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Das MM-Phänomen

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09.12.2004
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Das MM-Phänomen

Es ist wieder so weit. Der Sonntag, der übrigens seinem Namen wirklich einmal die Ehre machte und sonnig war, ist vorbei. Der Wecker klingelt und es heißt an einem erneuten Montagmorgen aufzustehen. Und das, obwohl es im Zimmer viel zu kalt ist, nachdem das Fenster die ganze Spätaprilnacht offen stand. Es nützt nichts. Die nackten Füße platschen auf den kühlen Boden, der Blick in den Spiegel ist wenig erfreulich. Ich frage mich, wer sich nachts immer die Zeit nimmt, mir so dunkle Ringe unter die Augen zu malen. Die Haare, die am Tag springend fröhliche Locken sein sollen, stehen nach allen Seiten vom Kopf ab. Ein bisschen Wärme nur, denke ich mir. Glücklicherweise macht mich schon bald die sonnig-relaxte Buena-Vista-Social-Club-Musik aus der Anlage auf der Fensterbank ein bisschen wacher. Herzlich Willkommen zurück im Trott. Guten Morgen, Leben.
Wie immer schaffe ich es gerade noch rechtzeitig in den Bus zu springen. Dort erwarten mich die üblichen Gesichter: grau, leer, ausgelaugt und für meinen Geschmack zu oft resigniert. Unbewusst frage ich mich, ob ich nicht auch für all die anderen ein solch graues Gesicht bin. Leer und nichtssagend. Wohin ist nur plötzlich die Unbeschwertheit vom Sonnensonntag verschwunden?
Ich klappe das Buch auf, das mich schon gestern Nacht viel zu lang wach gehalten hat. So kann ich mich noch ein bisschen aus dieser kühlen Realität flüchten. Wenigstens diese Seifenblasenhelden scheinen ein Leben ohne Montagmorgende zu haben.
Angekommen im Büro, begrüßt mich mein Outlook mit den aktuellen Informationen. Datum, Uhrzeit, Termine und – als ob ich es nicht schon längst wüsste – heut, liebe Lydia, ist der erste Tag der Woche. Montag.
Ich kann ein Seufzen nicht unterdrücken. Frage mich, woran es liegt. Was ist das für ein Phänomen. Warum graust es uns allen davor? Es auf den Punkt bringen, würde heißen: Wir nennen es Alltag. Es ist das, was passiert, während wir leben. Diese Stetigkeit. Tagein, tagaus. Und irgendwie beginnt es immer wieder neu. So, als ob wir nichts dagegen tun könnten. Niemand fragt uns danach, ob wir überhaupt Lust darauf haben. Vielleicht möchte ich schon morgen lieber Donnerstag haben? Doch scheinbar interessiert das keinen.
Ich starre auf den Bildschirm vor mir. Der Cursor blinkt. Auch er erwartet was von mir: Gib mir Befehle! Und er scheint weiter zu warten, während ich mich nicht rühre.
Was er nicht weiß: Auch ich warte. Ich warte. Immer wieder mit dem Blick auf die Zeit. Ich warte, dass Freitag ist.
Was für ein Phänomen: Montagmorgen.

 

Hallo Yogho,

deine Montagmorgen-Lamentation ist vielleicht der Anfang eines Textes, aber noch kein fertiger Text, finde ich. Er stellt Fragen. Der fertige Text würde mich mehr in Richtung Antwort führen, glaube ich. Oder mir zumindest eine neue Perspektive geben? Ich meine, wie sich mein Montagmorgen anfühlt, weiß ich, aber nicht wie sich deiner anfühlt. Oder besser gesagt: der von deiner Protagonistin.

Guten Morgen, Leben.
-> Finde ich pathetisch.

Die grauen Gesichter im Bus sind ein Klischee. Leute, die montags mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, haben in Geschichten IMMER garue Gesichter. Langweilig find ich das.

Die Heldin ist jemand, der Bücher liest, ein lebendiges Wesen, mit fröhlichen Locken. Die anderen sind langweilig: Ist das nicht eine etwas arrogante Attitüde? Willst du, dass deine Heldin arrogant erscheint?

Was mir am besten gefallen hat, war der Computer, der Befehle von Lydia erwartet. Das wäre ein Punkt, wo die Geschichte anfangen könnte. Dieser Gedanke, diese Perspektive war mir irgendwie neu.

Grüße,
Stefan

 

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