Mädchen wurde langsamer und schritt schließlich langsam auf das kleine Wesen zu. Liebevoll blickte es zu dem, vor Erschöpfung zitternden, Tierchen runter, hob es vorsichtig auf, streichte über das weiße Rückenfell und hob es vor ihr Gesicht. Handschuhe und Tier bildeten eine perfekte Einheit. Sie will ihr Tierchen, was sie endlich wieder hat nun küssen, hätte man denken können. Doch das Mädchen öffnete ihren Mund unnatürlich weit und biß der Ratte den Kopf ab, immernoch mit lächelden Augen, als wäre dies ein großer Liebesbeweiß an ihr Tier. Das Blut fließt über die Handschuhe und tropft auf den Boden und sie schluckt den Kopf ohne zu kauen runter.