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Das Meer / An meinen Körper aus Glas
Das Meer / An meinen Körper aus Glas
Und ich fühle, wie das kühle Nass sanft an meiner Haut zehrt. Es fließt durch meine Zehen, es fließt nach hinten. Ich drehe mich nicht um, denn ich habe Angst anzusehen, was mich schon längst einholte- in meinem Kopf.
Das Wasser ist vergangen und ich stehe auf trockenem Sand. Tote Fische um mich herum- tragen menschlich aussehende Köpfe. Sie zappeln, wollen schwimmen, doch jemand nahm ihnen das Wasser.
Ich stehe aufrecht. Allein. Wie es mir meine schrecklichsten Alpträume vorhersagten. Doch ich fühle keine Angst, denn ich schaue nicht zurück.
Aus meinem Auge rinnen Tränen. Zuerst nur eine einzige, dann immer mehr. Ich spüre sie eisig kalt an meinen Wangen hinab laufen, über meine Nase und immer weiter hinunter und scheinbar der Schwerkraft trotzend, beginnen sie auch nach oben, in meine Haare zu kriechen.
Meine Augen sind verklebt, vom Licht, dass nur in Form kleinster Partikel durch die Luft schwirrt, und aus welchem eine Spinne ihr Netz gewoben hat, in welchem ich klebte.
Die Tränen rinnen hinab, auf meinen Oberkörper, über meine Hüften, meine Beine. Es sind Tränen der Dunkelheit, der Schwärze, welcher mein Innerstes verfallen war.
Bunte Schwärze benässt meinen Körper.
Stille befällt mich, wie ein hungriges Tier, und das salzige schwarze Öl sickert langsam in meine Ohren- lähmt den Klumpen in meinem Kopf.
Das salzige Wasser setzte seinen Weg fort, rollt an meinem Rücken hinab- ich spüre es- und verbindet sich schon bald mit dem Boden, wessen höllisches Feuer unter meiner inneren Last erstickt.
Die Tränen erstarren zu wohlig warmen Eis, das wie Blei auf mir liegen bleibt und eine Last auf meinem Körper bildet. Eine Last, welche vorhin im Innerstes meiner selbst auf mir ruhte.
Keine Luft dringt durch die schwarze Glasschicht hindurch, in welche sich das warme Eis langsam verwandelt.
Das Salz dringt an dessen Oberfläche und zeigt sein Antlitz in Form von kleinen, feinen Kristallen, welche spröde zerfallen. Kleine Krümel glitzernden Staubes treffen auf dem Boden auf. Könnte ich mich bewegen, würde ich sie aufsammeln und in eine Adern pressen- ich wäre etwas wert- denn jeder mag Kristalle.
Nichts bewegt sich, nichts lebt. Ich merke, wie die Dunkelheit einen Mantel um mich legt, eine unbekannte Materie, die mich in sich aufnimmt, wie das Wasser einen Ertrinkenden. Könnte ich schreien, würde ich es nicht tun, könnte ich fallen, würde ich es nicht wagen und könnte ich euch mitnehmen, würde ich euch den Schlüssel verwehren.
Doch könnte ich nicht fühlen, wäre ich gern bei euch und würde die Glasschicht durchbrechen- abstreifen, wie ein Wurm aus knetbarer Masse seinen Glaskokon. Doch mein Gefängnis aus Glas erlaubt es mir nicht, nicht zu fühlen- erlaubt es mir nicht euch kennen zu lernen- hält mich gefangen- hier.
-kusaru-